Als einen der langweiligsten Wahlkämpfe in Deutschland bezeichneten viele Medien und Experten den Wahlkampf zur Bundestagswahl 2009. Die „Bild“ titelte nach dem TV-Duell zwischen CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel und SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier, in Anlehnung an den erfolgreichen Slogan von Barack Obama, „Yes, we gähn“. Differenzierte Analysen in den Medien sind zwar vorhanden, bilden jedoch eher die Ausnahme. Aber der Wahlkampf war in der Tat wenig kämpferisch und polarisierend, sondern mehr zurückhaltend und distanziert. Es fehlten Themen, Emotionen, Charisma und Begeisterung. Doch müssen an dieser Stelle die schwierigen Rahmenbedingungen und letztlich auch die Ergebnisse dieser Wahl in der Bewertung und Analyse berücksichtigt werden.
Denn so langweilig der Wahlkampf auch gewesen sein soll, brachte die Bundestagswahl im Superwahljahr 2009 fast ausschließlich Superlative und neue Rekorde hervor: Die Wahlbeteiligung sank mit 70,1% auf den niedrigsten Stand seit Gründung der Bundesrepublik. FDP (14,6%), Linkspartei (11,9 %) und Grüne (10,7 %) fuhren ihre bisher besten Wahlergebnisse auf Kosten der großen Parteien ein. Die SPD stürzte auf dramatische 23% ab – das schlechteste Wahlergebnis seit Bestehen der Republik. Auch CDU und CSU verloren soviel Vertrauen wie nie zuvor und sanken auf 27,3 % beziehungsweise auf 6,5 %. So konnte sich Angela Merkel nur durch die Stärke der Liberalen in eine schwarz-gelbe Regierung retten und die ungeliebte Koalition mit der SPD beenden. Die Kategorie „Sonstige Parteien“ übersprang mit 6 % die Fünf-Prozent-Hürde. Dafür verantwortlich war die Piratenpartei, die bei ihrer ersten Bundestagswahl in den TV-Analysen am Wahlabend sogar einen eigenen Balken erhielt, weil sie aus dem Stand 2% holte und damit einen neuen Rekord aufstellte.
In dieser Arbeit wird mit Hilfe einer qualitativen Studie der dialogorientierte Onlinewahlkampf zur Bundestagswahl 2009 analysiert und bewertet. Der besondere Fokus lag hierbei auf den parteieigenen Communities und der Bewertung verschiedener Faktoren wie z.B. Konzept (Usability, Funktionen etc.), Dialog (Qualität und Quantität) und natürlich Anzahl und Aktivität der User.
Inhaltsverzeichnis
- Erklärung zur Erstellung der Masterarbeit und Hinweise
- Danksagungen
- Persönliche Anmerkungen zu dieser Arbeit
- 1. Einleitung - Lange Weile mit dem Wahlkampf?
- 1.1 Erläuterung von Schlüsselbegriffen
- 1.2 Hypothesen
- 1.3 Methodik und Vorgehensweise
- 2. Ausgangslage zur Bundestagswahl 2009
- 2.1 Die Auflösung parteipolitischer Klassen
- 2.1.1 Bindekraft der politischen Ideologien schwindet
- 2.1.2 Die Individualgesellschaft als Risiko
- 2.1.3 Wahlpräferenzen in den Sinus-Milieus
- 2.2 Parteiendemokratie – Niedergang oder Revision?
- 2.2.1 Legitimationskrise in der Gesellschaft
- 2.2.2 Ineffektive Parteistrukturen ohne demokratische Funktion
- 2.3 Die Jahrhundert-Krise
- 2.3.1 Keine Aufarbeitung der Fehler
- 2.3.2 Die gesellschaftliche Gefühlslage
- 2.3.3 Politiker zwischen neuem Heldentum und alter Verachtung
- 2.4 Internetnutzer und politische Kommunikation
- 2.4.1 Grunddaten zur Internetnutzung
- 2.4.2 Onliner und ihr Verhältnis zu Politik
- 2.4.3 Wichtige Benutzergruppen im politischen Web
- 3. Der dialogorientierte Onlinewahlkampf
- 3.1 Einführung in den dialogorientierten Onlinewahlkampf
- 3.1.1 Voraussetzungen für den politischen Dialog im Internet
- 3.1.2 Spannungen zwischen Gesellschaft, Politik und Netzwelt
- 3.2 Die Wahlkampf-Themen im Internet
- 3.2.1 Die Debatte um das Zugangserschwerungsgesetz
- 3.2.2 Auswirkungen auf die Wahl
- 3.3 Die Kampagnenstrategien der Parteien
- 3.4 Angebote und Aktionen der Parteien im Internet
- 3.4.1 Angebote in eigenen Netzwerken
- 3.4.1.1 „teAM Deutschland“ der Union
- 3.4.1.2 „wahlkampf09“ und „meine SPD“ der SPD
- 3.4.1.3 „mit mach arena“ der FDP
- 3.4.1.4 „meine Kampagne“ und „Wurzelwerk“ der Grünen
- 3.4.1.5 „linksaktiv“ der Linkspartei
- 3.4.1.6 Gesamtbewertung und Fazit
- 3.4.2 Angebote in externen Netzwerken
- 3.4.2.1 Angebote im Netzwerk der VZ-Gruppe
- 3.4.2.2 Angebote bei YouTube
- 3.4.2.3 Sonstige Aktivitäten und Fazit
- 3.5 Die Piratenpartei entert das politische Netz
- 3.6 Vergleich mit der Präsidentschaftswahl 2008 in den USA
- 4. Bewertung der Ergebnisse
- 4.1 Erfolg und Relevanz des Onlinewahlkampfes 2009
- 4.1.1 Onlinewahlkampf hatte quantitativ kaum Bedeutung
- 4.1.2 Mangelnde Mobilisierung der eigenen Anhänger
- 4.1.3 Externe Sicht auf den Erfolg des Onlinewahlkampfes
- 4.1.4 Gründe für den mäßigen Erfolg des Onlinewahlkampf
- 4.2 Diskussion der Ergebnisse
- 4.3 Meine Meinung zu diesem Thema
- 4.4 Nachbetrachtung, Ausblick und Schluss
- 5. Literatur und Quellennachweise
- 6. Anhang
- 6.1 Guideline zur Durchführung von Onlinewahlkämpfen
- 6.2 Fragebogen an Parteien
- 6.3 Vollständige Auswertung der Community-Analyse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit analysiert den dialogorientierten Onlinewahlkampf zur Bundestagswahl 2009 und entwickelt eine Guideline zur Durchführung von Onlinewahlkämpfen. Die Arbeit untersucht die Herausforderungen und Chancen des Onlinewahlkampfes in einer sich wandelnden politischen Landschaft.
- Die Bedeutung des Internets für politische Kommunikation
- Die Nutzung von Online-Plattformen durch politische Parteien
- Die Herausforderungen und Chancen des dialogorientierten Onlinewahlkampfes
- Die Entwicklung einer Guideline für erfolgreiche Onlinewahlkämpfe
- Die Analyse der Ergebnisse des Onlinewahlkampfes 2009
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Schlüsselbegriffe des Onlinewahlkampfes erläutert, Hypothesen aufstellt und die Methodik und Vorgehensweise der Arbeit beschreibt. Im Anschluss werden die Ausgangslage zur Bundestagswahl 2009 und die Rolle des Internets in der politischen Kommunikation beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich dem dialogorientierten Onlinewahlkampf und untersucht die Voraussetzungen für den politischen Dialog im Internet, die Spannungen zwischen Gesellschaft, Politik und Netzwelt sowie die Wahlkampf-Themen und -strategien der Parteien.
Im vierten Kapitel werden die Ergebnisse des Onlinewahlkampfes 2009 bewertet und diskutiert. Die Arbeit analysiert den Erfolg und die Relevanz des Onlinewahlkampfes, die Gründe für seinen mäßigen Erfolg und die Bedeutung des Onlinewahlkampfes für die politische Kommunikation.
Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der Ergebnisse, einer Diskussion der Ergebnisse und einem Ausblick auf die Zukunft des Onlinewahlkampfes.
Schlüsselwörter
Dialogorientierter Onlinewahlkampf, Bundestagswahl 2009, politische Kommunikation, Internet, Social Media, politische Parteien, Kampagnenstrategien, Online-Plattformen, Guideline, Analyse, Bewertung, Ergebnisse.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Gürkan (Autor:in), 2010, Der dialogorientierte Onlinewahlkampf zur Bundestagswahl 2009, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148241