Die argentinische Militärdiktatur von 1976-1983, die durch den Putsch unter General Jorge Videla am 24. März 1976 eingeleitet wurde, gilt als die blutigste Phase in der argentinischen Geschichte. Brutale Repression, Entführungen, Folter und Morde waren an der Tagesordnung. Diese Arbeit untersucht, wie es zu dieser neuen Qualität der Repression kommen konnte und worin die Gründe des unglaublichen Ausmaßes an Terror und Gewalt seitens des Staates liegen.
Zu dieser Frage liefert Guillermo O’Donnell in Zusammenhang mit seinem Konzept des „bürokratisch-autoritären Staat“ einen interessanten und wichtigen Erklärungsansatz. Er geht davon aus, dass der Grad an Repression in Militärdiktaturen vom Grad an Chaos und Subversion vor dem Putsch abhängt. Seiner Ansicht nach bringt ein höherer ‚Bedrohungsgrad’ eine erhöhte Bereitschaft, systematische Repression anzuwenden, mit sich. Es ist allerdings fraglich, ob allein das große Ausmaß an Guerillaaktivitäten, Arbeiterunruhen oder Gegenmaßnahmen paramilitärischer Einheiten, die vor 1976 zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führten, die brutale Repression während der Diktatur erklären kann. Die wichtigsten Guerillagruppen waren schon etwa Mitte 1977 nicht mehr handlungsfähig – die Repression jedoch dauerte an und erstreckte sich auf einen erstaunlich weiten Personenkreis.
Um prüfen zu können, inwiefern O’Donnells These, dass ein höherer Bedrohungsgrad vor dem Putsch die Bereitschaft zu systematischer Repression erhöht, das Ausmaß der Repression im Fall Argentinien 1976-1983 hinreichend erklären kann, werden in einem ersten Schritt die Struktur der bürokratisch-autoritären Militärdiktatur beschrieben und Beispiele für den Grad und die Natur der Repression gegeben, um eine Basis für die weitere Diskussion zu schaffen. Eine genaue Beschreibung der Zustände vor dem Militärputsch wird folgen, um den Bedrohungsgrad vor der Diktatur im Detail darzustellen. Im Anschluss wird erörtert, welche Aspekte des repressiven Systems mit O’Donnells These erklärt werden können und welche neuen Ansätze ergänzt werden müssen, um das gesamte Ausmaß des Staatsterrors erklären zu können Hierbei soll vor allem auf die ideologischen Grundlagen der Repression und das wirtschaftliche Programm der Militärdiktatur eingegangen werden. Das abschließende Fazit soll alle Aspekte, die zur schrecklichsten Phase der Repression der argentinischen Geschichte beitrugen, zusammenfassen und bewerten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Repression unter der Militärjunta
- ,Bedrohungsgrad' vor der Diktatur
- Die Zeit von 1973 bis 1976: 3 Phasen
- Arbeiterunruhen
- Brüche innerhalb des Peronismus
- Guerillabewegungen
- Paramilitärs
- Prätorianismus
- Guillermo O'Donnell: Ein Erklärungsversuch
- Weitere Gründe der Repression
- Ideologie
- Wirtschaft
- psychologische Ursachen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ursachen und das Ausmaß der Repression während der argentinischen Militärdiktatur von 1976-1983. Insbesondere wird die Frage nach dem unglaublichen Ausmaß an Terror und Gewalt seitens des Staates beleuchtet. Im Rahmen dieser Analyse wird das Konzept des „bürokratisch-autoritären Staates“ von Guillermo O'Donnell herangezogen und auf die argentinische Situation angewandt.
- Der Einfluss des „Bedrohungsgrads“ vor dem Putsch auf die Repression.
- Die Struktur und Funktionsweise der Militärdiktatur.
- Ideologische Grundlagen der Repression.
- Das wirtschaftliche Programm der Militärjunta.
- Die Rolle von Paramilitärs und Guerillabewegungen in der argentinischen Geschichte.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der argentinischen Militärdiktatur ein und stellt die Forschungsfrage nach den Ursachen und dem Ausmaß der Repression. Sie stellt Guillermo O'Donnells Konzept des „bürokratisch-autoritären Staates“ vor und erläutert dessen Relevanz für die Analyse.
Kapitel 2 beleuchtet die Repression unter der Militärjunta, die durch den Putsch von 1976 an die Macht kam. Es beschreibt die wichtigsten Maßnahmen der Junta und geht auf die offiziell propagierten Ziele der neuen Ordnung ein. Die Arbeit stellt das Ausmaß der Repression heraus und zeigt, dass bereits zu Beginn der Diktatur deutlich wurde, dass die Militärjunta eine gewalttätige Politik verfolgen würde.
Schlüsselwörter
Argentinische Militärdiktatur, Repression, Terror, Gewalt, „bürokratisch-autoritärer Staat“, Guillermo O'Donnell, Bedrohungsgrad, Subversion, Guerillabewegungen, Paramilitärs, Ideologie, Wirtschaft.
- Quote paper
- Agnes Bösenberg (Author), 2003, Repression während der argentinischen Militärdiktatur 1976-1983, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14816