Eine Hauptaufgabe des International Accounting Standards Board (IASB) ist es, eine weltweite Konvergenz mit den länderspezifischen Rechnungslegungssystemen zu erreichen. Mit der Unterzeichnung des sog. Norwalk-Abkommens im September 2002 wurde eine enge Zusammenarbeit zwischen dem IASB und dem Financial Accounting Standards Board (FASB) vereinbart. Ziel war die Abschaffung der bisherigen Unterschiede zwischen den International Financial Reporting Standards (IFRS) und den United States Generally Accepted Accounting Principles (US-GAAP) bis zum Jahr 2005. Ebenfalls im Jahr 2002 wurde das Konvergenzprojekt „Revenue Recognition“ des IASB und FASB ins Leben gerufen.
Die bisherigen Regelungen zur Ertragsvereinnahmung (revenue recognition) sind in den Stan-dards IAS 11 (Construction Contracts) und IAS 18 (Revenue) verankert. Diese wurden vom IASB und FASB im Rahmen des „Revenue Recognition Projects“ überprüft und überarbeitet. Es wurden Inkonsistenzen zwischen dem IAS 18 und dem Rahmenkonzept (framework) sowie bei der Anwendung der beiden Standards identifiziert. Ebenso mangelt es in den IFRS an Vorschriften zur bilanziellen Behandlung von Mehrkomponentengeschäften (multiple element arrangements). Zwar wird durch die Vorschriften in den IFRS auf die US-GAAP ausgewichen, allerdings sind die über 200 branchen- und fallspezifischen Regelungen weniger prinzipienbasiert.
Durch diese Inkonsistenzen existieren beim Bilanzierenden teilweise große Ermessensspielräume. Dadurch bekommen Unternehmen eine einfache Möglichkeit, die Ertragsvereinnahmung bewusst oder durch Unvermögen zu manipulieren. Dabei nehmen Erträge insbesondere für externe Bilanzadressaten wie Investoren oder Gläubiger eine wichtige Rolle ein.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Vorgehensweise und Ziel der Arbeit
- 2. Ertragsrealisation nach IFRS
- 2.1 Grundlagen der Ertragsrealisation
- 2.2 Ertragsrealisation nach IAS 11
- 2.2.1 Ertragsrealisation nach dem Fertigstellungsgrad
- 2.2.1.1 Ermittlung der Auftragserlöse
- 2.2.1.2 Ermittlung der Auftragskosten
- 2.2.1.3 Ermittlung des Fertigstellungsgrades
- 2.2.2 Ertragsrealisation bei Vertragserfüllung
- 2.3 Ertragsrealisation nach IAS 18
- 2.3.1 Ertragsrealisation beim Verkauf von Gütern
- 2.3.1.1 Übergang von Chancen und Risiken
- 2.3.1.2 Wegfall von Verfügungsrechten
- 2.3.1.3 Verlässliche Bestimmung der Ertragshöhe
- 2.3.1.4 Wahrscheinlichkeit des wirtschaftlichen Nutzenzuflusses
- 2.3.1.5 Verlässliche Bestimmung der Aufwandshöhe
- 2.3.2 Ertragsrealisation bei Dienstleistungen
- 2.3.3 Ertragsrealisation bei Nutzenüberlassung
- 2.4 Ertragsrealisation bei Mehrkomponentengeschäften
- 2.4.1 Kriterien für das Vorliegen von Mehrkomponentengeschäften
- 2.4.2 Bilanzierung von Mehrkomponentengeschäften nach IFRS
- 2.4.3 Bilanzierung von Mehrkomponentengeschäften nach US-GAAP
- 2.4.3.1 Segmentierung von Vertragskomponenten
- 2.4.3.2 Aufteilung der Gesamtvergütung
- 2.5 Kritisches Zwischenergebnis
- 3. Das Konvergenzprojekt des IASB und FASB „Revenue Recognition“
- 3.1 Ausgangssituation
- 3.2 Vertragsbasierte Ertragsrealisation
- 3.2.1 Bestimmung von Leistungsverpflichtungen
- 3.2.2 Erfüllung von Leistungsverpflichtungen
- 3.2.2.1 Übergang der Kontrolle bei der Übertragung von Waren
- 3.2.2.2 Übergang der Kontrolle bei Werkverträgen
- 3.2.3 Bewertung von Leistungsverpflichtungen
- 4. Konzeptionelle Unterschiede und Auswirkungen auf die Bilanzierungspraxis
- 4.1 Bilanztheoretische Unterschiede zwischen den Ertragsrealisationskonzepten
- 4.2 Unterschiede bei Vertragsabschluss
- 4.3 Bewertung von Erträgen
- 4.4 Übergang der Verfügungsmacht
- 4.5 Bilanzierung von Warenverkäufen mit Gewährleistungsanspruch
- 4.6 Bilanzierung von Fertigungsaufträgen
- 4.7 Bilanzierung von Mehrkomponentengeschäften
- 5. Kritische Würdigung des Discussion Papers auf Praxistauglichkeit
- 6. Zusammenfassung und aktueller Stand des Projektes
- 6.1 Zusammenfassung
- 6.2 Aktuelle Entwicklungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Unterschiede zwischen bestehenden IFRS-Regelungen zur Ertragsrealisation und dem im Discussion Paper „Preliminary Views on Revenue Recognition in Contracts with Customers“ vorgeschlagenen Modell. Das Hauptziel ist die Analyse der Praxistauglichkeit des neuen Modells.
- IFRS-Regelungen zur Ertragsrealisation (IAS 11 und IAS 18)
- Das Konvergenzprojekt des IASB und FASB
- Konzeptionelle Unterschiede zwischen den Ertragsrealisationskonzepten
- Auswirkungen auf die Bilanzierungspraxis
- Praxistauglichkeit des vorgeschlagenen Modells
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in die Problematik der Inkonsistenzen in den bestehenden IFRS-Regelungen zur Ertragsrealisation ein und erläutert das Ziel der Arbeit, nämlich die Analyse des neuen, vom IASB und FASB vorgeschlagenen Modells. Die bestehenden Regelungen in IAS 11 und IAS 18 werden als Ausgangspunkt genannt, ebenso wie die Notwendigkeit einer weltweiten Konvergenz der Rechnungslegungsstandards. Die Arbeit fokussiert auf die Untersuchung der Unterschiede zwischen den bestehenden und den neu vorgeschlagenen Regelungen sowie deren Praxistauglichkeit.
2. Ertragsrealisation nach IFRS: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die bestehenden IFRS-Regelungen zur Ertragsrealisation, insbesondere IAS 11 (Bauaufträge) und IAS 18 (Umsatzerlöse). Es werden die verschiedenen Methoden zur Ertragsrealisation, wie die Fertigstellungsgradmethode nach IAS 11 und die Kriterien für den Verkauf von Gütern nach IAS 18, erläutert. Besonderes Augenmerk liegt auf der Behandlung von Mehrkomponentengeschäften und den damit verbundenen Herausforderungen in der Bilanzierung. Das Kapitel legt den Grundstein für den Vergleich mit dem neuen vorgeschlagenen Modell.
3. Das Konvergenzprojekt des IASB und FASB „Revenue Recognition“: Dieses Kapitel stellt das Konvergenzprojekt des IASB und FASB vor und erläutert das vorgeschlagene vertragbasierte Ertragsrealisationsmodell, welches sich am Asset-Liability-Ansatz orientiert. Es werden die zentralen Aspekte des neuen Modells, wie die Bestimmung von Leistungsverpflichtungen und deren Erfüllung, sowie die Bewertung der Leistungsverpflichtungen, detailliert dargestellt. Das Kapitel bildet den zentralen Vergleichspunkt für die Analyse der bestehenden IFRS-Regelungen.
4. Konzeptionelle Unterschiede und Auswirkungen auf die Bilanzierungspraxis: Dieses Kapitel analysiert die konzeptionellen Unterschiede zwischen den bestehenden IFRS-Regelungen und dem vorgeschlagenen Modell, insbesondere hinsichtlich der Bilanzierungstheorie, Vertragsabschluss, Bewertung von Erträgen, Übergang der Verfügungsmacht und der Bilanzierung von spezifischen Transaktionen wie Warenverkäufen mit Gewährleistungsanspruch, Fertigungsaufträgen und Mehrkomponentengeschäften. Die detaillierte Gegenüberstellung verdeutlicht die Auswirkungen des neuen Modells auf die Praxis.
5. Kritische Würdigung des Discussion Papers auf Praxistauglichkeit: Dieses Kapitel bewertet kritisch die Praxistauglichkeit des im Discussion Paper vorgeschlagenen Modells. Es untersucht, ob das Modell in der Praxis umsetzbar ist und welche Herausforderungen sich bei der Implementierung ergeben könnten. Diese kritische Betrachtung der Umsetzbarkeit ist ein essentieller Bestandteil der Arbeit.
Schlüsselwörter
IFRS, US-GAAP, Ertragsrealisation, Revenue Recognition, IAS 11, IAS 18, Konvergenzprojekt, IASB, FASB, Discussion Paper, Asset-Liability-Ansatz, Mehrkomponentengeschäfte, Bilanzierung, Praxistauglichkeit, Leistungsverpflichtungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: IFRS-Ertragsrealisation und das Konvergenzprojekt des IASB und FASB
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Unterschiede zwischen den bestehenden IFRS-Regelungen zur Ertragsrealisation (IAS 11 und IAS 18) und dem vom IASB und FASB vorgeschlagenen Modell im Discussion Paper „Preliminary Views on Revenue Recognition in Contracts with Customers“. Das Hauptziel ist die Bewertung der Praxistauglichkeit des neuen Modells.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: IFRS-Regelungen zur Ertragsrealisation (IAS 11 und IAS 18), das Konvergenzprojekt des IASB und FASB, konzeptionelle Unterschiede zwischen den Ertragsrealisationskonzepten, Auswirkungen auf die Bilanzierungspraxis und die Praxistauglichkeit des vorgeschlagenen Modells. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Behandlung von Mehrkomponentengeschäften.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung (Problemstellung und Zielsetzung), Ertragsrealisation nach IFRS (detaillierte Beschreibung von IAS 11 und IAS 18), Das Konvergenzprojekt des IASB und FASB (Vorstellung des neuen Modells), Konzeptionelle Unterschiede und Auswirkungen auf die Bilanzierungspraxis (vergleichende Analyse), Kritische Würdigung des Discussion Papers auf Praxistauglichkeit und Zusammenfassung und aktueller Stand des Projektes.
Welche IFRS-Standards werden untersucht?
Die Arbeit untersucht insbesondere IAS 11 (Bauaufträge) und IAS 18 (Umsatzerlöse) im Detail, um die bestehenden IFRS-Regelungen zur Ertragsrealisation zu beschreiben und mit dem vorgeschlagenen Modell zu vergleichen.
Was ist das Kernziel des Konvergenzprojektes des IASB und FASB?
Das Konvergenzprojekt zielt auf ein weltweit einheitliches Modell zur Ertragsrealisation ab, um die Inkonsistenzen in den bestehenden IFRS-Regelungen zu beseitigen und die Vergleichbarkeit der Finanzberichte zu verbessern. Das vorgeschlagene Modell basiert auf einem vertragbasierten Ansatz.
Welche konzeptionellen Unterschiede werden analysiert?
Die Arbeit analysiert konzeptionelle Unterschiede in Bezug auf die Bilanzierungstheorie, Vertragsabschluss, Bewertung von Erträgen, Übergang der Verfügungsmacht und die Bilanzierung spezifischer Transaktionen wie Warenverkäufe mit Gewährleistungsanspruch, Fertigungsaufträge und Mehrkomponentengeschäfte.
Wie wird die Praxistauglichkeit des neuen Modells bewertet?
Die Praxistauglichkeit des neuen Modells wird kritisch bewertet, indem untersucht wird, ob das Modell in der Praxis umsetzbar ist und welche Herausforderungen bei der Implementierung auftreten könnten. Die Arbeit berücksichtigt die Umsetzbarkeit als essentiellen Aspekt der Analyse.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: IFRS, US-GAAP, Ertragsrealisation, Revenue Recognition, IAS 11, IAS 18, Konvergenzprojekt, IASB, FASB, Discussion Paper, Asset-Liability-Ansatz, Mehrkomponentengeschäfte, Bilanzierung, Praxistauglichkeit, Leistungsverpflichtungen.
- Quote paper
- Mike Tucesku (Author), 2010, Das Discussion Paper "Preliminary Views on Revenue Recognition in Contracts with Customers", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/147947