Der Spielbegriff bei Schiller

Über die ästhetische Erziehung des Menschen


Hausarbeit (Hauptseminar), 2009

16 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Spielbegriff: eine Arbeitsdefinition

3. Werkzusammenhang

4.1. 11. Brief; „Person“ und „Zustand“
4.2. 12. Brief; „Stofftrieb“ und „Formtrieb“
4.3. 13. Brief – die Aufgabe der Kultur
4.4. 14. Brief – der Spieltrieb
4.5. 15. Brief – der Begriff der „Schönheit“

5. Abschließende Bemerkung

6. Literatur

l.Einleitung

Der Begriff „Spiel" ist einer der gelaufigsten und scheinbar klarsten Begriffe unserer Kultur. Jeder „weiR" was ein Spiel ist. Wirft man einen Blick in Johan Huizingas Werk „Homo Ludens", wird einem jedoch die Bandbreite der umfassenden Verwendung und auch Bedeutung des Spielbegriffs vor Augen gefuhrt; Man findet dort verschiedene Funktionen des Spiels wie „Soziale Funktion des Spiels" oder seine „biologische Funktion" und „das Spiel als freies Handeln". In gangiger Literatur, welche sich eingehender mit dem Thema des Spiels befasst, werden noch weitere Funktionen des Spiels genannt wie „Das Spiel als Form des Lernens" oder gar bei Freud das Spiel als Ansatz zur „Spieltherapie". Kulturgeschichtlich befindet man sich in demselben weitgefassten Rahmen, mochte man sich naher mit dem Spielbegriff auseinandersetzen. Huizinga hat in seinem sehr umfassenden Werk den Spielbegriff in den meisten uns bisher bekannten Epochen wiederfinden konnen von den „archaischen Kulturen" uber das Mittelalter bis hin in die Moderne. Daruber hinaus findet der Spielbegriff Verwendung in allen Sprachen der Welt auf jeweils eine kulturspezifische Weise und er lasst sich auch in scheinbar weit auseinanderliegenden kulturellen Bereichen wie „Krieg", „Kunst" und „Eros" wiederfinden. Das Spiel scheint seit jeher eine signifikante Rolle im menschlichen Dasein zu spielen und wurde daher von verschiedenen Autoren als ein „kulturubergreifendes anthropologisches Phanomen gedeutet" (Rittelmeyer[2005] S.126, Huizinga[1962])

Die vorliegende Arbeit setzt sich eingehender mit dem „Spielbegriff" auseinander, wie er bei Schiller in seinen Briefen zur „Asthetischen Erziehung des Menschen" zu finden ist und mochte dabei versuchen ihn genau - soll heiRen am Text orientiert- zu analysieren und zu verstehen. Was hat Schiller gemeint? Was hat dies fur Konsequenzen? Von den 27 Briefen spielen die Briefe 11 - 15 dabei eine zentrale Rolle und sollen hier eingehender betrachtet werden und in den Kontext des Gesamtwerks gesetzt werden.

2.Der Spielbegriff: Eine Arbeitsdefinition

Was ist ein Spiel? Jeder scheint diese Frage leicht beantworten zu konnen und es fallen einem sofort mehrere typische Beispiele ein fur ein „Spiel"; FuRballspiel, Puppenspiel, Automatenspiel, Versteckspiel, Computerspiel, Lernspiel, Rollenspiel, Theaterspiel oder etwa ein Glockenspiel.

Bei naherer Betrachtung wird klar, dass es sich bei allen Begriffen um Spielformen handelt, die jedoch in sich als sehr unterschiedlich anzusehen sind. Die sprachliche Verwendung des Wortes „Spiel, spielen" macht es uns schon schwer eine klare Definition zu liefern. Das Radio „spielt", das Orchester „spielt", man hort das „Glockenspiel" und ein FuRballer der Nationalmannschaft befindet sich in einem komplett anderen Kontext, als ein Kind, welches im Puppenspiel vertieft ist. Im Umfang dieser Arbeit ist es nicht moglich auf alle Herangehensweisen zur Definition des Spielbegriffs einzugehen und ich mochte den interessierten Leser an Huizinga oder Rittelmeyer verweisen, es ist jedoch wichtig eine Arbeitsdefinition des Spielbegriffs fur die vorliegende Arbeit zu erstellen und es ist wichtig sich bewusst zu machen, dass der Spielbegriff nicht so klar definierbar ist, wie es den Anschein macht, denn „Der Spielende weiR wohl, was Spiel ist, und das, was er tut, nur ein Spiel ist, aber er weiR nicht, was er da 'weiR'." (Rittelmeyer[2005], S.135)

Neben der Feststellung aus der historischen und ethnologischen Spielforschung, dass das Spielen ein „universales, genuin menschliches Phanomen und keine temporare, regional begrenzte Erscheinung ist." (Rittelmeyer[2005], S.142) ist es zum Zweck der Annaherung an eine Arbeitsdefinition hilfreich, sich die Merkmale eines Spiels bewusst zu machen. Einen Einstieg dazu kann Huizinga liefern, der zwei entscheidende Elemente des Spiels ausmacht:

1. Spiel ist geistige oder korperliche Tatigkeit, die keinen unmittelbar praktischen Zweck verfolgt und deren einziger Beweggrund die Freude an ihr selbst ist.
2. Spiel ist eine Tatigkeit, die nach ganz bestimmten, von allen Teilnehmern anerkannten Richtlinien und Gesetzen verlauft, nach >Spielregeln<, die ein Gelingen ebenso moglich machen wie ein Versagen, einen Gewinn ebenso wie einen Verlust. (Huizinga[1962], S. 205)

Das Spiel im Sinne des Wortes ist nach Huizinga (und spater auch nach Flitner und Rittelmeyer, nur mit einer etwas erweiterten Wortwahl) ist gekennzeichnet durch Freiheit, Zwecklosigkeit, Ungezwungenheit und Unabhangigkeit von Realitatszwangen. Der Spieler befindet sich also nicht in einer Ernstsituation, sondern in einer Situation auRerhalb des gewohnlichen Lebens und kann sich somit den einzigen Beweggrund der Tatigkeit verfolgen - das Vergnugen, der Freude an der Tatigkeit selbst. (vgl. Flitner [1996], Rittelmeyer [2005]) Trotz der Freiheit des Spiels, ist ihm ein Rahmen gesetzt, der auch von allen Beteiligten angenommen wird - ohne Regeln funktioniert das Spiel nicht. Auch bei kindlichen Puppenspielen sind gewisse soziale, kulturelle, dem Kind innewohnende Regeln fur sein Spielverhalten mitverantwortlich. Als ob es nicht schon reichen wurde, dass es beim Spiel hauptsachlich um das Vergnugen geht, ist es auch noch mit den Begriffen; Unnutzlichkeit und Unproduktivitat behaftet, was bedeuten soll, dass das Spiel kein vermeintlich hoheres Ziel verfolgt, und es keine nutzlichen „Produkte" hinterlasst. Doch gerade diese Eigenschaften lassen das Spiel in die Nahe des Schopferischen und Kunstlerischen rucken, denn „ Auch die Kunst ist ja nicht auf einen uber sie hinausgehenden Zweck gerichtet. Bedenkt man weiterhin, daR alle Kunst eng verknupft ist mit dem Phanomen des Nachahmens, so wird auch von hier aus die Beziehung zwischen Kunst und Spiel deutlich." (Huizinga[1962], S. 205) Ein wichtiger Punkt auf den ich bei Schillers Spielbegriff noch eingehen werde.

Weiterhin hilfreich ist es Spiele in Interessensspharen einzuteilen wie Flitner (1996), der eine Spieltypisierung von Roger Callois, (1961) zusammenfasst. Demnach gibt es vier Interessen, die den Spieler motivieren:

1. Das Interesse des Wettstreits (>agon<); Wettlaufen, FuRball, Schach
2. Das Interesse das Gluck herauszufordern (>alea<); kindliche Abzahlreime, Knobeln, Roulette
3. Das Interesse an Verkleidung, Maskierung und Rollentausch (>mimicry<); Darstellungs- und Rollenspiele, z.B. Puppenspiele
4. Das Interesse sich durch Schwünge, Rotations- oder Fallbewegungen in einen Zustand des Außersichseins, oder des Rausches zu versetzen (>ilinx); Drehspiele, Schaukeln, Tanz, Achterbahn, Skifahren

Doch Flitner betont auch hier, dass sich die genannten Spielphänomene eher auf das Erwachsenenspiel beziehen, als auf „natürliche“ und kindliche Spielphänomene. Sandkasten-, Versteck-, oder Bauspiele lassen sich darin nicht so recht integrieren. (Flitner, 1996)

Doch Flitner betont auch hier, dass sich die genannten Spielphänomene eher auf das Erwachsenenspiel beziehen, als auf „natürliche“ und kindliche Spielphänomene. Sandkasten-, Versteck-, oder Bauspiele lassen sich darin nicht so recht integrieren. (Flitner, 1996)

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Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Spielbegriff bei Schiller
Untertitel
Über die ästhetische Erziehung des Menschen
Hochschule
Pädagogische Hochschule Karlsruhe  (Institut für Germanistik)
Veranstaltung
Schiller - über die ästhetische Erziehung des Menschen
Note
1,0
Autor
Jahr
2009
Seiten
16
Katalognummer
V148105
ISBN (eBook)
9783640587582
ISBN (Buch)
9783640587643
Dateigröße
503 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Spielbegriff, Schiller, Ästhetische Erziehung, die ästhetische Erziehung des Menschen, Erziehungswissenschaft, Literaturwissenschaft, Pädagogik, Germanistik
Arbeit zitieren
Stephan Drescher (Autor:in), 2009, Der Spielbegriff bei Schiller, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148105

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