Diese Arbeit widmet sich der Frage, ob es ein spezifisches Ernährungsverhalten innerhalb sozialer Gruppen gibt. Existieren also verschiedene Speisevorlieben und Mahlzeitrituale in den verschiedenen sozialen Gruppen? In der Volkskunde wird die Symbolbedeutung von Nahrungsmitteln und Mahlzeiten nur am Rande behandelt, da es sich hierbei eher um ein soziologisches Thema handelt. Trotzdem verkennt man die Problematik nicht. So beschreibt Martin Scharfe den Zweck der Nahrungsforschung folgendermaßen: „Das wissenschaftliche Hauptziel besteht in der Erkenntnis der sozialen Rolle und aller sozialen Vermittlungen der Nahrung (...)“ (Scharfe 1986, S. 16).
Im folgenden will ich versuchen, diese Fragen zu beantworten. Zunächst stelle ich Beiträge und Kommentare verschiedener Volkskundler, Ethnologen und Ethnographen zusammen, die sich auf diese Thematik, den kulinarischen Habitus als symbolisches Kapital sozialer Gruppen, beziehen (Kapitel 1). Das zweite Kapitel sollte dann einen kurzen historischen Überblick über Nahrungsgewohnheiten sozialer Klassen oder Schichten geben. Problematisch war hier allerdings die Einseitigkeit der Schilderungen zugunsten unterer Sozialschichten mit dem zusätzlichen Schwerpunkt auf dem 19. Jahrhundert. Trotzdem lassen sich daran ausreichend Unterschiede und Entwicklungstendenzen festmachen.
Schließlich wird natürlich noch unsere heutige Zeit hinsichtlich dinstinktiver Eßgewohnheiten in Augenschein genommen. Einer der interessantesten Texte hierzu ist „Die feinen Unterschiede: Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft“ von Pierre Bourdieu. Ein Analyseaspekt darin ist eben die Nahrung. Dieses Werk wird allerdings ausführlich von meiner Kommilitonin Julia Kühn bearbeitet. Bei mir werden sich deshalb eher Querverweise auf Bourdieu finden, besonders im dritten Kapitel. Eine Untersuchung von Utz Jeggle in der BRD der 80er Jahre dient hier vorzüglich als Gegenwartsanalyse gruppenspezifischer Ernährungsweisen, und sie läßt auch den Vergleich mit Bourdieus Untersuchung im Frankreich der 60er Jahre zu.
In der Schlußbetrachtung möchte ich noch eine kurze persönliche Einschätzung der Symbolbedeutung von Essen geben, wobei mir auch der Vergleich zweier Volksfeste, das Wilhelmstraßenfest in Wiesbaden und das Johannisfest in Mainz, helfen soll.
Inhaltsverzeichnis
- 0. EINLEITUNG.
- 1. ALLTAGSÄSTHETISCHE SCHEMATA
- 1.1. HOCHKULTURSCHEMA
- 1.2. TRIVIALSCHEMA
- 1.3. SPANNUNGSSCHEMA
- 2. SOZIALE MILIEUS
- 2.1. NIVEAUMILIEU
- 2.2. HARMONIEMILIEU
- 2.3. INTEGRATIONSMILIEU
- 2.4. SELBSTVERWIRKLICHUNGSMILIEU.
- 2.5. UNTERHALTUNGSMILIEU.
- 3. LEBENSSTIL-TYPOLOGIEN
- 3.1. ÜBERBLICK ÜBER LEBENSSTIL-TYPOLOGIEN.
- 3.2. LIFE-STYLE-RESEARCH VON CONRAD & BURNETT.
- 4. FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit dem Thema "Lebensstil und Konsum" und konzentriert sich auf die Milieusegmentierung nach Gerhard Schulze. Sie analysiert die Entwicklung von kollektiven Schematisierungen und Segmentierungen von Existenzformen, die trotz der Individualisierungsthese bestehen bleiben.
- Die Entstehung und Entwicklung alltagsästhetischer Schemata
- Die Charakterisierung von sozialen Milieus anhand von Erlebnispräferenzen
- Die Rolle des Konsums als Ausdruck des Lebensstils
- Die Verknüpfung von Lebensstil, Konsum und sozialer Identifikation
- Die Bedeutung von Milieubeschreibungen für das Verständnis von Konsumverhalten
Zusammenfassung der Kapitel
0. Einleitung
Die Arbeit untersucht, wie sich die Individualisierungsthese auf die Entwicklung von kollektiven Schematisierungen und Segmentierungen von Existenzformen auswirkt. Sie stellt die Erlebnisorientierung als zentrale Basismotivation der modernen Gesellschaft dar und zeigt auf, wie der Wunschkonsum den Notwendigkeitskonsum ablöst.
1. Alltagsästhetische Schemata
Dieses Kapitel analysiert die Rolle von alltagsästhetischen Schemata bei der Bildung von sozialen Großgruppen. Es beschreibt drei kollektive Schemata: Hochkulturschema, Trivialschema und Spannungsschema, die sich anhand von Affinitäten im persönlichen Stil, Bildung und Lebensalter unterscheiden. Die Bedeutungsmuster der Schemata werden in den drei Bereichen Genuß, Distinktion und Lebensphilosophie erläutert.
1.1. Hochkulturschema
Der Abschnitt stellt das Hochkulturschema als ein Schema der zurückgenommenen Körperlichkeit und vergeistigten Empfangshaltung dar. Die Distinktion dieses Schemas verliert im Zuge der Popularisierung der Hochkultur zunehmend ihren hierarchischen Charakter, bleibt aber bildungsabhängig.
1.2. Trivialschema
Im Gegensatz zum Hochkulturschema steht das Trivialschema für eine aktive Rolle des Körpers und die Zelebrierung des Schlichten und Altgewohnten. Die Angst vor dem Neuen und Unbekannten sowie das Bedürfnis nach Schutz und Sicherheit prägen dieses Schema.
2. Soziale Milieus
Das Kapitel widmet sich der Beschreibung von sozialen Milieus, die aus der Interaktion von individuellen Erlebnispräferenzen und milieuspezifischen Vorstrukturierungen entstehen. Es werden verschiedene Milieus, wie das Niveaumilieu, das Harmoniemilieu, das Integrationsmilieu, das Selbstverwirklichungsmilieu und das Unterhaltungsmilieu vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen alltagsästhetische Schemata, soziale Milieus, Lebensstil, Konsum, Erlebnisgesellschaft, Individualisierung, Distinktion, Genuß und Lebensphilosophie.
- Quote paper
- Laura Dahm (Author), 1998, Konsum und Lebensstil, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14702