Ein anonymer Beobachter hat einmal gesagt: „Der Versuch, eine Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) zu schaffen ohne dabei die NATO zu gefährden, gleiche einem Spagat. Irgendwann werde er zu schmerzhaft, um ihn durchhalten zu können“ (Robertson 2002: 181). Die Frage, ob EU (und insbesondere ESVP) und NATO konkurrieren oder kooperieren, ist recht neu. Während des Kalten Krieges waren die Aufgaben klar verteilt: Die NATO sorgte für politische und militärische Sicherheit, die EU „für alles andere“. Als der Kalte Krieg beendet war, zeigten sich die Defizite dieser Arbeitsteilung. Im Bosnienkonflikt (1992-1995) zögerte die USA zunächst (und damit die NATO), und die EU war militärisch allein nicht handlungsfähig. Im Kosovokrieg (1999) wurde dann Seite an Seite gekämpft und die jahrelangen Investitionen der USA in ihre militärischen Fähigkeiten wurden überdeutlich (vgl. Robertson 2002: 181 f., vgl. Sprungala 2004: 122f.). Diese Ereignisse und die daraus resultierenden Erkenntnisse führten mit dazu, dass am 3. Juni 1999 die Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (fortan ESVP) „geboren“ wurde.
In diesem Term Paper soll die schwierige Beziehung zwischen der EU und ihrer relativ neuen ESVP und der NATO erörtert werden. Sowohl auf die Argumente gegen eine gute und effektive Zusammenarbeit soll eingegangen werden, als auch auf die Argumente für eine solche. Ziel ist es, darzulegen, dass ESVP und NATO trotz aller Schwierigkeiten als Kooperationspartner und nicht als Konkurrenten anzusehen sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Argumente gegen eine Zusammenarbeit von ESVP und NATO
- Argumente für eine Zusammenarbeit von ESVP und NATO
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Term Paper untersucht die Beziehung zwischen der Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) und der NATO, und zwar mit dem Ziel, die Notwendigkeit und Vorteile einer Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen aufzuzeigen. Trotz scheinbar unterschiedlicher Fähigkeiten und Interessen werden Argumente für eine gegenseitige Unterstützung und Kooperation dargelegt.
- Die Herausforderungen und Chancen der ESVP im Kontext der NATO
- Die Notwendigkeit einer effektiven Zusammenarbeit für Frieden und Stabilität
- Die Rolle der ESVP als ergänzendes Instrument der NATO
- Die Bedeutung von gemeinsamen Strategien und Ressourcen für die Bewältigung globaler Sicherheitsbedrohungen
- Die Herausforderungen der nationalen Interessen innerhalb der EU
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Frage nach der Beziehung zwischen ESVP und NATO im Kontext des Kalten Krieges und dessen Ende. Sie beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Entstehung der ESVP ergeben.
Das zweite Kapitel analysiert die Argumente gegen eine Zusammenarbeit zwischen ESVP und NATO. Es stellt die Vorreiterrolle der EU in der Konfliktprävention heraus und argumentiert, dass die EU in diesem Bereich unabhängig von der NATO agieren könnte. Außerdem wird die Entwicklung von getrennten Wegen im Bereich des Friedenserhalts und -aufbaus beleuchtet.
Das dritte Kapitel präsentiert Argumente für eine Zusammenarbeit von ESVP und NATO. Es betont die Notwendigkeit einer Kooperation aufgrund der noch nicht erreichten militärischen Autonomie der EU und der Notwendigkeit, auf die Fähigkeiten der USA zurückzugreifen. Die USA profitiert ihrerseits von einer starken ESVP als Partner in internationalen Operationen. Das Kapitel diskutiert auch die Grenzen der bisherigen autonomen EU-Operationen und die Herausforderungen der nationalen Interessen innerhalb der EU.
Das Fazit unterstreicht die Notwendigkeit einer Kooperation zwischen ESVP und NATO. Es betont die gegenseitige Abhängigkeit und die Möglichkeit, durch Zusammenarbeit Ressourcen zu optimieren und gemeinsame Ziele zu erreichen. Die Frage der Konkurrenz zwischen den beiden Organisationen wird als nicht grundlos, aber letztlich überwindbar dargestellt.
Schlüsselwörter
Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP), NATO, Konfliktprävention, Friedenserhalt, Friedensaufbau, militärische Autonomie, nationale Interessen, Kooperation, Ressourcen, globale Sicherheitsbedrohungen.
- Arbeit zitieren
- Jenny Beyen (Autor:in), 2010, Ein schmerzhafter Spagat?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148228