Die Rockmusik avancierte durch die enorme Ausbreitung der Massenmedien, auf Grundlage der Singleschallplatteneinführung (1948), als auch der Entwicklung der Transistortechnik und infolgedessen der Herstellung handlicher Kofferradios (1954), nach dem zweiten Weltkrieg zu einem kulturellen Massenprozess, der vor allem die Hoffnungen, Phantasien, Erfahrungen und Wünsche von Jugendlichen aufgreift, in ihren Stücken verarbeitet und veröffentlicht, und sie somit in den gesellschaftlichen Reproduktionsprozess einbringt. Die Auswirkungen der Rockmusik auf das Fühlen und Denken des Publikums ist mit der Zeit immer umfassender und intensiver geworden, so kann sie den zumeist jugendlichen Publikumsmassen eine Stimme geben, welche nicht ignoriert werden kann.1
Auf der anderen Seite entwickelte sich um die Rockmusik herum ein Wirtschaftsgeflecht, bestehend aus Plattenfirmen, Tonstudios, Vertrieben, Konzertagenturen, Fernsehsendern, Musikinstrumentenherstellern, CD- und Schallplattenpresswerken etc., welches Rockmusik in industriellem Ausmaß produziert, vermarktet und verkauft. Infolgedessen hat sich das Geschäft mit der Rockmusik bis in die Gegenwart zu einem eigenständigen Wirtschaftszweig entwickelt, der Weltweit einen jährlichen Umsatz in mehrstelliger Milliardenhöhe aufweist. Allein auf dem deutschen Tonträgermarkt konnten die Plattenfirmen im Jahr 2002 einen Gesamtumsatz aus dem Verkauf von Tonträgern erzielen, der sich auf 2,11 Mrd. Euro belief.2 Angesichts solcher Dimensionen wirft sich natürlich die Frage auf, welche Ursachen dieser Entwicklung zu Grunde liegen.
Um diese Frage zumindest teilweise zu beantworten, wollen wir im weiteren Verlauf dieser Untersuchung, unser Interesse auf die Eigenschaften und inneren Wechselwirkungen der Fan- bzw. Publikumsmassen lenken und sie mit Hilfe massenpsychologischer Hintergründe näher beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Zum Wesen der Massenpsychologie
2.1 Kennzeichen psychologischer Massen
2.2 Bindung der Masse zum Führer
2.3 Identifizierung und Verliebtheit als Bindeglied der Massen
2.4 Zur Person des Führers
2.4.1 Eigenschaften des Führers
2.4.2 Erzeugung von Illusionen
2.4.3 Anwendung von Worten und Redewendungen
3. Die Rockmusik unter der Lupe der Massenpsychologie
3.1 Klärung der Begriffe Rock- und Popmusik
3.2 Abgrenzung der Publikumsmassen von Rockmusik zu anderen Massen
3.3 Auswirkungen der Identifizierung und Verliebtheit bei den Fanmassen
3.4 Das Rockidol als Führer
3.4.1 Selbstbewusstsein als Grundeigenschaft des Rockidols
3.4.2 Mittel zum Aufbau von Illusionen bei den Fanmassen
3.4.2.1 Musik und Text
3.4.2.2 Das Image
3.4.2.3 Maskerade und Bühnenshow
4. Fazit
1. Einleitung
Die Rockmusik avancierte durch die enorme Ausbreitung der Massenmedien, auf Grundlage der Singleschallplatteneinführung (1948), als auch der Entwicklung der Transistortechnik und infolgedessen der Herstellung handlicher Kofferradios (1954), nach dem zweiten Weltkrieg zu einem kulturellen Massenprozess, der vor allem die Hoffnungen, Phantasien, Erfahrungen und Wünsche von Jugendlichen aufgreift, in ihren Stücken verarbeitet und veröffentlicht, und sie somit in den gesellschaftlichen Reproduktionsprozess einbringt. Die Auswirkungen der Rockmusik auf das Fühlen und Denken des Publikums ist mit der Zeit immer umfassender und intensiver geworden, so kann sie den zumeist jugendlichen Publikumsmassen eine Stimme geben, welche nicht ignoriert werden kann.[1]
Auf der anderen Seite entwickelte sich um die Rockmusik herum ein Wirtschaftsgeflecht, bestehend aus Plattenfirmen, Tonstudios, Vertrieben, Konzertagenturen, Fernsehsendern, Musikinstrumentenherstellern, CD- und Schallplattenpresswerken etc., welches Rockmusik in industriellem Ausmaß produziert, vermarktet und verkauft. Infolgedessen hat sich das Geschäft mit der Rockmusik bis in die Gegenwart zu einem eigenständigen Wirtschaftszweig entwickelt, der Weltweit einen jährlichen Umsatz in mehrstelliger Milliardenhöhe aufweist.
Allein auf dem deutschen Tonträgermarkt konnten die Plattenfirmen im Jahr 2002 einen Gesamtumsatz aus dem Verkauf von Tonträgern erzielen, der sich auf 2,11 Mrd. Euro belief.[2]
Angesichts solcher Dimensionen wirft sich natürlich die Frage auf, welche Ursachen dieser Entwicklung zu Grunde liegen.
Um diese Frage zumindest teilweise zu beantworten, wollen wir im weiteren Verlauf dieser Untersuchung, unser Interesse auf die Eigenschaften und inneren Wechselwirkungen der Fan- bzw. Publikumsmassen lenken und sie mit Hilfe massenpsychologischer Hintergründe näher beleuchten.
2. Zum Wesen der Massenpsychologie
2.1 Kennzeichen psychologischer Massen
Um uns eine Vorstellung von den Eigenschaften und der Zusammensetzung von Massen machen zu können, wollen wir im folgenden zuerst die Ausführungen Le Bons zu den Charakteristika von psychologischen Massen ganz allgemein betrachten.
Eine psychologische Masse besteht demnach aus einer Vielzahl verschiedener Einzelindividuen, mit ihren ganz persönlichen Eigenarten, bezüglich ihres Charakters, ihrer Lebensweise und ihrer Intelligenz, die durch den Umstand der Vereinigung in einer Masse - für diesen Zeitraum - eine Art Gemeinschaftsseele ausbilden. Diese Gemeinschaftsseele veranlasst die Individuen kollektiv zu denken, zu fühlen und zu handeln, und zwar in einer Art und Weise, die im völligen Gegensatz zu den Einzelinteressen des Individuums stehen kann.[3]
Der Grund hierfür liegt im unbewussten Seelenleben (Triebe, Leidenschaften, Gefühle), welches im Vergleich zum bewussten Geistesleben den größten Teil der menschlichen Psyche bestimmt. Die Merkmale des Unterbewusstseins werden über die Vererbung beeinflusst und bilden hierüber die Rassenseele aus. Die unbewussten Eigenschaften der Individuen eines Kulturkreises sind somit die Basis ihre Ähnlichkeit. und durch die bewussten Anlagen, die durch Erziehung angeeignet werden, unterscheiden sich die einzelnen Individuen. Die individuellen Eigenschaften des Einzelnen, welche bewusst gesteuert werden, werden in der Masse unwirksam und die unbewussten Motive der Seele gewinnen die Überhand. Die Gesamtheit dieser unbewussten Motive, der Einzelindividuen der Masse, bildet den durchschnittlichen Charakter der Masse mit neuen Eigenschaften.
Le Bon findet die Ursachen zur Entstehung dieses Massencharakters in drei entscheidenden Punkten.
Der erste Punkt ist ein Gefühl von Macht und Anonymität, welches aufgrund der Menge, Triebe zulässt, die das Einzelindividuum notwendigerweise zügeln würden. Hier sind insbesondere die Ausschaltung des Verantwortungsgefühls und des Gewissens gemeint.
Als zweites ist hier die geistige Übertragung oder, nach Freud, die Ansteckung zu nennen. Demnach wirken Handlungen und Gefühle, die innerhalb der Masse entstehen, hochgradig ansteckend auf den Einzelnen und zwar in solchem Ausmaß, dass die Interessen des Einzelnen leicht dem Gemeininteresse geopfert werden können.
Den dritten und wichtigsten Umstand, welcher der Masse ihren neuen Charakter verleiht, ist die Suggestibilität. Sie ist ein Zustand der Beeinflussbarkeit unter völligem Wegfall des Persönlichkeitsbewusstseins und der Ausrichtung der Handlungsbereitschaft, also der Gedanken und Gefühle, in Richtung des Hypnotisators.
Auf Grundlage des bis jetzt erörterten, lassen sich der Schwund der bewussten Persönlichkeit, die Vorherrschaft des Unbewussten, die Ausrichtung der Gedanken und Gefühle in die gleiche Richtung durch Ansteckung und Suggestibilität, sowie der Drang zur sofortigen Verwirklichung suggerierter Ideen, als die Hauptmerkmale des in der Masse befindlichen Einzelindividuums kennzeichnen.[4]
2.2 Bindungen der Masse und zum Führer
Nach der bis jetzt geführten Untersuchung haben wir die Art und den allgemeinen Charakter von Massen feststellen können. Im Folgenden wenden wir uns der Frage zu, auf welchen psychologischen Grundlagen die Massenbildung basiert und greifen hierzu auf die Ausführungen von Freud zurück.
Damit sich aus einem zufälligem Haufen, eine Masse im psychologischem Sinn bilden kann, ist die Bedingung des Vorhandensein einer Gemeinsamkeit der Individuen, also das gemeinsame Interesse an einem Objekt und eine gleichartige Gefühlsrichtung als Voraussetzung zu sehen.[5]
Wenden wir uns nun dem Begriff der Libido zu, der uns zu einer ersten Vermutung, bezüglich der Art der Gemeinsamkeiten bei den Massenindividuen, führen wird.
Die Libido wird als quantitative Größe betrachtet und stellt die Energie all jener Triebe dar, die im Allgemeinen als Liebe bezeichnet werden. Der Begriff Liebe umfast wiederum die Geschlechtsliebe, die Selbstliebe(Narzissmus), die Eltern- und Kindesliebe, die Freundschaft, die allgemeine Menschenliebe, als auch die Hingebung an Gegenstände und abstrakte Ideen. Die allgemeinen Kennzeichen der Liebe sieht Freud in der Selbstaufopferung und dem Streben nach Annäherung.[6]
Freud erläutert an den Massen der Kirche und des Heeres die Wirkweise der Liebe und kommt hierüber zu dem Schluss, dass die Grundvoraussetzung für den Zusammenhalt und somit für die Existenz der Masse, im Vorherrschen der Illusion liegt, dass der Führer (Oberhaupt) alle Individuen der Masse gleichermaßen liebe. Hierdurch entsteht die Bindung der Individuen an den Führer, welche wiederum die Voraussetzung für die Bindung der Einzelindividuen untereinander darstellt.[7]
Die Liebesbeziehungen oder Gefühlsbindungen sind somit Wesen und Bestandteil der Massenseele und finden darin Ausdruck, dass der Einzelne seine Eigenarten in der Masse aufgibt, wenn er das Bedürfnis hat im Einklang statt im Gegensatz mit den anderen Mitgliedern der Masse zu stehen. Der Einzelne gibt also seine Individualität den Anderen zuliebe auf.[8]
In der Masse wird daher die Narzisstische Eigenliebe des Individuums eingeschränkt und das ist der Hinweis darauf, das die Bildung neuartiger libidinöser Bindungen, der Individuen aneinander, das Wesen der Massenbildung ausmacht.[9]
2.3 Identifizierung und Verliebtheit als Bindeglied der Massen
Wir können dem Vorangegangenem entnehmen, dass die Gefühlsbindungen der Massenindividuen, sowohl aneinander, als auch an den Führer, den Zusammenhalt der Masse bestimmen.
Um ein umfassenderes Verständnis bezüglich dieses Sachverhaltes zu erlangen, interessiert es uns im folgendem zu erfahren, welcher Art die Gefühlsbindungen innerhalb der Masse sind.
Freud benennt hierzu die Identifizierung als erste überhaupt auftretende Gefühlsbindung an eine andere Person und beschreibt diese im Zusammenhang des Ödipuskomplexes sehr ausführlich. Wir werden uns an dieser Stelle jedoch nur dem Kern der Identifizierung zuwenden.
Der Begriff der Identifizierung beinhaltet, dass eine Person das eigene Ich nach den Eigenschaften eines Vorbildes, losgelöst von jeglicher sexuellen Objektbegierde, gestalten möchte. Das Ich wird hierbei um die Eigenschaften des Objektes erweitert.
Umfassend ausgedrückt ist „...die Identifizierung die ursprünglichste Form der Gefühlsbindung an ein Objekt“[10]. Auf nachlassendem (regressivem) Weg wird sie zum Ersatz für libidinöse Objektbindungen durch die Übernahme des Objektes ins Ich und kann bei jeder neu wahrgenommenen Gemeinsamkeit mit einem Individuum, welches nicht Ziel des Sexualtriebes ist, entstehen. Das Entstehen einer neuen Bindung ist also abhängig vom Umfang der Identifizierung und wird umso fester, je größer der Grad der Identifizierung ist. Es lässt sich nun erkennen, dass die Identifizierung das grundlegende Element für die Bindung der Massenindividuen aneinander darstellt und sich über die gemeinsame Art der Bindung an den Führer vollzieht.[11]
Folglich müssen wir uns fragen, durch welchen Umstand die Individuen der Masse an den Führer gebunden sind.
Hierzu ist es erforderlich einen Sprung in die Individualpsychologie unternehmen.
Nach Freud teilt sich das menschlichen Ich in zwei Teile, die im Konflikt zueinander stehen. Zum einen in das Ich und zum anderen in das Ichideal. Das Ichideal stellt sich als das durch die Übernahme fremder Eigenschaften veränderte Ich dar und erfüllt die Funktion der Selbstbeobachtung, des moralischen Gewissens, der Traumzensur, der Verdrängung[12], sowie der Realitätsprüfung.[13] Zudem fungiert das Ichideal als Quelle der psychischen Selbstbefriedigung, wenn das Ich, den auf es wirkenden Anforderungen der Umwelt, nicht gerecht werden kann.[14]
Mit diesem Wissen können wir uns nun dem Zustand der Verliebtheit zuwenden. Freud definiert diesen als Zusammenwirken von ungehemmten und zielgehemmten Sexualtrieben, wobei die zielgehemmten Triebe die höhere Ausprägung erfahren. Das Zusammenwirken beider Sexualtriebe entwickelt sich im Verlauf der Pubertät und bestimmt fortan das Verhältnis zum Sexualobjekt. Je nach Ausprägung beider Triebe äußert sich dieses Verhältnis als Verliebtheit oder sinnliches Begehren.
Ein Phänomen, das im Zustand der Verliebtheit auffällig wird, ist, dass das Liebesobjekt eine gewisse Freiheit geniest, von jeglicher Kritik ausgeschlossen zu sein. Alle Eigenschaften des Liebesobjektes werden demnach höher eingeschätzt als im Zustand des Nichtverliebtseins bzw. die Eigenschaften nichtgeliebter Personen. Es findet also eine Idealisierung statt, bei der ein großer Teil der Eigenliebe auf das Objekt überfließt. Demzufolge wird das Objekt wie das eigene Ich behandelt.
[...]
[1] Vgl. Wicke, P. (1987), S. 16 ff.
[2] Vgl. Clark, T., FTD, Do. 27.02.03, S. 6.
[3] Vgl. Le Bon, G. (1982), S. 13.
[4] Vgl. Le Bon, G. (1982), S. 14 ff.
[5] Vgl. Freud, S. (1993), S. 47.
[6] Vgl. Freud, S. (1993), S. 54.
[7] Vgl. Freud, S. (1993), S. 57.
[8] Vgl. Freud, S. (1993), S. 54 f.
[9] Vgl. Freud, S. (1993), S. 65 f.
[10] Vgl. Freud, S. (1993), S. 69.
[11] Vgl. Freud, S. (1993), S. 68 ff.
[12] Vgl. Freud, S. (1993), S. 71.
[13] Vgl. Freud, S. (1993), S. 76.
[14] Vgl. Freud, S. (1993), S. 72.
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