Augustus - Triumvirat und Proskriptionen 43-42 v. Chr


Seminararbeit, 2002

18 Seiten, Note: 1 - 2

Anonym


Leseprobe


Inhalt

I. Einleitung

II. Triumvirat und Prokriptionen 43-42 v.Chr.
Das Triumvirat (von Dirk Thomaschke)
Die Proskriptionen (von Jochen Stahnke)

III. Schlussbetrachtung

IV. Quellen- und Literaturverzeichnis

I. Einleitung

Das sogenannte zweite Triumvirat steht am Übergang zwischen der Römischen Republik und der Kaiserzeit. Anderthalb Jahre nach der Ermordung Cäsars an den Iden des März 44 v.Chr. fanden sich die Cäsarianer Antonius und Lepidus, sowie der Adoptivsohn des Diktators zu diesem Bündnis zusammen. Währenddessen hatten sich die in den Ostteil des Reiches geflüchteten Cäsarmörder unter Führung von Brutus und Cassius eine feste Machtbasis geschaffen.

Ausgehend von der Hypothese, dass die Beseitigung dieser Caesarmörder als Anlass zur Triumviratsbegründung ausgegeben wurde, wird sich diese Arbeit mit der Frage beschäftigen, inwiefern diese propagandistische Rechtfertigung der Triumviratsbegründung im Charakter des Bündnisses umgesetzt wurde, wie sie aussah, und wie sich die tatsächlichen Machtbefugnisse darstellten. Eingeleitet durch einige Gedanken zu Ort und Modalitäten der Verhandlungen über die Gründung des Bündnisses wird von Dirk Thomaschke zunächst der formalrechtliche Charakter des Triumvirats untersucht. Da dieser in den Quellen stark vernachlässigt und teilweise widersprüchlich behandelt wird, sind die Kompetenzen der Triumvirn umstritten. Im Abschnitt zur Gesetzgebung wird die hieraus entstandene Forschungskontroverse eingehender beleuchtet. Der Beschluss der Proskriptionen soll im zweiten Teil von Jochen Stahnke gesondert betrachtet werden. So wird hier die propagandistische Rechtfertigung ermittelt. Ferner soll untersucht werden, ob die Proskriptionen notwendig waren, um die Machtbefugnisse der Triumvirn zu festigen und zu sichern.

Die Quellenlage stellt sich für die behandelte Zeit folgendermaßen dar:

Zeitgenössische Darstellungen fehlen fast völlig. Hauptquellen sind die Geschichtsschreibungen des Appian, der unter anderem ein vollständiges Proskriptionsedikt liefert, und des Cassius Dio aus der hohen Kaiserzeit. Auch die Biographien von Sueton über Augustus und Plutarchs Berichte über Cicero, Antonius und Brutus liefern wertvolle Hinweise. Eine wichtige Rolle spielen einige erhaltene Inschriften, so die Selbstdarstellung des Augustus, die res gestae. Zu nennen sind auch die Fasti Colotiani zum Jahre 43 v.Chr. und die erst 1982 publizierten Inschriften aus Aphrodisias. Ferner gibt auch die Inschrift auf der Silberschale von Annecy wertvolle Hinweise im Hinblick auf die Echtheit des Proskriptionsedikts, die in der Forschung nicht einheitlich bestätigt wird.

Die neuere Forschung scheidet sich auch an der Frage, ob das Triumvirat eine außerordentliche, über der Verfassung stehende Gewalt sei, oder seine Macht nur mehr aus dem Militär und nicht aus überragenden Kompetenzen ziehe. Uneinigkeit herrscht auch über die Bedeutung des finanziellen Charakters der Proskriptionen.

Das Triumvirat (von Dirk Thomaschke)

Es folgen zu Beginn einige Überlegungen zum Ort der Absprachen zwischen Lepidus, Antonius und Octavian bezüglich der Triumviratsbegründung: Einigkeit herrscht in den Quellen, dass es sich um eine Insel handelt.[1] Laut Cassius Dio liegt diese in einem Fluß, der an Bologna vorbeizieht. Das ist der Rhenus.[2] Appian nennt allerdings den Lavinius, der näher zu Mutina liegt. Für T.R. Holmes ergibt sich aus der Tatsache, dass Brückenverbindungen vorhanden seien, dass die Insel auf der Via Aemilia liege.[3]

Die aus Gallien heranrückenden Antonius und Lepidus sowie Octavian postierten sich mit jeweils fünf Legionen - aus ihren mitgeführten größeren Heeren[4] - in der Nähe des Flusses[5]. Mit dreihundert Soldaten näherten sie sich den Übergängen zur Insel.[6] Dies legt nahe, dass bereits Absprachen darüber im Vorfeld getroffen wurden.[7] Lepidus allein ging voran um die Insel auf einen Hinterhalt zu untersuchen. Nachdem er nicht fündig geworden war, gab er Antonius und Octavian Zeichen. Diese ließen ihre Soldaten zurück und begaben sich auf die Insel an einen Verhandlungsort, der von beiden Ufern des Flusses einsehbar war.[8] Bevor die Verhandlungen begannen, untersuchten sie sich noch gegenseitig auf versteckte Waffen.[9] Die Verhandlungen dauerten drei Tage.[10]

Octavian nahm dabei die Position in der Mitte ein, da er Konsul war.[11] Tatsächlich habe aber Antonius die mächtigste Stellung in dem Bündnis inne gehabt.[12] Bei Florus ist sogar zu lesen, dass Octavian durch Antonius und Lepidus gezwungen worden sei dem Triumvirat beizutreten.[13] Und entspricht die Aussage Senecas, dass Antonius dem Octavian die Proskriptionen zum Abendessen diktiert habe[14], der Wahrheit, ist auch dies ein klares Indiz für die Kräfteverhältnisse. Antonius und Lepidus hatten zumindest eine militärische Überlegenheit gegenüber Octavian vorzuweisen, doch wäre es schwer gewesen diese zu einem Kampf gegen Octavians Truppen zu bewegen.[15] Die in der Forschung einhellig verbreitete Meinung ist, dass das Übergewicht Antonius an der Qualität der ihm zugewiesenen Provinzen klar zu erkennen sei (s.u.).[16] Lepidus habe hauptsächlich nur eine Mittlerfunktion,[17] doch seine enge Verbindung zu Antonius stärke diesen.[18]

Die drei Männer trafen nun folgende Absprachen in der Nähe Bononias:

Sie kamen überein ein neues Amt für sich zu gründen[19] Um dieses mit Antonius und Lepidus bekleiden zu können sollte Octavian sein Konsulat des Jahres 43 zu Gunsten des Ventidius niederlegen.[20] Das neue Amt trug den Titel triumviratus rei publicae constituendae.[21] Die Bezeichnung Diktatur wurde vermieden, da ein Gesetz des Antonius aus dem Vorjahr diese abgeschafft hatte.[22] Der Zusatz rei publicae constituendae war von Sulla her bekannt. Er war zwar nicht in der Titulatur der sullanischen Diktatur verankert, aber als deren Zweck-bestimmung benannt.[23]

Das Ziel der Triumviratsgründung sei laut Dio die Erringung einer Alleinherrschaft der Männer über den Staat gewesen. Damit wollte sich aber keiner von ihnen begnügen, denn jeder der drei habe letztendlich alleine die gesamte Macht angestrebt.[24] Auch Appian schreibt die Triumvirn teilten die Herrschaft über die Römer unter sich auf.[25] Die Rache an den Cäsarmördern als Antrieb zum Bündnis taucht explizit bei Velleius Paterculus und bei Florus auf.[26]

Zum formalen Charakter des Amtes und seiner Macht sagen die Quellen folgendes aus: Nach Appian haben die Triumvirn eine den Konsuln gleiche potestas, Sueton spricht nur von einer potestas und Seneca von einer triumviralis potestas.[27]

Nun zu den Kompetenzen, die das Amt des Triumvirn ausmachen:

Ältere und neuere Forschung widersprechen sich sehr wesentlich in dem Punkt, was für ein Gesetzgebungsrecht die Triumvirn für sich vereinbarten und welches ihnen durch die lex Titia zugesprochen wurde. Mommsen entwickelte im vorletzten Jahrhundert die Idee vom Triumvirat als einer außerordentlichen, konstituierenden Gewalt, deren Charakter die Schrankenlosigkeit ihrer Macht ausmache; auch was die Gesetzgebung anbelangt.[28] In dieser Tradition steht auch Fadinger, der den Triumvirn ebenfalls ein diskretionäres Gesetzgebungsrecht zugesteht.[29] Er bezieht sich hier, wie auch Mommsen, auf die Überlieferung Cassius Dios: Die Triumvirn wollten sich unter der Voraussetzung wählen lassen, dass sie Gesetze erlassen könnten, ohne Senat und Volk davon zu unterrichten.[30]

Ihm widerspricht Bringmann, der Cassius Dios Überlieferung die Glaubhaftigkeit bezüglich der Verfahrensweisen der Gesetzgebung unter der Triumvirn abspricht. Es ginge Cassius Dio nicht um die Darstellung von Kompetenzen, sondern nur darum zu zeigen, dass während des Triumvirats nichts gegen den Willen der Triumvirn geschehen sei.[31] Bringmann orientiert sich wie Bleicken an Appians Aussage, die Triumvirn hätten konsularische Amtsgewalt besessen[32], und spricht den Triumvirn ein prokonsularisches Imperium in Italien und Rom zu.[33] Bringmann führt als weiteren Hinweis dafür, dass die Triumvirn ein auf den Bereich domi ausgedehntes promagistratisches Imperium hatten, eine Inschrift aus Aphrodisias an, der er entnimmt, dass den Triumvirn als Promagistraten ausdrücklich das Recht zugesprochen worden sei mit dem Senat zu verhandeln.[34] Der Forschung vor 1982 stand dieses Dokument noch nicht zur Verfügung.

Bleicken merkt an, dass aus dem erläuternden Charakter des Zusatzes zur konsularischen potestas der Triumvirn bei Appian (die Griechen hätten die Triumvirn als Harmosten bezeichnet[35] ) abzuleiten ist, dass das Triumvirat kein dem Konsulat gleichartiges Amt sei, aber die potestas beider Ämter vergleichbar sei.[36] Er kommt zu dem Schluß, dass das Triumvirat „keine außerordentliche, über alle anderen Institutionen gesetzte Sondergewalt war.“ (S.59), ihre Gewalt aber in Hinblick auf die Beseitigung der Cäsarmörder von der Interzession befreit gewesen sei.[37]

[...]


[1] App. b. c. 4, 2; Dio 46, 55, 1; Plut. Cic. 46.

[2] Plinius n.h. 16, 161.

[3] Genauere Überlegungen zur Lage des Verhandlungsortes findet man in: T.R. Holmes, The Architect of the Roman Empire, Oxford 1928, S.216 und in: RE IA, 1, Rhenus 732.

[4] Dio 46, 54, 1. 3; Vgl.Helga Botermann, Die Soldaten und die römische Politik in der Zeit von Caesars Tod bis zur Begründung des Zweiten Triumvirats, München 1968, S.163.

[5] App. b. c. 4, 2.

[6] Dio 46, 55, 1; App. b. c. 4, 2; Während Appian nur von Begleitern spricht, ist bei Dio von Soldaten die Rede.

[7] Vgl. Helga Botermann; In den Quellen finden sich einige Stellen, die eine vorherige Kontaktaufnahme der Triumvirn belegen: Vell. Pat. 2, 65, 1; App. b. c. 3, 96; Dio 46, 41, 5. 46, 41, 1. 46, 43, 6.

[8] App. b. c. 4, 2.

[9] Diesen bei Cassius Dio zu finden Zusatz hält Jochen Bleicken für wenig wahrscheinlich. Vgl. Jochen Bleicken, Augustus, S.138.

[10] Plut. Ant. 19; Bei Appian b. c. 4, 2: zwei Tage und zwei Nächte.

[11] App. b. c. 4, 2.

[12] Plinius n. h. 7, 148.

[13] Florus 2, 16, 2.

[14] Seneca d. c. 1, 9, 3.

[15] Genaue Angaben zu Truppenstärke und –qualität finden sich bei Helga Botermann, S.181-204, Schwierigkeiten die Soldaten zum Kampf gegen Octavian zu bewegen S.160f.

[16] Vgl. Bengtson, Augustus, S.29; Kienast S.38.

[17] Kienast S.37; Gotter S.193; Bengtson, Antonius, S.119.

[18] Kienast a.a.O.; ; Auch Bleicken betont seine Abhängigkeit von Antonius, vgl. Bleicken, Augustus, S.137.

[19] App. b. c. 4, 2. 4, 7; Sueton Aug. 26, 1: novi generis.

[20] Ventidius war ein enger Vertrauter von Antonius. Seine Einsetzung in das Konsulat dokumentiere die überlegene Machtstellung des Antonius. Botermann, S.163.

[21] Einen Überblick über die mannigfaltigen Belege zu diesem Namen gibt Bleicken. Triumvirat S.11-12.

[22] App. b. c. 4, 2; angedeutet auch bei Dio 47, 15, 4.

[23] Mommsen S.703; Vgl. Fadinger S.32; Im Proskriptionsedikt von Appian beziehen sich die Triumvirn auch auf Sulla. 4, 10.

[24] Dio 46, 55, 2. 47, 1, 1; Dio sieht Paralellen zu Caesars Diktatur 47, 15, 4; Auch Bengtson wählt den Begriff „Diktatur von drei Männern“. Antonius, S.120; Kienast pflichtet ihm hier bei. S.37; Ebenso Bleicken: „pluralisierte Diktatur“ S.138.

[25] App. b. c. 4, 3.

[26] Vell. Pat. 2, 65, 1; Florus 2, 16, 2; Weitere Betrachtungen, auch der Forschung, finden sich in Anmerkung 51.

[27] App. b. c. 4, 2; Sueton Aug. 27, 3; Seneca dial. 11, 16, 1; Zur neueren Forschungsdiskussion über die Amtsgewalt siehe unten.

[28] Mommsen S.702ff., Gesetzgebung insb. S.724.

[29] Volker Fadinger, S.34.

[30] Dio 46, 55, 3; auch 47, 15, 4 kann in diesem Sinne verstanden werden.

[31] Bringmann, S.29.

[32] App. b. c. 4,2.

[33] Bringmann, S.34.

[34] Ebd. S.33; Reynolds, Document No.8, 9; Auch Bleicken behandelt diese Inschrift in ähnlichem Sinne. Triumvirat, S.48.

[35] App. b. c. 4, 2.

[36] Bleicken, Triumvirat, S.37.

[37] Ebd. S.58-59.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Augustus - Triumvirat und Proskriptionen 43-42 v. Chr
Hochschule
Universität Hamburg  (Institut für alte Geschichte)
Veranstaltung
Proseminar Antike
Note
1 - 2
Jahr
2002
Seiten
18
Katalognummer
V14871
ISBN (eBook)
9783638201599
Dateigröße
463 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Diese Arbeit beinhaltet ein sehr ausführliches Quellen- und Literaturverzeichnis: ca. 30 Titel zur römischen Geschichte der Zeit Augustus/Octavians - sehr dichter Text
Schlagworte
Augustus, Triumvirat, Proskriptionen, Proseminar, Antike
Arbeit zitieren
Anonym, 2002, Augustus - Triumvirat und Proskriptionen 43-42 v. Chr, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14871

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