Islam ist gleich Terrorismus; Islam ist gleich Dschihad im Sinne von Heiligem Krieg – so lautet mehrheitlich die medial verbreitete Assoziationskette, wenn es um die muslimische Weltreligion geht. Dabei leitet sich das Wort „Islam“ vom arabischen salām ab, was in seiner Grundbedeutung „Frieden“ heißt (vgl. http://www.helium.com/items/1316161-islamic-solution-to-conflict-management -at-home). salām suggeriert eine Bedingung von Frieden, Sicherheit und Ganz-heit, die man durch die Hingabe an Gott (arab. taslīm bzw. islām) erreicht (vgl. Funk/ Kadayifci/ Said 2002: 7). Somit symbolisiert der Islam in seinen Grundfesten Frieden. Aus Koran und Sunna, seinen primären Rechtsquellen, geht ein breites, holistisches Friedensverständnis hervor (vgl. http://www2.gmu. edu /programs/icar/pcs/ASNC83PCS.htm). Allerdings ist das islamische Friedens-konzept in der Öffentlichkeit bisher oft unterrepräsentiert, missverstanden oder einfach ignoriert worden (vgl. Funk/ Kadayifci/ Said 2002: 2).
Mit der vorliegenden Arbeit soll zunächst allgemein die Rolle von Religion bei Konflikten und deren Lösung untersucht werden. Danach wird im Speziellen auf das islamische Konfliktverständnis eingegangen, sowie eine Methode der Konfliktlösung, das ṣulḥ-Verfahren, ausführlich dargestellt. Zum Abschluss erfolgt ein Vergleich zwischen dem ṣulḥ-Verfahren und der Mediation im west-lichen Sinne und eine Erläuterung seiner Kulturspezifik im islamisch-arabischen Kontext.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle von Religion bei Konflikten und Konfliktlösung
- Konflikte und Konfliktlösung im Islam
- Das islamische Friedensverständnis
- Das islamische Konfliktverständnis
- Islamische Methoden der Konfliktlösung
- Überblick
- Das Şulḥ-Verfahren
- Wesen und Ursprung
- Vorteile gegenüber dem Gerichtsverfahren (arab. qaḍā')
- Anwendungsbereiche
- Ablauf
- Eröffnungsphase
- Verhandlungsphase
- Phase der Konfliktbeilegung (arab. muṣālaḥa)
- Vorbemerkungen
- Eröffnung der Konfliktbeilegung
- Der Einigungsvollzug (arab. sulḥa)
- Gemeinsames Essen und Trinken (arab. mumalaḥa)
- Das Şulḥ-Verfahren und westliche Mediation
- wasāţa
- Freiwilligkeit und Eigenverantwortlichkeit
- Die Rolle des Mediators (arab. wasīt)
- Das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft
- Die Rolle der Religion
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Rolle von Religion bei Konflikten und deren Lösung, insbesondere im Kontext des Islam. Sie untersucht das islamische Konfliktverständnis und stellt eine Methode der Konfliktlösung, das Şulḥ-Verfahren, ausführlich dar. Der Fokus liegt auf der Erläuterung des Verfahrens und dessen Vergleich mit der westlichen Mediation.
- Das islamische Friedensverständnis und dessen Bedeutung in der Konfliktlösung
- Das Şulḥ-Verfahren als außergerichtliche Methode der friedlichen Konfliktbeilegung
- Die Vorteile des Şulḥ-Verfahrens gegenüber dem Gerichtsverfahren
- Der Vergleich des Şulḥ-Verfahrens mit der westlichen Mediation
- Die Rolle der Religion und der Kulturspezifik des Şulḥ-Verfahrens im islamisch-arabischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Problematik des medial verbreiteten Bildes vom Islam als gleichbedeutend mit Terrorismus dar. Sie verdeutlicht das islamische Friedensverständnis, welches in seinen Grundfesten Frieden symbolisiert. Die Arbeit soll zunächst die Rolle von Religion bei Konflikten und deren Lösung allgemein untersuchen, bevor sie sich im Speziellen auf das islamische Konfliktverständnis und das Şulḥ-Verfahren konzentriert.
Das zweite Kapitel beleuchtet die ambivalente Rolle von Religion bei Konflikten und deren Lösung. Religion kann Konflikte verursachen, aber auch verhindern. Diese Ambivalenz resultiert aus der individuellen Wahrnehmung und Interpretation des Heiligen, die zu gegensätzlichen Schlussfolgerungen führen kann. Dennoch sollte man Konflikte nicht ausschließlich als religiös verursacht ansehen. Religion konstituiert kulturelle Werte und Normen und sollte daher in Konfliktlösungsprozesse eingebunden werden. Religiöse Netzwerke und Infrastrukturen können sich als stabiler erweisen als politische Einrichtungen und ermöglichen eine langfristige Orientierung bei der Friedensstiftung. Darüber hinaus spielt das Spirituelle eine wichtige Rolle bei Konfliktlösungspraktiken, da es oft nicht nur um materielle Interessenskonflikte geht, sondern auch um Werte wie soziale Reintegration und existenzielle Sicherheit.
Das dritte Kapitel widmet sich dem islamischen Konfliktverständnis und stellt das Şulḥ-Verfahren als außergerichtliche Methode der friedlichen Konfliktbeilegung vor. Es werden die Vorteile des Şulḥ-Verfahrens gegenüber dem Gerichtsverfahren sowie dessen Anwendungsbereiche und Ablauf erläutert. Das Kapitel beleuchtet die Eröffnungsphase, die Verhandlungsphase und die Phase der Konfliktbeilegung, inklusive des Einigungsvollzugs und des gemeinsamen Essens und Trinkens.
Schlüsselwörter
Islam, Konfliktlösung, Friedensverständnis, Şulḥ-Verfahren, Mediation, Kulturspezifik, islamisch-arabischer Kontext, Religion, Werte, Normen, soziale Reintegration, existenzielle Sicherheit, Gerichtsverfahren, qaḍā', muṣālaḥa, sulḥa, mumalaḥa, wasāţa, wasīt.
- Arbeit zitieren
- Cornelia Steinigen (Autor:in), 2009, Konflikte und Konfliktlösung im Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148090