Alkoholmissbrauch zählt zu den größten gesellschaftlichen Problemen in Deutschland. Pro Jahr konsumiert jeder Deutsche mehr als zehn Liter reinen Alkohol. Die Zahl der Alkoholabhängigen wird von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen auf 1,5 Millionen geschätzt. Insgesamt konsumieren 5,6 Millionen Deutsche Alkohol auf riskante Weise.
Ohne Therapie ist die durchschnittliche Lebenserwartung eines Alkoholikers um 12 Jahre vermindert. Häufigste Todesursache sind Selbstmord (15 Prozent aller Alkoholiker), Unfälle, Herzerkrankungen und Krebserkrankungen. Trotz konsequenter Nutzung aller therapeutischen Möglichkeiten sind nur 45 Prozent der ehemaligen Alkoholkranken vier Jahre nach Ende einer Therapie noch abstinent. Auch in unserem familiären, sowie persönlichen Umfeld sind wir mit dem Problem der Rückfälligkeit schon konfrontiert worden. Ich (Nunninger, J.) habe bereits in meinem Vorpraktikum, in einem Wohnheim, mit Menschen, die aufgrund von Alkoholismus mehrfach erfolglos therapiert wurden, oder rückfällig geworden sind, gearbeitet und diese betreut. Durch diese Erfahrungen sind wir auf die Problematik des Rückfalls aufmerksam geworden und wollen uns nunmehr im Rahmen dieser Hausarbeit näher mit der Thematik beschäftigen.
Die vorliegende Arbeit ist in drei Kapitel gegliedert. Beginnen werden wir mit einer umfassenden Definition von Rückfall. Anschließend werden die klassischen den neueren Rückfallmodellen gegenübergestellt. Weiterhin werden wir auf den aktuellen Forschungsstand zum Thema Rückfallhäufigkeit und Rückfallzeitpunkt eingehen. Im zweiten Kapitel wird die Rückfallprävention behandelt, in diesem wird auf die verschiedenen Präventionstechniken eingegangen. Darüber hinaus zeigen wir ein spezielles Programm von Körkel und Schindler (S.T.A.R.) auf. Das Kapitel wird mit der Pharmakotherapeutischen Rückfallprophylaxe abgeschlossen. Im letzten Teil beschäftigen wir uns mit der Rückfallbehandlung, insbesondere dem neuen Verständnis von Rückfällen und den Rückfällen während stationärer Therapie.
Abschließen setzen wir uns kritisch mit dem Thema Rückfall auseinander und werden uns überlegen welche der Theorien, Rückfallpräventionsprogramme oder Behandlungsmethoden sinnvoll und zeitgemäß erscheinen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Rückfallforschung bei Alkoholabhängigen
- 2.1 Definition des Rückfallbegriffs
- 2.2 Rückfallmodelle und -theorien
- 2.2.1 Klassische Rückfallmodelle
- 2.2.1.1 Das moralische Modell
- 2.2.1.2 Die organ-medizinische Rückfalltheorie
- 2.2.1.3 Die rationalistische Rückfalltheorie
- 2.2.2 Neuere Rückfallmodelle
- 2.2.2.1 Rückfalltheorie von Marlatt
- 2.2.2.2 Die psychoanalytische Theorie
- 2.2.2.3 Die systemische Theorie
- 2.2.1 Klassische Rückfallmodelle
- 2.3 Rückfallhäufigkeiten
- 2.3.1 Rückfallhäufigkeiten nach stationärer Entgiftungs- bzw. Entzugsbehandlung
- 2.3.2 Rückfallhäufigkeit nach stationärer Entwöhnungsbehandlung
- 2.3.3 Ergebnisdifferenzierung
- 2.3.3.1 Rückfallhäufigkeit bei Männern und Frauen
- 2.3.3.2 Rückfallhäufigkeit nach Therapieabbruch
- 2.3.3.3 Rückfallhäufigkeit in Abhängigkeit vom angewandten Therapieansatz
- 2.4 Rückfallzeitpunkt
- 2.5 Rückfallbedingungen und Hochrisikobereiche
- 3. Rückfallprävention
- 3.1 Präventionstechniken
- 3.1.1 Ausgewogener Lebensstil
- 3.1.2 Gespür für innere Zustände
- 3.1.3 Vermeidbare Gefährdungen
- 3.1.4 Auseinandersetzung
- 3.1.5 Selbsthilfegruppen
- 3.2 Programm von Körkel und Schindler
- 3.3 Pharmakotherapeutische Rückfallprophylaxe
- 3.1 Präventionstechniken
- 4. Rückfallbehandlung
- 4.1 Neues Verständnis von Rückfällen
- 4.2 Rückfälle während stationärer Therapie
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, das komplexe Phänomen des Rückfalls bei Alkoholabhängigen umfassend zu beleuchten. Sie untersucht verschiedene Rückfallmodelle, analysiert Rückfallhäufigkeiten und -zeitpunkte und beleuchtet Strategien der Prävention und Behandlung. Der Fokus liegt auf dem Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen und der Entwicklung effektiver Interventionsansätze.
- Definition und Differenzierung des Rückfallbegriffs
- Vergleich klassischer und neuerer Rückfallmodelle
- Analyse von Rückfallhäufigkeiten und -zeitpunkten
- Beschreibung verschiedener Rückfallpräventionsstrategien
- Moderne Ansätze in der Rückfallbehandlung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung skizziert die gesellschaftliche Relevanz des Alkoholismus in Deutschland und die hohe Rückfallrate nach Therapie. Sie begründet die Notwendigkeit der Arbeit durch persönliche Erfahrungen des Autors im Umgang mit mehrfach rückfälligen Alkoholikern und kündigt die Struktur der Arbeit an, die sich auf die Definition des Rückfalls, Rückfallmodelle, Prävention und Behandlung konzentriert. Die Einleitung betont den Mangel an einheitlichen Definitionen und die Notwendigkeit differenzierter Ansätze.
2. Rückfallforschung bei Alkoholabhängigen: Dieses Kapitel liefert einen Überblick über die Forschung zum Thema Alkoholrückfälle. Es beginnt mit einer kritischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Definitionen des Rückfalls, von engen Definitionen (jeder Alkoholkonsum nach Abstinenz) bis zu weiter gefassten Definitionen, die Trinkmuster und -mengen berücksichtigen. Anschließend werden klassische Rückfallmodelle (moralisch, organ-medizinisch, rationalistisch) mit neueren Modellen (z.B. Marlatts kognitiv-behaviorales Modell) verglichen. Das Kapitel beleuchtet zudem Rückfallhäufigkeiten, den Zeitpunkt des Rückfalls und Risikofaktoren, wodurch ein umfassendes Bild der Rückfallforschung entsteht. Die Darstellung verschiedener Perspektiven auf den Rückfall unterstreicht die Komplexität des Problems.
Schlüsselwörter
Alkoholrückfall, Alkoholabhängigkeit, Rückfallmodelle, Rückfallprävention, Rückfallbehandlung, Abstinenz, Therapie, Kognitiv-behaviorale Therapie, Rückfallhäufigkeit, Risikofaktoren.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Rückfallforschung bei Alkoholabhängigen
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit befasst sich umfassend mit dem Thema Alkoholrückfälle. Sie beinhaltet eine Einleitung, ein detailliertes Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und ein Schlüsselwortverzeichnis. Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung verschiedener Rückfallmodelle, der Analyse von Rückfallhäufigkeiten und -zeitpunkten sowie der Beleuchtung von Präventions- und Behandlungsstrategien bei Alkoholabhängigen.
Welche Rückfallmodelle werden behandelt?
Die Arbeit beschreibt sowohl klassische Rückfallmodelle (moralisch, organ-medizinisch, rationalistisch) als auch neuere Modelle, darunter die Rückfalltheorie von Marlatt, die psychoanalytische Theorie und die systemische Theorie. Der Vergleich dieser Modelle verdeutlicht die Komplexität des Phänomens Alkoholrückfall und die Notwendigkeit differenzierter Betrachtungsweisen.
Wie werden Rückfallhäufigkeiten analysiert?
Die Analyse der Rückfallhäufigkeiten umfasst die Betrachtung verschiedener Faktoren wie die Art der Behandlung (stationäre Entgiftung, Entwöhnungsbehandlung), das Geschlecht der Betroffenen und den Therapieansatz. Es wird untersucht, wie diese Faktoren die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls beeinflussen.
Welche Aspekte der Rückfallprävention werden behandelt?
Die Arbeit beschreibt verschiedene Präventionstechniken, darunter die Bedeutung eines ausgewogenen Lebensstils, die Wahrnehmung innerer Zustände, die Vermeidung von Gefahren, die Auseinandersetzung mit Risikosituationen und die Teilnahme an Selbsthilfegruppen. Darüber hinaus werden das Programm von Körkel und Schindler sowie pharmakotherapeutische Ansätze zur Rückfallprophylaxe vorgestellt.
Wie wird die Rückfallbehandlung betrachtet?
Der Abschnitt zur Rückfallbehandlung beleuchtet ein neues Verständnis von Rückfällen, das diese nicht als Therapieversagen, sondern als Teil des Genesungsprozesses betrachtet. Es wird auch auf den Umgang mit Rückfällen während stationärer Therapien eingegangen.
Welche Definition des Rückfallbegriffs wird verwendet?
Die Arbeit diskutiert kritisch verschiedene Definitionen von Rückfällen, von engen Definitionen (jeder Alkoholkonsum nach Abstinenz) bis zu weiter gefassten Definitionen, die Trinkmuster und -mengen berücksichtigen. Die Auswahl der Definition beeinflusst die Interpretation der Ergebnisse und die Gestaltung von Präventions- und Behandlungsmaßnahmen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Alkoholrückfall, Alkoholabhängigkeit, Rückfallmodelle, Rückfallprävention, Rückfallbehandlung, Abstinenz, Therapie, Kognitiv-behaviorale Therapie, Rückfallhäufigkeit, Risikofaktoren.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, das komplexe Phänomen des Rückfalls bei Alkoholabhängigen umfassend zu beleuchten und ein tieferes Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen zu entwickeln. Ziel ist es, effektivere Interventionsansätze für die Prävention und Behandlung von Alkoholrückfällen zu fördern.
- Arbeit zitieren
- Jens Nunninger (Autor:in), 2009, Rückfall und Rückfallprävention bei Alkoholabhängigen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147281