Die Forschungsartikel bestätigen, dass der rein deskriptive Literaturkorpus zu internationalen Verhandlungen für die Verhandlungsführer von Nutzen ist. Es stellt sich die Frage, ob sich diese Literatur überhaupt mit theoretischen Problemen oder einer Theoriebildung befassen sollte, was teilweise in der Verhandlungsliteratur als für Praktiker brauchbar aufgefasst wird. Wenn eine Theorie für internationale Verhandlungen entwickelt oder auf internationale Verhandlungen angewendet werden sollte und diese Theorie dabei aus der Verhandlungsliteratur stammt, ist es wichtig, dass die praktischen Qualitäten der Real-Life-Beschreibungen nicht verloren gehen. Hierbei sind die Begriffe der Veränderung und der Anpassung die wichtigen Determinanten.
Der größte Erfolg wurde jedoch bislang mithilfe der Spieltheorie erzielt, und hierbei insbesondere mithilfe der „Principal-Agent-Theorie“, der „Tit-for-Tat-Strategien“ und der Neoklassische Beiträge zur Fairness-Theorie.
Unsere Befunde scheinen die Annahme der „Rational Choice“ zu bestätigen. Die Verhandlungsführer treten sehr zielgerichtet auf, d.h. sie verwenden alle ihre Ressourcen darauf, das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Überlegungen zur Fairness scheinen eine kleinere Rolle in Verhandlungssituationen, die von einem harten Wettbewerb geprägt sind und in denen die beiden Parteien gleich stark sind, zu spielen. Wenn allerdings eine Partei stärker ist, kann diese Partei finanzielle Bestrafungen als Reaktion auf unfaire Praktiken erwägen. Gleichzeitig haben einige Verhandlungsführer eine klare Auffassung davon, was fair ist, aber sie haben diese Ansicht nicht geäußert, sondern sie für sich behalten.
Die Experimente deuten an, dass Probleme bei internationalen Verhandlungen als wirtschaftliche Faktoren studiert werden können, und dass der Begriff der Fairness ausgeblendet werden kann, wenn man annimmt, dass es sich um einen harten Wettbewerb mit einer gleichen Machtverteilung zwischen den Parteien handelt. Allerdings ist es wichtig festzustellen, dass solche Modelle zu keinem tieferen Verständnis des internationalen Verhandlungsprozesses führen.
Zusammenfassend kann man festhalten, dass es eine erhebliche Dissonanz im Hinblick auf die wissenschaftliche Rechtfertigung des angewandten Feldes der Wirtschaftsethik gibt, da für die Wirtschaftsethik keine wirklich bedeutende Theorie entwickelt wurde, sondern hier hauptsächlich Theorien verwendet werden, die aus der Moralphilosophie stammen.
Inhaltsverzeichnis
- VORBEMERKUNG
- VORWORT
- TABELLENVERZEICHNIS
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- FORMELVERZEICHNIS
- ABKÜRZUNGS- UND SCHRIFTTUMSVERZEICHNIS
- EIDESSTATTLICHE ERKLÄRUNG
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung und Ziel der Untersuchung
- 1.2 Warum Interdisziplinarität?
- 1.3 Der Gang der Untersuchung
- 1.4 Der detaillierte Aufbau des Laborexperiments
- 1.5 Abgrenzungsfragen
- 1.6 Der Status Quaestionis
- 2 Der theoretische Teil
- 2.1 Theoretische Einordnung
- 2.2 Internationale Verhandlungen
- 2.2.1 Einleitung
- 2.2.2 Kulturelle Dimensionen bei internationalen Verhandlungen
- 2.2.3 Kommunikative Dimensionen bei internationalen Verhandlungen
- 2.2.4 Psychologische Dimensionen bei internationalen Verhandlungen
- 2.3 Die ökonomische Theorie
- 2.3.1 Einleitung
- 2.3.2 Störung des Preissystems
- 2.3.3 Transaktionskosten als Begriff
- 2.3.4 Informationsasymmetrien
- 2.4 Die Kommunikationstheorie
- 2.5 Spieltheoretische Ansätze
- 2.5.1 Die Spieltheorie als Methode für internationale Verhandlungen
- 2.5.2 Informationsvoraussetzungen innerhalb der Spieltheorie
- 2.5.3 Risiko als Begriff beim Studium der Wirtschaftsüberwachung
- 2.5.4 Die „Principal-Agent“-Theorie
- 2.5.5 „Tit-for-Tat“-Strategien und der evolutionäre Ansatz in der ökonomischen Theorie
- 2.6 Wirtschaftsethik
- 2.6.1 Die akademische Entwicklung der Wirtschaftsethik
- 2.6.2 Das Fairness-Prinzip
- 2.6.3 Die Fairness-Theorie: Neoklassische Beiträge
- 2.6.4 Prozedurale Fairness
- 2.6.5 Wirtschaftsethische Schulen
- 2.6.6 Die sozialbiologische Perspektive der Ethik
- 2.7 Wirtschaftsüberwachung und Wirtschaftsspionage
- 2.7.1 Allgemeines
- 2.7.2 Technologische Aspekte der Wirtschaftsspionage und das „Business Intelligence Risk Management“
- 2.8 Methodologische Voraussetzungen in der ökonomischen Theorie und der „Rational-Choice“-Ansatz
- 2.8.1 Einleitung
- 2.8.2 Die spieltheoretische Perspektive von Harsanyi
- 2.8.3 Die „Rational-Choice“-theoretische Perspektive von Elster
- 2.8.4 Die philosophische Perspektive in der ökonomischen Theorie von Etzioni
- 2.8.5 Bourdieu und die praktische Perspektive
- 2.9 Zusammenfassende Kommentare und die Anwendung der Theorie
- 2.9.1 Zusammenfassung
- 2.9.2 Ausgeblendete Dimensionen
- 2.9.2 Kurze Diskussion zu den ausgeblendeten Dimensionen
- 3 Der praktische Teil
- 3.1 Einführung zur Projektbeschreibung
- 3.2 Die drei empirischen Experimente
- 3.3 Experiment 1: Die Seminargruppe - Beschreibung des Experiments
- 3.3.1 Der quantitative Teil: Hypothese 1
- 3.3.2 Zur Gültigkeit der Daten
- 3.3.3 Der qualitative Teil: Hypothese 2 und 3
- 3.3.4 Die Analyse
- 3.4 Experiment 2: Das Resultat der Real-Life-Interviews
- 3.5 Experiment 3: Das Resultat des Tiefeninterviews
- 3.6 Schlussfolgerungen aus dem empirischen Teil
- 4 Zusammenfassende Betrachtungen
- 4.1 Schlussfolgerungen aus dem empirischen Teil
- 4.2 Anwendung der Theorie auf das Ergebnis des empirischen Teils
- 4.3 Neue Problemstellungen bei Verhandlungen. Einige Vorschläge für Forschungsprojekte
- 4.4 Abschließende Gedanken in Bezug auf das Problem der Wirtschaftsüberwachung
- Anhang I: Bewertungsformular für den Verhandlungskurs
- Anhang II: Seminarbeschreibung
- Anhang III: Lehrauftrag
- Anhang IV: Fallstudien
- 1. Fallstudie Teil 1
- 2. Fallstudie Teil 2
- 3. Fallstudie Teil 3
- 4. Fallstudie Teil 4
- 5. Fallstudie Teil 5
- 6. Fallstudie Teil 6
- Anhang V: Zusammenfassung von Karambayyas Fragebogen
- Anhang VI: Zusammenfassung des allgemeinen Modells
- Anhang VII:
- 1. Daten
- 2. Statistik über die illegale Abhörungsindustrie in den USA
- Anhang VIII: Lebenslauf
- Anhang IX:
- 1. Begriffliches
- 2. Das Problem der Wirtschaftsüberwachung
- 3. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Dissertation „Wirtschaftsspionage in Verhandlungen“ von Klaus Solberg befasst sich mit der interdisziplinären Analyse von Wirtschaftsspionage im Kontext internationaler Verhandlungen. Die Arbeit verfolgt das Ziel, das Phänomen der Wirtschaftsspionage aus informationsökonomischer und wirtschaftsethischer Perspektive zu beleuchten und die komplexen Zusammenhänge zwischen ökonomischen, kommunikativen und ethischen Aspekten zu untersuchen.
- Informationsasymmetrien und Transaktionskosten in internationalen Verhandlungen
- Die Rolle von Spieltheorie und „Rational-Choice“-Ansätzen bei der Analyse von Wirtschaftsspionage
- Ethische Aspekte der Wirtschaftsspionage und die Bedeutung von Fairness-Prinzipien
- Methodologische Herausforderungen bei der interdisziplinären Untersuchung von Wirtschaftsspionage
- Empirische Ergebnisse aus Laborexperimenten und Interviews, die Einblicke in die Praxis der Wirtschaftsspionage liefern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Dissertation beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und die Zielsetzung der Untersuchung darlegt. Sie beleuchtet die Notwendigkeit eines interdisziplinären Ansatzes und skizziert den Aufbau der Arbeit. Im Anschluss daran wird im theoretischen Teil ein umfassender Rahmen für die Analyse von Wirtschaftsspionage in Verhandlungen geschaffen. Dieser Teil behandelt verschiedene theoretische Ansätze, darunter die ökonomische Theorie, die Kommunikationstheorie, die Spieltheorie und die Wirtschaftsethik.
Die ökonomische Theorie wird im Kontext von Informationsasymmetrien und Transaktionskosten betrachtet, die in internationalen Verhandlungen eine zentrale Rolle spielen. Die Spieltheorie bietet ein analytisches Werkzeug, um strategisches Verhalten und Informationsvoraussetzungen in Verhandlungen zu modellieren. Die Wirtschaftsethik beleuchtet die ethischen Dimensionen der Wirtschaftsspionage und die Bedeutung von Fairness-Prinzipien.
Der praktische Teil der Dissertation präsentiert die Ergebnisse von drei empirischen Experimenten, die Einblicke in die Praxis der Wirtschaftsspionage liefern. Das erste Experiment wurde mit einer Seminargruppe durchgeführt, um das Verhalten von Verhandlungspartnern in verschiedenen Szenarien zu untersuchen. Die beiden weiteren Experimente basieren auf Real-Life-Interviews und Tiefeninterviews mit Experten aus der Praxis.
Die Dissertation schließt mit zusammenfassenden Betrachtungen, die die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung zusammenfassen und die Anwendung der Theorie auf die empirischen Ergebnisse diskutieren. Sie beleuchtet neue Problemstellungen bei Verhandlungen und gibt Vorschläge für zukünftige Forschungsprojekte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Wirtschaftsspionage, internationale Verhandlungen, Informationsökonomie, Wirtschaftsethik, Fairness-Prinzipien, Spieltheorie, „Rational-Choice“-Ansatz, Informationsasymmetrien, Transaktionskosten, empirische Forschung, Laborexperimente, Interviews, interdisziplinäre Analyse.
- Arbeit zitieren
- Klaus Solberg Søilen (Autor:in), 2005, Wirtschaftsspionage in Verhandlungen aus informationsökonomischer und wirtschaftsethischer Perspektive, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147170