Der schwarze Tod in der Literatur am Beispiel Albert Camus’ ‚Die Pest’


Seminararbeit, 2010

14 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Pest
2.1. Allgemein
2.2. Faktoren für die Entwicklung von Pestepidemien
2.3. Die Pestepidemie 1347 – 1352

3. Überblick über relevanten Werke

4. Albert Camus’ „Die Pest“
4.1. Das Werk und die Pest
4.2. Verbindung zum Krieg

5. Schluss

6. Literaturverzeichnis
6.1. Primärliteratur
6.2. Sekundärliteratur

1. Einleitung

Keine andere Krankheit hat im Laufe der Zeit unter den Menschen in einem solchen Maß Angst, Schrecken und Verwüstung hinterlassen wie die Pest. In den Jahren 1347 – 1352, während der größten Pestepidemie der Geschichte, auf die auch wir im Seminar das Hauptaugenmerk gelegt hatten, starben allein in Europa mehr als 25 Millionen Menschen, was etwa ein Drittel bis fast die Hälfte der damaligen Bevölkerung meint. Weltweit wurden – laut Zählung der katholischen Kirche – 42.836.486 Menschen von der Krankheit dahingerafft.[1] Dies wäre „auf heutigen Verhältnisse übertrage [...] nur mit einem weltweiten Atomkrieg“ zu vergleichen.[2]

Ich kann mir eine solche Zahl von Menschen gar nicht vorstellen, geschweige denn deren Tod. Und das ist vielleicht einer der wichtigsten Aspekte, die die Wahl des Kurses und damit die Wahl der Hausarbeit und einer intensiven Auseinandersetzt mit dem Thema maßgeblich beeinflusst hat

In meiner Arbeit werde ich mich näher mit der Krankheit, ihrer Übertragung und ihrem Verlauf beschäftigen. Außerdem werde ich in einen kurzen Überblick über die Epidemie Mitte des 14. Jahrhunderts geben. Der Hauptbestandteil dieser Arbeit soll aber auf der Pest und deren Verbindung zur Literatur legen. Nachdem ich eine kurze Übersicht über relevante Werke gegen habe, will ich mich näher mit einem für mein Erachten wichtigstem Werk beschäftigen, Albert Camus’ Die Pest. Dabei ist für Camus zweierlei wichtig: Er will die Auswirkungen der Krankheit auf die Moral der Stadt im Allgemeinen zeigen und er will exemplarisch individuelle Reaktionen beschreiben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2. Die Pest

2.1. Allgemein

Heute unterscheidet man zwei Hauptformen der Pest:

- Die Bubonen- oder Beulenpest wird vor allem durch den Biss des Rattenflohs auf den Menschen übertragen. Die Bakterien, die durch den Biss an den Menschen weitergegeben wurden, vermehren sich in den Lymphknoten relativ schnell. Innerhalb von einem bis sechs Tagen kommt es zu Schwellungen der infizierten Lymphknoten, die sich vorwiegend in den Leisten, am Hals und in den Achseln befinden. Zu den ersten Symptomen, die sich während des Krankheitsverlaufs noch verschlimmern, gehören Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, sowie Benommenheit, die später zu Bewusstseinsstörungen führt.[3]
- Die wohl interessanter Form der Pest ist die Lungenpest, da sie die einzige mit spezifischem Ansteckungsweg und Ausbreitungsmuster. Die Ansteckungsquellen sind selten, nur ein kleiner Teil der pestinfizierten Bevölkerung bekommt Lungenpest. Dabei spielt die physische Dichte zur Erregerquelle eine große Rolle, der kritische Abstand zum Gesicht eines Erkrankten wird mit 30 cm angegeben. Die Ausbreitung erschweren außerdem die verschiedensten Faktoren, wie die Tatsachen, dass Pestbakterien im Gegensatz zu beispielsweise Grippeerregern an der Luft schnell absterben. Des Weiteren sterben Infizierte rasch und haben damit nur wenig Zeit die Lungenpest weiter zu geben. Die Inkubationsrate beträgt nur ein bis drei Tage bei einer Sterblichkeitsrate von etwa 95%, wobei der ansteckungsgefährliche Bluthusten erst am Ende der Krankheit auftritt.[4]

Es ist möglich, dass Erreger der Beulenpest durch die Blutbahn in die Lunge geraten und sich so zu einer sekundären Lungenpest ausweiten. Geschieht die Übertragung direkt von Mensch zu Mensch, spricht man von einer primären Lungenpest.

Der Krankheitsverlauf beginnt mit Atemnot, Husten, Blaufärbung der Lippen, sowie schwarz-blutigem Auswurf, der unter starken Schmerzen abgehustet wird. Daraus resultiert ein Lungenödem, eine Ansammlung von Blutflüssigkeit in der Lunge, mit Kreislaufversagen, welches unbehandelt nach zwei bis fünf Tagen zum sicheren Tod führt.

Beide Krankheiten beginnen meistens mit abrupt einsetzendem Fieber bis zu 40°C,

Schüttelfrost und heftigsten Kopf- und Gliederschmerzen, begleitet von schnellem, flachem,

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

oft unrhythmischem Puls. Im Verlauf der Erkrankung kann sich eine Meningitis entwickeln, und den ohnehin vorhandenen Kopfschmerz noch verstärken. Gegen Ende des Krankheitsverlaufs stellen sich meist Bewusstseinstrübungen, Dilirium und Koma ein. Wird die Krankheit jedoch überstanden, so ist der Patient wahrscheinlich bis zum Ende seines Lebens immun.

2.2. Faktoren für die Entwicklung von Pestepidemien

In der Geschichte der Menschheit gibt es die verschiedensten Faktoren, die die Entwicklung dramatischer Pestepidemien begünstigten. Der Erreger ist weitestgehend resistent gegen Austrocknung und kann auch widrige Bedingungen wie Kälte und Feuchtigkeit gut überstehen. Außerdem boten die völlig unzureichenden hygienischen Verhältnisse der immer größer werdenden Städte in der Zeit der Industrialisierung ideale Voraussetzungen für die Ausbreitung der Hausratte, der Ersatzwirt des Rattenflohs.

Wenn bei der Infektion ausreichend viele Bakterien in die Blutbahn gelangt sind, so dass die körpereigene Abwehr ihrer nicht mehr Herr wird, kommt es nach kurzer Zeit zu einer hohen Bakterienkonzentration im Blut, von der der Erkrankte zuerst nichts merkt. Wenn die Erkrankung ausbricht, ist es meist schon zu spät. Die blutvergiftende Wirkung wird ausgelöst, wenn die Bakterien ihren normalen Lebenszyklus vollenden und absterben. Dabei werden große Mengen giftigen Sekrets direkt in den Blutkreislauf abgegeben.

Über Jahrhunderte hinweg wurden die einfachsten Isolierungs- und Quarantänemaßnahmen nicht akzeptiert und die Menschen fielen – auf Grund ihres Glaubens und statt dem Offensichtlichen und Logischen zu folgen – immer wieder dem Aberglauben und der Scharlatanerie zum Opfer. Der Erreger blieb bis zum Ende des 19. Jahrhunderts unbekannt und wurde erst von Alexandre Yersin entdeckt, der zusammen mit seinen Mitarbeitern drei Jahre nach der Entdeckung einen Impfstoff entwickelte.

2.3. Die Pestepidemie 1347 – 1352

Die Pestwelle Mitte des 14. Jahrhunderts, die Europa überrollte, ist die zweite große in der Geschichte des Kontinents. Ihren Ursprung hat diese Epidemie vermutlich in Zentralasien, von wo aus sie sich über die Karawanenstraße nördlich des Kaspischen Meeres, eine Hauptverkehrsader der damaligen Zeit, ausbreitete. 1347 erreichte die Pest die Stadt Caffa, die vom Kahn Djam Bek belagert wurde und dessen Truppen von der Pest überrascht worden waren. Der Kahn, der viele Krieger verloren hatte, ließ die Belagerung abbrechen, befahl aber einige Tote über die Stadtmauer zu werfen, „um die Christen zu vergiften“.[5] Dank der allzu schnelle Wiederaufnahme des Seeverkehrs nach dem Krieg, transportierten die Einwohner nicht nur Waren und Passagiere über das Mittelmeer, sondern auch die Pest. Im gleichen Jahr wurden Konstantinopel und Messine heimgesucht. Die Kranken wurden zu-nächst ohne Misstrauen aufgenommen und gepflegt. Als aber die Gefahr einer ansteckenden Krankheit erkannt wurde, zwang man die Schiffe zur Weiterfahrt. In jedem angelaufen Hafen begann innerhalb kürzester Zeit „das große Sterben“. Am Ende des Jahres 1348 lief besagtes Schiff, das den Tod schon über so viele Stadt gebracht hatte, die Stadt Marseille an, im Januar 1349 erreichte der „Schwarze Tod“ Pisa und Venedig. Von der Toskana breitete sich die Seuche über ganz Italien und Spanien weiter Richtung Frankreich, England und Skandinavien aus.[6]

[...]


[1] Richard Toellner, Illustrierte Geschichte der Medizin, S. 2568.

[2] Jacques Ruffie, Jean-Charles Sourina: Die Seuchen in der Geschichte der Menschheit, S. 27.

[3], [4] Dietrich von Engelhardt, Medizin in der Literatur der Neuzeit, Band 1-2, S. 47.

[5] Ruffie und Sourina: Die Seuchen in der Geschichte der Menschheit, S. 28.

[6] Klaus Bergdolt, Der schwarze Tod in Europa, S. 92.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Der schwarze Tod in der Literatur am Beispiel Albert Camus’ ‚Die Pest’
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
14
Katalognummer
V147433
ISBN (eBook)
9783640581399
ISBN (Buch)
9783640581962
Dateigröße
384 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pest, Literatur, Camus, schwarzer Tod
Arbeit zitieren
Anne Lorentzen (Autor:in), 2010, Der schwarze Tod in der Literatur am Beispiel Albert Camus’ ‚Die Pest’, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147433

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