Keine andere geschichtliche Entwicklung vermochte das Bild heutiger moderner Städte und Landschaften so massiv zu prägen, wie es der Prozess der Industrialisierung tat. Etwa 60 Jahre später als in England, dem Ursprungsland der Industriellen Revolution, setzten auch in Deutschland in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitreichende strukturelle Veränderungen ein. Die Erfindung der Dampfkraft, die nicht nur mit ihrer Verwendung im Eisenbahnbau das Transportwesen revolutionierte, sondern auch zur Technisierung von Herstellungsabläufen beitrug, eröffnete neue Möglichkeiten in Produktion und Absatz. Auch im kleinstaatlichen Thüringen lässt sich diese gesamtdeutsche Entwicklung nachweisen, wenngleich sie zunächst langsam anlief.
Die vorliegende Arbeit verfolgt mit ihrem Thema einen Teil der Industriegeschichte Jenas, die mit der Gründung der feinmechanisch-optischen Werkstätte von Carl Zeiß 1846 ein Unternehmen mit Weltruf hervorbrachte. War es damit nicht mehr nur die ansässige Universität, die Alma mater Jenensis, die die Stadt fortan prägen sollte? An diesem Gedanken orientiert sich
die Fragestellung, wie sich aus der Grundsteinlegung des „Hof- und Universitätsmechanikus“ Carl Zeiß in weniger als 100 Jahren ein erfolgreiches Weltunternehmen entwickeln konnte.
Hierzu geben die Vorbetrachtungen zunächst einen kurzen Einblick in die Entwicklung führender Gewerbezweige im Thüringer Wirtschaftsraum. Dabei soll vordergründig von Interesse sein, welche elementare Bedeutung dem Maschinenbau zukommt und welche Industriezweige daraus hervorgingen. Der anknüpfende dritte Gliederungspunkt beschäftigt sich nun mit dem Aufstieg des jungen Unternehmens als ein führendes Beispiel der feinmechanisch-optischen Industrie. Die Zusammenarbeit mit dem Physiker Ernst Abbe ließ den wachsenden Betrieb nicht nur von etlichen technischen Innovationen profitieren, sondern auch von dessen „pragmatische[r] Sozialverantwortung“. Worin sich dieser Einfluss widerspiegelt, untersucht ein vierter Abschnitt, der sich der Carl-Zeiss-Stiftung und Auszügen aus ihrem Statut von 1896 zuwendet.
Diese Arbeit forciert in ihrer inhaltlichen Zusammenstellung keine Unternehmensgeschichte von Carl Zeiss, sondern betrachtet themarelevante Aspekte, die auf bedeutende Begleiterscheinungen der Industrialisierung, wie zum Beispiel den Konkurrenzdruck, wirtschaftliche Krisen und erschwerte Arbeitsbedingungen reagieren. Außer Acht gelassen wurde die Entwicklung ab Beginn des ersten Weltkriegs.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorbetrachtungen zur Industrialisierung Thüringens
- Der Aufstieg des Zeiss-Unternehmens
- Das junge Unternehmen bis 1871
- Ab der Gründung des Deutschen Reiches 1871
- Ernst Abbes soziales Denken und die Carl-Zeiss-Stiftung
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Industrialisierung Thüringens am Beispiel des Zeiss-Unternehmens und beleuchtet dessen außergewöhnlichen Aufstieg. Ziel ist es, den Weg von einer kleinen feinmechanisch-optischen Werkstatt zu einem international renommierten Unternehmen zu erforschen.
- Der Einfluss der Industrialisierung auf Thüringen und Jena
- Die Entwicklung des Zeiss-Unternehmens von der Gründung bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
- Die Rolle von Innovation und Technologie im Aufstieg des Unternehmens
- Das soziale Engagement von Ernst Abbe und die Gründung der Carl-Zeiss-Stiftung
- Die Auswirkungen von Konkurrenz, Wirtschaftskrisen und Arbeitsbedingungen auf das Unternehmen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel stellt die Industrialisierung als einen prägenden Faktor für die moderne Welt vor und setzt den Fokus auf die Entwicklung in Thüringen. Die Arbeit fokussiert auf die Geschichte des Zeiss-Unternehmens und dessen Bedeutung für Jena.
Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über die Industrialisierung Thüringens. Es werden die Bedeutung von Rohstoffen, geografische Lage und die Entwicklung des Gewerbes im Thüringer Raum behandelt. Die Kapitel beleuchtet den Wandel vom Handwerk zur industriellen Produktion, den Einsatz von Maschinen und die Ausweitung des Handels.
Der dritte Kapitel befasst sich mit dem Aufstieg des Zeiss-Unternehmens. Er beschreibt die Anfänge des Unternehmens, die Zusammenarbeit mit Ernst Abbe und die Bedeutung von Innovationen für den Erfolg.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselbegriffe der Arbeit sind: Industrialisierung, Thüringen, Jena, Carl Zeiss, Feinmechanik, Optik, Innovation, Technologie, Ernst Abbe, Carl-Zeiss-Stiftung, Soziales Denken, Unternehmensgeschichte, Wirtschaftsgeschichte.
- Quote paper
- Kerstin Zimmermann (Author), 2008, Die Industrialisierung Thüringens am Beispiel der feinmechanisch-optischen Werkstätten von Carl Zeiss, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148285