Die Bachelorarbeit beschäftigt sich mit der Forschungsfrage, ob Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis selbst- und fremdaggressives Verhalten begünstigen.
"Irre Mörder", "gemeingefährliche Geisteskranke" oder "verrückte Verbrecher" – derartige Schlagzeilen verwenden Printmedien, wenn besonders abstoßende Gewaltverbrechen geschehen, bei denen zunächst kein Motiv zu erkennen ist. Dabei wird suggeriert, dass nicht nachvollziehbare Gewaltdelikte mit einer psychischen Erkrankung zusammenhängen, so dass eine Verknüpfung von Gewalt mit psychischen Erkrankungen vorgenommen und medial verbreitet wird. Insbesondere in Bezug auf schizophrene Erkrankungen besteht die verbreitete Überzeugung in der Öffentlichkeit, dass an Schizophrenie leidende Menschen besonders gefährlich seien. Dies wird durch den Umstand gefördert, dass beispielsweise in Filmen immer wieder ein wissenschaftlich wenig bis gar nicht fundiertes Bild des "gefährlichen Schizophrenen" gezeichnet wird und in den Print- bzw. Nachrichtenmedien im Falle besonders spektakulärer Delikte die Täter reflexartig als schizophren bezeichnet werden. Solche medialen Praktiken erschweren die Bemühungen der Sozialpsychiatrie hinsichtlich der Entstigmatisierung und Reintegration von schizophren erkrankten Menschen, zudem sind die stigmatisierenden Einstellungen in der Allgemeinbevölkerung zu Schizophrenien in den vergangenen Jahren noch stärker angestiegen.
Kürzlich ereignete sich ein schwerwiegendes Gewaltverbrechen in Hanau, bei dem zehn Menschen erschossen wurden. Dies erregte mediales Aufsehen und entfachte öffentliche Diskussionen, in denen spekulativ über das Vorliegen einer Schizophrenie beim Täter diskutiert wurde. Ereignisse wie diese beleben die öffentliche Frage nach der Gefährlichkeit der Erkrankten für die Allgemeinbevölkerung. Diese Arbeit ist motiviert durch dieses Ereignis, und die darauffolgenden wissenschaftlichen Diskussionen, welche sich mit der Frage nach dem Aggressionsrisiko schizophren Erkrankter beschäftigen. Aus diesem Grund drängt sich die Frage auf, inwiefern es einen Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Gewalttätigkeit gibt und ob tatsächlich ein erhöhtes Gewaltrisiko bei schizophren Erkrankten besteht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Schizophrenie
- 2.1.1 Epidemiologische Erkenntnisse
- 2.1.2 Symptomatik
- 2.1.3 Diagnostische Kriterien
- 2.1.4 Ätiologische Erkenntnisse
- 2.1.5 Therapie
- 2.2 Stereotype der Schizophrenie
- 2.2.1 Ursachen für das Stereotyp der Gewalttätigkeit bei Schizophrenie
- 2.2.2 Stigmatisierung und die Folgen für schizophren erkrankte Menschen
- 2.2.3 Die Rolle der Medien
- 2.3 Aggression und Gewalt
- 2.3.1 Begriffsdefinition
- 2.3.2 Forensische Aspekte
- 2.1 Schizophrenie
- 3. Schizophrenie und Gewalt
- 3.1 Prävalenz von Selbstaggressionen
- 3.2 Hintergründe und Risikofaktoren für suizidale Handlungen
- 3.3 Prävalenz schizophren erkrankter Menschen im forensisch-psychiatrischen Setting
- 3.3.1 Prävalenz von Gewaltdelikten
- 3.3.2 Gewalttaten ohne strafrechtliche Verfolgung
- 3.3.3 Das Gewaltrisiko von schizophren erkrankten Menschen
- 3.4 Gewaltrisikofaktoren
- 3.4.1 Die Symptomatik der Schizophrenie
- 3.4.2 Die Bedeutung der psychiatrischen Behandlung für das Gewaltrisiko
- 3.4.3 Komorbide Suchterkrankungen
- 3.4.4 Viktimisierung
- 3.4.5 Frühere Gewalttaten
- 3.4.6 Soziodemografische Risikofaktoren
- 4. Gewaltmanagement in der allgemeinpsychiatrischen Versorgung
- 4.1 Strukturelle Entwicklungen und Behandlungsschwächen der Allgemeinpsychiatrie
- 4.2 Empfehlungen und Konsequenzen für eine gewaltpräventive Behandlung
- 4.2.1 Identifikation von Risikopatienten und Risikofaktoren
- 4.2.2 HCR-20 - Das Instrument zur Einschätzung des Gewaltrisikos
- 4.2.3 Die Bedeutung von psychiatrischen Interventionen für schizophren erkrankte Patienten
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelor-Thesis befasst sich mit dem Stereotyp der Gewalttätigkeit bei schizophren erkrankten Menschen und untersucht, inwiefern Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis selbst- und fremdaggressives Verhalten begünstigen. Ziel der Arbeit ist es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Schizophrenie und Gewalt zu beleuchten und den Einfluss verschiedener Risikofaktoren auf das Aggressionsverhalten von Schizophreniekranken zu analysieren.
- Das Stereotyp der Gewalttätigkeit bei Schizophrenie und dessen Ursachen
- Die Folgen der Stigmatisierung für schizophren erkrankte Menschen
- Die Prävalenz von Selbstaggressionen und suizidalen Handlungen bei Schizophrenie
- Die Rolle der psychiatrischen Behandlung und komorbider Suchterkrankungen im Zusammenhang mit dem Gewaltrisiko
- Die Bedeutung von soziodemografischen Faktoren für die Entstehung von Aggressionen bei Schizophreniekranken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema Schizophrenie und Gewalt, wobei die mediale Darstellung und die Folgen der Stigmatisierung beleuchtet werden. Kapitel 2 bietet einen umfassenden Einblick in den theoretischen Hintergrund, der die klinischen Symptome und die epidemiologische Situation der Schizophrenie beleuchtet. Darüber hinaus werden Stereotype der Schizophrenie und die Bedeutung der Medien in diesem Zusammenhang diskutiert. Der Begriff der Aggression und Gewalt wird in Bezug auf Schizophrenie definiert und forensische Aspekte werden erörtert. Kapitel 3 analysiert die Prävalenz von Selbstaggressionen und suizidalen Handlungen bei Schizophrenie, sowie die Prävalenz von schizophren erkrankten Menschen im forensisch-psychiatrischen Setting. Verschiedene Risikofaktoren für Gewalttätigkeit bei Schizophreniekranken werden anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse untersucht. Kapitel 4 beschäftigt sich mit dem Gewaltmanagement in der allgemeinpsychiatrischen Versorgung, insbesondere mit strukturellen Entwicklungen, Behandlungsschwächen und Empfehlungen für eine gewaltpräventive Behandlung. Die Arbeit schließt mit einem Fazit und einem Ausblick auf zukünftige Forschungsbedarfe.
Schlüsselwörter
Schizophrenie, Gewalt, Aggression, Stigmatisierung, Risikofaktoren, psychiatrische Behandlung, Selbstaggression, Suizid, forensisch-psychiatrisches Setting, Gewaltmanagement, allgemeinpsychiatrische Versorgung, Entstigmatisierung, Prävention.
- Quote paper
- Josephine Rimkus (Author), 2020, Das Stereotyp der Gewalttätigkeit bei schizophren erkrankten Menschen. Psychisch krank und gefährlich?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1467426