Die Arbeit behandelt folgende Forschungsfrage: Tragen Verschwörungstheorien in der Dark-Social-Kommunikation auf Plattformen wie Telegram zur Formierung von Gegenöffentlichkeit bei? Da es sich im vorliegenden Fall um eine explorative Studie handelt, sind verschiedene Anschlussfragen konzipiert worden, welche die Auswahl einer Theoriegrundlage erlauben und gleichwohl etwas Freiraum für die Analyse des Materials lassen. Überschneidungen der Thematiken sind zudem wahrscheinlich und mögen im Verlauf der Forschung differenzierter betrachtet werden. Wie beeinflussen die sozialräumlichen Bedingungen der Social-Media-Plattform Telegram die Kommunikation von Verschwörungstheorien? Inwiefern beeinflusst die Kommunikation innerhalb zugangsbeschränkter digitaler Sozialräume auf Telegram die Verbreitung und Rezeption von Verschwörungstheorien? Kann die Formierung von Gegenöffentlichkeit ceteris paribus um die Thematik der Verschwörungstheorien nachgewiesen werden? Damit diese Fragen beantwortet werden können, sind vorerst maßgebende wissenschaftliche Theorien aufzuarbeiten, um den Kontext des angelegten Forschungsinteresses darzustellen und das Feld zu umreißen.
Was geschieht, wenn diese Diskurse abseits der Öffentlichkeit, abseits ihrer regulierenden und integrierenden Prozesse vollzogen werden? Wenn jede absurde Behauptung ernst genommen wird? Wenn eben niemand widerspricht? Folgt man Medien und Forschung, sind es die sozialen Netzwerke, die jene Bedingungen schaffen und Verschwörungstheoretiker, Rechtspopulisten wie Extremisten sozial abgegrenzte Räume zur Diskussion bieten und eine weitreichende Vernetzung ermöglichen, während eine Anonymisierung der Nutzer als auch Verschlüsselung der Daten eine Strafverfolgung vielfach verhindert. So tragen diese Plattformen zu einer entgrenzten Kommunikation illegitimer Wissensbestände bei, die darüber ihren Weg in die Gesellschaft finden. Im Fokus steht dabei allzu oft der Messenger-Dienst Telegram als Idealbeispiel solcher Entwicklungen. Während die Wissenschaft allerdings vornehmlich auf populäre Influencer der Szenen abstellt, fehlen bisweilen qualitative Betrachtungen der internen Gruppenkommunikation. Wie Austausch und Weitergabe von Verschwörungstheorien in einem Sozialraum erfolgen, der ein Vertrauensverhältnis unter seinen Mitgliedern erzeugt, welchen Einfluss gruppendynamische Prozesse darauf nehmen und wie diese im digitalen Raum etabliert werden, scheint daher ein lohnendes Erkenntnisgebiet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Relevanz
- 1.2 Kurze Begriffseinordnung
- 2. Theoretischer Hintergrund
- 2.1 Forschungsstand und Hinführung
- 2.2 Forschungsfrage
- 2.3 Verschwörungstheorien
- 2.4 Digitaler Sozialraum
- 2.5 (Gegen-)Öffentlichkeit
- 2.6 Zwischenfazit
- 3. Methodisches Vorgehen
- 3.1 Zugang zum Forschungsfeld
- 3.2 Nicht-teilnehmende Beobachtung
- 3.3 Qualitative Inhaltsanalyse
- 3.4 Zeitraum und Selektion
- 4. Ergebnisse
- 4.1 Telegram als sozialer Raum
- 4.1.1 Historie und Hintergrund
- 4.1.2 Struktur und Funktion
- 4.1.3 Nutzungsbedingungen und Regelwerk
- 4.1.4 Demografie und Reichweite
- 4.1.5 Milieu und Problemfelder
- 4.2 Kommunikation von Verschwörungstheorien
- 4.2.1 Bekanntes
- 4.2.2 Weiterleitung und Weitergabe
- 4.2.3 Persönlicher Bezug
- 4.2.4 Konstruierte Reputation
- 4.2.5 Homogenes Meinungsbild
- 4.2.6 Sonstiges
- 4.2.7 Gruppenpolarisation und Echokammereffekte
- 4.3 Formierung von Gegenöffentlichkeit
- 4.3.1 Gemeinschaftliche Atmosphäre
- 4.3.2 Verbindendes Wissen
- 4.3.3 Normen und Ansichten
- 4.3.4 Abgrenzung nach außen
- 4.3.5 Sonstiges
- 4.3.6 Vernetzung und Aktivismus
- 4.4 Heterogenität und Gegenöffentlichkeiten
- 5. Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese explorative Studie untersucht die Rolle von Verschwörungstheorien in der Dark-Social-Kommunikation auf Telegram und deren Beitrag zur Formierung von Gegenöffentlichkeit. Die Studie zielt darauf ab, die Kommunikationsmuster, gruppendynamischen Prozesse und die sozialräumlichen Bedingungen auf Telegram zu analysieren, die die Verbreitung und Rezeption von Verschwörungstheorien beeinflussen.
- Der Einfluss sozialräumlicher Bedingungen von Telegram auf die Kommunikation von Verschwörungstheorien.
- Die Auswirkung der Kommunikation in geschlossenen Telegram-Gruppen auf die Verbreitung und Rezeption von Verschwörungstheorien.
- Der Nachweis einer möglichen Formierung von Gegenöffentlichkeit im Kontext von Verschwörungstheorien.
- Die Analyse gruppendynamischer Prozesse und ihrer Rolle bei der Verbreitung von Verschwörungstheorien.
- Die Untersuchung der Heterogenität innerhalb der Verschwörungstheoretiker-Szene auf Telegram.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz der Studie heraus, indem sie den Einfluss von Verschwörungstheorien auf den öffentlichen Diskurs und die politische Landschaft beleuchtet. Der Fokus liegt auf Telegram als Plattform für die Verbreitung dieser Theorien und dem Mangel an qualitativen Untersuchungen der internen Gruppenkommunikation. Die Studie zielt darauf ab, die Formierung von Gegenöffentlichkeit im Kontext von Verschwörungstheorien auf Telegram zu untersuchen.
2. Theoretischer Hintergrund: Dieses Kapitel liefert die theoretische Grundlage der Studie. Es werden Theorien des sozialen Raumes, Verschwörungstheorien (unter Einbezug der Arbeit von Michael Butter), und Gegenöffentlichkeit (mit Fokus auf Habermas und Wimmer) erörtert. Der Forschungsstand wird beleuchtet, und die zentrale Forschungsfrage wird formuliert: Tragen Verschwörungstheorien in der Dark-Social-Kommunikation auf Telegram zur Formierung von Gegenöffentlichkeit bei? Zusätzliche Forschungsfragen konkretisieren das Erkenntnisinteresse.
3. Methodisches Vorgehen: Das Kapitel beschreibt die Methodik der Studie. Es wird erläutert, wie der Zugang zum Forschungsfeld (zugangsbeschränkte Telegram-Gruppen) geschafft wurde, und die Methoden der nicht-teilnehmenden Beobachtung und der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring vorgestellt. Der Untersuchungszeitraum und die Selektion des Materials werden detailliert dargestellt.
4. Ergebnisse: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Studie. Es beschreibt Telegram als sozialen Raum, analysiert die Kommunikation von Verschwörungstheorien in den untersuchten Gruppen, und untersucht, inwieweit sich eine Gegenöffentlichkeit formiert. Die Ergebnisse werden anhand von Beispielen aus dem untersuchten Material illustriert.
Schlüsselwörter
Telegram, Verschwörungstheorien, Gegenöffentlichkeit, Dark Social, Digitaler Sozialraum, Gruppenpolarisation, Echokammereffekte, Qualitative Inhaltsanalyse, Kommunikation, AfD, Rechtspopulismus, Medienaktivismus, Online-Radikalisierung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Studie: Verschwörungstheorien auf Telegram und die Formierung von Gegenöffentlichkeit
Was ist der Gegenstand dieser Studie?
Diese explorative Studie untersucht die Rolle von Verschwörungstheorien in der Dark-Social-Kommunikation auf Telegram und deren Beitrag zur Formierung von Gegenöffentlichkeit. Der Fokus liegt auf der Analyse von Kommunikationsmustern, gruppendynamischen Prozessen und den sozialräumlichen Bedingungen auf Telegram, die die Verbreitung und Rezeption von Verschwörungstheorien beeinflussen.
Welche Forschungsfragen werden in der Studie behandelt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Tragen Verschwörungstheorien in der Dark-Social-Kommunikation auf Telegram zur Formierung von Gegenöffentlichkeit bei? Zusätzliche Forschungsfragen untersuchen den Einfluss sozialräumlicher Bedingungen von Telegram auf die Kommunikation von Verschwörungstheorien, die Auswirkung der Kommunikation in geschlossenen Telegram-Gruppen, den Nachweis einer möglichen Formierung von Gegenöffentlichkeit, gruppendynamische Prozesse und die Heterogenität innerhalb der Verschwörungstheoretiker-Szene.
Welche Methoden wurden in der Studie angewendet?
Die Studie verwendet eine qualitative Methodik. Der Zugang zu zugangsbeschränkten Telegram-Gruppen wurde geschaffen und es wurden Methoden der nicht-teilnehmenden Beobachtung und der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring angewendet. Der Untersuchungszeitraum und die Selektion des Materials werden detailliert im Kapitel 3 beschrieben.
Welche theoretischen Grundlagen liegen der Studie zugrunde?
Die Studie basiert auf Theorien des sozialen Raumes, Verschwörungstheorien (unter Einbezug der Arbeit von Michael Butter), und Gegenöffentlichkeit (mit Fokus auf Habermas und Wimmer). Der aktuelle Forschungsstand wird im Kapitel 2 beleuchtet.
Welche Ergebnisse liefert die Studie?
Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse, die Telegram als sozialen Raum beschreiben, die Kommunikation von Verschwörungstheorien in den untersuchten Gruppen analysieren und untersuchen, inwieweit sich eine Gegenöffentlichkeit formiert. Die Ergebnisse werden anhand von Beispielen aus dem untersuchten Material illustriert. Die detaillierte Analyse umfasst Aspekte wie Historie und Struktur von Telegram, die Kommunikation von Verschwörungstheorien (Weiterleitung, persönlicher Bezug, Reputation etc.) und die Formierung von Gegenöffentlichkeit (Gemeinschaft, Wissen, Normen etc.).
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Studie?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Telegram, Verschwörungstheorien, Gegenöffentlichkeit, Dark Social, Digitaler Sozialraum, Gruppenpolarisation, Echokammereffekte, Qualitative Inhaltsanalyse, Kommunikation, AfD, Rechtspopulismus, Medienaktivismus, Online-Radikalisierung.
Wie ist die Studie aufgebaut?
Die Studie ist in fünf Kapitel gegliedert: Einleitung (Relevanz und Begriffserklärung), Theoretischer Hintergrund (Forschungsstand, Forschungsfrage, relevante Theorien), Methodisches Vorgehen (Zugang, Beobachtung, Inhaltsanalyse), Ergebnisse (Telegram als Raum, Kommunikation von Verschwörungstheorien, Gegenöffentlichkeit) und Fazit/Ausblick.
Für wen ist diese Studie relevant?
Diese Studie ist für Wissenschaftler*innen, die sich mit Verschwörungstheorien, digitaler Kommunikation, Gegenöffentlichkeit, und Online-Radikalisierung beschäftigen, relevant. Sie bietet wertvolle Einblicke in die Dynamik von Kommunikationsprozessen in geschlossenen Online-Gruppen.
- Quote paper
- Daniel Drews (Author), 2022, Verschwörungsdenken auf Telegram. Eine Analyse der Formierung einer digitalen Gegenöffentlichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1477296