Eine Abhandlung über die Freiheit scheint historisch betrachtet zeitlos zu sein, weil sich die Freiheit im Verlauf der Geschichte bis in die Gegenwart in vielen Fällen als politisches Leitmotiv herauskristallisierte. Vor diesem Hintergrund ist es interessant zu sehen, ob auch in der Moderne sein Werk noch zeitlos ist, d.h. von genereller Relevanz über den unmittelbaren historischen Kontext hinaus.
Ein Konservativer wird sich nur schwerlich mit dem Gedanken an Kopftuch tragende Musliminnen an Schulen anfreunden können, während hingegen ein Liberaler darin wahrscheinlich kein Problem sieht. Ebenso differente Auffassungen gibt es zu vielen weiteren politisch relevanten Fragen; einige in letzter Zeit besonders diskutierte sind die Mohammed-Karikaturen, ein Rauchverbot sowie das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung.
Aus diesem Grund sollen diese im letzten Abschnitt der Arbeit dahingehend analysiert werden, ob sich in ihrem Fall eine Verteidigung individueller Freiheit mit den Argumenten Mills legitimieren lässt. Wenn seine Freiheitskonzeption in ihrer Begründungsstruktur auf heutige als Gefährdung wahrgenommene Einschränkungen der Freiheit anwendbar ist, kann man von ihrer Aktualität sprechen. Vor diesem Hintergrund ergibt sich die in Zeitlosigkeit und Aktualität zweigeteilte Leitfrage der Arbeit, ob Mills Freiheitskonzeption eine zeitlos aktuelle Verteidigung individueller Freiheit darstellt.
Bevor der Evaluation dieser Leitfrage nachgegangen wird, muss zunächst Mills Freiheitskonzeption zusammenfassend dargestellt werden. Darauf folgt ein Zwischenfazit bezüglich der Zeitlosigkeit von Mills Freiheitskonzeption, die in einem anschließenden Punkt um die Paternalismus-Debatte ergänzt wird, um in einem ersten allgemeinen Anwendungsfeld bestimmte notwendige Modifikationen seiner sehr liberalen Position aufzuzeigen. Es scheint darüber hinaus lohnenswert, zu analysieren, ob seine Verteidigung individueller Freiheit auch auf die genannten modernen Fallbeispiele zu beziehen ist. Um dies evaluieren zu können, müssen zunächst noch die wichtigsten Argumente in der Kontroverse um das Schadensprinzip erörtert werden. Jenes Prinzip Mills wurde vielerseits kritisiert; diesem wird im ersten Unterpunkt des vierten Kapitels nachgegangen. Im Anschluss daran soll anhand importanter Gegenargumente eine „Linie im Sand“ konstruiert werden, welche ein ausreichend präzises Anwendungskriterium ermittelt, um die modernen Fallbeispiele analysieren zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Die Freiheit und ihre Gefährdungen
- Mills Freiheitskonzeption in „On Liberty“
- Die Intention des Werkes
- Über die Freiheit des Gedankens und der Diskussion
- Über Individualität als eins der Elemente der Wohlfahrt
- Der Utilitarismus als Basis staatsphilosophischen Denkens
- Über die Grenzen der Autorität der Gesellschaft über das Individuum …
- Ein Zwischenfazit zur Zeitlosigkeit von Mills Freiheitskonzeption
- „On Liberty" - ein Werk über seine Zeit hinaus
- Die Paternalismus-Debatte und ihre Implikationen.
- Die Kontroverse um das Schadensprinzip
- Kritik am Schadensprinzip
- (K)eine,,Linie im Sand“?.
- Aktuelle Anwendungen von Mills Freiheitskonzeption
- Die Mohammed-Karikaturen
- Die Diskussion um ein Kopftuch-Verbot für Musliminnen
- Die Debatte um ein Rauchverbot
- Terrorismusbekämpfung – was und wie viel darf der Staat tun?
- Mill, ein Verteidiger individueller Freiheit
- Anhang
- Literatur- und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob John Stuart Mills Freiheitskonzeption, wie sie in seinem Werk „On Liberty“ dargelegt wird, eine zeitlos aktuelle Verteidigung individueller Freiheit darstellt. Die Arbeit analysiert Mills Freiheitskonzeption im Kontext der heutigen Zeit und untersucht, ob seine Argumente auf aktuelle Debatten und Herausforderungen anwendbar sind.
- Die Bedeutung individueller Freiheit in einer pluralistischen Gesellschaft
- Die Grenzen der staatlichen Autorität gegenüber dem Individuum
- Die Rolle des Schadensprinzips in der Freiheitsdebatte
- Aktuelle Beispiele für die Anwendung von Mills Freiheitskonzeption
- Die Relevanz von Mills Freiheitskonzeption für die heutige Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit stellt die Bedeutung von Freiheit und ihre Gefährdungen in der heutigen Zeit dar. Es wird deutlich, dass die Freiheit in vielen Fällen bedroht ist oder ihre Einschränkung als gesellschaftlich oder politisch erforderlich betrachtet wird. Das zweite Kapitel befasst sich mit Mills Freiheitskonzeption in „On Liberty“. Es werden die Intention des Werkes, die zentralen Argumente Mills zur Freiheit des Gedankens und der Diskussion sowie die Bedeutung von Individualität für die Wohlfahrt des Einzelnen dargestellt. Das dritte Kapitel analysiert die Zeitlosigkeit von Mills Freiheitskonzeption und beleuchtet die Paternalismus-Debatte. Das vierte Kapitel erörtert die Kontroverse um das Schadensprinzip und die Kritik an dessen Anwendung. Das fünfte Kapitel untersucht aktuelle Anwendungen von Mills Freiheitskonzeption anhand von Beispielen wie den Mohammed-Karikaturen, dem Kopftuch-Verbot für Musliminnen, dem Rauchverbot und der Terrorismusbekämpfung. Das sechste Kapitel fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und bewertet Mills Freiheitskonzeption als eine zeitlos aktuelle Verteidigung individueller Freiheit.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den politischen Liberalismus, die Freiheitskonzeption von John Stuart Mill, „On Liberty“, das Schadensprinzip, die Paternalismus-Debatte, die individuelle Freiheit, die Grenzen der staatlichen Autorität, aktuelle Debatten um Freiheitseinschränkungen, Mohammed-Karikaturen, Kopftuch-Verbot, Rauchverbot, Terrorismusbekämpfung.
- Arbeit zitieren
- Steffen Radtke (Autor:in), 2009, Mills Freiheitskonzeption - eine zeitlos aktuelle Verteidigung individueller Freiheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/146938