Über vierzig Jahre später wird die 68er-Revolte immer noch unterschiedlich interpretiert und kontrovers diskutiert. Besonders einer der Protagonisten polarisiert nach wie vor. Er war marxistischer Soziologe und kämpfte für die Befreiung aller Menschen von Krieg, Ausbeutung und Angst. Mit Aktionismus wollte er für Aufklärung sorgen und dadurch die seiner Meinung nach medial hervorgerufene „gesellschaftliche Bewusstlosigkeit“ aufheben. Sein Ziel war die permanente Weltrevolution und ein demokratischer Sozialismus. Von den Einen wird er als gewalttätiger Polit-Rowdy und gefährlicher Demagoge beschimpft, die Anderen verehren ihn, den grundgütigen, nach Wahrheit und Gerechtigkeit strebenden Menschen, als großen politischen Rhetoriker und Theoretiker. Jedenfalls ziert er das Cover der meisten Bücher über die 68er und in jeder Dokumentation über diese Zeit ist seine markante Stimme zu hören. Die Rede ist vom „Herz der Revolte“, von der Personifizierung der Studentenbewegung: Rudi Dutschke.
In diesem Essay möchte ich in zwei Schritten beleuchten, wie und warum dieser Mann zum dem Mythos wurde, der uns heute noch präsent ist. Zunächst gilt es, die Verwandlung vom jungen in der Deutschen Demokratischen Republik lebenden Christen zum antiautoritären Sozialisten und westdeutschen Studentenführer zu erklären. Im zweiten Schritt möchte ich zeigen, dass die Mythologisierung des – wie Michaela Karl ihn nennt – „Revolutionärs ohne Revolution“ nicht ausschließlich mit seinen Leistungen zusammenhängt. Dutschke hatte nie beabsichtigt, zum Mythos zu werden. Er wollte im Gegenteil immer genau das vermeiden. Es müssen demnach eine Reihe anderer Faktoren eine Rolle gespielt haben.
Inhaltsverzeichnis
- Wie Rudi Dutschke zum Mythos wurde
- Von der DDR nach Westberlin
- Dutschke im Westen
- Die Rolle der Medien
- Dutschke und der Prager Frühling
- Der Attentat
- Dutschkes Dissertation
- Dutschkes Lebensweg
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Essay befasst sich mit der Frage, wie Rudi Dutschke zum Mythos der 68er-Bewegung wurde. Er analysiert Dutschkes Lebensweg, seine politischen und theoretischen Ansätze sowie die Rolle, die die Medien bei der Konstruktion seines Mythos spielten.
- Dutschkes politische Entwicklung von einem jungen Christen in der DDR zum antiautoritären Sozialisten im Westen
- Die Bedeutung der Medien für die Popularisierung und Mythologisierung Dutschkes
- Dutschkes Kritik am "real existierenden Sozialismus" und seine Vision eines "dritten Weges" zwischen Kapitalismus und Sozialismus
- Der Einfluss von Dutschkes Erfahrungen im Osten und Westen auf seine politische und theoretische Entwicklung
- Die Folgen des Attentats auf Dutschke für die Studentenbewegung und seine eigene Karriere
Zusammenfassung der Kapitel
Der Essay zeichnet Dutschkes Weg vom jungen Christen in der DDR zum studentischen Aktivisten und politischen Denker im Westen nach. Er beleuchtet Dutschkes kritische Auseinandersetzung mit dem "real existierenden Sozialismus", seine Hinwendung zum Marxismus und seine Entwicklung einer eigenen Vorstellung von einem demokratischen Sozialismus.
Der Text beschreibt Dutschkes Rolle in der Studentenbewegung, seine Auseinandersetzungen mit der Springer-Presse und die Folgen des Attentats auf ihn. Schließlich wird Dutschkes Dissertation und seine kritische Analyse von Lenins Rolle in der russischen Revolution beleuchtet.
Schlüsselwörter
Rudi Dutschke, 68er-Bewegung, Studentenbewegung, Sozialismus, Marxismus-Leninismus, antiautoritärer Sozialismus, Medien, Mythos, Attentat, Prager Frühling, "real existierender Sozialismus", "dritter Weg"
- Arbeit zitieren
- Paul Thierbach (Autor:in), 2009, Wie Rudi Dutschke zum Mythos wurde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146757