Armut in Deutschland


Vordiplomarbeit, 2007

20 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

0. Einleitung

1. Was ist Armut?

2. Absolute und relative Armut

3. Die Datenquellen
3.1 Das SOEP
3.2 Die EVS
3.3 ALLBUS
3.4 NIEP

4. Theoretische Ansätze
4. 1 Der Ressourcenansatz
4.1.1 Einkommen als Indikator für die Armut
4.2 Der Sozialhilfeansatz
4.3 Der Deprivationsansatz
4.4 Der Lebenslagenansatz
4.5 Der Konsum als Indikator für die Armut

5. Indikatoren für die Messung von Armut

6. Statistisch - ökonometrische Bestimmungen der Armutsgrenze
6.1 Die subjektive Armutsgrenze von Goedhart
6.2 Der indirekte politische Ansatz über Engelkurven
6.3 “ Leyden poverty line “

7. Die Risikogruppen
7.1 Die Alleinerziehenden
7.2 Kinderreiche Familien
7.3 Kinder und Jugendliche
7.4 Die Arbeitslosen
7.5 Ausländer
7.6 Wohnungslose und Obdachlose

8. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Internetquellen

0. Einleitung

Wie ich mit paar Euro am Tag über die Runden komme? Diese Frage stellen sich immer mehr Menschen in Deutschland. Die Statistiken zeigen, dass es sich nicht um ein neues Problem handelt. Vor der zunehmenden Armut in Deutschland warnen die Wissenschaftler schon seit Jahren. Doch hinter diesen Warnungen steht ein anderes Verständnis von Armut. In diesem Sinne sprechen wir kaum von Armut im Sinne von physischer Existenznot, welche wir heute noch in den Ländern der Dritten Welt haben. Denn diese hat in Deutschland mit dem wachsenden Wohlstand seit dem zweiten Weltkrieg mit Sicherheit abgenommen. Deutschland zählt heute zu den fünfzehn reichsten Ländern der Welt. Ein Bürger in Deutschland, der ohne weitere Einkommen von Sozialhilfe leben muss, ist weitaus wohlhabender als die Mehrheit der Bevölkerung der Dritten Welt. Dennoch ist Armut in Deutschland ein zentrales Thema geworden. Was bedeutet der Begriff Armut, wenn er in Bezug auf Deutschland verwendet wird? Was ist Armut? Die vorliegende Hausarbeit soll einen Überblick über gegenwärtig wichtige Definitionen von Armut geben, sowie verschiedene Ansätze zu ihrer Messung beleuchten.

1. Was ist Armut?

Eine allgemeingültige Definition von Armut gibt es nicht. In den letzten Jahren jedoch hat die Forschung theoretische und empirische Beiträge geliefert, die eine Eingrenzung dessen erlauben, was unter Armut zu verstehen ist.[1] Ökonomen sprechen davon, dass Zielerreichung und Bedürfnisbefriedigung durch Güter geschieht, die vom Individuum auf unterschiedliche Art und Weise erlangt werden. Folgt man dieser Auffassung, kann Armut dann als unzureichende Versorgung mit Gütern oder unzureichende Bedürfnisbefriedigung, aber auch als unzureichendes Nutzenniveau und unzureichende Befähigung zum Erreichen individuellen Wohlbefindens verstanden werden.[2] Armut könnte abstrakt als unterprivilegierte Lebenslage bezeichnet werden. Armut ist mehr als die Nichtverfügbarkeit von Geld, mehr als Einkommensarmut, denn es müssen auch soziokulturelle Mangellagen in Betracht gezogen werden.[3]

Die heute gebräuchlichste Armutsdefinition bezieht sich auf die Festlegung des EG-Ministerrates vom 19. Dezember 1984, wonach Einzelpersonen, Familien und Haushalte, “ die über so geringe ( materielle, kulturelle und soziale ) Mittel verfügen , dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in dem Mitgliedstaat, in dem sie leben, als Minimum annehmbar ist”, als arm gelten.[4] Die Definition spricht sich für eine multidimensionale Armutskonzeption aus.[5] Ökonomische und materielle Unterversorgung ist gekoppelt mit der Versagung von allgemein anerkannten Lebenschancen in wesentlichen Bereichen der menschlichen Existenz, mit dem weitgehenden Ausschluss von der Teilnahme am wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellem Leben.[6] Die Definition operiert damit auch für eine relative Armutskonzeption, die nicht nur auf die Sicherung eines physischen Subsistenzminimums, sondern eines soziokulturellen Existenzminimums - im Sinne eines Konzepts relativer Deprivation abstellt.[7] Kontrovers diskutiert wird aber die Frage, ab welchem Grad an Ungleichheit und Unterversorgung Armut beginnt. Was in einer Gesellschaft als “ annehmbares Minimum “ angesehen wird, verändert sich im Laufe der Zeit mit dem Wandel der Lebensverhältnisse in der Gesamtgesellschaft.[8] In ihrem zweiten Armutsbericht von 2004 definiert die Bundesregierung einen Menschen als arm, wenn sein Einkommen unter 60 Prozent des Durchschnittseinkommens liegt. Das Statistische Bundesamt geht in seinem “Datenreport 2006“ ebenfalls von dieser Grenze aus.[9]

2. Absolute und relative Armut

Der Begriff Armut bezeichnet also eine wirtschaftliche Situation, in der es Einzelnen nicht gelingt, sich ihren notwendigen Lebensbedarf aus eigenen Kräften zu sichern. Dabei wird zwischen absoluter und relativer Armut unterschieden. Von absoluter Armut wird gesprochen, wenn Menschen einen Mangel ihrer primären Bedürfnisse, zu welchen Nahrung, Obdach, Kleidung und Gesundheitsfürsorge gehören, erleiden. Von absoluter Armut betroffen zu sein, führt bei längerer Dauer dieses Zustands zu schweren physischen Beeinträchtigungen und letztlich zum Tod, der durch Verhungern, Erfrieren und unbehandelte Krankheiten hervorgerufen werden kann.[10] In Deutschland ist das Problem der absoluten Armut kein generelles Problem. In Einzelfällen kann soziale Not aber auch bei uns bspw. zum Erfrieren von Wohnungslosen auf der Strasse führen. Wenn man von Armut in Deutschland spricht, denkt man aber an die relative Armut. Sie drückt sich weniger in Form von existenz - bedrohenden Mangels aus als in Form eines niedrigen Lebensstandards. Der relative Armutsbegriff impliziert also nicht lediglich die ökonomische Situation des Menschen, sondern auch dessen soziale und kulturelle Lage, wie z.B. Wohnbedingungen und soziale Netzwerke.

3. Die Datenquellen

Die deutsche Armutsforschung verwendet im Wesentlichen die folgenden Datenquellen.

3.1 Das SOEP

Das sozio-ökonomische Panel, eine jährliche Befragung von allen Personen ab 16 Jahren in repräsentativ ausgewählten Haushalten, wird seit 1984 durchgeführt und enthält alle für eine Armutsuntersuchung wichtige Merkmale.[11] Im SOEP sind vor allem das Arbeitsmarktverhalten und die Einkommensquellen gut abgebildet, weil auch Informationen für jedes Haushaltsmitglied über 16 Jahre abgefragt werden. Ein Nachteil des SOEP besteht darin, dass aufgrund des beschränkten Stichprobenumfangs eine differenzierte Analyse von Teilgruppen nur partiell möglich ist. In SOEP fehlen außerdem Angaben zur Einkommensverwendung und zum Lebensstandard des Haushalts.[12] Der wesentliche Vorzug des SOEP ist die intensive und offensichtlich erfolgreiche Bemühung um eine weitgehende Repräsentation der ausländischen Bevölkerung.[13]

3.2 Die EVS

Bezogen auf die Defizitbereiche des SOEP kann auf die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe des statistischen Bundesamtes ausgewichen werden. Die EVS wird alle fünf Jahre durchgeführt, dann aber mit 70.000 Haushalten.

3.3 ALLBUS

Die Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften ist eine Umfrageserie, die seit 1980 in Deutschland in zweijährigem Abstand durchgeführt wird; im Zentrum stehen Einstellungen, Verhaltensweisen und Sozialstruktur der deutschen Bevölkerung. Dabei wird in persönlichen Interviews ein repräsentativer Querschnitt der bundesdeutschen Bevölkerung befragt.[14] Selbstbewertungen sind jedoch ungeeignet, um einen gesellschaftlich akzeptablen Armutsstandard zu bestimmen, da eine individuelle Bewertung nur sehr selten mit einer gesellschaftlich repräsentativen übereinstimmen dürfte.[15]

3.4 NIEP

Niedrigeinkommens- Panel erfasst rund 2000 Haushalte im unteren Einkommensbereich. In diesem Panel erfolgt alle sechs Monate eine Wiederholungsbefragung der gleichen Haushalte aus dem Bereich der untersten 20 % der Einkommensverteilung.[16] Die Erhebung soll Informationen über den Verlauf dynamischer Prozesse der Armuts-entstehung und -überwindung liefern, die in dieser Form bisher nicht zur Verfügung stehen, und damit die Grundlage für gezielte präventive und reaktive Maßnahmen zur Vermeidung und Bekämpfung von Armut und Sozialhilfeabhängigkeit schaffen.[17]

[...]


[1] Adamy / Steffen, Abseits des Wohlstands, S.7

[2] vgl. Hatzius / Markgraf , Konzepte der Armutsmessung, S.3

[3] vgl. Eckardt Thomas, Arm in Deutschland, S. 27

[4] Butterwege / Holm / Zander , Armut und Kindheit , S.17

[5] Glatzer / Habicht / Mayer, Sozialer Wandel und gesellschaftliche Dauerbeobachtung, S.164

[6] Geißler Rainer , Die Sozialstruktur Deutschlands , S.202

[7] Glatzer / Habicht / Mayer, Sozialer Wandel und gesellschaftliche Dauerbeobachtung, S.164

[8] Geißler Rainer , Sozialstruktur Deutschlands , S. 181

[9] www.tagesschau.de/ von Sabine Klein/ 20.10.2006/ 11.30

[10] Hübinger Werner, Präkerer Wohlstand, S.56

[11] Hübinger Werner, Präkerer Wohlstnad, S.119

[12] vgl. Sell Stefan , Armut als Herausforderung, S.17

[13] www.diw.de/ SOEP/ Nichtinanspruchnahme zustehender Sozialhilfe / 09.11.06/ 14.30

[14] www.xxx- Lebenslageansatz S. 91

[15] Volkert Jürgen, Armut und Reichtum an Verwirklichungschancen, S.74

[16] Sell Stefan, S.18

[17] www.diw.de/ SOEP/ Nichtinanspruchnahme zustehender Sozialhilfe/ 09.11.06 / 14.30

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Armut in Deutschland
Hochschule
Philipps-Universität Marburg
Note
2,3
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V148651
ISBN (eBook)
9783640603114
ISBN (Buch)
9783640603428
Dateigröße
539 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Armut, Deutschland
Arbeit zitieren
Anonym, 2007, Armut in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148651

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