Untersuchungsziel der vorliegenden Arbeit ist es zu zeigen, in welchem Verhältnis Kunst und Wirklichkeit in Bertolt Brechts theatertheoretischen Schriften bzw. Gedichten stehen. Als Gegenstand der Analyse dient zum einen "Die Straßenszene: Grundmodell einer Szene des epischen Theaters", ein Essay aus dem Jahr 1940, und zum anderen das Gedicht "Über alltägliches Theater" von 1935.
Bereits Aristoteles befasste sich mit der Problematik, in welchem Maße künstlerische Mittel gerechtfertigt seien, um die Realität abzubilden ohne sie zu verfälschen. Auch Goethe erkannte das Dilemma und der Stückeschreiber Bertolt Brecht selbst führte die Problematik in seinen theoretischen Schriften weiter. Somit hat die Diskussion um den Zusammenhang von Kunst und Wirklichkeit bis heute an Aktualität nicht verloren, was auch die Vielzahl an Sekundärliteratur zu diesem Thema bezeugt.
Eine Analyse kann hier nicht losgelöst von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen durchgeführt werden. Da Brecht als Nachfolger Marx' und Vertreter des Sozialismus die Ansicht vertrat, dass Literatur einen gesellschaftspolitischen Zweck zu erfüllen habe, stehen vor allem inhaltliche Aussagen der Texte im Zentrum des Interesses. An signifikanten Stellen sollen jedoch auch formale Qualitäten unter narratologischer und rhetorischer Perspektive untersucht werden.
Im ersten Kapitel geht es um das Kunstmodell, welches Brecht in den vorliegenden Texten entwirft. Dabei wird analysiert, inwiefern das epische Theater einer Wirkungsästhetik folgt und welche Konsequenzen dieser Funktionswandel auf die Wahl der Kunstmittel hat. Anschließend soll das zweite Kapitel Aufschluss darüber geben, welche Rolle Wirklichkeit in Brechts Texten spielt. Dazu wird auf das Unfallmodell und das didaktische Konzept eingegangen. Am Ende soll die Frage beantwortet sein, in welchem Verhältnis Kunst, Wirklichkeit und im weiteren auch Wissenschaft zueinander stehen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG.
- DAS KUNSTMODELL
- DIE GEBUNDENE ÄSTHETIK.
- DIE TECHNIK DER VERFREMDUNG..
- DAS WIRKLICHKEITSMODELL.
- DER UNFALL ALS GRUNDMODELL DES EPISCHEN THEATERS
- DAS DIDAKTISCHE KONZEPT.
- FAZIT
- LITERATURVERZEICHNIS.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit in Bertolt Brechts theatertheoretischen Schriften. Sie analysiert insbesondere den Essay „Die Straßenszene: Grundmodell einer Szene des epischen Theaters“ (1940) und das Gedicht „Über alltägliches Theater“ (1935), um Brechts Kunstmodell und seine Sicht auf die Rolle der Wirklichkeit im Theater zu beleuchten.
- Brechts Konzept des epischen Theaters und seine Abgrenzung vom klassischen Illusionstheater.
- Die Bedeutung des Unfalls als Grundmodell des epischen Theaters und die damit verbundene Betonung der gesellschaftlichen Wirklichkeit.
- Die didaktische Funktion des epischen Theaters und Brechts Forderung nach einer aktiven und kritischen Auseinandersetzung des Publikums mit den dargestellten Themen.
- Die Verbindung von Kunst, Wirklichkeit und Wissenschaft in Brechts Theatertheorie.
- Die Rolle der Verfremdungstechnik in Brechts epischem Theater.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt das Untersuchungsziel der Arbeit vor, welches darin besteht, das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit in Bertolt Brechts theatertheoretischen Schriften zu analysieren. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf den Essay „Die Straßenszene“ und das Gedicht „Über alltägliches Theater“. Die Einleitung beleuchtet auch die historische und theoretische Relevanz des Themas, indem sie auf die Auseinandersetzung mit Kunst und Wirklichkeit bei Aristoteles, Goethe und Brecht selbst eingeht.
Das Kunstmodell
Dieses Kapitel analysiert Brechts Kunstmodell, welches in den untersuchten Texten zum Ausdruck kommt. Es wird untersucht, inwiefern das epische Theater einer Wirkungsästhetik folgt und welche Konsequenzen dieser Funktionswandel auf die Wahl der Kunstmittel hat. Dabei werden die Überschriften der Texte „Die Straßenszene“ und „Über alltägliches Theater“ als Indikator für Brechts Kunstverständnis interpretiert. Das Kapitel zeigt, wie Brecht das epische Theater vom Illusionstheater des 19. und 20. Jahrhunderts abgrenzt und die Wichtigkeit der gesellschaftlichen Wirkung des Theaters betont.
Das Wirklichkeitsmodell
Dieses Kapitel befasst sich mit Brechts Sicht auf die Rolle der Wirklichkeit im Theater. Es analysiert das Unfallmodell als Grundmodell des epischen Theaters und die damit verbundene Betonung der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Das Kapitel beleuchtet auch das didaktische Konzept des epischen Theaters, welches die aktive und kritische Auseinandersetzung des Publikums mit den dargestellten Themen fordert. Die Verbindung von Kunst, Wirklichkeit und Wissenschaft in Brechts Theatertheorie wird ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselwörter episches Theater, Wirkungsästhetik, Verfremdung, Unfallmodell, Didaktik, Kunst und Wirklichkeit, Gesellschaft, Wissenschaft, Bertolt Brecht.
- Quote paper
- Ines Hermeling (Author), 2005, Das Verhältnis von Kunst und Wirklichkeit in Bertolt Brechts Theatertheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148319