Bernhard Shaw schrieb einmal „Wir leben nicht vom Eigentum, wir leben vom Dienst“. Auf diesem Satz kann im Grunde die ganze Verbindung der Dorfbewohner zum Schloss reduziert werden. Schon im ersten Kapitel werden die Verhältnisse klar aufgezeigt, indem das Dorf als Besitz des Schlosses bezeichnet wird. Selbst für eine Übernachtung wird eine offizielle gräfliche Erlaubnis benötigt.
Handelt es sich aber wirklich um ein feudales System mit dem Grafen Westwest an der Spitze, das die Belange des Dorfes bestimmt? Im ganzen Roman ist immer nur von Beamten die Rede, von Kastellanen, Schreibern oder dem Gemeindevorsteher. Man fühlt sich eher an die klischeebehaftete, unbestechliche, immer vorschriftsmäßig arbeitende Bürokratie in deutschen Behörden erinnert als an eine aristokratische Herrschaft, die die Aufsicht über seine Lehnsmänner führt.
Seit den Anfängen der Entwicklung von zivilisierten Völkern, bestimmt Bürokratie das Leben der Menschen. „Kafka hat in seinem Roman ‚Das Schloß’ eine [...] in totaler Unterdrückung lebende Gesellschaft beschrieben“.
Die Frage, die sich nun stellt, ist, kann der Landvermesser K. als oppositionelle Gegenbewegung die Verhältnisse im Dorf durchbrechen oder geht er an seinem Kampf zu Grunde und verschwindet er in der Anonymität der Gesellschaft? Diese Frage soll im Folgenden untersucht werden. Die Begriffe Macht und Bürokratie sollen hierzu erläutert, die Protagonisten sollen in ihre Funktion untersucht und die Verhältnisse zwischen Dorf und Schloss analysiert werden
Inhaltsverzeichnis
- Das Schloß: Macht durch Bürokratie?
- Die Begriffe Bürokratie, Macht und Herrschaft
- Geschichte der Bürokratie
- Herrschaft und Macht
- Der Begriff Bürokratieroman
- Die Parteien und der Dritte
- Störenfried K.
- Der Landvermesser
- Der Fremde in der Fremde
- Frieda und die Gehilfen
- Die Barnabas-Familie
- Klamm und die Beamten
- Störenfried K.
- Das Tabu Graf Westwest
- Die Macht des Schlosses
- Die Struktur der Behördenwelt
- Machtinstrumente
- Amtssprache
- Der Telefonapparat
- Schriftliche Scheinkommunikation
- Bedeutung der Traum und Schlafzustände
- Nutzlosigkeit des Schlosses als Büro
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Machtkonstellationen und die Rolle der Bürokratie im Roman „Das Schloß“ von Franz Kafka. Sie analysiert, wie das Schloss mit seinen Beamten die Dorfbewohner kontrolliert und welche Auswirkungen diese Machtverhältnisse auf das Leben des Protagonisten K. haben.
- Die Bedeutung der Bürokratie als Machtinstrument
- Die Rolle des Landvermessers K. als Außenseiter und Oppositioneller
- Die Analyse der Machtverhältnisse zwischen Dorf und Schloss
- Die Untersuchung der verschiedenen Machtinstrumente, die im Roman zum Einsatz kommen
- Die Frage nach der „Freiheit aus selbstverschuldeter Unfreiheit“
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Machtverhältnisse zwischen Dorf und Schloss. Es wird die Frage aufgeworfen, ob es sich um ein feudales System handelt oder um eine bürokratische Herrschaft. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den Begriffen Bürokratie, Macht und Herrschaft, wobei insbesondere Max Webers Definitionen von Macht und Herrschaft beleuchtet werden. Der dritte Teil analysiert die verschiedenen Akteure im Roman, wie K., Frieda, die Barnabas-Familie und die Beamten. Das vierte Kapitel widmet sich dem Tabu Graf Westwest und seiner Rolle im Roman. Das fünfte Kapitel untersucht die Macht des Schlosses und die verschiedenen Machtinstrumente, die eingesetzt werden. Schließlich behandelt das sechste Kapitel die Nutzlosigkeit des Schlosses als Büro.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Bürokratie, Macht, Herrschaft, Machtverhältnisse, Außenseiter, Opposition, Kontrolle, Dorf, Schloss, Franz Kafka, „Das Schloß“, Landvermesser K., Graf Westwest, Beamte, Amtssprache, Telefonapparat, Schriftliche Scheinkommunikation, Traum und Schlafzustände.
- Arbeit zitieren
- M.A. Florian Kaltenhäuser (Autor:in), 2008, Machtkonstellationen und Bürokratie in Kafkas "Das Schloß?", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148203