In früheren Jahren spielten Rohstoffe allenfalls eine untergeordnete Rolle in den Investitionsentscheidungen sowohl von professionellen Portfoliomanagern als auch von Privatanlegern. Als Grund wurde dafür häufig das hohe Risiko, gemessen an der Volatilität der Preisbewegungen, angegeben, welches Rohstoffen als Investmentalternative angeblich innewohnt. In den letzten Jahren jedoch gewannen Rohstoffe als Assetklasse, wohl auch vor dem Hintergrund der rasant ansteigenden Rohstoffpreise und dem seit Jahren intakten Superzyklus, immer mehr an Bedeutung. Die Wissenschaft ist sich dabei schon seit langer Zeit einig, dass Rohstoffe einen positiven Beitrag zur Portfoliooptimierung leisten können. Ein wichtiger Vorzug ist dabei in der Absicherung gegen Inflationsrisiken zu sehen, da Rohstoffe, historisch betrachtet, eine positive Korrelation mit der Inflation aufweisen. Der größte Vorteil liegt dabei in der absichernden Wirkung von Rohstoffen gegenüber unerwarteter Inflation, da vorhersehbare Inflation auch zu höheren Bond- und Aktienrenditen führt, eine unerwartete Inflation in der Vergangenheit jedoch meist in negativen Bond- und Aktienrenditen resultierte. Des Weiteren kann in fast allen vergangenen Perioden ein unkorrelierter Verlauf, in Teilen sogar eine negative Korrelation zwischen Rohstoff- und Aktienrenditen sowie Bondrenditen festgestellt werden. Dadurch bietet ein Investment in Rohstoffe dem Anleger letztlich die Möglichkeit zur Diversifikation seines Portfolios.
Seit die Rohstoffpreise im Jahr 2008 jedoch sehr stark gefallen sind, wie beispielsweise Rohöl, das vom Höchststand von mehr als 147 US-Dollar je Barrel im Juli 2008 um mehr als 70% auf unter 40 US-Dollar zum Jahresende zurückging, oder Zink, das von mehr als 4.500 US-Dollar je Tonne im Dezember 2006 gar um fast 80% auf nur noch knapp über 1.100 US-Dollar einbrach, wurden die Anleger wieder stärker für die Risiken eines Rohstoffinvestments sensibilisiert.
Aus diesem Grund geht die hier vorliegende Arbeit nicht der Frage nach, wie Rohstoffe zur Optimierung eines Multi-Asset-Portfolios beitragen können, sondern es soll vielmehr analysiert werden, welche Allokation der einzelnen Subsegmente innerhalb des Rohstoffsektors den größten Nutzen für einen Investor generieren kann. Für die Optimierung werden dabei die Portfolio Selection Theory von Markowitz, das daran anknüpfende Modell unter Berücksichtigung höherer Verteilungsmomente sowie das Black-Litterman-Modell herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Symbolverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Anlagenverzeichnis
- Problemstellung
- Rohstoffe als eigenständige Assetklasse
- Einordnung des Rohstoffsektors in die Klassifizierung der Assets
- Investitionsmöglichkeiten in Rohstoffe
- Probleme beim physischen Erwerb von Rohstoffen und bei der Investition in Rohstoffaktien
- Direktinvestition durch unbedingte Termingeschäfte
- Funktionsweise und Bewertung von Commodity-Futures und -Forwards
- Die wichtigsten Rohstoffbörsen und -indizes im Überblick
- Renditequellen von Rohstoff-Indizes
- Bedingte Termingeschäfte und strukturierte Produkte als Alternativen zum Direktinvestment
- Modelltheoretische Grundlagen des Portfoliomanagements
- Die Portfolio Selection Theory von Markowitz
- Die Grundidee von Diversifikation und Wertpapiermischung
- Das Standardmodell von Markowitz ohne risikolose Anlage
- Die Menge aller möglichen Portfolios
- Bestimmung der Effizienzkurve aus der Menge aller Portfolios
- Isonutzenfunktionen und die Ableitung des optimalen Portfolios
- Erweiterung zur Portfoliooptimierung mit risikolosem Zinssatz
- Portfoliorendite und -risiko bei risikolosem Zinssatz
- Kapitalmarktlinie und Tobin Separation
- Kritische Würdigung der Portfolio Selection Theory
- Unrealistische Modellannahmen und eine Vielzahl von Inputparametern
- Extreme Portfoliogewichte
- Sensitivität der Portfolioallokationen
- Schätzfehler in den Eingabegrößen
- Portfoliooptimierung unter Berücksichtigung höherer Momente der Verteilung
- Die Grundidee höherer Momente im Portfoliomanagement
- Weitere Ziele des Investors neben Rendite und Varianz
- Schiefe als dritter Moment der Verteilung
- Kurtosis als vierter Moment der Verteilung
- Taylorentwicklung des Erwartungsnutzens und das Effizienzkriterium
- Portfoliooptimierung mit dem Polynomial Goal Programming
- Die Grundidee und Vorgehensweise des Polynomial Goal Programming
- Polynomial Goal Programming angewandt auf höhere Momente
- Kritische Würdigung der Berücksichtigung höherer Momente
- Das Black-Litterman-Modell auf Basis von Umkehroptimierungen
- Ansatz zur Lösung der Schwächen der Portfolio Selection Theory
- Referenzportfolios als Startpunkt der Portfoliooptimierung
- Ansätze zur Bestimmung des neutralen Portfolios
- Ermittlung der Gleichgewichtsrenditen durch umgekehrte Optimierung
- Individuelle Erwartungen des Investors und Vertrauensniveaus
- Spezifikation der Renditeerwartungen
- Beurteilung der Güte der Renditeprognosen
- Einbindung der spezifischen Erwartungen in das Gleichgewichtsportfolio nach dem Bayesianischen Ansatz
- Kritische Würdigung des Black-Litterman-Modells
- Konstruktion und Analyse eines Musterportfolios zur praktischen Anwendung der Portfoliotheorien auf den Rohstoffsektor
- Datenbasis für die Konstruktion eines Musterportfolios
- Die Subindizes des Dow Jones-AIGCI zur Abbildung des Rohstoffsektors
- Analyse vergangener Renditeentwicklungen einzelner Rohstoffsektoren
- Der Gesamtrohstoffmarkt am Beispiel des DJ-AIG TR
- Energierohstoffe am Beispiel des DJ-AIG Energy TR
- Agrarwirtschaft am Beispiel des DJ-AIG Agriculture TR
- Industriemetalle am Beispiel des DJ-AIG Industrial Metals TR
- Edelmetalle am Beispiel des DJ-AIG Precious Metals TR
- Viehwirtschaft am Beispiel des DJ-AIG Livestock TR
- Wirkung unterschiedlicher Zeithorizonte auf die Schiefe von Rohstoffen
- Die Interaktion der einzelnen Sektoren und das Diversifikationspotenzial
- Bestimmung der optimalen Portfoliozusammensetzung mit der Portfolio Selection Theory nach Markowitz
- Optimierung unter Berücksichtigung eines Leerverkaufsverbots
- Optimierung unter Berücksichtigung der Restriktionen des DJ-AIGCI
- Aufhebung von Leerverkaufsrestriktionen und Maximalgewichten
- Kritische Würdigung der praktischen Portfoliooptimierung nach Markowitz
- Praktische Optimierung unter Berücksichtigung höherer Momente
- Polynomial Goal Programming bei Bestehen eines Leerverkaufsverbots
- Optimierung über höhere Momente für die Restriktionen des DJ-AIGCI
- Aufhebung von Leerverkaufsrestriktionen und Maximalgewichten
- Kritische Würdigung der praktischen Portfoliooptimierung unter Berücksichtigung höherer Momente der Verteilung
- Praktische Anwendung des Black-Litterman-Modells
- Das neutrale Portfolio auf Basis naiver Diversifikation
- Die Zusammensetzung des DJ-AIGCI als Benchmarkportfolio
- Kritische Würdigung der praktischen Optimierung nach Black/Litterman
- Thesenförmige Zusammenfassung
- Anhang
- Literaturverzeichnis
- Rohstoffe als eigenständige Assetklasse
- Investitionsmöglichkeiten in Rohstoffe
- Portfoliooptimierung mit verschiedenen Ansätzen
- Praktische Anwendung der Portfoliotheorien auf den Rohstoffsektor
- Bewertung und kritische Würdigung der verschiedenen Ansätze
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Integration von Rohstoffen in die Portfoliotheorie. Ziel ist es, die Möglichkeiten und Herausforderungen der Rohstoffallokation in einem diversifizierten Portfolio zu untersuchen und praktische Ansätze zur Portfoliooptimierung unter Berücksichtigung von Rohstoffen zu entwickeln. Die Arbeit analysiert die Eigenschaften von Rohstoffen als Assetklasse und untersucht verschiedene Investitionsmöglichkeiten. Im Mittelpunkt stehen die Anwendung und kritische Würdigung der klassischen Portfoliotheorie von Markowitz sowie die Erweiterung um höhere Momente der Verteilung und das Black-Litterman-Modell.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Problemstellung dar und führt in die Thematik der Rohstoffe als eigenständige Assetklasse ein. Es werden die wichtigsten Investitionsmöglichkeiten in Rohstoffe vorgestellt und die Herausforderungen bei der physischen Erwerbung von Rohstoffen sowie bei der Investition in Rohstoffaktien beleuchtet. Des Weiteren werden die Funktionsweise und Bewertung von Commodity-Futures und -Forwards erläutert, sowie die wichtigsten Rohstoffbörsen und -indizes im Überblick dargestellt. Abschließend werden die Renditequellen von Rohstoff-Indizes und die Möglichkeiten der Investition in Rohstoffe durch bedingte Termingeschäfte und strukturierte Produkte beleuchtet.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den modelltheoretischen Grundlagen des Portfoliomanagements. Die Portfolio Selection Theory von Markowitz wird vorgestellt und ihre Grundidee der Diversifikation und Wertpapiermischung erläutert. Das Standardmodell von Markowitz ohne risikolose Anlage wird detailliert beschrieben, einschließlich der Bestimmung der Effizienzkurve und der Ableitung des optimalen Portfolios. Die Erweiterung zur Portfoliooptimierung mit risikolosem Zinssatz wird ebenfalls behandelt, einschließlich der Kapitalmarktlinie und der Tobin Separation. Abschließend werden die kritischen Punkte der Portfolio Selection Theory diskutiert, wie unrealistische Modellannahmen, extreme Portfoliogewichte, Sensitivität der Portfolioallokationen und Schätzfehler in den Eingabegrößen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Portfoliooptimierung unter Berücksichtigung höherer Momente der Verteilung. Die Grundidee höherer Momente im Portfoliomanagement wird erläutert, sowie die weiteren Ziele des Investors neben Rendite und Varianz, wie Schiefe und Kurtosis. Die Taylorentwicklung des Erwartungsnutzens und das Effizienzkriterium werden vorgestellt, sowie die Anwendung des Polynomial Goal Programming zur Optimierung unter Berücksichtigung höherer Momente. Abschließend werden die kritischen Punkte der Berücksichtigung höherer Momente diskutiert.
Das vierte Kapitel stellt das Black-Litterman-Modell auf Basis von Umkehroptimierungen vor. Es wird erläutert, wie dieses Modell die Schwächen der Portfolio Selection Theory adressiert und Referenzportfolios als Startpunkt der Portfoliooptimierung verwendet. Die Ansätze zur Bestimmung des neutralen Portfolios und die Ermittlung der Gleichgewichtsrenditen durch umgekehrte Optimierung werden beschrieben. Die Einbindung der individuellen Erwartungen des Investors und die Beurteilung der Güte der Renditeprognosen werden ebenfalls behandelt. Abschließend wird das Black-Litterman-Modell kritisch gewürdigt.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit der Konstruktion und Analyse eines Musterportfolios zur praktischen Anwendung der Portfoliotheorien auf den Rohstoffsektor. Die Datenbasis für die Konstruktion des Musterportfolios wird vorgestellt, einschließlich der Subindizes des Dow Jones-AIGCI zur Abbildung des Rohstoffsektors. Die Analyse vergangener Renditeentwicklungen einzelner Rohstoffsektoren wird durchgeführt, sowie die Wirkung unterschiedlicher Zeithorizonte auf die Schiefe von Rohstoffen untersucht. Die Interaktion der einzelnen Sektoren und das Diversifikationspotenzial werden ebenfalls beleuchtet.
Das sechste Kapitel widmet sich der Bestimmung der optimalen Portfoliozusammensetzung mit der Portfolio Selection Theory nach Markowitz. Die Optimierung unter Berücksichtigung eines Leerverkaufsverbots, der Restriktionen des DJ-AIGCI und der Aufhebung von Leerverkaufsrestriktionen und Maximalgewichten wird durchgeführt. Abschließend wird die praktische Portfoliooptimierung nach Markowitz kritisch gewürdigt.
Das siebte Kapitel behandelt die praktische Optimierung unter Berücksichtigung höherer Momente. Das Polynomial Goal Programming bei Bestehen eines Leerverkaufsverbots, die Optimierung über höhere Momente für die Restriktionen des DJ-AIGCI und die Aufhebung von Leerverkaufsrestriktionen und Maximalgewichten werden durchgeführt. Abschließend wird die praktische Portfoliooptimierung unter Berücksichtigung höherer Momente der Verteilung kritisch gewürdigt.
Das achte Kapitel befasst sich mit der praktischen Anwendung des Black-Litterman-Modells. Das neutrale Portfolio auf Basis naiver Diversifikation, die Zusammensetzung des DJ-AIGCI als Benchmarkportfolio und die kritische Würdigung der praktischen Optimierung nach Black/Litterman werden behandelt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Rohstoffe, Rohstoffderivate, Portfoliotheorie, Portfoliooptimierung, Diversifikation, Markowitz-Modell, höhere Momente, Schiefe, Kurtosis, Black-Litterman-Modell, Dow Jones-AIG Commodity Index, Commodity-Futures, Commodity-Forwards, Rohstoffbörsen, Rohstoffindizes, Renditequellen, Investitionsmöglichkeiten, Assetklasse.
- Quote paper
- Christoph Lang (Author), 2009, Rohstoffe und Rohstoffderivate in der Portfoliotheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146863