Leseprobe
Gliederung
1. Allgemeines zur Kirchweih
2. Musik auf der Kirchweih
3. Blaskapellen
3.1. Zivile und Militärkapellen
3.1.1 Blasmusik auf der Kirchweih
4. Tanz auf der Kirchweih
4.1 Plantanz
4.2 Hammeltanz
Literaturnachweise
1. Allgemeines zur Kirchweih
Die „herausragende Bedeutung“[1] der Kirchweih oder Kirchenweihe geht in Ihrem Ursprung sehr weit in der Geschichte zurück.So kann beispielsweise eine jährliche Feier zum Gedächtnis der Weihe der Kreuzkirche in Jerusalem bis in das Jahr 335 nach Christus nachgewiesen werden.[2]
Die Weihe ist deswegen so wichtig, weil sie die „Voraussetzung für die Feier der heiligen Messe in einem neuen Gotteshaus“[3] ist , da sie jenes „nach dem Glauben der Kirche von dämonischen Kräften“[4] reinigt, und „ (…) das Gebäude (…) seine Heiligung als Wohnstätte Gottes [erhält]“.[5] Da zu diesen „religiösen Erinnerungsfeiern“[6] meist „viele Menschen zusammenströmten“[7] begann man auch „(...) gleichzeitig Handelsmärkte“[8] abzuhalten die im Laufe der Zeit mit „weltlichen Vergnügungen“[9] bei denen „gespielt, musiziert und getanzt“[10] wurde und „Wirte (…) für das leibliche Wohl [sorgten]“[11] ergänzt wurden.
2. Musik auf der Kirchweih
Als wesentliches Merkmal der musikalischen Darbietungen seien zunächst die Kirchweihlieder erwähnt, die„ein durchgängiges Element der Fränkischen Kirchweih“[12] darstellen. Meist gehen sie auf alte Tanzlieder zurück, zu denen gesungen wurde, wobei deren Melodie übernommen wurde.Da ein gleichzeitiges Singen und Tanzen sich eher schwierig gestaltet[13], entwickelte sich das charakteristische „Vorsingen und Nachspielen“[14] bei dem ein Sänger einen , manchmal auch eigenen, Vers vorsingt, und die Musikanten die Melodie aufgreifen und nachspielen. Solche Liedverse können vielerlei Themen zum Inhalt haben, wobei natürlich auch die Kirchweih selbst gern im Mittelpunkt steht, wie zum Beispiel:
„Heit is unera, heit is unera
heit is unera Kärwa,
wenn mer a ka Geld net hom,
nou mach mer doch an Lärma“[15]
3. Blaskapellen
Die Entwicklung der Blaskapellen und deren beachtliche Verbreitung im Bayerischen Raum nimmt seinen Anfang im gerade begonnenen 19. Jahrhundert. Max I Joseph von Bayern begründet 1807 die „Nationalgarde III. Classe“ , im Volksmund „Bürgermilitär“ und später auch einfach „Landwehr“ genannt.[16]
Praktisch bedeutete diese „eine militärische Dienstpflicht der Gemeindebürger an ihrem Heimatort und Aufstellung uniformierter Einheiten aus den Einwohnern sämtlicher bürgerlicher Gemeinden“[17] nach dem Vorbild der Nationalgarden Frankreichs zur Zeit der Revolution. Jedoch war die Zielsetzung anders gelagert, da man eher den Gedanken einer „bürgerlichen Sicherungstruppe“[18] verfolgte.
Diese Landwehr wurde jedoch aufgrund ihrer Unzulänglichkeiten immer mehr durch die Berufsgendarmerie ersetzt und auf repräsentative Aufgaben reglementiert.
Die bedeutende Rolle für die Blasmusik in Bayern rührt nun daher, dass es jedem Stab der Landwehr erlaubt war „Türkische Musikanten“ zu unterhalten, die aus einer klassischen Bläserharmonie[19] und dem namensgebenden „Türkischen Schlagzeug [bestehend aus] (…) Schellenbaum, Große Trommel, Becken, gelegentlich eine große Schellentrommel, dazu dazu die eigentlich mitteleuropäischen Instrumente Triangel und kleine Trommel (…) das Mitteleuropa durch die Janitscharenkapellen der Türkenkriege des späten 18. Jahrhunderts kennengelernt hatte.“[20] Mit der flächendeckenden Einrichtung derartiger Kapellen in fast allen Ortschaften, So sind beispielshalber für die Region Franken ganze 17 Landwehrkapellen nachgewiesen ( Ansbach, Arnstein Aschaffenburg, Eltmann, Gemünden, Gerolzhofen, Hammelburg, Heidingsfeld, Kitzingen, Lohr, Miltenberg, Prichsenstadt, Remlingen, Röttingen, Schweinfurt, Winterhausen, Würzburg, sowie Castell, Königshofen, Marktbreit, Marktsteft, Rüdenhausen, Sommerhausen, Wiesentheid, die jedoch nur mit Querpfeifern und Tambours bestückt waren)[21], wurde somit das Fundament für die späteren „Harmoniemusiken“ gelegt.[22]
[...]
[1] Thomas Kriegelstein – Jahreslauf,Brauchtum in Mittelfranken, Mittelfränkische Heimatkunde Band 4 1986 , Seite 189
[2] Ebd.
[3] Ebd.
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] Ebd.
[7] Ebd.
[8] Ebd.
[9] Ebd.
[10] Ebd.
[11] Ebd.
[12] Alfred Kriegelstein, Jahreslauf-Brauchtum in Mittelfranken,Mittelfränkische Heimatkunde Band 4 1986 Seite 202
[13] Vgl. Alfred Kriegelstein, Jahreslauf-Brauchtum in Mittelfranken,Mittelfränkische Heimatkunde Band 4 1986 Seite 202
[14] Alfred Kriegelstein, Jahreslauf-Brauchtum in Mittelfranken,Mittelfränkische Heimatkunde Band 4 1986 Seite 202
[15] Gustl Drechsler, Kärwa-Liedla, Nürnberg 1978 Seite 9 Nr.1
[16] Vgl. Armin Griebel/Horst Steinmetz , Militärmusik und „zivile“ Musik – Beziehungen und Einflüsse , Bericht über ein Symposion beim Tag der Musik 14ter Mai 1993 in Uffenheim, 1993 Seite 55
[17] Vgl. Armin Griebel/Horst Steinmetz , Militärmusik und „zivile“ Musik – Beziehungen und Einflüsse , Bericht über ein Symposion beim Tag der Musik 14ter Mai 1993 in Uffenheim, 1993 Seite 55
[18] Vgl. Armin Griebel/Horst Steinmetz , Militärmusik und „zivile“ Musik – Beziehungen und Einflüsse , Bericht über ein Symposion beim Tag der Musik 14ter Mai 1993 in Uffenheim, 1993 Seite 55
[19] Vgl. Armin Griebel/Horst Steinmetz , Militärmusik und „zivile“ Musik – Beziehungen und Einflüsse , Bericht über ein Symposion beim Tag der Musik 14ter Mai 1993 in Uffenheim, 1993 Seite 55
[20] Armin Griebel/Horst Steinmetz , Militärmusik und „zivile“ Musik – Beziehungen und Einflüsse , Bericht über ein Symposion beim Tag der Musik 14ter Mai 1993 in Uffenheim, 1993 Seite 55
[21] Vgl. Horst Steinmetz/ Armin Griebel, Das Große Nordbayerische Blasmusikbuch 1990 S.46-52
[22] Vgl. Armin Griebel/Horst Steinmetz , Militärmusik und „zivile“ Musik – Beziehungen und Einflüsse , Bericht über ein Symposion beim Tag der Musik 14ter Mai 1993 in Uffenheim, 1993 Seite 56