Töpferhandwerk aus archäologischer Sicht

Geräte und Produktionsprozess


Hausarbeit, 2008

24 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Gliederung

1 Die Einleitung

2 Das Formen der Gefäße

3 Das Brennen
3.1 Der Vorgang und der chemischer/physikalischer Prozess
3.2 Die Möglichkeiten des Brennens und die Ofentypen
3.3 Die Geschichte der Ofenentwicklung

4 Schlussbemerkung

Literatur

Tabellen

Abbildungen

1 Die Einleitung

Für die Archäologie stellt das keramische Fundmaterial traditionell eine zentrale Informationsquelle dar. Fragen nach Rohstoffgewinnung, Produktionsprozessen, Distribution und Funktion keramischer Gefäße sind dabei ebenso von Relevanz wie Aspekte einer chronologischen Gliederung des Materials. In der Arbeit habe ich das Thema des Produktionsprozesses aufgegriffen, bzw. die wesentlichen Werkzeuge der Produktion. Um ganz einfach ans Thema ran zu kommen, stellt man sich die Frage nach Bestandteilen des Herstellungsprozesses – Wie ist das gelaufen? So könnte man den Prozess in „Formen“ und „Brennen“ teilen.

Da ich meine Arbeit zeitlich zwischen Frühmittelalter und Neuzeit eingrenze, kommen in dieser Zeit „… im Hinblick auf die Formgebung der Gefäße einerseits Techniken der Handformung und andererseits verschiedene Drehhilfen bis hin zum Töpferrad und zur Töpferscheibe zum Einsatz“[1]. In dem Kapitel über das Formen des Tones werde ich auch mit verschiedenem Kleinwerkzeug des Töpfers ergrenzen, das zu Feinformung und Verzierung verwendet wurde.

Fortsetzendes Teil des Herstellungsprozesses stellt „das Brennen“ dar, deswegen werde ich im zweiten Teil der Arbeit auf die Entwicklung des Brennvorganges und die Brennofentechnik eingehen.

2 Das Formen der Gefäße

Das älteste, verfügbare und einfachste Werkzeug für keramische Gefäßformung ist die Hand. Da ich aber meine Arbeit auf die technische Mittel konzentriert, wird die Hand hier nicht weiter erwähnt (und auch, weil die Technik der Handformung von Keramik schon ein großes Thema als solche in sich darstellt). Der handgeformten Ware steht die gedrehte Keramik gegenüber. Der gleichzeitige Einsatz der Hände und verschiedener Drehhilfen bildet eine so genannte „Mischtechnik“ der Keramikherstellung. Diese Technik hat bei den Westslawen große Verbreitung gefunden und bleibt bis heute im Einsatz, wobei sie seit ca. dem 13. Jh. in Europa ihre wirtschaftliche Bedeutung verliert.[2]

Die Verwendung der Töpferscheibe ist im Mittelalter nicht selbstverständlich. Nach dem Niedergange Roms, wo das Aufdrehen von Gefäßen mittels einer fußganggetriebenen Töpferscheibe schon lange ausgeübt wurde, ging diese Kenntnis im Mitteleuropa verloren, um im Laufe des Mittelalters erst wieder aus westlichen und südöstlichen Gebieten übernommen zu werden[3]. „Für das in römischer Hand­werkstradition stehende Töpferrad darf eine Kontinuität im Rheinland vermutet werden.“[4] Abbildun­gen aus Frankreich (13. Jh.) und Italien (16. Jh.)[5] belegen die­se Form auch für das Mittelalter und die frühe Neuzeit. „Für die Zeit (Mittelalter und frühe Neuzeit – Bem. d. A.) konnte man diese Form unter dem Begriff "Wirkrad" im Rheinland belegen“[6]. Ande­rerseits ist auch die schnell drehende Blockscheibe aus den Darstellungen des Mittelalters belegt und kann entsprechend als bekannt dargestellt werden. Die Darstellungen aus Frankreich (13. Jh.) und Deutschland (15. Jh.)[7] belegen diese Form. Sicherlich nicht im Mittelalter vorhanden war die Form der Spindelschei­be, welche erst in der frühen Neuzeit üblich wurde.

„Die Drehscheibentechnik hielt sich nur dort, wo die politische Kontinuität wirtschaftliche Strukturen erlaubte, und wo Keramik in größerem Umfang auch als Handelsware hergestellt wurde“[8]. Die schnelle, fußgetriebene Töpferscheibe wird in manchen Gebieten Zentraleuropas erst dann wieder entdeckt, als ein höherer Absatzmarkt eine stärkere Produktion erforderte.

Die Einführung der schnellen Drehscheibe erfolgt innerhalb des nördlichen Europas regional und zeitlich durchaus unterschiedlich. „Für eine kurze Phase ist bereits im 10. Jahrhundert im Fundmaterial von Haithabu mit dem "Haithabu-Drehscheibentopf" einmal ein Nachweis gedrehter Keramik möglich. Diese Technologie hat jedoch am Ort selbst keine Kontinuität“[9]. Im Rheinland ist davon auszugehen, dass sich aus römischer Tradition kontinuierlich die Tech­nologie der schnell rotierenden Töpferscheibe bis in das hohe und dann auch späte Mittelalter gehal­ten hat. Von daher ist innerhalb Europas ein klares Technologiegefälle vom Rheinland einerseits hin zum skandinavischen Norden andererseits zu konstatieren. Erst im Laufe der Zeit wird dieses technische Ungleichgewicht in lokalen Fertigungsmethoden aufgehoben[10]. „Bis zum 12. Jh. war die Töpferscheibe, den Osten ausgenommen, überall in Deutschland bekannt geworden.“[11] Im nördlichen Europa ist es gerade die Zeit des hohen und späten Mittelalters, in welcher der Übergang von der handgetöpferten zur schnell gedrehten Ware erfolgt[12]. Sowohl das Töpferrad als auch die Blockscheibe dürfen dabei vermu­tet werden, zusätzlich aber auch verschiedene Zwischenformen von einfachen Drehhilfen bis hin zu entsprechenden Formen und Mulden, die als Hilfe benutzt werden[13]. Mit den glasierten roten Irdenwaren etwa des dänisch-norddeutschen Raumes haben wir im 13. Jahr­hundert ebenso die schnelle Drehscheibe in der lokalen Produktion Südskandinaviens vorliegen wie bei der Fertigung von Steinzeugen im Rheinland und im südniedersächsischen Gebiet.

Neben den verschiedenen zeitgenössischen Bildern und den theoretischen Rück­schlüssen aus den archäologischen Funden auf das Vorhandensein schneller Töpferscheiben im Mittelalter tritt ein Fund von 1993 - eine hölzerne Blockscheibe.[14] „In Dortmund-Groppenbruch konn­ten mehrere Teile ausgegraben werden, aus denen sich sowohl eine Scheibe als auch ein zugehöriges Achsenfragment rekonstruieren lassen“[15]. Die Re­konstruktion kann für Mittelalter als zeitgemäßes, gängiges Modell angesehen werden.[16]

Aus ethnologischen Beispielen konnte man erschließen, dass die verschiedenen Produkti­onstechniken einerseits des Handaufbaues und andererseits der Scheibennutzung durchaus lange Zeit hindurch parallel existieren und zum Teil sogar in denselben Werkstätten eingesetzt werden. Es ist auch möglich, dass bestimmte Techniken für die Fertigung bestimmter Gefäßtypen genutzt wurden und dass einerseits die schnell rotierende Drehscheibe bereits in einer Stadt ein­geführt war, während dort gleichzeitig für bestimme Keramikgefäße aber nach wie vor in der schlich­ten Technik der Handformung gearbeitet wurde. Diese technologischen Vielseitigkeiten verschiede­ner parallel vorhandener Produktionstechniken können den Ablö­sungsprozess des Hauswerks durch das Handwerk in dieser Weise spiegeln.[17] In der Zeitphase des Hochmittelalters vollzieht sich schrittweise der Wechsel vom Hauswerk zum Handwerk, was auch mit der Urbanisierung zusammen hängt. An verschiedenen Orten verläuft dieses Prozess unterschiedlich schnell und ist nicht für die gesamte Palette der Töpfererzeugnissen gleichzeitig.

Zur weiteren Töpferausstattung gehören auch andere drehbare Produktionshilfen. Für das "Hochzie­hen" des Tones zu einer Gefäßwand ist aber in jedem Fall ein definiertes Drehmoment erforderlich. Von ei­ner "schnell rotierenden Scheibe" kann man nur dann sprechen, wenn dieses Drehmoment vorhandeln ist. Deswegen ist eine drehbare Unterlage in diesem Sinne keine schnelle Töpferscheibe und in der Typologie der keramischen Erzeugnisse darf das nicht verwechselt werden.

[...]


[1] Lüdke 2001, 98.

[2] Siehe Tab. 1.

[3] Vgl. Riet 1960, 53.

[4] Lüdke 2001, 99.

[5] Siehe Abb. 1.

[6] Lüdke 2001, 99.

[7] Siehe Abb. 2.

[8] Lüdke 2001, 98.

[9] Lüdke 2001, 98.

[10] Vgl. Lüdke 2001, 98.

[11] Riet 1939, 75.

[12] Vgl. Riet 1939, 76.

[13] Vgl. Lüdke 2001, 98.

[14] Siehe Abb. 3.

[15] Lüdke 2001, 99.

[16] Siehe Abb. 3.

[17] Vgl. Lüdke 2001, 101.

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Töpferhandwerk aus archäologischer Sicht
Untertitel
Geräte und Produktionsprozess
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (UFG)
Veranstaltung
Mittelalterliches und neuzeitliches Handwerk in Theorie und Praxis
Note
1,7
Autor
Jahr
2008
Seiten
24
Katalognummer
V147440
ISBN (eBook)
9783640581412
ISBN (Buch)
9783640582051
Dateigröße
2349 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Töpfer, Töpferhandwerk, archäologische Keramik, Keramikherstellung, Töpferei, Töpferofen, Töpferrad, Schamott
Arbeit zitieren
Ilja Saev (Autor:in), 2008, Töpferhandwerk aus archäologischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147440

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