[...] Vor 10 – 15 Jahren wurde
die Zahl der behinderten Menschen, die studieren, auf ca. 0,4% geschätzt. Heute sind es ca.
13% aller Studenten, die behindert oder chronisch krank sind (dies ergab die fünfzehnte
Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes). Von diesen 13 % sind ca. 11 %
chronisch krank, diese vor allem durch Allergien oder Atemwegserkrankungen, etwas
seltener sind Schädigungen des Stütz- und Bewegungsapparates, Hauterkrankungen,
Erkrankungen innerer Organe, chronische Stoffwechselstörungen oder psychische
Erkrankungen. Dieser hohe Anteil behinderter und chronisch kranker Studierender
bedeutet eine hohe Herausforderung für die Hochschulen und das Studentenwerk,
angemessene Bedingungen für ein chancengleiches Studium aller zu schaffen. Behinderte
junge Menschen werden während eines Studiums häufig mit großen Problemen
konfrontiert und die Lösungsmöglichkeiten sind vielfach schwieriger, als bei
Nichtbehinderten. Hinzu kommt noch die gesellschaftliche Diskriminierung und die
Schwierigkeit, damit fertig zu werden, von der Norm abzuweichen. Im Gegensatz zum
Schulbereich gibt es keine gesonderten Hochschulen für Behinderte (eine Ausnahme spielt
hier die Fachhochschule im Rehabilitationszentrum in Heidelberg). Die Integration in eine
Hochschule wirft besonders für Hörbehinderte und Sehbehinderte spezielle Probleme auf.
Durch häufige jahrelange intensive Betreuung und Förderung in Spezialschulen, familiäre
Atmosphäre und ständige vertraute Bezugspersonen, fällt der Wechsel in die Anonymität
der Hochschule oft sehr schwer. Eigeninitiative und Selbständigkeit müssen oft erst erlernt
werden, um die Umstellung und die neuen Belastungen positiv verarbeiten zu können.
Durch ein optimales Ausschöpfen der individuellen Leistungsfähigkeit, der sozialen und
pädagogischen Maßnahmen und der bestmöglichen technischen Unterstützung haben
jedoch auch Hör- und Sehbehinderte ein großes Angebot an Studienmöglichkeiten. Im
folgenden werde ich zunächst auf die derzeitige Studiensituation Behinderter eingehen.
Daran schließt sich ein Überblick über die Schwierigkeiten und Möglichkeiten der Hörund
Sehbehinderten im Studienalltag. Letztlich erläutere ich das Konzept einer
Interessengemeinschaft zur Verbesserung der Studiensituation der Hörbehinderten.( Leider
habe ich Ähnliches nicht aus der Sicht der Sehbehinderten finden können).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Studiensituation
- Beratungsdienste
- Studienplatzvergabe durch die ZVS
- Studienfinanzierung
- Wohnen
- Wohnheime mit Assistenz/Pflege
- Der freie Wohnungsmarkt
- Studienalltag
- Organisatorische Hilfen
- Persönliche Hilfen
- Technische Hilfsmittel
- Studienordnung und Prüfungen
- Vorschläge zur Verbesserung der Studiensituation aus der Sicht der Gehörlosen
- Schlußwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet die Herausforderungen und Möglichkeiten eines Hochschulstudiums für Menschen mit Behinderung. Er soll ein besseres Verständnis der spezifischen Bedürfnisse und Problemlagen sowie der bestehenden Unterstützungsangebote vermitteln.
- Studiensituation von Menschen mit Behinderung
- Beratungsdienste und Unterstützungsmöglichkeiten
- Studienfinanzierung und Wohnmöglichkeiten
- Besonderheiten des Studienalltags für Hör- und Sehbehinderte
- Vorschläge zur Verbesserung der Studiensituation für Gehörlose
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik des Studiums für Menschen mit Behinderung vor und beleuchtet den wachsenden Anteil von behinderten und chronisch kranken Studierenden. Sie betont die Herausforderungen für Hochschulen und Studentenwerke, chancengleiche Studienbedingungen zu schaffen. Besondere Schwerpunkte liegen auf den Schwierigkeiten der Integration von Hör- und Sehbehinderten.
2. Studiensituation von Behinderten
Dieses Kapitel analysiert die Studiensituation von Behinderten und chronisch Kranken anhand von Daten der fünfzehnten Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes. Es werden Herausforderungen wie Beeinträchtigungen im Studium, häufige Studiengangwechsel und die Problematik fehlender sozialer Anteilnahme an Hochschulen aufgezeigt.
3. Beratungsdienste
Das Kapitel bietet einen Überblick über die verschiedenen Beratungsdienste, die Studenten mit Behinderung bei der Entscheidungsfindung und Studienrealisierung unterstützen. Es werden sowohl amtliche Beratungsdienste wie die Berufsberatung des Arbeitsamtes als auch universitäre Angebote und Interessengemeinschaften vorgestellt.
Schlüsselwörter
Studium, Behinderung, Chronische Krankheit, Integration, Studiensituation, Beratungsdienste, Studienplatzvergabe, Studienfinanzierung, Wohnen, Studienalltag, Technische Hilfsmittel, Hörbehinderte, Sehbehinderte, Gehörlose, Sozialerhebung, Deutsches Studentenwerk, Chancengleichheit.
- Arbeit zitieren
- Bärbel Backhaus (Autor:in), 2001, Studium mit Behinderung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14750