Huntingtons Theorie eines Bruchlinienkrieges im Rahmen des israelisch-palästinensischen Konflikts seit Camp David 2


Hausarbeit (Hauptseminar), 2008

35 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. HUNTINGTONS THEORIE EINES BRUCHLINIENKRIEGES
2.1. EINFÜHRUNG : DER URSPRUNG DES BRUCHLINIENKRIEGES UND DIE Schärfung des Kulturbewusstseins
2.2. Merkmale von Bruchlinienkriegen
2.3. DER KOMPLEXE BRUCHLINIENKRIEG

3. DIE MERKMALE EINES BRUCHLINIENKRIEGES ANHAND DES ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCHEN KONFLIKTS
3.1. ziel der Gebietskontrolle
3.2. EIN GESCHICHTLICH UMSTRITTENES TERRITORIUM
3.3. DIE SCHWIERIGE BEILEGUNG EINES BRUCHLINIENKRIEGES
3.4. VERSCHIEDENE GLAUBENSRICHTUNGEN DER BETEILIGTEN
3.5. BETEILIGUNG VON KIN-GRUPPEN
3.6. Zwischenfazit

4. HUNTINGTONS MODELL EINES KOMPLEXEN BRUCHLINIENKRIEGES ANHAND DES ISRAELISCH-PALÄSTINENSISCHEN KONFLIKTS
4.1. METHODIK
4.2. DIE ISRAELISCHE SEITE
4.2.1. Primärbeteiligte auf israelischer Seite: Israel
4.2.2. Sekundärbeteiligte auf israelischer Seite: USA
4.2.3. Tertiärbeteiligte auf israelischer Seite: EU und UNO?
4.2.4. Israelische Diasporagemeinden
4.3. DIE PALÄSTINENSISCHE SEITE
4.3.1. Primärbeteiligte auf palästinensischer Seite: Hamas und Hisbollah
4.3.2. Sekundärbeteiligte auf palästinensischer Seite: PA, Iran, Syrien
4.3.3. Tertiärbeteiligte auf palästinensischer Seite: EU und UNO? Ägypten,
Jordanien, Syrien?
4.3.4. Palästinensische Diasporagemeinden

5. ZUSAMMENFASSUNG UND FAZIT

6. QUELLENVERZEICHNIS

1. Einleitung

„Eine Nation schenkte einer zweiten Nation das Land einer dritten.“[1] So beschrieb der Jude Arthur Koestler 1917 die Balfour-Erklärung. Bei der ersten Nation handelte es sich um Großbritannien, die zweite war das jüdische Volk und die dritte die Araber im heutigen Israel und Palästina. Der darauf folgende Konflikt zwischen Juden und Arabern beschäftigt die Welt nun bereits seit fast einem Jahrhundert, vor allem aber seit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948. Seitdem wechseln sich Phasen relativer Ruhe, diplomatische Friedensinitiativen und -verhandlungen ab mit Zeiten teils intensiver Gewalt und Krieg. Was aber ist heutzutage der Charakter dieser Auseinandersetzung? Ist der israelisch-palästinensische Konflikt letztlich nur noch ökonomisch motiviert, immer noch territorial, oder handelt es sich tatsächlich um einen Kulturkampf, wie ihn Samuel Huntington beschreibt?

Diese Frage ist so umfassend und schwierig, dass sie hier nicht beantwortet werden kann. Allein die Masse an Literatur zu diesem Thema, die von objektiv neutralen Berichten bis zu hochgradig ideologisierten Pamphleten reicht, verdeutlicht die Komplexität dieser Fragestellung. Allerdings wird und wurde Samuel Huntingtons Theorie vom Kampf der Kulturen seit ihrer Veröffentlichung in Buchform im Jahr 1996 so oft und auf so unterschiedliche Weise mit dem Nahostkonflikt in Verbindung gebracht, dass es lohnt, sie diesbezüglich einer systematischen Prüfung zu unterziehen.

Die vorliegende Arbeit macht es sich jedoch aufgrund ihres Umfangs lediglich zur Aufgabe, einen Teilaspekt des Kampfes der Kulturen, nämlich das von Huntington formulierte Modell eines Bruchlinienkrieges zwischen verschiedenen Kulturen, auf seine Anwendbarkeit auf den Nahostkonflikt, d.h. den Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, zu untersuchen. Innerhalb dieses Modells soll zudem die Idee eines komplexen Bruchlinienkrieges mit Bezug auf den Nahostkonflikt näher beleuchtet und analysiert werden. Für letzteres erstreckt sich der zu untersuchende Zeitraum von den gescheiterten Gesprächen im Sommer 2000 zwischen dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton, PLO-Chef Yassir Arafat und dem israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak, die unter dem Namen Camp David II bekannt wurden, bis zur Machtübernahme der Hamas im Gazastreifen im Sommer 2007.

Die Frage lautet also: Handelt es sich beim israelisch-palästinensischen Konflikt überhaupt um einen Bruchlinienkrieg nach Huntington und lässt sich das Modell eines komplexen Bruchlinienkrieges auf diesen Konflikt nach Camp David II anwenden? Als theoretischer Bezugsrahmen dient die folgende von Huntington in einem Aufsatz in der Zeitschrift Foreign Affairs bereits im Jahr 1993 formulierte zentrale These:

"Die großen Trennungslinien der Menschheit und die dominierende Quelle von Konflikt werden kultureller Natur sein. Nationalstaaten werden zwar die mächtigsten Akteure auf dem Globus bleiben, aber die grundsätzlichen Konflikte der Weltpolitik werden zwischen Nationen und Gruppierungen aus unterschiedlichen Kulturen auftreten. Der Zusammenprall der Kulturen (clash of civilizations) wird die Weltpolitik beherrschen. Die Bruchlinien zwischen den Kulturkreisen werden die Frontlinien der Zukunft sein."[2]

Diese Frontlinien werden später ausführlich in Kampf der Kulturen in den Kapiteln 10 und 11 anhand sogenannter Bruchlinienkriege beschrieben. Es soll versucht werden, den israelisch-palästinensischen Konflikt in das dort formulierte theoretische Grundgerüst eines Bruchlinienkrieges mit all seinen typischen Merkmalen einzuordnen, um anschließend das Modell eines komplexen Bruchlinienkrieges auf seine Anwendbarkeit auf den Nahostkonflikt zu untersuchen.

Ein Ausdruck, der bereits bei der Übersetzung von The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order problematisch war, ist der Begriff der Kultur. Der deutsche Übersetzer Holger Fliessbach "schreibt in einer Vorbemerkung [...], dass es nicht möglich gewesen sei, 'civilization' mit "Zivilisation' und 'culture' mit "Kultur' zu übersetzen. In der Übersetzung wird deshalb 'civilization' mit 'Kultur', 'Kulturkreis' oder 'Hochkultur' wiedergegeben, der Begriff 'Zivilisation' steht [im allgemeinen, d.V.[3] ] für 'culture'." Huntingtons begriffliche Einteilung stieß mitunter auf Kritik und so sei es für deutsche Leser noch schwieriger, "Huntingtons Gedankengängen zu folgen"[4], da die im Deutschen übliche Verwendung der Begriffe 'Kultur' und 'Zivilisation' "gerade nicht [der] englischen und französischen [entspricht]"[5].

Da die vorliegende Arbeit nicht das Ziel hat, die Debatte um den Kulturbegriff zu diskutieren, sondern vielmehr eine Theorie innerhalb des Gesamtkonzepts von Kampf der Kulturen zu erörtern, soll die in der Übersetzung vorgeschlagene Regelung zur Gewährleistung der Textkohärenz und logischen Konsistenz beibehalten werden.

2. Huntingtons Theorie eines Bruchlinienkrieges

2.1. Einführung: Der Ursprung des Bruchlinienkrieges und die Schärfung des Kulturbewusstseins

Bevor Huntingtons Merkmale eines Bruchlinienkrieges dargestellt werden, soll zum besseren Verständnis zuerst einmal sein Ursprung erläutert werden, welcher sich anhand eines sogenannten Transitionskrieges verdeutlichen lässt. Ein Transitionskrieg fand in einer Phase des Übergangs statt "zu einer Ära der ethnischen Konflikte und Bruchlinienkriege zwischen Gruppen aus unterschiedlichen Kulturen”[6] [7]. In dieser Übergangsphase, die Huntington am Ende des Kalten Krieges ansiedelt, beruhte der Widerstandskampf immer weniger "auf nationalistischen oder sozialistischen Prinzipien" , sondern auf religiösen und kulturellen. Als Paradebeispiel wurde "der Afghanistankrieg [...] zu einem Krieg zwischen Kulturen, weil die Muslime ihn allenthalben als solchen ansahen und sich gegen die Sowjetunion versammelten. Der Golfkrieg wurde zu einem Krieg zwischen Kulturen, weil der Westen in einem innermuslimischen Konflikt intervenierte, Westler diese Intervention überwiegend unterstützten und Muslime auf der ganzen Welt in dieser Intervention zuletzt einen Krieg gegen sie erblickten und sich gegen diesen - wie sie es sahen - weiteren Fall von westlichem Imperialismus versammelten."[8]

Ein Transitionskrieg wurde also nicht mehr auf der Basis gegensätzlicher Ideologien geführt, sondern beruhte bereits auf religiösen und kulturellen Aspekten, mit denen sich verschiedene Gruppen identifizieren konnten. Verdeutlicht wurde dieser Wandel durch das Aufkommen religiös-kulturell geprägter Parolen während des Golfkriegs, die an eine gemeinsame islamische Identität appellierten. Viele Länder bezeichneten ihn als Krieg "gegen den Islam und seine Kultur"[9], "gegen alle Araber und alle Muslime und nicht gegen den Irak allein"[10] und brandmarkten die vom Westen angeführte Allianz als "Kreuzfahrer und Zionisten"[11]. Somit wurde also auf der Grundlage des Islam eine gemeinsame Identifikationsbasis innerhalb der muslimischen Welt geschaffen, die interne Streitpunkte in den Hintergrund rückte, dem Konflikt zwischen dem Islam und dem Westen einen überragenden Stellenwert zukommen ließ und den Übergang von einem herkömmlichen Krieg - entweder zwischen ideologisch antagonistischen Staaten oder um Einfluss und Ressourcen - zu einem Bruchlinienkrieg markierte.

Charakteristisch für Bruchlinienkriege ist nun laut Huntington, dass sie sich "nach dem Schema von Aktion und Reaktion, Druck und Gegendruck [entwickeln]. Identitäten [...] fokussieren und verfestigen sich [...]. Das Kulturbewusstsein steigert sich im Verhältnis zu anderen Identitäten. Es entsteht eine "Hassdynamik' [...], [in deren Verlauf] Ängste, Misstrauen und Hass beider Seiten einander verstärken." Die Zunahme des Kulturbewusstseins und der gesteigerte Zusammenhalt innerhalb einer Gruppe schaffen demnach letztlich eine Gruppenidentität, die sich entgegengesetzt zu der der verfeindeten Gruppierung verhält und somit als Legitimation zur Tötung der diffamierten und verteufelten Gegner dient. Politische Führer richten folglich ihre Appelle an die ethnische und religiöse Loyalität ihrer Bürger, die als der große gemeinsame Nenner der Gemeinschaft dient:

"Im Verlauf des Bruchlinienkrieges verblassen Mehrfachidentitäten und es setzt sich diejenige Identität als dominierend durch, die in Bezug auf den Konflikt die wesentlichste ist. Diese Identität ist fast immer religiös definiert. [...]. Praktisch gesehen ist die Religions- oder Kulturgemeinschaft [...] die umfassendste Gemeinschaft, an deren Hilfsbereitschaft [die kämpfende Gruppe] appellieren kann."[12]

2.2. Merkmale von Bruchlinienkriegen

Huntingtons Definition eines Bruchlinienkrieges lautet:

"Bruchlinienkriege sind Konflikte zwischen Gemeinschaften, die Staaten oder Gruppen aus unterschiedlichen Kulturen angehören. Bruchlinienkriege sind Konflikte, die gewaltsam geworden sind. Solche Kriege können zwischen Staaten, zwischen nichtstaatlichen Gruppierungen und zwischen Staaten und nichtstaatlichen Gruppierungen ausbrechen."[13]

Dies schließt auch Konflikte innerhalb eines Staates mit ein.

Im Folgenden werden nun die entscheidenden Merkmale von Bruchlinienkriegen angeführt, um sie im weiteren Verlauf dieser Arbeit auf ihre Anwendbarkeit auf den Nahostkonflikt zu überprüfen. Diese Merkmale sind:

Ziel der Gebietskontrolle

"Bruchlinienkriege sind manchmal Kämpfe um Kontrolle über Menschen. Häufiger geht der Streit um die Kontrolle von Gebieten. Das Ziel zumindest eines der Beteiligten ist die Eroberung von Land und dessen Befreiung von dem anderen Volk durch Vertreibung, Tötung oder beides, das heißt durch "ethnische Säuberung'."[14]

Ein geschichtlich umstrittenes Territorium

"Das Gebiet, um das es geht, ist häufig für eine oder für beide Seiten ein stark befrachtetes Symbol ihrer Geschichte und Identität, ein heiliges Land, auf das sie ein unantastbares Recht haben [...]."[15]

Die schwierige Beilegung eines Bruchlinienkrieges

"Da [Bruchlinienkriege] um fundamentale Fragen der Gruppenidentität und Gruppen­macht geführt werden, ist es schwer, sie durch Verhandlungen und Kompromisse beizulegen. [...]. Das Feuer gemeinsamer Identität und gemeinsamen Hasses wird selten anders ganz zum Verlöschen gebracht als durch Völkermord."[16] Weiter heißt es: "Kennzeichnend für Bruchlinienkriege sind häufige Waffenruhen, Feuerpausen, Waffenstillstände, nicht aber umfassende Friedensverträge, in denen zentrale politische Streitfragen gelöst werden."[17]

Zur Einstellung eines Bruchlinienkrieges müssen laut Huntington zwei Faktoren gegeben sein: Erstens die Erschöpfung der Primärbeteiligten aufgrund anhaltender Kriegshandlungen und folglich eine Machtverschiebung von radikalen zu gemäßigten Kräften. Zweitens das Engagement von Sekundär- und Tertiärbeteiligten, die ausrei­chend Macht besitzen, um die Konfliktparteien zu Verhandlungen zu bewegen , denn "Bruchlinienkriege werden niemals aufgrund direkter Verhandlungen zwischen den

Primärparteien allein und nur selten auf Vermittlung unparteiischer Seiten eingestellt" .

Verschiedene Glaubensrichtungen der Beteiligten "Kriege zwischen Gemeinschaften [können] ethnische, religiöse, rassische oder sprachliche Gruppen betreffen. Bruchlinienkriege finden dagegen fast immer zwischen Menschen unterschiedlicher Religion statt, da die Religion das Haupt- unterscheidungsmerkmal von Kulturen ist."

Diese Hypothese der Religion als Hauptunterscheidungsmerkmal von Kulturen kann in der vorliegenden Arbeit nicht untersucht werden und wird somit zur Wahrung der Stringenz als Prämisse betrachtet. Huntington selbst gibt nur eine kurze Erklärung für seine Annahme:

"Die Menschheitsgeschichte zeigt seit Jahrtausenden, dass Religion kein "kleiner Unterschied' ist, sondern vielmehr der wahrscheinlich tiefgreifendste Unterschied, den es zwischen Menschen geben kann. Häufigkeit, Heftigkeit und Gewalttätigkeit von Bruchlinienkriegen werden durch den Glauben an verschiedene Gottheiten stark gesteigert."[18]

Beteiligung von Kin-Gruppen

"Andere Kriege zwischen Gemeinschaften sind tendenziell partikularistisch, weshalb es relativ unwahrscheinlich ist, dass sie sich ausbreiten und Außenstehende hineingezogen werden. Bruchlinienkriege sind dagegen per definitionem Kriege zwischen Gruppen, die Teil größerer kultureller Einheiten sind."[19] [20]

Hierbei spielt das Kin-Länder-Syndrom eine große Rolle. Die verbesserte Infrastruktur der modernen Welt hinsichtlich der Transport- und Kommunikationsmittel erleichtert es kulturell verwandten Gruppen, den sogenannten Kin-Gruppen, die kämpfende Kin­Gruppe zu unterstützen und den Bruchlinienkrieg folglich zu internationalisieren. Auf der anderen Seite erschwert es die moderne Kommunikationstechnologie, die Augen zu verschließen und keine Hilfe anzubieten. "Es entstehen internationale Netzwerke, um [...] Unterstützung zu beschaffen, und die Unterstützung gibt den Konfliktparteien Kraft und verlängert den Konflikt."[21]

Die von Huntington formulierten allgemeinen Ursachen für die vermehrte Entstehung von Bruchlinienkriegen am Ende des 20. Jahrhunderts, wie z.B. eine Veränderung des demographischen Gleichgewichts und politische Umwälzungen , sollen für diese Untersuchung irrelevant bleiben. Schließlich begann der israelisch-palästinensische Konflikt bereits lange vor der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 und ist somit nicht auf einen kürzlich erfolgten demographischen Wandel oder die politischen Wechsel und Umstürze nach dem Ende des Kalten Krieges zurückzuführen. Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass das Bevölkerungswachstum in dieser Region bald einen nicht zu unterschätzenden Faktor in der weiteren Entwicklung des Nahostkonflikts darstellen könnte.

"Die Konflikte zwischen Israelis und Palästinensern drohen sich durch die demografische Entwicklung der Region zu verschärfen. [...] . Die verfeindeten Gruppen wachsen mit einem Tempo, das sonst nur aus den unterentwickeltsten Gebieten Schwarzafrikas bekannt ist. Dabei tragen zu dem Wachstum auf der einen Seite die leicht zu radikalisierenden, mittel- und landlosen Palästinenser bei. In Israel bekommen die ultraorthodoxen Juden am meisten Kinder. Sie weisen eine der höchsten Fortpflanzungsraten der Welt auf."[22] [23]

Abbildung 1

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach der Überprüfung der fünf eben genannten Merkmale eines Bruchlinienkrieges in Bezug auf den Nahostkonflikt soll anschließend die Theorie eines komplexen Bruchlinienkrieges untersucht werden, die im nächsten Abschnitt vorgestellt wird.

2.3. Der komplexe Bruchlinienkrieg

Während sich im Kalten Krieg die Supermächte USA und UdSSR in einem globalen Konflikt gegenüberstanden und unter weniger mächtigen Staaten und Gruppierungen nach Verbündeten suchten, haben in der Zeit nach dem Kalten Krieg viele kleine Konflikte den Wettstreit der Supermächte abgelöst. Schwache Konfliktparteien bedürfen der Hilfe ihrer Kin-Gruppen, sei es zur direkten Unterstützung, zur

Eindämmung oder zur Vermittlung.

"Infolge dieses 'Kin-Land-Syndroms' bergen Bruchlinienkonflikte ein viel höheres Eskalationspotential in sich als intrakulturelle Konflikte und bedürfen zu ihrer Eindämmung und Beendigung für gewöhnlich interkultureller Kooperation. Im Gegensatz zum Kalten Krieg sickert der Konflikt nicht von oben nach unten, er kocht von unten her hoch. "[24]

In der folgenden Grafik skizziert Huntington die Struktur eines komplexen Bruchlinienkrieges:

Abbildung 2

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die beteiligten Parteien sind wie folgt definiert:

Aj und B1: Primärbeteiligte

"Auf einer primären Ebene gibt es diejenigen Parteien, die tatsächlich kämpfen und einander töten. Das können Staaten sein [...]; es können aber auch lokale Gruppen sein, die keine Staaten oder bestenfalls ansatzweise Staaten sind [...],"

Ad und Bd: Diasporagemeinden

Diasporagemeinden liefern den Primärparteien "die engagierteste und rückhaltloseste Unterstützung [...], [da sie] sich intensiv mit der Sache ihrer Kin-Gruppe identifizieren [...]".[25]

A2 und B2: Sekundärbeteiligte

"[Sekundärbeteiligte sind] für gewöhnlich Staaten, die mit den Primärparteien direkt in Verbindung stehen [...], In der Regel lassen sie den Primärbeteiligten Unterstützung zukommen. Selbst wenn sie dies nicht tun, werden sie von Oppositionsgruppen verdächtigt, es zu tun."

[...]


[1] Hogrefe, Jürgen: Das Drama im Gelobten Land, http://wissen.spiegel.de/wissen/dokument/98/12/dokument.html?titel=Das+Drama+im+Gelobten+Land&i d=9032189&top=SPIEGEL&suchbegriff=tzipora+livni&auellen=&acrubrik=geschichte. 13.01.2009

[2] Metzinger, Udo M.: Die Huntington-Debatte. Die Auseinandersetzung mit Huntingtons "Clash of Civilizations" in der Publizistik, Köln: SH-Verlag, 2000, S. 18

[3] Ebd., S. 14

[4] Vgl. ebd., S. 14 ff.

[5] Huntington, Samuel P.: Kampf der Kulturen. Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21. Jahrhundert, Hamburg: Augstein, 2006/2007, S. 15

[6] Huntington: Kampf der Kulturen, S. 399

[7] Vgl. ebd., S. 400

[8] ' Ebd., S. 401 f.

[9] 1 Ebd., S. 404

[10] Ebd., S. 405

[11] Ebd., S. 404

[12] Vgl. Huntington: Kampf der Kulturen , S. 405 Ebd.

[13] Ebd., S. 435 Ebd., S. 410

[14] Huntington: Kampf der Kulturen, S. 410 f.

Ebd., S. 411

[15] Ebd.

[16] Ebd., S. 477 Vgl. ebd., S. 477 ff.

[17] Ebd., S. 478 Ebd., S. 412

[18] Huntington: Kampf der Kulturen, S. 413 Ebd.

[19] Vgl. ebd., S. 413 f.

[20] Ebd., S. 414

[21] Vgl. ebd., S. 421 ff.

[22] http://www.berlin-institut.org/pages/buehne/buehne bilddatei asien.html, 05.10.2007

[23] Vgl. Huntington: Kampf der Kulturen, S. 443 f.

[24] Ebd., S. 444

[25] 1 Huntington: Kamp der Kulturen, S. 444

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Huntingtons Theorie eines Bruchlinienkrieges im Rahmen des israelisch-palästinensischen Konflikts seit Camp David 2
Hochschule
Universität Passau  (Philosophische Fakultät)
Veranstaltung
Wer sind wir? Identität und Konflikt in postmodernen Gesellschaften
Note
1,0
Autor
Jahr
2008
Seiten
35
Katalognummer
V147231
ISBN (eBook)
9783640579839
ISBN (Buch)
9783640580484
Dateigröße
752 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Huntingtons, Theorie, Bruchlinienkrieges, Rahmen, Konflikts, Camp, David
Arbeit zitieren
Thomas Kresin (Autor:in), 2008, Huntingtons Theorie eines Bruchlinienkrieges im Rahmen des israelisch-palästinensischen Konflikts seit Camp David 2, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147231

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