Sokrates. Weisheit und Mäeutik


Essay, 2010

6 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

„ Ich weiß, das ich nicht(s) weiß!“, ein im heutigen Sprachgebrauch geflügeltes Wort und ein oft zitierter Auszug aus Platons Apologie, welcher trotzdem meist falsch verstanden und angewendet wird. Dieser Ausspruch heißt nämlich wörtlich übersetzt: „ Ich weiß als Nicht-Wissender.“ und wird einem der bedeutendsten Philosophen der Antike, Vater der Mäeutik und Lehrer Platons zugeschrieben. Dieser wurde Sokrates genannt und nun im Folgendem besprochen.

Sokrates wurde ca. 470 vor Christus als Sohn eines Steinmetz und einer Hebamme im griechischen Athen geboren. Er soll am Anfang seines Lebens zunächst in die Fußstapfen seines Vaters getreten sein und ebenso als Steinmetz und Bildhauer gearbeitet haben, seine Interessen galten jedoch eher der Geometrie, Astronomie und Philosophie. Als gesetzestreuer Bürger Athens diente er als Offizier in 3 Feldzügen der Griechen und überlebte diese, musste allerdings, im damals schon sehr hohen Alter von ca. 71 Jahren, 399 vor Christus den Freitod durch den Schierlingsbecher wählen, aufgrund von mehr oder weniger unhaltbaren Anschuldigungen der Gotteslästerung und Verführung der Jugend. Unhaltbar deswegen, da die Verführung der Jugend und somit die wohl gemeinte „Knabenliebe“ in Griechenland Gang und Gäbe waren und somit selten bestraft wurden. Und Sokrates selbst soll sehr gläubig gewesen sein, so betete er zu Apoll dem griechischem Gott des Lichtes, der ihn angeblich zur Weisheit berufen hatte, jedoch nicht zum Weisen. Wobei der „Weise“ mit dem Allwissendem gleichzusetzen wäre und die Weisheit, wie oben genannt mit der Fähigkeit seine eigene Unwissenheit zu erkennen.

Die Weisheit darüber „zu wissen, dass er nicht weiß“, mit dieser Fähigkeit beflügelt beginnt Sokrates die angeblich wissenden Männer Athens, unter ihnen ein Großteil der Sophisten, zu befragen, um von Ihnen zu lernen. Somit beginnt die bekannteste Philosophie des Sokrates, in der nur der Mensch im Mittelpunkt steht, die Mäeutik. Die „Hebammenkunst“, wie die Mäeutik auch genannt wird, höchstwahrscheinlich in Anlehnung an und geprägt durch seine Mutter, befähigt Sokrates als Helfer, nicht als Lehrer, Menschen von ihrem so glauben sie Wissen, was im eigentlichen ein Scheinwissen darstellt, mit Hilfe des Logos, der Vernunft bzw. dem Verstand, zu einer Aporie zu führen, einem Zustand des „Nichtwissens“. Das ist der erste Teil seiner Methode der Mäeutik, die Elenktik oder „Überführungskunst“. Genauer gesagt wird die Ansichtsweise des Diskussionspartners ermittelt bzw. kenntlich gemacht und somit auch die damit verbundene Unwissenheit. Hier sollte nun bereits auch die Erkenntnissuche beginnen. Im zweiten Teil, die Protreptik oder auch als „Kunst der Hinwendung“ verstanden, hilft Sokrates seinem Gegenüber aus dieser Aporie wieder heraus, mit dem Ziel ihn zur Selbsterkenntnis zu führen. Sokrates tut dies nur mit Hilfe gezielter und wohl überlegter Fragen, ohne selbst Aussagen zu treffen. Ganz nach dem Grundmotto der Mäeutik: „Erkenne dich selbst.“ Durch das Vorgeben von Unwissenheit animiert er seine Gesprächspartner nicht nur zur Selbsterkenntnis, sondern sie haben gar keine andere Möglichkeit, um Erkenntnis zu erlangen. Die Gespräche werden auch „Sokratischer Dialog“ genannt, da Sokrates seine Mäeutik nur in Dialogen angewendet haben soll.

Ein Beispiel aus „Erinnerung an Sokrates“ von Xenophon, der Sophist Antiphon erzählt Sokrates seine Auffassung von Glück, welche auf materiellem Wohlstand beruht, wie zum Beispiel reichhaltiges Essen, ordentliche Kleidung und Schuhwerk. Er erklärt ihm warum Sokrates kein glücklicher Mensch sein kann, da er weder materiellen Wohlstand besitzt, noch ihn anstrebt und noch nicht einmal darauf wert legt. Im weiteren Verlauf befragt Sokrates Antiphon, welche seiner Tätigkeiten er aufgrund des Mangels an Geld, ordentlicher Kleidung und teurem Essen, nicht ausführen könnte. Nun sollte sich Antiphon in der Aporie befinden, worauf im Text allerdings nicht hingewiesen wird. Danach wird Antiphon durch Sokrates zur Erkenntnis geführt, indem er gefragt wird, was denn wäre, wenn er keinen materiellen Wohlstand mehr besitzen würde. Die Erkenntnis, was wiederum im Text nicht deutlich wird, daraus ist, dass Sokrates immer glücklich ist, da er nichts zu verlieren hat und sich schon jetzt auf das „Schlimmste“ vorbereitet, Antiphon hingegen ist nur glücklich, solange sein Reichtum besteht. Somit sollte Antiphon zu der Erkenntnis gelangen, dass alles Materielle vergänglich ist. Da Antiphon jedoch, laut Xenophons Text, mehrmals mit Sokrates sprach und die Dialoge sich meist mit materiellen Gütern befassten, kam die wahre Erkenntnis bei Antiphon entweder nie oder sehr spät. Wahrscheinlich weil er noch nicht dazu bereit war und nur kam, um Sokrates zu denunzieren, nicht um von ihm zu lernen. Der Autor des Textes weist am Ende noch darauf hin, dass er Sokrates sehr wohl für einen glücklichen Menschen hält, dies wird im weiteren Textverlauf noch erörtert.

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Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Sokrates. Weisheit und Mäeutik
Hochschule
Technische Universität Dresden  (Philosophie)
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
6
Katalognummer
V147294
ISBN (eBook)
9783640590636
ISBN (Buch)
9783640590858
Dateigröße
396 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sokrates, Sokratiker, Mäeutik, Philosophie, Philosophen, Athen, Griechenland, Weißheit, Antike, Essay
Arbeit zitieren
Sven Häntzschel (Autor:in), 2010, Sokrates. Weisheit und Mäeutik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147294

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