Max Weber (1864-1920) ist, neben Durkheim, ein Klassiker der deutschen Soziologie. Von Hause aus war er Nationalökonom und Jurist mit einer stark historischen Orientierung. Bei seinen Untersuchungen verfolgte Weber ein selbst nach den anspruchsvollen wissenschaftlichen Standards seiner Tage außerordentlich breites und tiefes komparatives Programm und man kann seine Herangehensweise durchaus als einzigartig bezeichnen: Er lehnte die Fixierung auf einzelne Faktoren ab – wie wirtschaftliche, politische oder religiöse Kräfte –
und wollte mehrdimensionale Analysen liefern, die das kausale Gewicht sowohl von "Ideen" wie von "Interessen" berücksichtigten.
Die Dimensionen seines Werks wurden erst nach seinem Tode sichtbar, als in einer Reihe von Sammelbänden seine Aufsätze zur Wissenschaftslehre, zur Religionssoziologie, zu Soziologie und Sozialpolitik, zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sowie das große zweibändige Lehrwerk „Wirtschaft und Gesellschaft“ erschienen.
Aus seinem Gesamtwerk ist vor allem seine Wissenschaftslehre umstritten, nicht zuletzt auf Grund seiner Forderung nach einer werturteilsfreien Wissenschaft, die die internationale Wissenschaft auch noch lange nach seinem Tode im Jahre 1920 beschäftigte. Dabei reichen die Einschätzungen diesbezüglich von einem "zerklüfteten 'Steinbruch' bis hin zu einem einheitlichen
'System'. Die fortdauernde Aktualität liegt wohl darin begründet, dass diese bestimmte Kontroverse "keinesfalls auf die Kontroversen einer Spezialdisziplin um ein eindeutig lokalisierbares Phänomen zu reduzieren" ist. Vor allem Webers
Rede "Wissenschaft als Beruf" kann als ein "ausschlaggebende[r] Bezugspunkt [...] für die bis heute anhaltende Diskussion" betrachtet werden. Diese Arbeit wird versuchen, zunächst die Kernaussagen und zentralen Punkte von Webers oben genannter Rede herauszuarbeiten. Dabei stütze ich mich hauptsächlich auf die Edition von Webers Rede, wie sie in der Gesamtausgabe vorgenommen wurde. Zusätzlich werde ich mich auf die Arbeit von Johannes Winckelmann beziehen, der bereits im Jahre 1922 "Gesammelte
Aufsätze zur Wissenschaftslehre" als erste Auflage herausbrachte, die mir jedoch in der 6. Auflage aus dem Jahre 1985 vorliegt. Die Rezeption von Webers Werk erlebte vor allem in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eine neue Blüte, die sich in den damals entbrannten Positivismusstreit einordnen lässt, der nicht zuletzt
auch von Webers Postulat von Werturteilsfreiheit mit verursacht worden war.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 22. "Wissenschaft als Beruf"
-
- Die äußeren Bedingungen des Gelehrtenberufes
- Der innere Beruf zur Wissenschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Max Webers Rede "Wissenschaft als Beruf" und untersucht die Kernaussagen und zentralen Punkte. Dabei wird Webers Vorstellung von Wissenschaftslehre im Kontext der heutigen Wissenschaftsrealität betrachtet, insbesondere die Frage, ob seine Vorstellung als Utopie gedacht wurde.
- Die äußeren Bedingungen des Gelehrtenberufes
- Die Bedeutung von Spezialisierung und Leidenschaft in der Wissenschaft
- Der Stellenwert von Eingebung und harter Arbeit in der Wissenschaft
- Die Rolle von Zufall und Wettbewerb in der akademischen Karriere
- Webers Kritik an Massenkollegien und die Forderung nach geistesaristokratischer Schulung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt Max Weber als Klassiker der deutschen Soziologie vor und erläutert seine wissenschaftliche Herangehensweise. Sie beleuchtet die vielseitigen Aspekte von Webers Werk und fokussiert auf die Kontroversen um seine Wissenschaftslehre, insbesondere seine Forderung nach werturteilsfreier Wissenschaft. Die Arbeit soll Webers Rede "Wissenschaft als Beruf" analysieren und seine Vorstellung von Wissenschaftslehre im Kontext der heutigen Wissenschaftsrealität betrachten.
22. "Wissenschaft als Beruf"
Die äußeren Bedingungen des Gelehrtenberufes
Weber analysiert die äußeren Bedingungen des Gelehrtenberufes, indem er das deutsche und das amerikanische Hochschulsystem vergleicht. Er kritisiert die zunehmende Bürokratisierung der Universitäten und die Abhängigkeit von Zufall und Wettbewerb in der akademischen Karriere. Weber unterstreicht die Bedeutung von Leidenschaft und Leidensfähigkeit für junge Wissenschaftler und kritisiert die Chancenungleichheit, die Juden in der akademischen Welt erfahren.
Der innere Beruf zur Wissenschaft
Im zweiten Teil seiner Rede erörtert Weber den inneren Beruf zur Wissenschaft. Er betont die Bedeutung von Spezialisierung und Leidenschaft und stellt die Rolle von Eingebung und harter Arbeit in der wissenschaftlichen Arbeit heraus. Weber vergleicht die Bedeutung der Eingebung in der Wissenschaft mit der in der Kunst und sieht sie als häufig überbewertet. Er betont, dass die Eingebung nur auf dem Boden harter Arbeit entstehen kann.
Schlüsselwörter
Max Weber, Wissenschaftslehre, Werturteilsfreiheit, Wissenschaft als Beruf, Spezialisierung, Leidenschaft, Eingebung, Arbeit, Zufall, Wettbewerb, Bürokratisierung, Chancenungleichheit, Akademische Karriere, Geistesaristokratie.
- Arbeit zitieren
- MA Sylvia Meyer (Autor:in), 2008, Max Weber und seine Wissenschaftslehre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147534