Bis in die Gegenwart wird darüber gestritten, ob aus den Erfahrungen der Militär- und Kriegsgeschichte zeitlose Theorien entwickelt werden können. Bis heute halten sich Auffassungen, dass die Kriegführung zwar eine Kunst sei, die aber weder gelehrt noch gelernt werden könne, sondern angeboren sein müsse. Nach Cyrill Falls kann die Kriegskunst sehr wohl studiert und erlernt werden, indem man sich mit ihren Theorien beschäftigt.
Clausewitz bekennt in der Einführung zu seinem Werk »Vom Kriege«, dass seine Auffassungen vom Kriege die Frucht eines vielseitigen Nachdenkens über die Theorie und Praxis ist. So wird die Theorie nicht abseits der Tatsachen entwickelt, sondern von ihnen abgeleitet: Der Vorgang, in dessen Verlauf militärische Theorien anhand der Analyse von Feldzügen entstehen, unterscheidet sich durchaus nicht von der Entwicklung der Theorien auf den Gebieten anderer Künste und Wissenschaften. Augenscheinlich wird dies in den Werken des Phidias, Raffaels oder Michelangelos, denen zuweilen die Theorie des «Goldenen Schnitts» zugrunde lag, diese aber in ihren Ausdrucksformen nicht einengte.
So hat auch die Kriegführung ihre Theorien. Das grundsätzliche Missverständnis liegt bis heute darin, dass die Theorie Fragen der Praxis durch allgemeine Hinweise zu beantworten versucht. Jede denkbare und erkenntnisleitende Theorie verzichtet nämlich a priori darauf, der Praxis ein starres Gesetz des Handelns vorzuschreiben. Clausewitz interpretiert dieses Phänomen von Theorie und Praxis, von Ziel und Mittel und der Beziehung von Politik und Militär durch eine Analogie aus dem Bereich der Sprache und des Denkens in dem berühmt gewordenen Satz, dass der Krieg »seine eigene Grammatik, aber nicht seine eigene Logik« habe. Rezepte für das jeweilige Handeln konnten deshalb von Clausewitz nicht erwartet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Kriegskunst
- Die Operative Idee
- Feldherr und Vorbild
- Epilog
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Frage, ob aus den Erfahrungen der Militär- und Kriegsgeschichte zeitlose Theorien entwickelt werden können. Er analysiert die Entwicklung von militärischer Theorie und Praxis und stellt die Frage, ob Kriegführung eine Kunst ist, die gelehrt und gelernt werden kann oder ob sie angeboren sein muss.
- Die Entwicklung militärischer Theorien
- Die operative Idee in der Kriegführung
- Die Bedeutung von Kreativität und Innovation in der Kriegskunst
- Die Rolle von Feldherren und ihren Vorbildern
- Der Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auf die Kriegführung
Zusammenfassung der Kapitel
Kriegskunst
Der Text beginnt mit einer Diskussion über die Möglichkeit, zeitlose Theorien aus der Militär- und Kriegsgeschichte zu entwickeln. Er stellt fest, dass die Kriegführung eine Kunst ist, die zwar studiert und erlernt werden kann, aber nicht auf ein starres Gesetz des Handelns reduziert werden kann. Der Text beleuchtet Clausewitz' Sichtweise auf die Beziehung von Theorie und Praxis, Ziel und Mittel sowie Politik und Militär.
Die Operative Idee
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Kardinalproblem aller Feldherren: den Gegner zu besiegen. Der Text analysiert verschiedene operative Ideen, die im Laufe der Geschichte angewandt wurden, von der Idee der Vernichtungsschlacht bis hin zu List und Überraschungsangriffen. Er beleuchtet die Rolle von Risiko und Wagnis in der Kriegführung und zeigt, wie die operative Idee von den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen beeinflusst wird.
Feldherr und Vorbild
Der Text widmet sich der Rolle von Feldherren und ihren Vorbildern. Anhand von Beispielen aus der Antike, der Neuzeit und der Moderne werden die Ideen und Strategien von berühmten Feldherren wie Militades, Themistokles, Friedrich dem Großen und Manstein analysiert. Der Text zeigt, wie Kreativität und Innovation in der Kriegskunst zum Erfolg führen können, aber auch, wie geniiale Menschen von ihren Mitmenschen oft als lästig empfunden werden.
Schlüsselwörter
Militärgeschichte, Kriegskunst, Theorie und Praxis, operative Idee, Feldherr, Vorbild, Kreativität, Innovation, Politik, Gesellschaft, Strategie, Taktik, Antike, Neuzeit, Moderne.
- Arbeit zitieren
- Stefan Erminger (Autor:in), 2008, Über die Kriegskunst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148467