Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts erlebte die Bundesrepublik Deutschland einen stetig steigenden Zuwachs an Deutschen aus den Ostblockstaaten. Im Gegensatz zur deutschen Bevölkerung sind Aussiedler eine deutlich jüngere Population. „In der Bundesrepublik Deutschland leben gegenwärtig 500.000 jugendliche Aussiedler. (...) Die 6 bis unter 18-jährigen hatten [im Jahre 1999, d. Verf.] einen Anteil von 25.084 bei einer Gesamtzahl von 104.916 Personen. Die Gruppe der bis zu 20-jährigen macht einen Anteil von ca. 35% aus, die Gruppe der 20-44 jährigen von 42%...“ (Herwartz-Emden, Westphal 2002, S. 229).
Jugendliche Aussiedler galten in den achtziger Jahren als eine angepasste, weitgehend unauffällige Zuwanderungsgruppe, die im Familienverband in Deutschland schnell Fuß fassen konnte. Dieses Bild hat sich für ihre Nachfolger der neunziger Jahre geändert, die mittlerweile nicht mehr überwiegend aus Polen und Rumänien, sondern in erster Linie aus der ehemaligen Sowjetunion einreisen. „In Medienberichten werden zunehmend die Schwierigkeiten thematisiert, die junge Spätaussiedler bei der Integration in die Gesellschaft haben: fehlende Sprachkenntnisse, geringere Chancen auf Ausbildungsplätze, Arbeitslosigkeit, soziale Isolation sowie auch Alkohol- und Drogenprobleme sind beispielhaft zu nennen“ (Dietz, Roll 1998, S. 13).
Trotz sinkender Zuzugszahlen gestaltet sich die Integration von jungen Aussiedlern immer schwieriger. Obwohl sie in den meisten Fällen kurz nach ihrer Einreise die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten, sind sie mit ausländischen Jugendlichen durch Fremdheitserfahrungen und Anerkennungsdefizite vergleichbar (vgl. Bauer 1991, S. 98).
Erkenntnisinteresse:
Ausgehend von der aktuellen Problematik mit jugendlichen Spätaussiedlern ist festzuhalten, dass im Rahmen der sozialpädagogischen Arbeit mit Jugendlichen Ursachen und Hintergründe, die zu verschiedenen delinquenten Verhaltensweisen führen, erkannt werden müssen, um pädagogische Lösungsansätze in der sozialen Arbeit entwickeln zu können.
Die gesellschaftliche Integration von Jugendlichen und jungen erwachsenen Aussiedlern hängt vor dem Hintergrund des strukturellen Wandels immer stärker von einer fundierten, zukunftsorientierten beruflichen Qualifikation ab. Daher zählen Bildung und Ausbildung zu den zentralen Ansatzpunkten für die Herstellung von Chancengleichheit beim Zugang zum Arbeitsmarkt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hintergründe und rechtliche Grundlagen der Aussiedlerzuwanderung
- 2.1 Ursachen und Anfänge der Migration in das russische Reich
- 2.2 Russifizierungsmaßnahmen vor dem ersten Weltkrieg
- 2.3 Verfolgung der Russlanddeutschen im Ersten Weltkrieg
- 2.4 Die Zeit von der Oktoberrevolution 1917 bis zum Zweiten Weltkrieg
- 2.5 Russlanddeutsche während des Zweiten Weltkrieges
- 2.6 Das Schicksal der Russlanddeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg
- 2.7 Übersiedlung nach Deutschland in der Nachkriegszeit
- 2.8 Rechtliche Grundlagen für Integration der Spätaussiedler
- 3. Staatliche Maßnahmen zur Integration der jungen Spätaussiedler in Deutschland
- 3.1 Definition und Leitlinien zur Integration
- 3.2 Eingliederungshilfen
- 3.2.1 Hilfen nach dem Bundesvertriebenengesetz
- 3.2.2 Hilfen nach dem Arbeitsförderungsgesetz
- 3.3 Sprachliche Eingliederung
- 3.3.1 Sprachkurse in Bayern
- 3.3.2 Garantiefonds
- 3.3.3 Europäischer Sozialfonds (ESF)
- 3.4 Schulische Eingliederung
- 3.4.1 Förderung an Grund- und Hauptschulen
- 3.4.2 Förderung an Realschulen, Gymnasien und beruflichen Schulen
- 3.5 Berufliche Eingliederung
- 3.6 Soziale Integration der jungen Aussiedler
- 3.6.1 Familie und Erziehung
- 3.6.2 Freizeitgestaltung und soziale Beziehungen
- 3.6.3 Nationale Identität und Werteorientierungen
- 3.6.4 Politische Einstellungen
- 3.7 Zusammenfassung
- 4. Aktuelle Situation der jungen Spätaussiedler
- 4.1 Schulische Probleme
- 4.2 Das Phänomen der Abschottung
- 4.3 Alkohol- und Drogenkonsum
- 4.4 Gewalterfahrungen
- 4.5 Kriminalität
- 4.6 Zusammenfassung
- 5. Beratung und ergänzende Maßnahmen für die junge Spätaussiedler
- 5.1 Anforderungen an die Beratung und Betreuung
- 5.1.1 Offene Jugendarbeit: Jugendgemeinschaftswerke
- 5.1.2 Mobile Jugendarbeit der Streetworker
- 5.2 Was gemacht wird, was gewünscht ist, was wirklich wünschenswert wäre
- 5.2.1 Jugendarbeit der Wohlfahrtsverbände und der Projekte
- 5.1 Anforderungen an die Beratung und Betreuung
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Integration junger Spätaussiedler in Deutschland. Ziel ist es, einen Überblick über die historischen Hintergründe, staatliche Integrationsmaßnahmen und aktuelle Herausforderungen zu geben. Die Arbeit beleuchtet die spezifischen Probleme und Chancen dieser Gruppe.
- Historische Entwicklung der Aussiedlerzuwanderung
- Staatliche Integrationspolitik und deren Wirksamkeit
- Soziale und schulische Integration junger Spätaussiedler
- Herausforderungen und Probleme bei der Integration
- Notwendige Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Integration junger Spätaussiedler in Deutschland ein und skizziert den Aufbau und die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit. Es benennt die Relevanz des Themas und die Forschungsfragen, die im weiteren Verlauf behandelt werden.
2. Hintergründe und rechtliche Grundlagen der Aussiedlerzuwanderung: Dieses Kapitel beleuchtet die komplexen historischen Hintergründe der Aussiedlerzuwanderung nach Deutschland. Es beginnt mit den Ursachen und Anfängen der Migration in das russische Reich, beschreibt die Russifizierungsmaßnahmen, die Verfolgung während der Weltkriege und die schwierige Situation der Russlanddeutschen in der Nachkriegszeit. Besonderes Augenmerk liegt auf den rechtlichen Grundlagen der Übersiedlung und der Integration von Spätaussiedlern nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kapitelteile greifen die jeweiligen historischen Phasen detailliert auf und zeigen deren Einfluss auf die heutige Situation der Spätaussiedler auf.
3. Staatliche Maßnahmen zur Integration der jungen Spätaussiedler in Deutschland: Dieses Kapitel analysiert die staatlichen Maßnahmen zur Integration junger Spätaussiedler. Es beschreibt die Definition und Leitlinien der Integrationspolitik, die angebotenen Eingliederungshilfen (z.B. nach dem Bundesvertriebenengesetz und dem Arbeitsförderungsgesetz), Maßnahmen zur sprachlichen und schulischen Eingliederung (inkl. Förderung an verschiedenen Schulformen), zur beruflichen Eingliederung und schließlich die soziale Integration mit Fokus auf Familie, Freizeit, Identität und politische Einstellungen. Der ganzheitliche Ansatz der Integration wird hervorgehoben und die verschiedenen Programme und Fördermöglichkeiten werden eingehend erläutert.
4. Aktuelle Situation der jungen Spätaussiedler: Dieses Kapitel befasst sich mit den aktuellen Herausforderungen, denen junge Spätaussiedler in Deutschland gegenüberstehen. Es analysiert schulische Probleme, das Phänomen der Abschottung, Alkohol- und Drogenkonsum, Gewalterfahrungen und Kriminalität. Die Kapitelteile beleuchten die spezifischen Schwierigkeiten der jungen Spätaussiedler in diesen Bereichen und stellen die Zusammenhänge her.
5. Beratung und ergänzende Maßnahmen für die junge Spätaussiedler: Dieses Kapitel beschreibt die notwendigen Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen für junge Spätaussiedler. Es definiert die Anforderungen an eine effektive Beratung und Betreuung und stellt verschiedene Ansätze vor, wie z.B. offene Jugendarbeit und mobile Jugendarbeit. Der Fokus liegt auf dem Bedarf an Unterstützung und den Möglichkeiten zur Verbesserung der Integrationssituation. Das Kapitel analysiert die bestehenden Angebote der Wohlfahrtsverbände und Projekte und beleuchtet, wo weiterer Handlungsbedarf besteht.
Schlüsselwörter
Spätaussiedler, Integration, Russlanddeutsche, Migrationshintergrund, Integrationspolitik, Sprachförderung, Schulische Integration, Berufliche Eingliederung, Soziale Integration, Herausforderungen, Beratung, Jugendarbeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Integration junger Spätaussiedler in Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht umfassend die Integration junger Spätaussiedler in Deutschland. Sie beleuchtet die historischen Hintergründe, staatliche Integrationsmaßnahmen, aktuelle Herausforderungen und notwendige Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen für diese Gruppe.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit deckt ein breites Spektrum an Themen ab, darunter die historische Entwicklung der Aussiedlerzuwanderung, die staatliche Integrationspolitik und deren Wirksamkeit, die soziale und schulische Integration junger Spätaussiedler, die Herausforderungen und Probleme bei der Integration sowie notwendige Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen. Es werden detailliert die rechtlichen Grundlagen, staatliche Hilfsprogramme (Bundesvertriebenengesetz, Arbeitsförderungsgesetz, ESF), Sprachkurse, schulische Fördermaßnahmen, berufliche Eingliederung und Aspekte der sozialen Integration (Familie, Freizeit, Identität, politische Einstellungen) betrachtet.
Welche historischen Hintergründe werden beleuchtet?
Die Arbeit beschreibt die komplexen historischen Hintergründe der Aussiedlerzuwanderung, beginnend mit den Ursachen und Anfängen der Migration in das russische Reich, über die Russifizierungsmaßnahmen, die Verfolgung während der Weltkriege bis hin zur schwierigen Situation der Russlanddeutschen in der Nachkriegszeit und den rechtlichen Grundlagen der Übersiedlung und Integration nach dem Zweiten Weltkrieg.
Welche staatlichen Integrationsmaßnahmen werden analysiert?
Die Analyse umfasst die Definition und Leitlinien der Integrationspolitik, die angebotenen Eingliederungshilfen (z.B. nach dem Bundesvertriebenengesetz und dem Arbeitsförderungsgesetz), Maßnahmen zur sprachlichen und schulischen Eingliederung (inkl. Förderung an verschiedenen Schulformen), zur beruflichen Eingliederung und schließlich die soziale Integration mit Fokus auf Familie, Freizeit, Identität und politische Einstellungen. Die verschiedenen Programme und Fördermöglichkeiten werden eingehend erläutert.
Welche aktuellen Herausforderungen für junge Spätaussiedler werden dargestellt?
Die Arbeit beleuchtet aktuelle Herausforderungen wie schulische Probleme, das Phänomen der Abschottung, Alkohol- und Drogenkonsum, Gewalterfahrungen und Kriminalität bei jungen Spätaussiedlern. Die spezifischen Schwierigkeiten und Zusammenhänge werden analysiert.
Welche Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen werden vorgeschlagen?
Die Arbeit beschreibt notwendige Beratungs- und Unterstützungsmaßnahmen, definiert die Anforderungen an eine effektive Beratung und Betreuung und stellt verschiedene Ansätze vor, wie z.B. offene Jugendarbeit und mobile Jugendarbeit. Der Fokus liegt auf dem Bedarf an Unterstützung und den Möglichkeiten zur Verbesserung der Integrationssituation. Bestehende Angebote der Wohlfahrtsverbände und Projekte werden analysiert und weiterer Handlungsbedarf aufgezeigt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Spätaussiedler, Integration, Russlanddeutsche, Migrationshintergrund, Integrationspolitik, Sprachförderung, Schulische Integration, Berufliche Eingliederung, Soziale Integration, Herausforderungen, Beratung, Jugendarbeit.
Welche Kapitelstruktur hat die Arbeit?
Die Arbeit ist in sechs Kapitel gegliedert: Einleitung, Hintergründe und rechtliche Grundlagen der Aussiedlerzuwanderung, Staatliche Maßnahmen zur Integration, Aktuelle Situation junger Spätaussiedler, Beratung und ergänzende Maßnahmen und schließlich ein Fazit. Jedes Kapitel enthält eine detaillierte Beschreibung der jeweiligen Themen.
- Arbeit zitieren
- Kristina Abel (Autor:in), 2007, Junge Spätaussiedler in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148200