Die Karl-Marx-Alle, vormals Stalinallee, davor Große Frankfurter Straße genannt, ist heute die imposanteste Allee in Berlin, nicht nur Ost-Berlins. Das Besondere der Straße ist deutlich im Vergleich mit anderen großen Straßenzügen in West- und Osteuropa zu erkennen. Die Westberliner Architektur wirkt kleinstädtisch im Gegensatz zu dem Stolz und der Siegesgewissheit der Anfangsjahre des Sozialismus, den die Allee ausstrahlt. In der Literatur zu sozialistischer Architektur beziehungsweise DDR- Architektur ist die Stalinallee ein häufig behandeltes Thema, das Historiker und Architekten von damals wie heute beschäftigt.
Es sind vor allem die Ausmaße der Magistrale, die die Stalinallee zum Vorbild und Sinnbild der sozialistischen Architektur machten. Eine Straßenbebauung von sieben- bis neungeschossigen Wohngebäuden mit homogenen Fassaden auf 1,8 Kilometer Länge, zwischen Straußberger Platz und Frankfurter Tor, dazu die schalenförmige Randbebauung am Straußberger Platz mit Punkthäusern von bis zu dreizehn Geschossen. Und das alles wurde in nur zweijähriger Bauzeit unter der Beteiligung des Ostberliner Bevölkerung errichtet.
Es ist auch die Idee des Neuen, die Neuformung der Gesellschaft, die dank der Restaurierung und des Denkmalschutzes wieder lebendig wurde.
Die sozialistische Ideologie, die in der Sowjetunion so großes geschaffen hatte, sollte auch in Ostdeutschland ihre Spuren hinterlassen. Nach dem Ende des Dritten Reiches und den Jahren von Tod und Zerstörung war eine neue gemeinsame Perspektive das, was die Berliner zu einem solchen Projekt bewegte. Die rasche Fertigstellung der Magistrale sollte gleichzeitig den weiteren Weg des Sozialismus aufzeigen. „Die Vorzüge des Lebens im Sozialismus“ waren hervorzuheben. Insofern ist die Stalinallee als Propagandabau zu verstehen.
Der Stalinallee ließ auch die Westmächte nicht unbeeindruckt. Die West-Berliner Stadtpolitik geriet in Zugzwang. Im zerstörten Deutschland wurde im Osten wie im Westen um die Überlegenheit einer Ideologie über die andere gekämpft. Wie in anderen Bereichen des täglichen Lebens, war besonders in den Fünfziger Jahren die Architektur ein Mittel des Machtgebahres der Besatzungsmächte.
In der folgenden Arbeit möchte ich die Entstehung der Stalinallee von der Ausfallstraße Richtung Frankfurt/Oder zur Repräsentation des Sozialismus und der DDR betrachten und dabei darstellen, inwiefern das Konzept des Baus „Vom Volk für das Volk“ tatsächlich umgesetzt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung
- II. Hauptteil
- II.1. Aufbau
- II.1.1. Die Große Frankfurter Straße bis zum Zweiten Weltkrieg
- II.1.2. Erst Neubebauung und Entstehung des Ausbaugesetzes
- II.1.3. Planung der Neubebauung
- II.1.4. Aufbau
- II.2. Symbolik und Propaganda
- II.2.1. „Vom Volk für das Volk“
- II.2.2. Wirkung auf den Westen
- II.2.3. Leben in der Stalinallee
- II.2.4. Konsum und Vergnügen
- II.1. Aufbau
- III. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Entstehung der Stalinallee, ehemals Große Frankfurter Straße, und ihrer Bedeutung als Repräsentationsbau des Sozialismus in der DDR. Sie untersucht, inwiefern das Konzept des Baus „Vom Volk für das Volk“ tatsächlich umgesetzt wurde.
- Die Entwicklung der Großen Frankfurter Straße bis zum Zweiten Weltkrieg
- Die Planung und der Bau der Stalinallee als Symbol des Sozialismus
- Die Symbolik und Propaganda der Stalinallee
- Die Lebensbedingungen in der Stalinallee
- Die Wirkung der Stalinallee auf den Westen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Geschichte der Stalinallee und ihrer Bedeutung als Symbol des Sozialismus. Im Hauptteil wird der Aufbau der Allee von der ursprünglichen Ausfallstraße Richtung Frankfurt/Oder zur repräsentativen Prachtstraße der DDR dargestellt. Hierbei wird auf die Planung und den Bauprozess, die Symbolik und Propaganda sowie das Leben in der Stalinallee eingegangen.
Das Kapitel II.1.1. beleuchtet die Entwicklung der Großen Frankfurter Straße bis zum Zweiten Weltkrieg, während Kapitel II.1.2. die Entstehung des Ausbaugesetzes und den Beginn der Neubebauung beschreibt. Kapitel II.1.3. widmet sich der Planung der Neubebauung und Kapitel II.1.4. dem Aufbau der Allee selbst. Im Kapitel II.2. wird die Symbolik und Propaganda der Stalinallee beleuchtet, wobei die Themen „Vom Volk für das Volk“, die Wirkung auf den Westen und das Leben in der Stalinallee behandelt werden.
Schlüsselwörter
Stalinallee, Karl-Marx-Allee, Sozialistische Architektur, DDR, Propaganda, „Vom Volk für das Volk“, Stadtplanung, Berlin, Architektur, Geschichte, Sozialismus, Lebensbedingungen, West-Berlin, Ost-Berlin, Repräsentationsbau, Baugesetz, Neubebauung, Verkehrsknotenpunkt.
- Quote paper
- Katharina Hoffmann (Author), 2009, "Vom Volk für das Volk", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147701