Das Kloster Sankt Gallen, das seine Wurzeln in einer im Jahre 612 inmitten damals unkultivierter Landschaft gegründeten Büßerzelle des irischen Mönchs Gallus hat, war von Anfang an mit einer bewegten Geschichte verbunden und es bedurfte ein Jahrhundert nach der ersten einer zweiten Gründung, um das Kloster am Leben zu erhalten. Doch durch strenge Disziplin und geschicktes wirtschaftliches Agieren erlebte die Abtei in der Folge an Umfang und Einfluss, bevor es im Jahre 926, als ungarische Soldaten das Kloster überfielen, einer neuen großen Gefahr ausgesetzt war, die das kulturelle Leben St. Gallens auszulöschen drohte.
Die Fragestellung der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich mit diesem einschneidenden Erlebnis, von dem uns in den „Casus sancti Galli“ Ekkehards IV. ein lebendiges und einprägsames Zeugnis überliefert ist. Gleichzeitig soll es vermieden werden, den Ungarn-Einfall in St. Gallen als ein isoliertes Phänomen vorzustellen, sondern im Kontext der weit reichenden, beinahe ein Jahrhundert lang andauernden Raubzüge ungarischer Scharen vor allem im süddeutschen Raum, soll, dem Abschnitt über St. Gallen vorgeschaltet, eine Einordnung und Erklärung im zeithistorischen Rahmen einer von Plünderung und Mord geprägten Epoche versucht werden. Dabei bezieht sich die Arbeit nicht nur auf die Überlieferungen Ekkehards IV., sondern bearbeitet auch – wenngleich thematisch bedingt in geringerem Umfang – Quellen Widukinds von Corvey.
Lediglich angerissen werden kann in diesem Zusammenhang der an sich bedeutende Aspekt, in wie weit die Quellen Ekkehards und Widukinds für heutige Leser überhaupt (noch) historische Authentizität besitzen bzw. in wie weit man bei deren Benutzung Vorsicht walten lassen muss.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Einordnung der benutzten Quellen und deren Verfasser
- Widukind von Corvey: Rerum gestarum Saxonicarum libri tres
- Ekkehard IV. von Sankt Gallen: Casus sancti Galli
- Der Überfall auf Sankt Gallen im historischen Kontext der Ungarnzüge unter Einbeziehung der Quellen Widukinds
- Die Ausgangslage der ungarischen Raubzüge
- Die Ungarn in Bayern
- Die ungarischen Raubzüge im Jahr 926
- Das Ende der Ungarnüberfälle
- Der Ungarnüberfall auf Sankt Gallen im Bericht Ekkehards IV.
- Die Frage geschichtlicher Authentizität bei Ekkehard IV.
- Die Vorbereitungen zur Verteidigung und Evakuierung des Klosters
- Die Ungarn im Kloster
- Der Abzug der Ungarn und die Rückkehr der Mönche
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Überfall der Ungarn auf das Kloster Sankt Gallen im Jahr 926 und betrachtet diesen Vorfall im Kontext der Ungarnzüge im süddeutschen Raum. Die Hauptaugenmerk liegt auf der Analyse des Berichts von Ekkehard IV. in den „Casus sancti Galli“ und der Einordnung der Ereignisse in die zeitgeschichtliche Entwicklung.
- Der Ungarnüberfall auf Sankt Gallen im Jahr 926
- Die „Casus sancti Galli“ von Ekkehard IV. als Quelle für die Geschichte des Klosters
- Die Einordnung des Überfalls in den zeitgeschichtlichen Kontext der Ungarnzüge
- Die Frage der historischen Authentizität der Quellen
- Die Folgen des Überfalls für das Kloster Sankt Gallen
Zusammenfassung der Kapitel
Zur Einordnung der benutzten Quellen und deren Verfasser
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Quellen Widukinds von Corvey und Ekkehards IV. von Sankt Gallen, den wichtigsten Quellen für die Untersuchung des Ungarnüberfalls. Es werden die Lebensläufe der beiden Autoren und die Besonderheiten ihrer Werke beleuchtet.
Der Überfall auf Sankt Gallen im historischen Kontext der Ungarnzüge unter Einbeziehung der Quellen Widukinds
Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die ungarischen Raubzüge im süddeutschen Raum und stellt den Überfall auf Sankt Gallen in einen zeitgeschichtlichen Kontext. Die Darstellung basiert auf den Quellen von Widukind von Corvey, der wichtige Einblicke in die politische und militärische Lage der Zeit liefert.
Der Ungarnüberfall auf Sankt Gallen im Bericht Ekkehards IV.
Dieses Kapitel analysiert den Bericht Ekkehards IV. über den Überfall auf Sankt Gallen in den „Casus sancti Galli“. Es untersucht die Frage der historischen Authentizität des Berichtes und beleuchtet die Ereignisse des Überfalls aus der Perspektive des Klosters.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Kloster Sankt Gallen, Ungarnzüge, Ekkehard IV., „Casus sancti Galli“, Widukind von Corvey, Rerum gestarum Saxonicarum, historische Authentizität, Mittelalter, süddeutscher Raum.
- Arbeit zitieren
- Michael Mößlein (Autor:in), 2001, Das Kloster Sankt Gallen während des Überfalls der Ungarn im Jahre 926 im zeithistorischen Kontext der Ungarnzüge, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14678