Dass die russische Sprache im Laufe ihrer Geschichte zahlreichen äußeren Einflüssen ausgesetzt war, zeigt sich in der Tatsache, dass einen großen Teil der russischen Lexik Fremdwörter europäischer, vor allem französischer Herkunft ausmachen. Gegenstand dieser Thesis ist nun die Frage, welchen sprachlichen Einfluss das Französische auf das Russische ausübte, welche Faktoren diese Entwicklung begünstigten und welche Folgen sie für das Russische mit sich brachte. Den zeitlichen Rahmen für die Untersuchung stellt das 18. sowie das frühe 19. Jahrhundert dar. Der Grund dafür ist, dass in diese Epoche die Regierungszeit Peters des Großen fällt, der sowohl in kultureller als auch in sprachlicher Hinsicht das Fundament für eine bemerkenswerte Entwicklung Russlands gelegt hatte. Diese Reformbestrebungen wurden von seinen Nachfolgerinnen weiterverfolgt. Als ein Kind dieser Zeit erlebt der große russische Dichter Alexander Puškin die sprachlichen Umwälzungen und vor allem ihre Auswirkungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit und spielt als Literat in diesem Prozess selbst eine wichtige Rolle, sodass es sich lohnt, ihn im Hinblick auf seine Bedeutung für den Sprachkontakt zu untersuchen.
Zunächst erfolgt eine Darstellung der Theorie und Terminologie der Sprachkontaktforschung, die dann in die Erläuterung der Ursachen für Sprachkontakte im Allgemeinen übergeht. In Kapitel 3 konzentriert sich die Arbeit auf den französisch-russischen Sprachkontakt im 18. Jahrhundert. Hierbei werden zum einen die historischen und sprachlichen Rahmenbedingungen des Sprachkontakts, zum anderen die politische und gesellschaftliche Situation des Russischen Reiches von Bedeutung sein. Im Kapitel darauf werden die Auswirkungen des Kontakts auf sprachlicher Ebene näher untersucht, also die Prozesse, die bei der Entlehnung von Fremdwörtern in Gang gesetzt werden. Abschließend erfolgt eine Studie des wichtigsten Werkes von Alexander Puškin, ‚Evgenij Onegin‘, das er Anfang des 19. Jahrhunderts verfasste, wo auf die Frage eingegangen wird, welche Funktionen die Gallizismen in seinem Werk spielen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorie und Terminologie der Sprachkontaktforschung
- Zur verwendeten Terminologie
- Ursachen des Sprachkontakts
- Der französisch-russische Sprachkontakt im 18. Jahrhundert
- Sprachliche Vorgeschichte
- Sprachliche Entwicklungen im 18. Jahrhundert
- Politische und gesellschaftliche Situation im 18. Jahrhundert
- Peter der Große (Regierungszeit 1682-1725)
- Elisabeth (Regierungszeit 1741-1762)
- Katharina II. (Regierungszeit 1762-1796)
- Französische Aufklärung und Revolution
- Französische Lehnwörter im Russischen
- Zur Problematik des Entlehnungsprozesses
- Entlehnungsprozesse
- Graphische Integration
- Phonetische Integration
- Semantische Integration
- Morphologische Integration
- Lexikalische Integration
- Zur Intensität des Sprachkontakts
- Klassifikation der Gallizismen
- Fallstudie: Puškins,Evgenij Onegin
- Zur Person und Bedeutung Puškins
- Inhalt, Evgenij Onegin‘
- (Stilistische) Funktionen der Gallizismen in,Evgenij Onegin‘
- Gallizismen als Spiegel der Bildung
- Gallizismen und Gender im Werk
- Gallizismen als Mittel zur Meinungsäußerung
- Puškins Leserschaft
- Gallizismen dienen der Darstellung von Humor
- Barbarismen: Stilbildendes Mittel
- Semantische Kalkierungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss des Französischen auf das Russische im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Sie beleuchtet die Ursachen für diesen Sprachkontakt, insbesondere die politische und gesellschaftliche Situation des Russischen Reiches in dieser Epoche, sowie die daraus resultierenden Folgen für die russische Sprache. Die Arbeit fokussiert auf die Integration von französischen Lehnwörtern in die russische Sprache und analysiert die stilistischen Funktionen von Gallizismen in Alexander Puškins Werk, „Evgenij Onegin“, um die Bedeutung des Sprachkontakts für die Entwicklung der russischen Literatur zu verdeutlichen.
- Die Rolle der politischen und gesellschaftlichen Situation im Russischen Reich im 18. Jahrhundert für den Sprachkontakt
- Die Prozesse der Integration französischer Lehnwörter in die russische Sprache
- Die stilistische Funktion von Gallizismen in der russischen Literatur
- Die Bedeutung von Alexander Puškins Werk „Evgenij Onegin“ für das Verständnis des französischen Einflusses auf das Russische
- Die Folgen des Sprachkontakts für die Entwicklung der russischen Sprache und Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des französischen Einflusses auf das Russische im 18. und frühen 19. Jahrhundert ein und erläutert die Forschungsfrage, die in dieser Arbeit behandelt wird. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Theorie und Terminologie der Sprachkontaktforschung und beleuchtet die verschiedenen Ursachen für Sprachkontakte. Kapitel 3 konzentriert sich auf den französisch-russischen Sprachkontakt im 18. Jahrhundert und untersucht die historischen, sprachlichen, politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die diesen Kontakt prägten. Kapitel 4 analysiert die Auswirkungen des Sprachkontakts auf sprachlicher Ebene, indem es die Prozesse der Integration französischer Lehnwörter in das Russische untersucht. Kapitel 5 widmet sich einer Fallstudie von Alexander Puškins Werk „Evgenij Onegin“ und beleuchtet die stilistischen Funktionen der Gallizismen in diesem Werk.
Schlüsselwörter
Sprachkontaktforschung, Französisch, Russisch, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Lehnwörter, Gallizismen, Sprachentwicklung, Sprachwandel, politische und gesellschaftliche Situation, Alexander Puškin, Evgenij Onegin, Stilistik, Literatur
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- Denis Gusakov (Author), 2013, Der Einfluss des Französischen auf das Russische im 18. und frühen 19. Jahrhundert. Ursachen und Folgen eines historischen Sprachkontakts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1472452