Chancen der Implementierung von bankinternen Kreditratingsystemen - Einfluß der neuen Eigenkapitalrichtlinie Basel II -


Diplomarbeit, 2001

60 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1 Einleitung

2 Rating als Kontroll- und Steuerungsinstrument
2.1 Begriffsdefinitionen des Rating
2.2 Das externe Rating
2.2.1 Bedeutung und Inhalt eines externen Rating
2.2.2 Die verschiedenen externen Ratingarten
2.3 Das interne Rating
2.3.1 Bedeutung und Inhalt eines internen Rating
2.3.2 Funktionen des internen Rating
2.4 Vor- und Nachteile in- und externer Ratingsysteme
2.5 Firmenkunden Rating am Beispiel der Dresdner Bank AG
2.6 Das Baseler Konsultationspapier vom Juni 1999 (Basel II)
2.6.1 Historie
2.6.2 Der Baseler Vorschlag vom Juni 1999
2.6.3 Kritikpunkte und offene Fragen aus Basel II

3 Empirische Untersuchung
3.1 Erläuterung der Vorgehensweise und Zielsetzung
3.2 Umfang der Untersuchung
3.3 Aufbau des Fragebogens

4 Auswertung der empirischen Untersuchung
4.1 Allgemeine Aussagen zum Kreditrating
4.1.1 Einsatz bankinterner Kreditratingsysteme
4.1.2 Die gerateten Kundensegmente
4.1.3 Einflussfaktoren eines bankinternen Kreditratingsystems
4.1.4 Kommunikation des Ratingergebnisses
4.1.5 Kostenberechnung beim bankinternen Kreditratingsystem
4.2 Einfluss des Rating auf die Kreditvergabepolitik
4.2.1 Eingruppierung der Kreditnehmer in Risikoklassen
4.2.2 Einfluss auf die Zins- und Konditionsgestaltung
4.2.3 Einfluss auf die Kreditentscheidung
4.2.4 Einfluss auf die Steuerbarkeit des Kreditportfolios
4.3 Einschätzungen zu Basel
4.3.1 Eigenkapitalunterlegung nach Bonität sinnvoll?
4.3.2 Stand der Vorbereitung auf Basel II

5 Interne Ratingverfahren und Basel II als Chance für Banken und Unternehmen
5.1 Im Blickfeld der Banken
5.2 Im Blickfeld der Unternehmen
5.3 Resümee und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhangverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Einflussfaktoren auf Kreditentscheidungen

Abb. 2: Durchschnittliche kumulative default rates

Abb. 3: Ermittlung der Standard-Ausfall-Kosten

Abb. 4: Das Drei-Säulen-Modell von Basel II

Abb. 5: Rücklaufquoten der Fragebögen

Abb. 6: Einsatz Rating bei verschiedenen Kundengruppen

Abb. 7: Kommunikation des Ratingergebnisses

Abb. 8: Kostenberechnung beim Rating

Abb. 9: Eingruppierung in Risikoklassen

Abb. 10: Einfluss des Rating auf die Zins- und Konditionsgestaltung

Abb. 11: Einfluss des Rating auf die Kreditentscheidung

Abb. 12: Steuerbarkeit des Kreditportfolios

Abb. 13: Stand der Vorbereitungen auf Basel II

Abb. 14: Trendeinschätzungen durch Einführung von Basel II

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Klassifikationssymbole der externen Ratingagenturen

Tab. 2: Vor- und Nachteile in- und externer Ratingsysteme

Tab. 3: Beurteilungskriterien eines FK-Rating

Tab. 4: Übersicht Risikogewichtung nach Basel II

Tab. 5: Darstellung der Eigenkapitalunterlegung bei unterschiedlichen Ausfallwahrscheinlichkeiten

Tab. 6: Rücklaufstatistik der Fragebögen

Tab. 7: Größenklassen beim Kreditvolumen eines Rating

Tab. 8: hard und soft facts

1 Einleitung

Durch die zunehmende Globalisierung und Liberalisierung der Märkte werden Kreditinstitute vor immer neue Anforderungen gestellt. Wettbewerbsdruck, Margen-verengung, Kostendruck und gestiegene Insolvenzzahlen der Unternehmen geben nur einen kleinen Ausschnitt der Entwicklung in der Kreditwirtschaft wider. Vor allem die Ausgestaltung der neuen Finanzierungsmöglichkeiten und die voranschreitende Securitization[1] gestalten sich zunehmend komplexer und zudem nimmt die Wandlungsgeschwindigkeit der Märkte stetig zu.

Eine schnelle und fundierte Investitions- oder Finanzierungsentscheidung ist in diesem Zusammenhang für die erfolgreiche Geschäftstätigkeit eines Kreditinstitutes maßgeblich. Die Informationsbeschaffung und -auswertung zur Bonitätsbeurteilung des Kreditnehmers und damit dessen Ertrags- und Risikoeinschätzung nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein. Während in den USA überwiegend Bewertungsergebnisse externer Ratingagenturen für Investitionsentscheidungen herangezogen werden, befindet sich dieser Markt in Deutschland noch im Aufbruch. Inländische Unternehmen nutzen nach wie vor die Bank als Finanzintermediär zur Beschaffung von Kreditkapital. In den USA hingegen wird verstärkt der Kapitalmarkt zur Platzierung von Eigenemissionen genutzt, da dort die Tendenz zur Disintermediation[2] stärker ausgeprägt ist.

Deutsche Kreditinstitute nutzen bisher nahezu ausschließlich interne Ratingverfahren zur Informationsanalyse und Beurteilung der Kreditnehmer. Auch im Hinblick auf die neue Eigenkapitalrichtlinie der Baseler Konsultationspapiere (Basel II), die zum 01.01.2005 in Kraft treten soll, kommt dem internen Rating eine wachsende Bedeutung zu. Der Entwurf sieht vor, dass eigene interne Ratingverfahren zur Berechnung der Eigenkapital-unterlegung zugelassen werden. Hierbei werden jedoch besondere Anforderungen an die Ausgestaltung interner Ratingsysteme gestellt.

Ziel dieser Diplomarbeit ist es, die Inhalte des internen Kreditrating näher zu erörtern und im Vergleich mit dem externen Rating Unterschiede sowie Vor- und Nachteile beider Verfahren kritisch zu beleuchten, um dem Leser die zunehmende Bedeutung und die Chancen der Implementierung eines internen Kreditrating darzulegen. Anhand eines speziell für dieses Themengebiet entwickelten Fragebogens wurde eine Auswahl von Banken bezüglich des Einsatzes interner Ratingsysteme befragt. Untersucht wird insbesondere die derzeitige Nutzungsquote und –intensität des internen Kreditrating. Die gestellten Fragen an die Institute sollen deren Einschätzungen und Erwartungen in Bezug auf die Einführung der neuen Eigenkapitalrichtlinie zum Ausdruck bringen. Die Diplomarbeit stellt die

Grundaussagen und Grundzüge hierzu heraus. Des weiteren werden die Auswirkungen von Basel II dargelegt und kritisch betrachtet.

2 Rating als Kontroll- und Steuerungsinstrument

2.1 Begriffsdefinitionen des Rating

In der Literatur finden sich eine Vielzahl verschiedener Ratingdefinitionen. Beispielsweise beinhalten Ratings nach Hans E. Büschgen[3] Aussagen, Meinungen über die zukünftige wirtschaftliche Fähigkeit und rechtliche Bindung eines Schuldners, die mit einem bestimmten Forderungstitel verbundenen Zins- und Tilgungszahlungen termingerecht und vollständig zu erfüllen.

Nach Standard & Poor’s (S&P) stellt ein Rating die Wertung der Bonität eines Schuldners, von bestimmten Wertpapieremissionen oder von Schuldtiteln dar. Demzufolge ist ein Rating eine Einschätzung der Kreditqualität, also die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit des Zahlungsverzugs oder Zahlungsausfalls. Es wird besonders hervorgehoben, dass es keine Kauf- oder Verkaufsempfehlung darstellt.

In Ergänzung zu den genannten Definitionen, die sich überwiegend auf Emittenten- und Emissionsratings beziehen, ist in einem Rating die Beurteilung der Bonität und Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens in Form einer ganzheitlichen Bewertung der Gesellschaft zu sehen.

Aufgrund der internationalen Akzeptanz und der wirtschaftlichen Gewichtung, die den externen Ratinganalysen zukommt, werden im Folgenden die wesentlichen Kernpunkte dieser Verfahren dargestellt.

2.2 Das externe Rating

2.2.1 Bedeutung und Inhalt eines externen Rating

Der Markt für externe Ratings wird weltweit von den marktführenden amerikanischen Agenturen Moody’s Investors Service (Moody’s), Standard & Poor’s Corporation (S&P) und Fitch Investor Service (Fitch) dominiert. Weiterhin existieren mittlere und kleinere Agenturen, welche jedoch meist nur von lokaler Bedeutung sind oder sich auf Marktnischen spezialisieren.

Ratingagenturen stellen den Marktteilnehmern unabhängige, objektive und aktuelle Einschätzungen der Bonität eines Schuldners zur Verfügung. Das Rating klassifiziert sowohl durch qualitative Aussagen, wie Managementqualität und Wettbewerbsumfeld, als auch durch quantitative Aussagen, wie Ergebnisse einer Finanzkennzahlenanalyse, den Schuldner entsprechend seiner Bonität und damit seiner Kreditwürdigkeit. Damit erlaubt das Rating einen schnellen Vergleich der Bonitätsrisiken verschiedener Unternehmen. Durch spezielle Klassifikationssymbole legen die Agenturen die Wahrscheinlichkeit dar, mit der ein Schuldner oder Emittent seinen fälligen Verbindlichkeiten rechtzeitig und vollständig nachkommen kann. Am Beispiel der beiden größten Agenturen werden diese Symbole skizziert[4]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Klassifikationssymbole der externen Ratingagenturen

Die Zusätze „+/-“ bzw. „1,2,3“ verdeutlichen die Einstufung innerhalb der jeweiligen Hauptratingkategorien.

Das Hauptaugenmerk der meisten Investoren richtet sich auf die Unternehmen mit Investment Grade (Investmentqualität), da diese das geringste Risiko aufweisen. Während europäische Unternehmen vielfach noch den üblichen Weg der Kapitalbeschaffung durch Kreditaufnahme bei der Hausbank wählen, gehen bereits tausende amerikanische Unternehmen verstärkt den direkten Weg zum Kapitalmarkt. Zugangsvoraussetzung für die Platzierung von Emissionen in den USA ist ein Rating zur Bonitätsbeurteilung für den potenziellen Anleger. In Deutschland sind derzeit lediglich ca. 200 Unternehmen extern geratet, da die Ratingkultur hierzulande noch nicht stark verbreitet ist. Die Kosten eines Erstrating durch Moody’s oder S&P belaufen sich je nach Unternehmensgröße auf ca. 25.000,- bis 60.000,- USD, wobei in den Folgejahren für die laufende Überprüfung weitere Kosten von ca. 40.000,- USD p.a. anfallen[5].

2.2.2 Die verschiedenen externen Ratingarten

Um einen Überblick der wichtigsten marktüblichen Ratingarten[6] zu geben, werden diese im Folgenden entsprechend ihrem zugrundeliegenden Ratingobjekt und -anlass definiert.

Das Emissionsrating gibt die Fähigkeit und rechtliche Bindung eines Schuldners wieder, seinen Zins- und Tilgungsleistungen aus einer bestimmten Schuldverschreibung nachzukommen. Wichtig ist hierbei für den Anleger die Besicherung sowie die Erst- bzw. Nachrangigkeit der Schuldverschreibung im Konkursfalle, um die Höhe eines möglichen Ausfallrisikos besser abschätzen zu können.

Gemäß der Definition von S&P stellt ein Emittentenrating die derzeitige Meinung über die allgemeine Finanzkraft und Zahlungsbereitschaft eines Schuldners, seinen finanziellen Verpflichtungen bei Fälligkeit nachzukommen, dar. Das Emittentenrating schließt auch immer eine Analyse der Länderrisiken des entsprechenden Heimatlandes ein.

Beim Länderrating wird die internationale Kreditwürdigkeit des Landes betrachtet. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf dem Transfer- und Konvertibilitätsrisiko. Der Sovereign-Ceiling-Ansatz besagt, dass ein Unternehmen nie ein besseres Ratingergebnis erhalten kann als sein Heimatland. Durch diese Beschränkung wird die Kontrolle des Staates über das Finanzsystem, die Geldpolitik und Kapitalausfuhrbeschränkungen berücksichtigt.

Beim Unternehmensrating findet eine ganzheitliche Betrachtung des einzelnen Unternehmens, der Branchensituation (z.B. konjunkturelle Lage, Abhängigkeit von Konjunkturentwicklung) und des Risikos des Landes statt. Sowohl qualitative als auch quantitative Faktoren fließen in die Betrachtung ein.

Aufgrund der großen volkswirtschaftlichen Bedeutung des Wirtschaftssektors Banken, werden neben der Betrachtung des Länderrisikos, des Wettbewerbsumfelds und der Organisation auch besonders die Qualität der Bankenaufsicht in die Bewertung einbezogen. Die Agentur FitchIBCA hat sich auf diese Bankenratings spezialisiert.

Insbesondere das Unternehmensrating wird im Rahmen der bankinternen Ratings oftmals von den Kreditinstituten selbst vorgenommen. Die Beweggründe zur Erstellung eines bankinternen Rating werden im Folgenden näher erläutert.

2.3 Das interne Rating

2.3.1 Bedeutung und Inhalt eines internen Rating

Das interne Kreditrating der Kreditinstitute ist ein Instrument zur Risikomessung und Risikoeinschätzung von Kreditnehmern. Hierzu wurden von vielen Banken entsprechende standardisierte Systeme entwickelt, die in der Regel auf einem Fragenkatalog basieren, welchen wir im Kapitel 2.5 am Beispiel der Dresdner Bank veranschaulichen. Da es zum internen Kreditrating bisher noch keine einheitlichen Richtlinien gibt, differieren demzufolge die Ratingsysteme der Kreditinstitute. Zur Implementierung eines internen Kreditrating ist für jedes Institut eine entsprechende Infrastruktur und Datenbank erforderlich.

Ziel eines funktionsfähigen internen Ratingsystems ist es, durch Analyse aussagekräftiger Beurteilungskriterien solvente von insolventen Kreditnehmern zu trennen, um letztlich das Risiko späterer Kreditausfälle zu minimieren. Hierbei verlassen sich Kreditinstitute nicht nur auf Beurteilungen externer Dienstleister, sondern nutzen eigenes Know-how. Kreditrisiko- und Gesamtbanksteuerung, Handel mit Kreditderivaten und Bilanzstruktur-management sind nur einige Bereiche, deren effiziente Umsetzung an den Einsatz eines internen Ratingsystems gekoppelt sind.

In der Vergangenheit wurde bei der Kreditbeurteilung der Fokus gemäß der Kreditvergaberichtlinien besonders auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse, die sogenannten hard-facts, wie Verschuldungsgrad oder Eigenkapitalquote, gerichtet. Zur Beurteilung der nachhaltigen Kapitaldienstfähigkeit des Unternehmens müssen jedoch zukünftig auch soft-facts, wie Management- oder Produktqualität, in die Betrachtung mit einbezogen werden. Hierdurch wird eine ganzheitliche Bewertung durch quantitative und qualitative Faktoren gewährleistet.

2.3.2 Funktionen des internen Rating

Die Funktionen und Aufgaben[7] einer internen oder externen Ratinganalyse weisen keine wesentlichen Unterschiede auf. Die wichtigsten Funktionen werden im Folgenden erläutert:

Entscheidungskriterium im Kreditvergabeprozess (Informationsfunktion):

Das interne Kreditrating stellt die Basis zur Bonitätsbewertung des Kunden dar. Zur Beurteilung der Kreditwürdigkeit werden eine Vielzahl von qualitativen und quantitativen Kriterien herangezogen. Die Stärke des internen Rating liegt hierbei insbesondere in der Nutzung der Daten und Erfahrungen aus einer oftmals langjährigen Kundenverbindung. Aufgabe des Rating ist es, die Fülle an Informationen zu komprimieren und somit die Gruppierung der Kreditnehmer anhand eines nachvollziehbaren Beurteilungsverfahrens in Risikoklassen zu ermöglichen. Unter Beachtung der seitens der Bank festgelegten Kreditpolitik und Bonitätsanforderungen können die Ergebnisse des Rating im Rahmen der Kreditvergabe als Hilfsmittel oder auch als alleiniges Entscheidungskriterium herangezogen werden.

Die Einflussfaktoren für einen ratingunterstützten Kreditentscheidungsprozess werden in folgender Graphik dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Einflussfaktoren auf Kreditentscheidungen

Bestimmung der Ausfallwahrscheinlichkeit und Steuerung der Ausfallrisiken:

Auf Grundlage der Bildung von Risikogruppen ermöglicht das interne Rating dem Kreditinstitut den jeweiligen Ratingklassen entsprechende Ausfallwahrscheinlichkeiten (Probability of Default [PD]) zuzuordnen. Die Ermittlung der Ausfallrate erfolgt anhand einer statistischen Vergangenheitsbetrachtung. Dies setzt voraus, dass bereits ein umfangreiches Datenmaterial zur Verfügung steht und das interne Ratingverfahren über einen angemessenen Zeitraum eingesetzt wurde. Aufgrund der Bonitätsbeurteilung bei Antragstellung ist das Kreditinstitut bereits zu diesem Zeitpunkt in der Lage, dem jeweiligen Kreditnehmer die entsprechende Ausfallwahrscheinlichkeit zuzuordnen und die Auswirkungen auf die Struktur des gesamten Kreditportfolios zu erkennen. Letztlich kann eine derartige Risikoquantifizierung für die Konditionsgestaltung oder Sicherheitenstellung genutzt werden. Zur Aktualisierung und Überprüfung der Ausfallwahrscheinlichkeiten sind regelmäßige Back-Testing-Verfahren (Monitoring[8]) vorzunehmen.

Im Folgenden sind als Beispiel die kumulativen 15-jährigen Ausfallraten pro Ratingklasse von Standard & Poor‘s dargestellt. Deutlich ist hierbei der starke Risikoanstieg bei den Non-Investment-Grades (BB bis C) zu erkennen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Durchschnittliche kumulative default rates Quelle: Standard and Poor’s vom 26.01.2000

Vergleichbarkeitsfunktion:

Das interne Rating bietet weiterhin die Möglichkeit, Kreditnehmer aus unterschiedlichsten Branchen miteinander zu vergleichen. Dies ist aufgrund eindeutiger Bewertungsverfahren und Komprimierung der jeweiligen Teilergebnisse zu einer Ratingklasse möglich. Des weiteren können die einzelnen Branchenrisiken durch Gegenüberstellung der gebildeten Branchenportfolien bewertet werden. Ebenso kann das individuelle Risiko eines Unternehmens mit dem Branchendurchschnitt verglichen werden. Die hieraus gewonnenen Informationen bieten einer Bank Ansatzpunkte zur Gestaltung der Kreditpolitik und Ausrichtung der Beteiligung am Kreditmarkt im Sinne der Erreichung einer bestmöglichen Rentabilität.

Offenlegung der Risikostrukturen, Transparenz der Kreditportfolien:

Die Klassifizierung der Einzelkreditnehmer in unterschiedliche Teilportfolien nach Ratingergebnis und darauf aufbauend die Zuordnung der jeweiligen Ausfallwahrscheinlichkeiten, läßt die Risikostruktur des Kreditportfolios damit transparenter für das Management des Kreditinstitutes erscheinen. Eine Quantifizierung der wahrscheinlichen Verlusthöhe (Loss-Given-Default) und damit einhergehend der Einsatz notwendiger Maßnahmen kann somit zielgerichteter und frühzeitiger bestimmt werden.

Risikomess- und Steuerungsinstrument im Rahmen des Portfoliomanagements (instrumentelle Funktion):

Dem Management des Kreditinstitutes wird durch Einsatz des internen Rating die Möglichkeit geboten, die eingegangenen Risiken unter Beachtung der Risikotragfähigkeit zu messen und aktiv zu steuern. Aufgetretene Klumpenrisiken werden frühzeitig erkannt und können durch entsprechende Maßnahmen, wie beispielsweise den Einsatz von Kreditderivaten oder Forderungsverkäufen, verteilt werden, wodurch eine Entlastung der Eigenkapitalstruktur erreicht wird. Steuerbar sind diese Risiken jedoch nur dann, wenn man sie ausreichend analysieren und quantifizieren kann. Unter dem Gesichtspunkt des Kreditportfoliomanagements werden spezielle Kreditvergabestrategien festgelegt, damit eine optimale Ausrichtung der Kreditpolitik zur nachhaltigen Ertragssicherung erfolgen kann.

Frühwarnfunktion:

Die Kreditnehmer sind seitens des Kreditinstitutes regelmäßig einer Bonitätsprüfung zu unterziehen (siehe § 18 KWG). Hierbei werden die Kreditnehmer turnusmäßig durch das interne Ratingsystem bewertet. Dementsprechend übernimmt das Rating eine Frühwarnfunktion, indem es eine rechtzeitige Identifikation möglicher Unternehmenskrisen unterstützt und zeitnah durch entsprechende Bewertungsergebnisse abbildet. Je kürzer ein Kreditinstitut die Bewertungsintervalle festlegt, desto schneller kann diese Frühwarnfunktion greifen, wodurch Gegensteuerungsmaßnahmen eingeleitet werden können.

2.4 Vor- und Nachteile in- und externer Ratingsysteme

Für Kreditinstitute stellt sich die Frage, ob sie eigene Ratingverfahren in den Kreditablauf integrieren, oder sich auf Ergebnisse externer Dienstleister verlassen. Zur Entscheidungsfindung sollte diesbezüglich eine kritische Betrachtung von internem und externem Rating vorgenommen werden. Hierzu können folgende Vor- und Nachteile aufgeführt werden[9]:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Vor- und Nachteile in- und externer Ratingsysteme

Die Qualität der Ergebnisse externer Ratingagenturen ist sicherlich durch die Überwachung der Öffentlichkeit und einer objektiven Beurteilung seitens der Ratingspezialisten gewährleistet. Fehleinschätzungen von Unternehmen führen unmittelbar zu einem Verlust der Glaubwürdigkeit und des Images der externen Ratingagenturen. Aus Bankensicht bedeutet der Zugriff auf ein externes Rating eine erhebliche Zeit- und Arbeitsersparnis. Unabhängig davon sind in Deutschland bisher jedoch nur eine geringe Anzahl von Unternehmen extern geratet, so dass den Kreditinstituten im Regelfall keine Bonitätsbeurteilungen der Kreditnehmer seitens externer Ratingagenturen vorliegen.

Der wesentliche Kritikpunkt an der Bonitätsbeurteilung durch externe Ratingagenturen zeigt sich vor allem darin, dass diese nicht über die Erfahrungswerte und Informationen eines ortsansässigen Kreditinstitutes verfügen. Oftmals kennen Banken ihre Kunden bereits aus einer seit vielen Jahren bestehenden Geschäftsverbindung. Die daraus gewonnen Informationen liegen den externen Ratinganalysten jedoch nicht vor, so dass eine Berücksichtigung von Sondersituationen oder regionalen Eigentümlichkeiten unterbleibt.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass für Banken, die ihr Kreditgeschäft hauptsächlich mit mittelständischen Firmenkunden abwickeln, der bankintere Ratingeinsatz die sinnvollste Beurteilungsalternative darstellt.

Um einen Einblick in ein internes Ratingsystem einer Bank zu bekommen, wird nachfolgend beispielhaft das Firmenkunden-Rating der Dresdner Bank AG vorgestellt.

2.5 Firmenkunden-Rating am Beispiel der Dresdner Bank AG

Bis 1993 wurden Aussagen zur Bonitätseinschätzung in- und ausländischer Firmenkunden im Hause der Dresdner Bank lediglich verbal getroffen und in Form einer frei formulierten Stellungnahme dokumentiert. Seit 1993 hat sich das eingeführte Firmenkunden-Rating (FK-Rating) als fester Bestandteil für nahezu jeden Firmenkunden etabliert.[10]

Das FK-Rating-Verfahren der Dresdner Bank ist ein Skalierungsverfahren, mit dem die Einschätzung des Kreditentscheiders hinsichtlich der Kundenbonität durch eine Ratingklasse ausgedrückt wird. Dadurch können Kunden mit gleicher erwarteter Ausfallwahrscheinlichkeit zu Risikogruppen zusammengefasst und das Kreditportfolio strukturiert werden.

[...]


[1] Verbriefung von Kredit- und Einlagenpositionen, wertpapiermäßige Unterlegung von Krediten durch handelbare Wertpapiere

[2] Verdrängung von Banken aus ihrer Funktion als Kapitalgeber infolge des Trends zur Securitization

[3] Vgl. Büschgen, Das kleine Börsenlexikon, 1997, S. 1065

[4] Definition gemäß S&P und Moody’s in Kurzform zusammengefasst

[5] Vgl. Dr. Kramer-Eis, Ratings, Basel II und die Finanzierungskosten von KMU , www.kfw.de, Beitrag Nr. 16, März 2000

[6] Vgl. Büschgen, Handbuch Rating, 1996, Seite 333 ff.

[7] Vgl. Dr. Kramer-Eis, Ratings, Basel II und die Finanzierungskosten von KMU , www.kfw.de, Beitrag Nr. 16, März 2000

[8] Monitoring stellt einen permanenter Beobachtungsprozess dar.

[9] Vgl. Dr.S. Ahnert, Ratings und Risiko-Pricing, Kreditpraxis 3/2001, Seite 8, ergänzt um eigene Anmerkungen

[10] Vgl. Ratingleitfaden der Dresdner Bank

Ende der Leseprobe aus 60 Seiten

Details

Titel
Chancen der Implementierung von bankinternen Kreditratingsystemen - Einfluß der neuen Eigenkapitalrichtlinie Basel II -
Veranstaltung
Bankakademie
Note
1,3
Autoren
Jahr
2001
Seiten
60
Katalognummer
V1469
ISBN (eBook)
9783638109093
Dateigröße
571 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Diplomarbeit bschäftigt sich mit dem Einsatz und Nützlichkeit bankinterner Kreditratingsysteme im Vergleich zu externen Ratings. In einer empirischen Untersuchung wurden Banken in Deutschland zum Vorbereitungsstand auf die neue Eigenkapitalrichtlinie befragt.
Schlagworte
Rating, Basel, Eigenkapitalrichtlinie, Ratingsystem, Basel II
Arbeit zitieren
Stefanie Brink (Autor:in)Martin Egenolf (Autor:in)Frank Hoppen (Autor:in)Volker Kölzer (Autor:in), 2001, Chancen der Implementierung von bankinternen Kreditratingsystemen - Einfluß der neuen Eigenkapitalrichtlinie Basel II -, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1469

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