Als ich im September 2000 mein zweisemestriges Erasmusstudium an der
Université de Liège antrat, ahnte ich noch nicht, dass ich damit bereits den
Grundstein für meine nun vorliegende Diplomarbeit legte. Gleich in
meinen ersten Wochen in Belgien wurde ich auf das Grenz-Echo, die
einzige in Belgien erscheinende deutschsprachige Tageszeitung,
aufmerksam. Gleichzeitig besuchte ich in meinem Nebenfach
Politikwissenschaft Veranstaltungen von Prof. Marco Martiniello, Leiter
des Centre détude des migrations de lethnicité (CEDEM) der
Universität Lüttich. Dabei habe ich die Theorien von HUNTINGTON,
GLAZER und MOYNIHAN kennen gelernt, die den Diskurs neu
anregten und zeigten, dass Ethnizität und das Bestehen auf partikularen
Identitäten, sich als ein geradezu modernes Phänomen erweist.1 Ich wurde
darauf gestoßen, dass die deutschsprachigen Minderheiten in Kanada und
Belgien die drittgrößten ethnischen Gruppen in zwei multikulturellen
Ländern stellen, die jeweils von zwei dominierenden kulturellen Gruppen
beherrscht werden: der Anglo-sächsischen und der französischstämmigen
Gruppe in Kanada und den Flamen und Wallonen in Belgien. In beiden
Ländern wurden die Konflikte zwischen diesen Gruppen in den 70er
Jahren massiv und gewalttätig ausgetragen, was bis zu
Separatismusbestrebungen führte. Doch ein massiver Unterschied besteht:
Während Kanada ein typisches Einwanderungsland ist, ist die
deutschsprachige Minderheit in Belgien durch eine Grenzverschiebung
entstanden. Gibt es also einen Unterschied zwischen dem europäischen
und dem transatlantischen Multikulturalismus und wie wirkt er sich auf
die jeweils drittgrößten Bevölkerungsgruppen, die Deutschsprachigen,
aus? Dieser Frage geht MARTINIELLO ansatzweise in seinem Buch
Sortir des ghettos culturels nach. Er sucht darin Antworten auf die Frage,
wie sich Minderheiten zwischen der Angst vor Assimilierung und der
Gefahr der Selbstisolierung situieren. Ein Aspekt jedoch wurde dabei nie
beleuchtet: der Einfluss deutschsprachiger Minderheitenmedien auf diese
Prozesse. Während meines Praktikums beim Grenz-Echo im Juni 2001
hatte ich Gelegenheit, Antworten auf diese Frage zu finden. [...]
1 Vgl. Huntington (1996); Glazer (1997); Glazer/Moynihan (1976); Moynihan (1993).
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Theoretische Grundlagen
- 1. Begriffsdefinitionen
- 1.1 Aus soziologischer Sicht
- 1.2 Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht
- 2. Die Integrations- und Identifikationsfunktion von Medien
- C. Historische Grundlagen
- 1. Kanada
- 2. Belgien
- 3. Zusammenfassung
- D. Gegenstandsbeschreibung
- 1. Überblick über die deutschsprachige Presse im Ausland
- 2. Das „Echo“ und das „Grenz-Echo“ im Vergleich
- 3. Zusammenfassung
- E. Die Leserschaft deutschsprachiger Presse im Ausland
- 1. Die Leserschaft deutschsprachiger Presse im Allgemeinen
- 2. Die Leserschaft von „Echo“ und „Grenz-Echo“ im Vergleich
- 3. Zusammenfassung
- F. Funktionen deutschsprachiger Presse im Ausland
- 1. Allgemeine Funktionen deutschsprachiger Presse im Ausland
- 2. Das „Echo“ und das „Grenz-Echo“ im Vergleich
- 3. Zusammenfassung
- G. Perspektiven deutschsprachiger Presse im Ausland
- 1. Allgemeine Perspektiven deutschsprachiger Presse im Ausland
- 2. Die Perspektiven von „Echo“ und „Grenz-Echo“ im Vergleich
- 3. Zusammenfassung
- H. Resumee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die deutschsprachige Presse im Ausland, fokussiert auf das „Echo“ in Kanada und das „Grenz-Echo“ in Belgien. Ziel ist es, die Leserschaft, die Funktion und die Perspektiven dieser Zeitungen im Kontext von Assimilation und Isolation deutschsprachiger Minderheiten zu analysieren und zu vergleichen. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Medien bei Integrations- und Identifikationsprozessen in multikulturellen Gesellschaften.
- Die deutschsprachige Presse als Spiegel der Integrations- und Assimilationsprozesse
- Der Einfluss von Medien auf die kulturelle Identität deutschsprachiger Minderheiten
- Vergleich der deutschsprachigen Presse in Kanada und Belgien
- Die Funktion der Presse als Kommunikationsmittel innerhalb und außerhalb der Minderheit
- Herausforderungen und Perspektiven der deutschsprachigen Presse im Ausland
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Entstehungskontext der Arbeit, ausgelöst durch die Autorin's Erfahrung mit dem „Grenz-Echo“ in Belgien und der Beschäftigung mit Theorien zum Multikulturalismus. Sie stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Unterschieden zwischen europäischem und transatlantischem Multikulturalismus und deren Auswirkungen auf deutschsprachige Minderheiten und die Rolle der Medien in diesem Kontext.
B. Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel legt die theoretischen Grundlagen für die Untersuchung. Es definiert relevante Begriffe wie Minderheit, Assimilation, Integration und kulturelle Identität aus soziologischer und kommunikationswissenschaftlicher Sicht. Der Fokus liegt auf der Rolle der Medien bei Integrations- und Identifikationsprozessen in multikulturellen Gesellschaften.
C. Historische Grundlagen: Dieses Kapitel beleuchtet die Geschichte der deutschen Einwanderung nach Kanada und Belgien und die Entwicklung der deutschsprachigen Presse in beiden Ländern. Es beschreibt die geschichtlichen Hintergründe der deutschsprachigen Minderheiten und ihren Umgang mit der Mehrheitsgesellschaft, sowie das jeweilige politische und gesellschaftliche Umfeld. Der Multikulturalismus in Kanada und Belgien wird im Kontext der deutschsprachigen Minderheiten diskutiert.
D. Gegenstandsbeschreibung: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die deutschsprachige Presse im Ausland im Allgemeinen und vergleicht anschließend das „Echo“ und das „Grenz-Echo“ detailliert. Der Vergleich beleuchtet Unterschiede in der Entstehung, Entwicklung, Zielgruppe und journalistischen Ausrichtung der beiden Zeitungen.
E. Die Leserschaft deutschsprachiger Presse im Ausland: Dieses Kapitel analysiert die Leserschaft deutschsprachiger Zeitungen im Ausland. Es betrachtet die Größe und Verbreitung der deutschsprachigen Minderheiten, die demografische Struktur der Leserschaft (Alter, Geschlecht), das kulturelle Gedächtnis und die Identität der Leser, Bildung und Beruf, Sprachkenntnisse sowie das Leseverhalten.
F. Funktionen deutschsprachiger Presse im Ausland: Dieses Kapitel untersucht die verschiedenen Funktionen deutschsprachiger Presse im Ausland, von der Informations- und Unterhaltungsfunktion bis zur Rolle als Sprachrohr der Minderheit und Brücke zur Heimat. Der Vergleich zwischen „Echo“ und „Grenz-Echo“ zeigt die unterschiedliche Gewichtung dieser Funktionen.
G. Perspektiven deutschsprachiger Presse im Ausland: Dieses Kapitel analysiert die Herausforderungen und Perspektiven der deutschsprachigen Presse im Ausland. Es beleuchtet Probleme wie sinkende Leserschaft, Personalmangel, finanzielle Schwierigkeiten und den Wettbewerb durch andere Medien. Die Rolle der Minderheitenpresse in der modernen multikulturellen Gesellschaft wird kritisch diskutiert. Die Positionierung der Presse zwischen Assimilation und Isolation wird analysiert.
Schlüsselwörter
Assimilation, Isolation, deutschsprachige Presse im Ausland, Minderheitenmedien, Integration, kulturelle Identität, „Echo“, „Grenz-Echo“, Kanada, Belgien, Multikulturalismus, Leserschaft, Medienfunktion, interkulturelle Kommunikation.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Deutschsprachige Presse im Ausland
Was ist das Thema der Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die deutschsprachige Presse im Ausland, insbesondere das "Echo" in Kanada und das "Grenz-Echo" in Belgien. Sie analysiert die Leserschaft, die Funktionen und die Zukunftsaussichten dieser Zeitungen im Kontext der Assimilation und Isolation deutschsprachiger Minderheiten.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage untersucht die Unterschiede zwischen europäischem und transatlantischem Multikulturalismus und deren Auswirkungen auf deutschsprachige Minderheiten und die Rolle der Medien in diesem Kontext.
Welche theoretischen Grundlagen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf soziologische und kommunikationswissenschaftliche Theorien. Relevante Begriffe wie Minderheit, Assimilation, Integration und kulturelle Identität werden definiert und ihre Bedeutung für die Rolle der Medien in Integrations- und Identifikationsprozessen in multikulturellen Gesellschaften erläutert.
Wie wird die historische Entwicklung beleuchtet?
Die Arbeit beleuchtet die Geschichte der deutschen Einwanderung nach Kanada und Belgien sowie die Entwicklung der deutschsprachigen Presse in beiden Ländern. Die geschichtlichen Hintergründe der deutschsprachigen Minderheiten, ihr Umgang mit der Mehrheitsgesellschaft und das jeweilige politische und gesellschaftliche Umfeld werden beschrieben.
Wie werden das "Echo" und das "Grenz-Echo" verglichen?
Die Diplomarbeit vergleicht detailliert das "Echo" und das "Grenz-Echo" hinsichtlich ihrer Entstehung, Entwicklung, Zielgruppe und journalistischen Ausrichtung. Der Vergleich zeigt Unterschiede in der Gewichtung verschiedener Funktionen und Herausforderungen.
Welche Aspekte der Leserschaft werden analysiert?
Die Analyse der Leserschaft umfasst die Größe und Verbreitung der deutschsprachigen Minderheiten, die demografische Struktur der Leserschaft (Alter, Geschlecht), das kulturelle Gedächtnis und die Identität der Leser, Bildung und Beruf, Sprachkenntnisse sowie das Leseverhalten.
Welche Funktionen der deutschsprachigen Presse werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Funktionen der deutschsprachigen Presse, von der Informations- und Unterhaltungsfunktion bis zur Rolle als Sprachrohr der Minderheit und Brücke zur Heimat. Der Vergleich zwischen "Echo" und "Grenz-Echo" zeigt die unterschiedliche Gewichtung dieser Funktionen.
Welche Herausforderungen und Perspektiven werden diskutiert?
Die Arbeit analysiert Herausforderungen wie sinkende Leserschaft, Personalmangel, finanzielle Schwierigkeiten und den Wettbewerb durch andere Medien. Die Rolle der Minderheitenpresse in der modernen multikulturellen Gesellschaft und die Positionierung zwischen Assimilation und Isolation werden kritisch diskutiert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Assimilation, Isolation, deutschsprachige Presse im Ausland, Minderheitenmedien, Integration, kulturelle Identität, "Echo", "Grenz-Echo", Kanada, Belgien, Multikulturalismus, Leserschaft, Medienfunktion, interkulturelle Kommunikation.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zu Einleitung, theoretischen und historischen Grundlagen, Gegenstandsbeschreibung, Leserschaft, Funktionen, Perspektiven und einem Resumee. Jedes Kapitel enthält eine Zusammenfassung.
- Arbeit zitieren
- Marion Kaufmann (Autor:in), 2003, Zwischen Assimilation und Isolation - Leserschaft, Funktion und Perspektive deutschsprachiger Presse im Ausland am Beispiel des Echo in Kanada und des Grenz-Echo in Belgien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14806