Postklassischer Nationalstaat und Nationalstaat

Zwei Konzepte und ein Vergleich zwischen Benedict Anderson und Heinrich August Winkler


Hausarbeit (Hauptseminar), 2007

16 Seiten, Note: 3.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung und historische Hinführung

II. Hauptteil
a.) Benedict Anderson
1.) Leben
2.) Zum Begriff der Nation
2.1 Vorgestellt
2.2 Begrenzt
2.3 Souverän
2.4 Gemeinschaft
3.) Kulturelle Wurzeln
3.1 Die religiöse Gemeinschaft
3.2 Die Dynastie
3.3 Wahrnehmungsformen der Zeit
4.) Weitere Merkmale einer Nation
4.1 Gemeinschaft der Sprache
4.2 Kollektives Vergessen
4.3 Natürlichkeit
b.) Heinrich August Winkler
1.) Leben
2.) Zum Begriff der Nation als postklassischem Nationalstaat

III. Vergleich und Zusammenfassung

I. Einleitung und historische Hinführung

Diese Hausarbeit soll einen Vergleich des Nationsbegriffs von Benedict Anderson und Heinrich August Winkler ziehen. Benedict Anderson veröffentlichte im Jahr 1983 sein Werk Die Erfindung der Nation[1], welches in der Nationalismusforschung bis zum heutigen Tag als eines der grundlegenden Bücher überhaupt anerkannt ist.[2] Heinrich August Winkler hat unter anderem in seinen Büchern Der lange Weg nach Westen[3] und Der lange Weg nach Westen II[4] das Modell des postklassischen Nationalstaats vorgestellt, wodurch die Diskussion um den Nationsbegriff aufs Neue entbrannte. Neben diesen Büchern hat Heinrich August Winkler in zahlreichen Interviews, beispielsweise in der Zeitung Die Zeit[5], seine Meinungen über die Nationalstaatsbildung in Deutschland und die deutsche Einbindung in die Europäische Union dargelegt.

Vergleichend wurden für die Bearbeitung des Themas zudem Sammelbände und Aufsätze von Rudolf Morsey[6] und Andreas Rödder[7] zu Rate gezogen, ebenso wie ein Handbuch der deutschen Geschichte[8] mit in die Bearbeitung eingeht.

Um nun einen Vergleich der Konzepte beider aufzustellen, werden zunächst beide Personen kurz vorgestellt, was mit Hilfe der persönlichen Homepages[9], biographischen Informationen der Bundeszentrale für Politische Bildung[10] sowie durch zwei biographische Enzyklopädien[11] geschieht. Hierdurch erhält der Leser einen Überblick, welche Arbeiten beide geleistet haben beziehungsweise immer noch leisten. Im Anschluss daran werden die Hauptmerkmale, die eine Nation aus dem Blickwinkel beider auszeichnen, an Hand der Bearbeitung der oben genannten Texte erläutert. Hiernach wird ein Vergleich gezogen, ob sich die Thesen von Winkler in denen von Anderson wiederfinden, oder ob Winkler eine differenzierte Auffassung zum Begriff der Nation vertritt.

II. Hauptteil

a.) Benedict Anderson

1.) Leben

Benedict Anderson wurde 1936 in China geboren, wo sein Vater als britischer Soldat stationiert war. Im Alter von fünf Jahren zog Anderson mit seiner Familie nach Kalifornien. Dort ging Anderson zur Schule und besuchte im Anschluss daran die Cambridge University, an der er einen Abschluss in klassischer Literatur erwarb. Hiernach studierte er indonesische Regionalwissenschaften an der Cornell University. Um eine Dissertation über die indonesische Revolution von 1945 zu erstellen, reiste er 1961 nach Indonesien. Dort veröffentlichte er 5 Jahre später einen Artikel, in dem er den kommunistischen Putsch in Indonesien als Inszenierung betrachtete, woraufhin er gezwungen wurde das Land zu verlassen und ihm ein lebenslanges Einreiseverbot auferlegt wurde. Nach seiner Rückkehr schloss er ein Studium der Politikwissenschaften ab und lehrt seit dem an seiner Heimatuniversität. Sein bekanntestes Werk ist die Erfindung der Nation, das zunächst 1983 unter dem Namen Imagined Communities veröffentlicht wurde und 1988 als deutsche Version unter dem oben genannten Titel erschien.[12]

2.) Zum Begriff der Nation

Nach Anderson weist die Nation vier Hauptmerkmale auf:

2.1 Vorgestellt

Jede Nation ist vorgestellt, weil selbst die Mitglieder der kleinsten Nation niemals die meisten anderen Mitglieder dieser Nation kennen lernen, ihnen gegenüberstehen, oder auch nur etwas von ihnen hören werden, aber im Kopf jedes Mitglieds des Staats die Vorstellung existiert, dass diese Mitglieder und damit die staatliche Gemeinschaft vorhanden ist.

Alle Gemeinschaften, die größer als eine dörfliche Gemeinschaft mit Face-to-face-Kontakten sind, sind nach dieser Definition vorgestellt. Nationalismus ist nicht das Erwachen von Nationen zu Selbstbewusstsein, Nationen werden erfunden und zwar dort, wo es sie vorher nicht gab.[13]

2.2 Begrenzt

Jede Nation ist begrenzt, da sie in genau bestimmten Grenzen liegt, hinter welchen andere Nationen liegen. Diese Grenzen können zwar im Verlauf der Zeit variieren, jedoch sind sie dann immer noch genau bestimmt. Diese Beschreibung trifft auf jede Nation zu, unabhängig davon, ob es sich um eine kleine Nation wie etwa Luxemburg handelt oder um eine große Nation wie China. Keine der Nationen setzt sich mit der ganzen Menschheit gleich, da niemand die Möglichkeit in Betracht zieht, dass alle Menschen des Planeten jemals zu einer Nation gehören könnten. Hier steht die Nation im Gegensatz zu Religionen, die schon oft in der Geschichte probiert haben, alle Erdbewohner zu ihrem jeweiligen Glauben zu bekehren.[14]

[...]


[1] Benedict Anderson, Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines erfolgreichen Konzepts. Frankfurt / New York 1996.

[2] Vergl. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=2418, 15.04.2006.

[3] Heinrich August Winkler, Der lange Weg nach Westen. Deutsche Geschichte 1806-1933. Bonn 2002.

[4] Heinrich August Winkler, Der lange Weg nach Westen II. Deutsche Geschichte 1933-1990. Bonn 2004.

[5] Heinrich August Winkler, Nur dort, wo es gemeinsame Erfahrungen und ein „Wir-Gefühl“ gibt, existiert

Europa. In: Helmut Schmidt, Dr. Josef Joffe, Dr. Michael Naumann (Hrsg.), Die Zeit. Nr. 15. Hamburg 2004

// Heinrich August Winkler, Aus der Geschichte lernen?. Zum Verhältnis von Historie und Politik in

Deutschland nach 1945. In: Helmut Schmidt, Dr. Josef Joffe, Dr. Michael Naumann (Hrsg.), www.zeit.de, 14.04.2006. Hamburg 2004.

[6] Rudolf Morsey, Die Bundesrepublik Deutschland. Entstehung und Entwicklung bis 1969. (Oldenbourg

Grundriss der Geschichte. Bd. 19) München 2000.

[7] Andreas Rödder, Die Bundesrepublik Deutschland 1969-1990. (Oldenbourg Grundriss der Geschichte.

Bd. 19 A) München 2004

[8] Edgar Wolfrum, Die Bundesrepublik Deutschland. 1949-1990. (Gebhardt, Handbuch der deutschen Geschichte. Bd. 23) Stuttgart 2005.

[9] http://www.english.emory.edu/Bahri/Anderson.html, 17.04.2006 //

Elaine Lo. 2000. http://falcon.arts.cornell.edu/Govt/faculty/Anderson.html, 17.04.2006.

[10] http://www.bpb.de/themen/OHTNNJ,0,0,Prof_Dr_Heinrich_August_Winkler.html, 14.04.06 //

http://www.geschichte.hu-berlin.de/bereiche/ng2/winkler.htm, 17.04.2006.

[11] Ralph Hübner, Who ist Who in der Bundesrepublik Deutschland. Supplement der biographischen Enzyklopädie führender Frauen und Männer Deutschlands. Wien 2004 / Norbert Beleke, Wer ist Wer?. Das deutsche Who’s Who. Lübeck 2006.

[12] http://www.english.emory.edu/Bahri/Anderson.html, 17.04.2006 //

Elaine Lo. 2000. http://falcon.arts.cornell.edu/Govt/faculty/Anderson.html, 17.04.2006.

[13] Benedict Anderson, Die Erfindung der Nation. Zur Karriere eines erfolgreichen Konzepts. Frankfurt / New York 1996, S. 15-16.

[14] Ebd., S. 16.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Postklassischer Nationalstaat und Nationalstaat
Untertitel
Zwei Konzepte und ein Vergleich zwischen Benedict Anderson und Heinrich August Winkler
Hochschule
Universität zu Köln  (Historisches Seminar 1)
Veranstaltung
Nationalstaatsbildung im 19. Jahrhundert: Griechenland, Italien, Deutschland
Note
3.0
Autor
Jahr
2007
Seiten
16
Katalognummer
V146867
ISBN (eBook)
9783640558476
ISBN (Buch)
9783640558926
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Benedict Anderson, Heinrich August Winkler, Der lange Weg nach Westen, Postklassischer Nationalstaat, Nationalstaat, Erfindung der Nation
Arbeit zitieren
Stefan Langenbach (Autor:in), 2007, Postklassischer Nationalstaat und Nationalstaat , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146867

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