Historische Bildung schult die Fähigkeit zur Analyse nicht nur der
Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart. Daher ist es wichtig, das
negative Erbe der letzten Jahre in diesem Bereich zu überwinden.1
Referring to the Soviet-era schoolbooks, a famous Russian historian professed,
"I can give you my assurance that there is not a single page without a
falsification. It is immoral for young people to take exams on such textbooks.2
Diese beiden Zitate verdeutlichen die Problematik, mit der sich diese Hausarbeit
beschäftigt. Die Aufarbeitung und die Bewältigung der Vergangenheit stellen einen
langen und vielschichtigen Prozess dar. Ich bin überzeugt, dass der Geschichtsunterricht
eine wichtige Rolle in diesem einnimmt: Denn er fragt nicht nur nach der
Vergangenheit, sondern in Verbindung mit dieser auch nach gegenwärtiger Identität,
nach der Legitimation der neuen Ordnung3, und dies in einer Generation, die künftig die
Gesellschaft prägt.
Wie wird mit der sowjetischen Vergangenheit Russlands im Geschichtsunterricht
umgegangen? Mit welchen Mitteln wird gelehrt? Wer lehrt überhaupt? Wurde aus dem
Verzicht auf die ideologische Färbung des Unterrichts eine objektive, wahrheitsgetreue
Betrachtung des Geschehenen? Welche Ziele strebt der Geschichtsunterricht in
Russland an? Während meiner Beschäftigung mit dieser Thematik warfen sich viele
Fragen auf, diese sind nur ein Bruchteil. Und je intensiver sich die Fragen stellten, desto
schwieriger erschien es mir passende Antworten zu finden.
Im Folgenden möchte ich versuchen, einen Überblick über die mir am bedeutendsten
erscheinenden Reformen und Zielsetzungen in der historischen Bildung in Russland zu
geben. Diese möchte ich im Hinblick auf die Fragestellung des Seminars untersuchen:
Inwiefern wird ein Bruch mit der Vergangenheit im Schulunterricht deutlich? Und
welche Probleme verhindern diesen Bruch womöglich? Ist der Geschichtsunterricht Ort
aktiver Vergangenheitsbewältigung?
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Überblick: Vom sowjetischen zum postsowjetischen Geschichtsunterricht
- II.1. Geschichtsunterricht in der Sowjetunion
- II.2. Die Auswirkungen der Perestroika auf den Geschichtsunterricht
- II.3. Post- sowjetischer Geschichtsunterrichtsunterricht
- III. Ausgewählte Beispiele zur Charakterisierung des postsowjetischen
Geschichtsunterrichts in Russland und die Auseinandersetzung mit der
Vergangenheit
- III.1. Schulbücher
- III.2. Wer lehrt?
- III.3. Die Frage nach Opfern und Tätern
- III.4. Aktuelle Bildungspolitik in Russland
- IIII. Schluss
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Entwicklung des Geschichtsunterrichts in Russland vom sowjetischen zum postsowjetischen System. Sie untersucht, wie die sowjetische Vergangenheit im Geschichtsunterricht aufgearbeitet wird und welche Herausforderungen die Vergangenheitsbewältigung im Kontext der neuen politischen Ordnung mit sich bringt.
- Die Rolle des Geschichtsunterrichts in der Vergangenheitsbewältigung
- Die Auswirkungen der Perestroika auf den Geschichtsunterricht
- Die Herausforderungen der De-Ideologisierung des Geschichtsunterrichts
- Die Frage nach der Objektivität und Wahrheitsgetreue der historischen Darstellung
- Die Rolle von Schulbüchern und Lehrkräften in der Vermittlung der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik der Vergangenheitsbewältigung im Geschichtsunterricht in Russland dar und erläutert die Relevanz des Themas. Sie führt die zentralen Fragen der Hausarbeit ein, die im weiteren Verlauf untersucht werden.
Der zweite Teil der Hausarbeit gibt einen Überblick über die Entwicklung des Geschichtsunterrichts in Russland vom sowjetischen zum postsowjetischen System. Er beschreibt die ideologische Rolle des Geschichtsunterrichts in der Sowjetunion und die Auswirkungen der Perestroika auf die historische Bildung. Der Abschnitt beleuchtet die Herausforderungen der De-Ideologisierung des Geschichtsunterrichts und die Schwierigkeiten, eine objektive und wahrheitsgetreue Darstellung der Vergangenheit zu erreichen.
Der dritte Teil der Hausarbeit analysiert ausgewählte Beispiele zur Charakterisierung des postsowjetischen Geschichtsunterrichts in Russland. Er untersucht die Rolle von Schulbüchern, Lehrkräften und der aktuellen Bildungspolitik in der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Der Abschnitt beleuchtet die Frage nach Opfern und Tätern und die Herausforderungen der Vergangenheitsbewältigung im Kontext der neuen politischen Ordnung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Geschichtsunterricht in Russland, die sowjetische Vergangenheit, die Vergangenheitsbewältigung, die Perestroika, die De-Ideologisierung, Schulbücher, Lehrkräfte, Bildungspolitik, Opfer und Täter. Der Text beleuchtet die Herausforderungen der Vermittlung einer objektiven und wahrheitsgetreuen Darstellung der Geschichte im Kontext der neuen politischen Ordnung in Russland.
- Arbeit zitieren
- Sarah Pfeffer (Autor:in), 2006, Russland und die sozialistische Vergangenheit: Vergangenheitsbewältigung im Geschichtsunterricht?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148725