Alternative Wohnformen im Alter

Stand und Perspektiven


Bachelorarbeit, 2009

60 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Begriffsabgrenzungen und Definitionen
2.1 Bestimmung der Begriffe „Alte“ und „Senioren“
2.2 Traditionelle und alternative Wohnformen
2.3 Barriere
2.3.1 Barrierefrei
2.3.2 Barrierearm

3 Alterung der Gesellschaft in Deutschland
3.1 Demographische Entwicklung
3.2 Deutschland wird zur Altenrepublik

4 Wohnen im Alter - heute
4.1 Übersicht
4.2 Demographische Rahmenbedingungen
4.2.1 Haushaltsgröße
4.2.2 Wohnstatus
4.3 Erwartungen und Wünsche
4.3.1 Selbstständiges und selbstbestimmtes Wohnen
4.3.2 Wohnumfeld
4.3.3 Wohnmobilität
4.3.4 Wohnpräferenzen

5 Alternative Wohnformen
5.1.1 Wohnquartier4
5.2 Eigene Wohnung und eigene Häuslichkeit
5.2.1 Wohnen für Hilfe
5.2.2 Wohnen mit Betreuung zu Hause
5.3 Service Wohnen / Betreutes Wohnen
5.4 Gemeinschaftliches Wohnen
5.4.1 Selbstorganisierte Wohn- und Hausgemeinschaften
5.4.2 Integriertes Wohnen / Mehrgenerationenwohnen
5.5 Wohngruppenorientierte Betreuungskonzepte
5.5.1 Betreute Wohngemeinschaften
5.5.2 KDA-Hausgemeinschaften
5.6 Siedlungsgemeinschaften
5.7 Altendorf

6 Kategorisierung und Bewertung alternativer Wohnformen
6.1 Wunsch nach Verbleib in den „eigenen vier Wänden“
6.1.1 Positive und negative Aspekte
6.2 Wunsch nach „Veränderung der Wohnsituation“
6.2.1 Positive und negative Aspekte
6.3 „Zwingende Notwendigkeit“ zur Veränderung der Wohnsituation
6.3.1 Positive und negative Aspekte

7 Probleme bei der Umsetzung alternativer Wohnformen
7.1 Geringe quantitative Bedeutung trotz wachsendem Interesse
7.2 Probleme mit bestehenden Rahmenbedingungen
7.2.1 Probleme der Wohnalternative „Service Wohnen“

8 Fazit und Handlungsempfehlungen
8.1 Handlungsempfehlungen

9 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Ausgehend von der demographischen Entwicklung in Deutschland und der zu erwartenden Entwicklungen im Bereich der Vorsorgungssysteme für pflegebedürftige alte Menschen wird das Thema „Wohnen im Alter“ zukünftig mit einer Vielzahl von neuen Herausforderungen verbunden sein. Neben den traditionellen Wohnformen für ältere Menschen wie Altenwohnheime, Altenheime und Pflegeheime hat sich in den letzten Jahren eine Vielzahl an „neuen“ und „alternativen“ Wohnformen entwickelt. Diese Wohnformen müssen nicht nur den veränderten Wohnbedürfnissen älterer Menschen, sondern auch zukünftigen gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Veränderungen entsprechen.

Die vorliegende Thesis beschäftigt sich mit eben diesen alternativen Wohnformen und möchte aufzeigen, welche Alternativen zu bestehenden Wohnformen für ältere Menschen derzeit zur Verfügung stehen und in welcher Entscheidungssituation sie geeignet erscheinen. Zudem soll sie Aufschluss darüber geben welche Probleme es bei der Umsetzung von „alternativen Wohnformen gibt“ und wie weit diese Wohnformen die veränderten Bedürfnisse und Wünsche älterer Menschen an ihr Wohnumfeld berücksichtigen.

Neben dem „betreuten Wohnen“ oder „gemeinschaftlichen Wohnen“, welche in der öffentlichen Diskussion am häufigsten mit dem Begriff „alternative Wohnformen“ in Verbindung gebracht werden wird in dieser Arbeit ein Hauptaugenmerk auf das „Wohnen im Quartier“ liegen. Sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in der Fachwelt spielt diese aktuell häufigste Wohnform nur eine untergeordnete Rolle. Der überwiegende Teil der Senioren und Seniorinnen möchte ihren Lebensabend selbstständig und selbstbestimmt in ihrer vertrauten Umgebung verbringen. Hierzu werden die Anforderungen älterer Menschen an ihr Wohnumfeld und mit „Wohnquartier hoch Vier“ ein konkretes Konzept ausführlich dargestellt.

Die Arbeit wird mit einem Fazit und Handlungsempfehlungen für die Zukunft abgeschlossen.

2 Begriffsabgrenzungen und Definitionen

2.1 Bestimmung der Begriffe „Alte“ und „Senioren“

Die Lebenserwartung ist im letzten Jahrhundert deutlich gestiegen, und wird wahrscheinlich auch in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen. Gerade die verbesserte medizinische Versorgung ermöglicht es vielen Menschen noch bis in ein sehr hohes Alter relativ gesund und aktiv zu bleiben.[1]

Trotz der beschriebenen und im Vergleich zu früher deutlich besseren Lebensverhältnisse wird im Sprachgebrauch „alt“ mehrheitlich mit „pflegebedürftig“ gleichgesetzt. Wie falsch diese Gleichstellung ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: gerade einmal 5% aller über 60-jährigen sind pflegebedürftig. Dieser Anteil erhöht sich bei über 85-jährigen auf etwa 50%, dies bedeutet aber ebenso, dass 95% der über 60-jährigen und gut die Hälfte aller 85-jährigen selbstständig in ihrer Wohnung zurechtkommt.[2]

Der Begriff „Senior“ stammt aus dem lateinischen und bedeutet übersetzt „der ältere“, er wurde vor einigen Jahren als Beschönigung für den Ausdruck „alt“ eingeführt und beschreibt eine Bevölkerungsgruppe, deren Mitglieder sehr unterschiedliche Lebenslagen (hinsichtlich Alter, Einkommen und Gesundheitszustand), als auch Lebensstile aufweisen.[3]

Eine genaue Abgrenzung des Begriffs „Senior“ ist sehr schwierig, da in der Literatur keine einheitliche Definition existiert. Die Meinungen gehen weit auseinander, ab welchem Lebensalter ein Mensch als „Senior“ bezeichnet werden sollte.[4]

In der vorliegenden Arbeit wird angenommen, dass das Seniorenalter bei 65 Jahren beginnt, also in etwa mit Eintritt des Ruhestands. Die Altersgruppe der über 50­jährigen wird als „zukünftige Senioren“ bezeichnet.

Auch im Seniorenalter hat man eine Zweiteilung vorgenommen, um reale Unterschiede und Möglichkeiten besser erfassen zu können. Folgende Differenzierungsansätze der Altersphasen sind unter der Berücksichtigung der geringen Aussagekraft, welche eine Einteilung nach Altersgruppen bringt, gebräuchlich:[5]

65-80 Jahre [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] „junge Alte“, „alt“, „dritte Lebensphase“

Ab 80 Jahre [Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten] „alte Alte“, „hoch altrig/hoch betagt“, „vierte Lebensphase“

Diese zwei Gruppen sind mit sehr unterschiedlichen Problemen des Alterungsprozesses konfrontiert. Ist der „junge Alte“ noch weitgehend aktiv und gesund tritt bei „alten Alten“ zunehmender Hilfe- und Pflegebedarf ein.[6]

2.2 Traditionelle und alternative Wohnformen

In der Literatur gibt es keine einheitliche Verwendung des Begriffs „alternative Wohnformen“. Daher ist eine Annäherung über die Definition der traditionellen Wohnformen sinnvoll.

Betrachtet man die historische Entwicklung des Wohnens im Alter, sind zu den traditionellen Wohnformen die verschiedenen Angebote der Heimeinrichtungen sowie das „normale Wohnen“ in der eigenen Wohnung zu zählen.

Zu den großen Mythen über das historische Wohnen im Alter gehört die noch heute weit verbreitete Vorstellung, dass früher die alten Menschen überwiegend geborgen in Großfamilien gelebt hätten. Bei genauerer Betrachtung war dies jedoch nur sehr begrenzt der Fall. Wie auch heute, war das „normale Wohnen“ die am weitesten verbreitete Wohnform. Das institutionelle Wohnen betraf, wie heute, nur eine kleine Minderheit der Älteren.[7]

Veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und veränderte Wohn- oder Lebensvorstellungen neuerer Generationen älterer Menschen, auf die im nächsten Teil noch genauer eingegangen wird, bedingen in der heutigen Zeit ein alternatives Angebot zu den bestehenden Wohnformen.[8]

Die alternativen Wohnformen kann man in drei Arten unterteilen:[9]

1. Wohnlösungen in der bekannten Umgebung,
2. Wohnlösungen im geeigneten Umfeld sowie
3. Gemeinschaftliches Wohnen mit und ohne Betreuung

Alternative Wohnformen sind dabei kein grundsätzlich neues Wohn- und Lebenskonzept, sondern insofern „neu“ und „alternativ“, da sie mit ihrem Angebot auf die Mängel und Defizite der traditionellen institutionalisierten Wohnformen für ältere Menschen reagieren.[10]

Hierbei gibt es folgende gemeinsame Ziele von alternativen Wohnformen:[11]

- Entwicklung einer selbstständigen, selbstbestimmten und normalen Wohnform
- Zur Verfügung stellen von Perspektiven wie Sicherheit und Verfügbarkeit von Hilfe und Unterstützung für den Bedarfsfall
- Verbindung gemeinschaftlicher Lebensformen

2.3 Barriere

Eine Barriere bezeichnet im Allgemeinen alle Faktoren und Ursachen, welche die aktive, selbstständige Lebensgestaltung und Alltagsbewältigung - also die Teilnahme am Leben - verhindern.[12]

2.3.1 Barrierefrei

Seit 1992 ist der Begriff „Barrierefreiheit“ in Zusammenhang mit dem Begriff „Barriere“ über die DIN 18025 „Barrierefreie Wohnungen“, künftig DIN 18040 „Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen“[13], ein wesentlicher Bestandteil der Qualität im Wohnungs- und Städtebau.[14]

Die noch geltende DIN 18025 lehnt sich in der Definition von „Barrierefreiheit“ an das Behindertengleichstellungsgesetz (BGG) an. Dort wird unter § 4 Barrierefreiheit wie folgt definiert: „Barrierefrei sind bauliche und sonstige Anlagen, Verkehrsmittel, technische Gebrauchsgegenstände, Systeme der Informationsverarbeitung, akustische und visuelle Informationsquellen und Kommunikationseinrichtungen sowie andere Lebensbereiche, wenn sie für behinderte Menschen in der allgemein üblichen Weise, ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe, zugänglich und nutzbar sind.“[15]

Die DIN 18025 ist ursprünglich für Menschen mit Behinderungen entwickelt worden. Erst DIN 18025 Teil 2 in der Fassung von 1992 geht über diesen Betroffenenkreis hinaus und bezieht alle Menschen ein. „Die Wohnungen müssen für alle Menschen nutzbar sein.“[16]

Trotz der unbestrittenen Erleichterungen für alle Bewohner, ob mit oder ohne Mobilitätseinschränkungen im Alltag, gibt es in der Literatur einen großen Kritikpunkt, nämlich die Nichtbeachtung der Norm bei Sanierungs-, Renovierungs- oder Umbaumaßnahmen im Bestand. Hierfür werden folgende Gründe angeführt:[17]

1. Die Einhaltung der Norm wird in der Praxis häufig nicht für erforderlich gehalten.

Hier wird kritisiert, dass in der Praxis häufig Barriere reduzierende Maßnahmen „nur“ für Rollstuhlfahrer erforderlich seien, und zudem extrem teuer sind.

2. Die Einhaltung der Norm wird häufig für nicht realisierbar gehalten. Eine normkonforme Umsetzung ist nur mit erheblichen Kosten umsetzbar.

2.3.2 Barrierearm

Während die Barrierefreiheit nach DIN 18025 an nachprüfbaren Maßen festzumachen ist, gibt es für den Begriff „Barrierearm“ bisher keine exakte Definition. Der Begriff entstand aus der aufgeführten Kritik an der DIN 18025 und soll, wenn schon keine barrierefreie Anpassung des Wohnungsbestands möglich ist, zumindest das Ziel eine „größtmögliche Barrierereduzierung“ zu erreichen, beschreiben.[18]

Dieser Begriff wird aufgeführt, da er in der Praxis immer häufiger Anwendung findet und somit auch Bestandteil dieser Arbeit ist.

3 Alterung der Gesellschaft in Deutschland

3.1 Demographische Entwicklung

Mit dem Begriff „demographische Entwicklung“ wird die Veränderung der Zusammensetzung der Altersstruktur einer Gesellschaft bezeichnet. Dieser Begriff ist jedoch zunächst nicht wertend gemeint und kann somit sowohl eine Bevölkerungszunahme als auch eine Bevölkerungsabnahme bezeichnen.[19]

Die demographische Entwicklung wird von drei Faktoren beeinflusst:[20]

1. die Geburtenrate
2. die Lebenserwartung
3. dem Wanderungssaldo (Differenz zwischen Zu- und Fortzügen)

3.2 Deutschland wird zur Altenrepublik

Wie bereits erwähnt, ist die Lebenserwartung der Deutschen in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Seit 1855 ist sogar eine Verdoppelung der Lebenserwartung zu verzeichnen (von 37 Jahren auf über 77 Jahre). Und ein Ende dieser Entwicklung ist nicht absehbar. Aktuell nimmt die Lebenserwartung in Deutschland jedes Jahr um etwa drei Monate zu. Die Gründe dieser Entwicklung liegen im Zusammenwirken von Einkommen, Bildung, Ernährung, Hygiene, Gesundheitsverhalten und Lebensweise sowie der immer besseren medizinischen Versorgung.[21]

Mit steigender Lebenserwartung, erhöht sich zugleich auch das Potential der „zukünftigen Senioren“, welches aber bisher bei weitem nicht genutzt wird. Gerade mal 30 Prozent der Frauen und 41 Prozent der Männer im Alter von 50-65 sind in einem Beschäftigungsverhältnis. Altersgrenzen bei Ärzten und Richtern oder Frühverrentungen von produktiven Menschen belasten die Sozialsysteme und geben wenige Anreize, im Alter ökonomisch aktiv zu sein.[22]

4 Wohnen im Alter - heute

Um die Notwendigkeit von alternativen Wohnformen deutlich zu machen ist zu Beginn ein Blick auf die aktuelle Situation vonnöten. Wie und unter welchen Rahmenbedingungen leben ältere Menschen in Deutschland? Anschließend müssen die Erwartungen und Wünsche an das Wohnen im Alter betrachtet werden, um eine Kategorisierung und Bewertung der vorhandenen alternativen Wohnformen vornehmen zu können.

4.1 Übersicht

Spricht man von Wohnformen im Alter, dann denken die meisten Menschen an Alten- oder Pflegeheime oder seit einigen Jahren auch an betreute Wohnformen. Die Realität hingegen sieht anders aus. So lebten im Jahr 2000 gerade 4% der über 65­jährigen in einem Heim und ca. 2% in betreuten Wohnformen. Auch das

Gemeinschaftliche Wohnen spielt mit gerade einmal 0,01% eine untergeordnete Rolle.[23]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1[24]

4.2 Demographische Rahmenbedingungen

Wie in der Übersicht dargestellt ist das „normale“ Wohnen die mit Abstand häufigste Wohnform älterer Menschen. Eine wachsende Singularisierung sowie der gesellschaftliche Alterungsprozess sind dabei als dominante Entwicklungslinien in der Beeinflussung des zukünftigen Wohnens im Alter festzustellen.[25]

4.2.1 Haushaltsgröße

Betrachtet man die Entwicklung der Haushaltsgrößen in den Jahren 1900 über 1950 bis 2000, ist eine stetige Zunahme der kleinen Haushalte zu sehen. Bestanden im Jahre 1900 nur 21,8 Prozent der Haushalte aus einer oder zwei Personen, so waren es 1950 bereits 44,7 Prozent. Bis 2000 hat sich dieser Anteil nochmals deutlich erhöht und lag bei 69,4 Prozent. Auch in Zukunft wird sich dieser Trend fortsetzen, jedoch durch den bereits sehr hohen Anteil an kleinen Haushalten an Dynamik verlieren.[26]

Zu beachten ist bei diesem Trend, dass die statistische Definition der Haushaltsgröße keinen Rückschluss darauf zulässt, ob es sich tatsächlich um allein stehende Personen handelt. Gemäß der so genannten allgemeinen repräsentativen Bevölkerungsumfrage (ALLBUS) lebte im Jahre 2000 nur etwa die Hälfte der Befragten mit festem Lebenspartner auch mit diesem in einem gemeinsamen Haushalt.[27]

Dies gilt zwar hauptsächlich für die jüngere Bevölkerungsgruppe, doch auch unter Älteren ist diese Entwicklung zu beobachten. Über 31% der über 60-jährigen leben alleine. Bei den Männern wird sich der Anteil allein lebender bis 2040 mehr als verdoppeln (von 2000 17% auf 35%).[28]

4.2.2 Wohnstatus

Der größte Teil der Menschen in Deutschland (87%) lebt in Wohnungen, welche älter als 15 Jahre sind. Dass sich dies auch in den nächsten Jahrzehnten nicht verändern wird, verdeutlicht ein Blick auf die neu errichteten Wohneinheiten. Bei insgesamt ca. 39,5 Mio. Wohneinheiten werden pro Jahr nur etwa 250.000 neu errichtet.[29]

Die Eigentümerquote ist im Vergleich zu anderen Europäischen Ländern relativ niedrig. In der Altersgruppe der Senioren sind nur etwa 40% der Wohnungen selbstgenutztes Eigentum. In Großbritannien liegt der Anteil beispielsweise bei 67%.[30]

Betrachtet man den Mietwohnungsmarkt in Deutschland, so ist festzustellen, dass über ein Drittel der Wohnungen einzelnen Eigentümern oder kleineren Eigentümergemeinschaften gehören. Gerade ein Viertel ist im Besitz von Wohnungsunternehmen oder öffentlichen Trägern.[31]

4.2.2.1 Zustand der Wohnungen

Den Zustand einer Wohnung kann man wie folgt differenzieren:

1. „Modern“ ausgestattete Wohnungen Als „Modern“ wird hier die vollständige Ausstattung mit Sammelheizung, Bad und WC innerhalb der Wohnung bezeichnet.
2. „Nicht-Moderne“ Wohnungen mit „leichten Mängeln“ Darunter fallen Wohnungen, welche nicht schwerwiegende Ausstattungsmängel aufweisen. Meist fehlt nur eine Sammelheizung während Bad und WC vorhanden sind. Die Beseitigung dieser Mängel ist meist leicht zu realisieren.
3. „Nicht-Moderne“ Wohnungen mit „schweren Mängeln“ Diese Wohnungen weisen beträchtliche Mängel auf. Hier fehlen Bad oder WC oder gar beides. Die Beseitigung dieser Mängel ist oft nur im Rahmen einer Modernisierung des Gebäudes zu beheben.

Betrachtet man die nachfolgenden Zahlen, kann in Deutschland von einem relativ hohen Wohnungsstandard gesprochen werden. So sind über 70% der Wohnungen von Senioren vollständig mit Sammelheizung, Bad und WC innerhalb der Wohnung ausgestattet. Auffallend ist der signifikante Unterschied zwischen dem Osten und Westen von Deutschland. Gerade Substandardwohnungen sind in Ostdeutschland ein Massenproblem (26%), während in Westdeutschland nur 4% davon betroffen sind.[32]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2[33]

4.2.2.2 Gebäudesubstanz

Wie bereits erwähnt wohnen über 80% der älteren Menschen in Wohnungen, die vor mehr als 15 Jahren erbaut wurden. Trotzdem ist der Wohnungsbestand in Deutschland als relativ neu zu bezeichnen. Ungefähr zwei Drittel der älteren Menschen wohnen in Wohnungen, welche nach 1948 errichtet wurden. Gerade ein Fünftel wohnt im Gegensatz dazu in Gebäuden, die noch vor 1919 errichtet wurden.[34]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3[35]

Auch in diesem Bereich gibt es einen auffallenden Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschland. Erwähnenswert sind besonders zwei Auffälligkeiten: In Ostdeutschland sind rund 60% der Gebäude vor 1948 gebaut worden, während dies in Westdeutschland nur auf gut 30% der Gebäude zutrifft. Hinzu kommt der extrem schlechte Zustand der Altbauten in Ostdeutschland, welcher jedoch durch große Investitionen in den letzten Jahren deutlich verbessert wurde.[36]

Das Alter der Gebäude, gerade für das Thema „Wohnen im Alter“, ist von besonderer Wichtigkeit, da es Rückschlüsse auf die Wohnqualität zulässt. Gerade in den 50er Jahren wurden viele Wohnungen in vielgeschossigen Wohnzeilen errichtet, welche sich für das Wohnen im Alter kaum eignen. Kennzeichnend sind Zwei- bis Dreizimmerwohnungen mit kleinen Bädern und Kochküchen. Ähnlich problematisch sind die vielerorts in den 70er Jahren entstandenen Einfamilienreihenhäuser.[37]

4.3 Erwartungen und Wünsche

Die Erwartungen an das Wohnen im Alter haben sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten deutlich verändert. Zwar möchte die Mehrheit der Älteren immer noch so lange wie möglich selbstständig in der vertrauten Wohnung leben, doch steigt durch die wachsende Diskussion über das Leben im Alter die Suche nach Wohnalternativen.[38]

4.3.1 Selbstständiges und selbstbestimmtes Wohnen

Im Alter selbstständig und selbstbestimmt zu wohnen heißt nicht, auch alles alleine zu machen. Erst die Verfügbarkeit von Hilfs- und Unterstützungsmöglichkeiten ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Wohnen. Gerade unter den Jung-Senioren wächst das Bewusstsein, dass das familiäre Umfeld die Betreuung im Alter nicht mehr übernehmen kann und man somit immer mehr auf professionelle Dienste angewiesen ist. Auch die Bereitschaft für diese Dienste Geld auszugeben, steigt in zunehmenden Maße an.[39]

Vergleicht man die in Abb.1 gezeigten wohnbegleitenden haushaltsnahen Dienstleistungen, so dominieren vor allem vorpflegerische, niederschwellige Alltagshilfen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4[40]

[...]


[1] Vgl. Opaschowski H, S. 54 f

[2] Vgl. Edinger S. et al., S. 7

[3] Vgl. Edinger S. et al., S. 27

[4] Vgl. Neugebauer A., S. 7

[5] Vgl. Neugebauer A.., S. 7 f.

[6] Vgl. Amstutz C., S. 37 f.

[7] Vgl. Krämer S. et al., S. 10

[8] Vgl. Höpflinger, F., S. 33

[9] Nach Görnert-Stuckmann S., S. 27

[10] Vgl. Neugebauer A., S. 45

[11] Vgl. Kremer-Preiß, S. / Stolarz, H., S. 24 f.

[12] Vgl. Scherz, S. 44

[13] Die DIN 18040-1 „Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 1: Öffentlich zugängliche Gebäude“ und die DIN 18040-2 „Barrierefreies Bauen - Planungsgrundlagen - Teil 2: Wohnungen“ sollen Anfang des Jahres 2010 in Kraft treten. Seit Oktober 2009 wird noch in Konsultationen über Einsprüche und Stellungnahmen beraten.

[14] Vgl. Edinger S., S. 9

[15] Vgl. Bundesministerium der Justiz

[16] Vgl. AMS Reha, S. 187

[17] Vgl. Edinger S., S. 14f.

[18] Vgl. Vgl. Edinger S., S. 16 f.

[19] Vgl. Gemeinnütziger Spar- und Bauverein, Friemersheim eG, S. 4

[20] Vgl. Meier J., S. 5

[21] Vgl. Opaschowski H., S. 54 f

[22] Vgl. Kröhnert S. et al., S. 35

[23] Vgl. Edinger S. et al., S. 7

[24] Vgl. Schader Stiftung (2005)

[25] Vgl. Krämer S., S. 52

[26] Vgl. Krämer S., S. 52

[27] Vgl. Statistisches Bundesamt, S. 525 f.

[28] Vgl. Ministerium für Arbeit und Soziales BaWü, S. 6

[29] Vgl. Edinger S. et al., S. 1

[30] Vgl. BMFSFJ (1998), S. 102

[31] Vgl. BMFSFJ (1998), S. 99

[32] Vgl. ebd., S. 102 f

[33] Eigene Darstellung nach: BMFSFJ (1998), S. 102 f.

[34] Vgl. BMFSFJ (1998), S. 104

[35] eigene Diagramme aus: BMFSFJ (1998), S. 102 f.

[36] Vgl. BMFSFJ (1998), S. 104

[37] Vgl. Bertelsmann Stiftung

[38] Vgl. Ministerium für Arbeit und Soziales BaWü, S.7

[39] Vgl. Neugebauer A., S. 42

[40] Vgl. Neugebauer A., Anhang II

Ende der Leseprobe aus 60 Seiten

Details

Titel
Alternative Wohnformen im Alter
Untertitel
Stand und Perspektiven
Hochschule
Fachhochschule Düsseldorf
Note
1,8
Autor
Jahr
2009
Seiten
60
Katalognummer
V147159
ISBN (eBook)
9783640578368
ISBN (Buch)
9783640578603
Dateigröße
1114 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wohnformen, Alternative Wohnformen, Wohnen im Alter, Wohnen
Arbeit zitieren
Jens Nunninger (Autor:in), 2009, Alternative Wohnformen im Alter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147159

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