Der Kulturwissenschaftler Benedict Anderson hat in seinem Werk „Die Erfindung der Nation - zur Karriere eines folgenreichen Konzeptes“ die Entstehung des Nationalismus mit dem Aufkommen des Buchdruckes und der Durchsetzung der einzelnen Landessprachen Europas gegenüber dem Lateinischen in Verbindung gebracht. Auch sieht Anderson die Wurzeln des Nationalismus in den vergangenen Dynastien Europas. Die Verbreitung der einzelnen Landessprachen in Europa fand vor allem im 16. und 17. Jahrhundert statt. In Deutschland lässt sich die Durchsetzung der Landessprache Deutsch gegenüber dem Lateinischen mit der Reformation in Verbindung bringen. Martin Luther hatte seine Thesen im Jahre 1517 in deutscher Sprache an die Kirchentür von Wittenberg genagelt. An dem Beispiel Martin Luthers lässt sich, durch die Verbindung von Buchdruck und der Durchsetzung der Landessprachen, der Beginn nationalen Denkens veranschaulichen. Durch den Buchdruck gelang es, eine größere Zahl von Lesern zu erreichen und durch das Drucken von Büchern in den jeweiligen Landessprachen konnten noch weitere Leser, und damit auch potentielle Buchkäufer, erreicht werden. Literatur wurde damit zugänglicher gemacht, da nun auch Frauen und Menschen von niedrigem Bildungsstand, welche in vielen Fällen dem bis dahin vorherrschenden Lateinischen nicht mächtig waren, in die Lage versetzt wurden Bücher zu lesen. Auf diesem Wege wurde nicht nur die Bildung eines nationalen Denkens, aufgrund der gemeinsamen Sprache, gefördert, sondern auch der gesamte Propagandakrieg zwischen der katholischen Kirche und dem neuen Protestantismus ausgetragen. [...]
Wie man verschiedenen Quellen entnehmen kann, zeichnet sich die Moderne durch ihre Differenzierung und ihre daraus resultierende Abgegrenztheit aus. Das bedeutet, dass die verschiedenen Lebensbereiche, die in früheren Gesellschaften noch mehr oder weniger gemeinsam betrachtet worden sind, innerhalb der Moderne klar von einander getrennt behandelt werden. Als Beispiel sei hier nur die Trennung von Politik und Religion in so genannten modernen Gesellschaften, oder die sich immer mehr in Teildisziplinen getrennte Wissenschaft, zu nennen. „Die Anerkennung dieser Differenzen setzt Modernismus gleich mit gutem Geschmack.“ [...]
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- EINFÜHRUNG IN DIE TERMINOLOGIE
- NATION UND NATIONALISMUS
- MERKMALE UND UNTERSCHIEDE VON MODERNE UND POSTMODERNE.
- DER UMGANG MIT DIFFERENZ INNERHALB NATIONALER DENKMUSTER
- FAZIT ODER „DIE FUBBALLNATION“.
- QUELLENANGABEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit den Problemen des Nationalismus in der Postmoderne. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung des Nationalismus und untersucht, wie sich nationale Denkmuster im Umgang mit Differenz, insbesondere im Kontext von Multikulturalismus und Globalisierung, manifestieren.
- Die Entstehung und Entwicklung des Nationalismus
- Die Rolle der Sprache und des Buchdrucks in der Bildung nationaler Identitäten
- Der Wandel von dynastischen Herrschaftssystemen zum Nationalstaat
- Der Umgang mit Differenz in nationalen Kulturen
- Die Herausforderungen des Nationalismus in der Postmoderne
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Nationalismus in der Postmoderne ein und stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Nationalismus und die Bedeutung von Sprache und Buchdruck für die Entstehung nationaler Identitäten.
Das Kapitel „Einführung in die Terminologie“ definiert die Begriffe Nation und Nationalismus und beleuchtet die Unterschiede zwischen Moderne und Postmoderne. Es analysiert die Entstehung des Nationalismus im Kontext der europäischen Geschichte und die Rolle von Dynastien und religiösen Denkweisen.
Das Kapitel „Der Umgang mit Differenz innerhalb nationaler Denkmuster“ untersucht, wie nationale Kulturen mit dem Fremden umgehen und welche Herausforderungen sich aus der Begegnung mit anderen Kulturen ergeben. Es beleuchtet die Bedeutung von kultureller Identität und ethnischer Integrität in der Postmoderne.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Nationalismus, die Postmoderne, Differenz, kulturelle Identität, ethnische Integrität, Multikulturalismus, Globalisierung, Sprache, Buchdruck, Dynastien, religiöse Denkweisen, nationale Denkmuster, Umgang mit dem Fremden, Herausforderungen des Nationalismus.
- Arbeit zitieren
- Ralf Beckendorf (Autor:in), 2006, Nation und Differenz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148801