"Vaterlandslose Gesellen" hatte John Kerry, Präsidentschaftsbewerber der Demokratischen Partei, im Wahlkampf 2004 verschiedenen amerikanischen Unternehmern zugerufen, die ihre Produkte nicht mehr in der Heimat USA, sondern in den neuen Boomstaaten wie China, Indien oder in Osteuropa fertigen lassen wollten. Nun sind die USA ja nicht als Hort irgendeiner überzogenen Sozialromantik bekannt - wenngleich die Demokraten dieses Prinzip noch besser bedienen, als die Republikaner. Und so ist diese Aussage auch nicht mehr als
Zeugnis strotzenden Selbstbewusstseins der Wirtschaftssupermacht USA zu erkennen. Sie ist vielmehr Ausdruck einer tiefen Verunsicherung über die momentane Entwicklung an den internationalen Märkten.
Es braucht auch nicht allein die Diskussion um die derzeitige
Dollarschwäche oder die Hypothekenkrise amerikanischer Banken um eine
grundlegende Schwächung der US-Wirtschaft auszumachen. Experten aller
Nationen attestieren den USA einen schleichenden, aber immer besser
erkennbaren Verlust ihrer bisherigen Stärke: den der Ökonomie. Während die USA an wirtschaftlicher Strahlkraft verlieren - das Prinzip des Nullsummenspiels in der Weltwirtschaft scheint aufzugehen - gewinnen andere Staaten überproportional hinzu. Chinas Wirtschaftswachstum lag in den letzten Jahren immer um 8% und es hätte gar noch höher ausfallen können, bediente sich die
Chinesische Regierung keiner Regulierungsmaßnahmen, die verhindern sollen, dass die Wirtschaft überhitzt oder gar zusammenbricht.
Eines lässt sich am letztgenannten Punkt sofort erkennen: Chinas Führung bestimmt und plant trotz marktwirtschaftlicher Ausrichtung die Ökonomie.
Es werden zu diesem Zweck die Wirtschaftssysteme der beiden Nationen
eingehend dargestellt und in ihren Besonderheiten erläutert. Spezielles Augenmerk wird auf darauf liegen, wie sich in den verschiedenen Volkswirtschaften Unternehmertum organisieren lässt. Eine kleine Wirtschaftsgeschichte soll diesbezüglich zusammenhängendes Verstehen der Ökonomien ermöglichen. Es wird außerdem zu fragen sein, ob die Hegemonic Stability Theory Erklärungsansätze für den Paradigmenwechsel in der Weltwirtschaft bereit hält. Ist der Abstieg der USA in diesem Sinne als notwendige Reaktion auf ihre jahrzehntelange Dominanz zu verstehen? Und ist
China dabei, diese Lücke zu füllen?
Am Beginn der Untersuchung soll indes die Frage stehen, welche
Varietäten von kapitalistischen Wirtschaftssystemen es überhaupt gibt.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung.
- 1. Varieties of Capitalism.
- 1.1. State-guided Capitalism
- 1.2. Oligarchic Capitalism
- 1.3. Big-Firm Capitalism.
- 1.4. Entrepreunerial Capitalism
- 2. Das System der Vereinigten Staaten von Amerika
- 2.1. Die Rolle des Staates
- 2.2. Das amerikanische Unternehmertum
- 2.2.1. Die Entwicklung des amerikanischen Unternehmertums.
- 2.2.2. Kennzeichen amerikanischen Unternehmertums.
- 2.3. Der wirtschaftliche Abstieg der USA.
- 2.3.1. Kurze Geschichte der amerikanischen Wirtschaft
- 2.3.2. Hegemonic Stability Theory.
- 2.4 Der Abstieg - ein Zwischenfazit......
- 3. Das System der Volksrepublik China
- 3.1. Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit
- 3.2. Der chinesische state-guided capitalism.
- 3.3 Sonderwirtschaftszonen und Foreign Direct Investment
- 3.3.1. Guanxi
- 3.4. Möglichkeiten unternehmerischer Tätigkeit in der VR China
- 3.5. Schutz geistigen Eigentums
- 3.6. Zusammenspiel von Kapitalismus und Kommunismus, Chinas Schattenseiten
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert den ökonomischen Abstieg der USA und den Aufstieg Chinas im Kontext des globalen Kapitalismus. Das Ziel ist, die unterschiedlichen Wirtschaftssysteme beider Länder zu vergleichen und die Ursachen für ihre jeweiligen Entwicklungen zu untersuchen.
- Varietäten des Kapitalismus: Der Text stellt verschiedene Modelle des Kapitalismus vor und ordnet die USA und China in diese Modelle ein.
- Rolle des Staates: Der Text untersucht den Einfluss des Staates auf die Wirtschaftsentwicklung in den USA und China.
- Entrepreneurship: Der Text analysiert die Rolle des Unternehmertums in beiden Ländern und dessen Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung.
- Hegemonic Stability Theory: Der Text beleuchtet die Hegemonic Stability Theory und ihre Relevanz für den Aufstieg Chinas und den Abstieg der USA.
- Zusammenspiel von Kapitalismus und Kommunismus: Der Text betrachtet das Zusammenspiel von Kapitalismus und Kommunismus in China.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des wirtschaftlichen Abstiegs der USA und des Aufstiegs Chinas vor. Kapitel 1 erläutert verschiedene Varietäten des Kapitalismus, die als theoretischer Rahmen dienen, um die Wirtschaftssysteme der beiden Länder zu analysieren. Kapitel 2 untersucht das US-amerikanische Wirtschaftssystem, die Rolle des Staates, das amerikanische Unternehmertum und den wirtschaftlichen Abstieg der USA. Kapitel 3 widmet sich dem chinesischen Wirtschaftssystem, den Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit, dem chinesischen state-guided capitalism und den Möglichkeiten unternehmerischer Tätigkeit in der VR China.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: state-guided capitalism, oligarchic capitalism, big-firm capitalism, entrepreneurial capitalism, Hegemonic Stability Theory, Unternehmertum, Wirtschaftswachstum, Foreign Direct Investment, Guanxi, Schutz geistigen Eigentums, Zusammenspiel von Kapitalismus und Kommunismus.
- Arbeit zitieren
- Alexander Reck (Autor:in), Thomas Rosenwald (Autor:in), 2008, Ökonomischer Abstieg der USA und Aufstieg Chinas, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148221