Etwas mehr als tausend Jahre liegt es zurück, als das damals befremdliche ungarische Volk seinen Weg in die Geschichte des entstehenden Europas fand. Was sie vorfanden, war ein krisengeschwächtes Spätkarolingerreich, in dem erst in der Zeit der Ottonen ein Weg aus der Ohnmacht gelang. Gerade diese desolaten Zustände nutzten die östlichen Steppenreiter als taktische Vorteile aus und gelangten schnell zu einem Ruf „der besonderen militärischen Überlegenheit“. Dass dieses nomadische Volk nicht unbesiegbar war, zeigt neben temporären Erfolgen besonders eine kriegerische Konfrontation, die als ‚Lechfeldschlacht‘ von 955 Eingang in die Geschichte fand. Im Unterschied zu den vorherigen Auseinandersetzungen mit den Ungarn hat gerade dieser Sieg eine Wende herbeigeführt.
Der spärlichen Quellenlage zu dieser Zeit ist es zuzuschreiben, dass sich die Gründe dafür nicht einfach finden lassen. Ein hierfür bedeutendes Dokument liegt mit der Sachsengeschichte des Mönchs Widukind von Corvey vor, einem Zeugnis für die erste Hälfte der ottonischen Herrschaft. Anliegen dieser Arbeit ist es nun, die darin dargestellte ‚Lechfeldschlacht‘ in den Kapiteln 30 und 44 bis 49 des Dritten Buches näher zu untersuchen. Zwei Fragen sollen hierbei von Interesse sein. Für eine Bedeutung der Schlacht in den Augen Widukinds erfolgt im Vorfeld eine kritische Betrachtung seiner Historiografie und gesondert die Ernennung Ottos zum Kaiser auf dem Schlachtfeld und Zeichen seines Sieges. Für die Beantwortung der Frage nach der Nachhaltigkeit des Sieges soll der geschilderte Ablauf analysiert und auffällige Elemente eigens beleuchtet werden. Dies betrifft die ‚göttlichen‘ Rahmenbedingungen und das illustrierte Bild der Ungarn.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Geschichtsschreibung der Rerum gestarum Saxonicarum Widukinds von Corvey
- Die Konfrontation mit den Ungarn auf dem, Lechfeld' 955
- Zum Ablauf in der Darstellung Widukinds
- Kapitel 30 und die Vorgeschichte
- Kapitel 44 bis 48 – Der Vorabend und die Schlachthandlungen
- Widukinds Charakteristik der Ungarn
- Die Verheißungen des Sieges
- Kapitel 49 – Ottos Ernennung zum Kaiser
- Zum Ablauf in der Darstellung Widukinds
- Schlussbetrachtungen
- Literaturverzeichnis
- Quellen
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Darstellung der Lechfeldschlacht 955 in Widukinds von Corveys „Rerum gestarum Saxonicarum“ (RGS). Sie untersucht die Bedeutung der Schlacht in Widukinds Augen, insbesondere die Ernennung Ottos zum Kaiser auf dem Schlachtfeld und die Zeichen seines Sieges. Darüber hinaus wird der geschilderte Ablauf der Schlacht analysiert, um die Nachhaltigkeit des Sieges zu beleuchten. Dabei werden die „göttlichen“ Rahmenbedingungen und das illustrierte Bild der Ungarn betrachtet.
- Die Bedeutung der Lechfeldschlacht in Widukinds „Rerum gestarum Saxonicarum“
- Die Ernennung Ottos zum Kaiser auf dem Schlachtfeld
- Die Zeichen des Sieges in Widukinds Darstellung
- Die „göttlichen“ Rahmenbedingungen der Schlacht
- Widukinds Charakteristik der Ungarn
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Lechfeldschlacht 955 ein und erläutert die Bedeutung der Schlacht für die Geschichte des entstehenden Europas. Sie stellt Widukinds „Rerum gestarum Saxonicarum“ als wichtige Quelle für die Zeit der Ottonen vor und skizziert die Ziele der Arbeit.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Geschichtsschreibung Widukinds von Corvey. Es wird auf die Besonderheiten der mittelalterlichen Geschichtsschreibung und die Herausforderungen der Interpretation von Quellen aus dieser Zeit eingegangen. Die Datierung und Schreibmotivation der „Rerum gestarum Saxonicarum“ werden diskutiert, wobei insbesondere die Rolle der Äbtissin Mathilde von Quedlinburg als Adressatin des Werkes hervorgehoben wird.
Das dritte Kapitel widmet sich der Darstellung der Lechfeldschlacht in Widukinds „Rerum gestarum Saxonicarum“. Es werden die Kapitel 30 und 44 bis 49 des Dritten Buches analysiert, um den Ablauf der Schlacht, Widukinds Charakteristik der Ungarn und die Verheißungen des Sieges zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Lechfeldschlacht 955, Widukind von Corvey, „Rerum gestarum Saxonicarum“, Otto I., Ungarn, Kaiserkrönung, Geschichtschreibung, Historiografie, Quellenkritik, mittelalterliche Geschichte, Ottonenzeit.
- Quote paper
- Kerstin Zimmermann (Author), 2009, Die Darstellung der Lechfeldschlacht 955 bei Widukind von Corvey, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148288