Hausarbeit - Umfang und Anforderungen


Fachbuch, 2010

52 Seiten


Leseprobe


Inhalt

A. Der Umfang von Hausarbeit
1. Was ist – grundsätzlich – Hausarbeit?
2. Konkrete Hausarbeitsaktivitäten
2.1. Einkauf (Beschaffung)
2.2. Bevorratung
2.3. Nahrungszubereitung
2.4. Geschirr-Reinigung
2.5. Wohnungsreinigung
2.6. Wäsche- und Kleiderreinigung
2.7. Kinderbetreuung
2.8. Krankenpflege, Altenpflege
2.9. Gartenarbeit
2.10. Reparaturarbeiten
2.11. Besorgungen
2.12. Sonstige Hausarbeit
2.13. Haushaltsführung
2.14. Arbeiten für andere Haushalte
3. Andere, nicht-hauswirtschaftliche Aktivitäten im Haushalt
3.1. Persönliche Zeit
3.2. (Gemeinsame) Essenszeiten
3.3. Weiterbildung

B. Anforderungen durch Hausarbeit
1. Belastungen durch Hausarbeit
2. Analytische Beschreibung einiger einzelner Arbeitsaufgaben
2.1. Arbeitsablauf 1:
2.2. Arbeitsablauf 2:
2.3. Arbeitsablauf 3:
3. Belastung bei den einzelnen Arbeitsschritten - Beispiel
4. Summarische Beschreibung einiger Tätigkeiten in der Hauswirtschaft

Wien 2010
Korrespondenzanschrift:

Univ. Prof. Ing. Mag. Dr. Karl Kollmann,

Institut für Technologie und nachhaltiges Produktmanagement
Wirtschaftsuniversität Wien, Augasse 2-6, 1090 Wien, Österreich

A. Der Umfang von Hausarbeit

1. Was ist – grundsätzlich – Hausarbeit?

Hausarbeit ist in erster Linie haushaltsbezogene, also auf die Mitglieder des Haushalts abgestellte, damit personenorientierte und meist persönliche, produktive (innerhalb des Haushalts, autonom von Außenbeziehungen, wertschaffende) Arbeit.
Diese wohlfahrtssteigernde Leistung läßt sich ganz gut durch das Kriterium der Dritten Person sichtbar machen.[1]

Dazu gehören alle Aktivitäten innerhalb des Haushalts, die einen Mehrwert schaffen, ohne jedoch familiäre Beziehungen zur notwendigen Grundlage zu haben.

Also etwa die Herstellung (das unmittelbare Konsumfähigmachen) von Nahrungsmitteln, genauso wie die Instandhaltung von (meist gekaufter, heute meist seltener selbst erzeugter) Bekleidung, das Sauberhalten der (gekauften, gemieteten oder selbst errichteten) Wohnung, die Selbstausführung von Reparaturen bei der Haus(halts)technik oder in der Wohnung, das notwendige (sozial 'vorgeschriebene' oder subjektiv gewollte) Betreuen von Kindern, oder eines erkrankten Familienmitglieds, die Eigenproduktion von Nahrungsmitteln (z.B. das Ernten von Obst im Frühherbst aus dem Hausgarten, oder das Herstellen von Marmelade aus selbstgezogenem Obst) usw.

Differenzierungsprobleme

Hausarbeit überlappt sich allerdings recht nachhaltig mit anderen Aktivitätsbereichen im Haushalt, wie bspw. der Freizeitgestaltung innerhalb der Familie, persönlichen Aktivitäten und mitunter auch erwerbswirtschaftlichen Zeitaufwendungen.

Darüberhinaus werden bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten oft mehrere verschiedene Arbeiten gleichzeitig durchgeführt bzw. überwacht, etwa die Betreuung der Kinder bei den Hausaufgaben und gleichzeitiges Kochen, dabei Planung des Speisezettels für die nächste Woche.

Dies hat Auswirkungen insbes. auch für eine analytisch saubere Erfassung dieser eigenwirtschaftlichen Aktivitäten.

Nicht nur für eine großflächige, gesamtwirtschaftliche Bewertung, sondern auch z.B. für eine konkrete Haushaltsanalyse ergeben sich hier eine Reihe von Schwierigkeiten.

Wieviel ist z.B. in einem bestimmten Hausarbeitsbereich von an sich uneffizientem (bezogen jetzt nur auf den unmittelbaren hauswirtschaftlichen, den ökonomischen Aspekt), jedoch vielleicht subjektiv (für die soziale Einheit Familie bzw. die soziale Haushaltsgruppe) wichtigen, auch von der betroffenen Person für wichtig erachtetem, zeitlichem Mehraufwand enthalten?

Mit aanderen Worten: Wenn eine Frau vergleichsweise hohe Zeitaufwendungen für Arbeitsbereiche wie Nahrungszubereitung benötigt, da Kochen für sie auch den Charakter eines Hobbies oder einer erfüllenden Tätigkeit hat ("mit Liebe kochen"), - wo sollten oder könnten da sinnvolle Abgrenzungen gezogen werden, denn bei einer weniger zeitaufwendigen, weniger kulinarischen Nahrungszubereitung wäre die hauswirtschaftliche Zeiterfordernis bei weitem geringer?

Diese Abgrenzungsschwierigkeiten betreffen in besonderem Maß auch den Bereich der Kinderbetreuung und den der persönlichen Identität, bspw. den Bereich der "Gartenarbeit" oder von DIY-(Do-It-Yourself) Aktivitäten. Wo ist hier etwa eine Trennlinie zwischen Subsistenzaktivitäten und persönlicher Vorliebe, einem Hobby zu ziehen ?

Zweifellos ergeben sich hier etliche methodisch/analytische Probleme - insbesondere für globale Analysen. Also für umfassende, großflächige Erhebungen, Befragungen usw., die das Ziel haben, soziale oder gesamtwirtschaftliche Strukturen besser herauszuarbeiten (bspw. die Frage der Wertschöpfung in den Haushalten).

Bei individuellen Haushaltsanalysen, wie sie im Rahmen der Haushaltsberatung vorgenommen werden, lassen sich hier natürlich meist wesentlich bessere Abgrenzungen treffen.

Nicht so problematisch ist die Abgrenzung hauswirtschaftlicher Aktivitäten bei den Sozialbeziehungen nach aussen, oder bei Freizeitaktivitäten, insbesondere bei örtlich ausserhalb des Haushalts stattfindenden.

Wenn jemand in einer Erwachsenenbildungseinrichtung "Malen" oder "Französisch" lernt, ist das natürlich genausowenig Hausarbeit (sondern persönliche Zeit bzw. Freizeit oder möglicherweise berufsbezogene Bildung), als wenn man bspw. das Auto des Nachbarn für einen bestimmte Gegenleistung repariert (zusätzliche Erwerbsarbeit, Graue Arbeit).

In der folgenden Übersicht soll der Versuch unternommen werden, für haushaltsanalytische Zwecke (sowohl für Makro- wie Mikroanalysen) brauchbare Arbeitsbereichs-Kategorien zu skizzieren.

Dabei wird es sinnvoll sein, nicht aus der Perspektive des tatsächlichen Hausarbeitsablaufs (also hausarbeitsablauf-funktionell) vorzugehen, sondern in Hinblick auf strukturelle Funktionen für den Haushalt die Abgrenzungen vorzunehmen.

Soweit nähere Daten für die österreichischen Haushalte, bzw. für Haushalte in vergleichbaren Ländern bekannt oder relevant sind, werden sie mit angegeben.
Darüberhinaus sollen arbeitswissenschaftliche Beschreibungen und Analysen die Bedeutung der Arbeitsaufgaben in diesen Bereichen ergänzen.

2. Konkrete Hausarbeitsaktivitäten

Wie differenziert die Erscheinungsformen hauswirtschaftlicher Leistungen zu untersuchen sind, hängt klarerweise vom zugrundeliegenden Forschungsinteresse ab.

Für die Beurteilung von Arbeitsverfahren bzw. Arbeitsmethoden gibt es mittlerweile ein umfassendes und wohl auch hochdifferenziertes System der Bewertung[2], das sich natürlich auch für Analyse- und Bewertungszwecke nicht nur im Bereich der industriellen Arbeitsverfahren (für das entwickelt wurde), sondern im Bereich der Hausarbeit verwenden läßt.

Um derartige fein differenzierende Analysen geht es hier jedoch nicht, sondern um eine grundsätzliche Übersicht zu den verschiedenen Arbeitsbereichen in der Hauswirtschaft.

Festzuhalten ist, daß in Österreich - im Vergleich zur BRD - der private Haushalt und die Arbeiten, die in ihm geleistet werden, bislang nur geringe Aufmerksamkeit erhalten haben. Ein Grund dafür ist sicherlich darin zu sehen, daß die Arbeiten im Rahmen der Hauswirtschaft im Regelfall zwar das Funktionieren einer Lebensgemeinschaft sicherstellen, jedoch üblicherweise nicht in rechenbaren, meßbaren Größen ausgedrückt werden.[3]

Der Arbeitsaufwand in einem konkreten (individuellen) privaten Haushalt, d.i. die mikrosozial für den betroffenen Einzelnen mit Rechten und Pflichten verbundene Lebensgemeinschaft mit anderen Personen und ihre Wirtschaftseinheit, hängt in erster Linie von den sozialen und rechtlich relevierbaren Grundsätzen dieser Lebensform, dieser Lebensgemeinschaft ab. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Interessen, diesen Arbeitsaufwand näher zu bestimmen, auch wenn sie bislang in unserem Land keine besonders bedeutende Rolle spielen.[4]

In der Mehrzahl tragen Frauen die wirtschaftlichen Arbeiten im Haushalt. Dies übrigens auch dann, wenn sie berufstätig sind. Der Umfang der Arbeiten im Haushalt ist in erster Linie vom (bei Lebensgemeinschaften, Ehen etc. natürlich gemeinsamen) Anspruchsniveau der Lebenshaltung abhängig. Dann vorallem von Ort (Infrastruktur), materieller Struktur (bspw. Ausstattung) usw., des Haushalts.

Prinzipiell ist für die verschiedenen Hausarbeiten nicht nur ein bestimmter Zeitaufwand notwendig, sondern es sind auch Kenntnisse bzw. Fertigkeiten erforderlich.

Die Zubereitung einer Mahlzeit läßt sich durch Übung, Geschick und gute Organisation wesentlich zeitunaufwendiger durchführen, das liegt auf der Hand. Das bedeutet aber auch, daß für die Bewertung wirtschaftlicher Leistungen beide Dimensionen berücksichtigt werden müssen.

Eine derartige Bewertungsstruktur gibt es ansatzweise in der Bundesrepublik Deutschland[5], - dies aufgrund einer dort recht gut entwickelten haushaltswissenschaftlichen Forschung.

Für approximative Bewertungen wird allerdings vorderhand die Ermittlung des "Wertes" der Hausarbeit durch den Zeitbedarf und die Fortrechnung dieses Bedarfs in Lohnkosten genügen (müssen).[6][7]

Eine effiziente Ausführung bzw. Effizienzsteigerung bei den vielfältigen Verrichtungen im Rahmen der Hausarbeit ist wohl in vielen Einzelfällen eine sinnvolle und notwendige Angelegenheit, dennoch ist sie heute weder von individuellem noch gesellschaftlich vorrangigem Interesse, - Haushaltsberatungseinrichtungen existieren in Österreich keine.

Darüberhinaus werden heute Hausarbeitskenntnisse, übrigens auch Konsumfertigkeiten, nicht institutionalisiert vermittelt. In den meisten Fällen werden derartige Kenntnisse und Fertigkeiten 'beiläufig' oder von den Eltern her erworben. Dies betrifft übrigens auch soziale Kenntnisse und Fertigkeiten: sie sind – etwas sarkastisch gesprochen - bestenfalls pragmatischer Lehrstoff der Pausen im Schulunterricht.

Eine Herausarbeitung und Abgrenzung hauswirtschaftlicher Arbeitsbereiche und Aktivitäten muß auch auf die übrigen haushaltsrelevanten Aktivitätsbereiche Bedacht nehmen.

Etwa auf die teilweise mit den wirtschaftlich produktiven Aktivititäten sich überlappenden, bzw. ihnen mitunter angrenzenden Bereiche der Freizeit(formen) in den modernen Haushalten z.B. Golfspielen in der Freizeit aus beruflichen Motiven usw.

2.1. Einkauf (Beschaffung)

Einkäufe, also Beschaffungshandlungen der Haushalte könnten prinzipiell teilweise auch der Nahrungszubereitung zugerechnet werden. Dies ist aber nur dann vertretbar, wenn die Zeitaufwendungen für das Einkaufen von Lebensmitteln unterschieden werden von den Zeitaufwendungen für die Beschaffung anderer Verbrauchsgüter und dauerhafter Konsumgüter.

Insbesondere die indirekten Beschaffungsaufwendungen für dauerhafte Konsumgüter werden häufig unterschätzt. Dem Erwerb eines Autos oder einer Wohnung können oft recht zeitaufwendige Informationsphasen vorausgehen. Diese sind - insbes. auch aus erhebungstechnischen Gründen und Schwierigkeiten kaum erforscht.

Eine analytische Bedeutung mag die Zurechnung von Beschaffungsaufwendung von Lebensmitteln zur Essenszubereitung bspw. bei der Analyse ländlicher (genauer: landwirtschaftlicher) Haushalte (mit einem mehr oder weniger ausgeprägten Betriebsentnahmeanteil für den privaten Konsum) haben.

Zum Zeitaufwand für Einkaufen der Verbrauchsgüter müßten sinnvollerweise auch die Informationsbeschaffungsaktivitäten bei geplanten Einkäufen gezählt werden, - also alle jene Zeiten, die im Zusammenhang mit der getroffenen Bedarfsdeckungsentscheidung stehen.

Zeitaufwendungen:

Einkäufe des regelmäßigen Bedarfs werden zu rund 2 Dritteln von Frauen allein durchgeführt, zu rund einem Drittel von Mann und Frau bzw. der Familie gemeinsam.

Trotz der guten Ausstattung der Haushalte mit Kühlgeräten wird heute überraschend oft eingekauft. Etwa die Hälfte der Haushalte macht bspw. tatsächlich tägliche Einkäufe.

Die Zeitaufwendungen betragen im Schnitt in Österreich 35 Minuten per Tag, in der BRD rd 30 Minuten (- sie sind seit den 60er Jahren relativ gleich geblieben).[8][9]

Alle auch im folgenden genannten Zeiten per Tag beziehen sich auf

den Kalendertag.

Personale Belastungen:

Es wird im Regelfall rd 3 mal in der Woche für den laufenden Bedarf und mehrmals monatlich für den darüber hinausgehenden Grundbedarf eingekauft.

Der sog. "tägliche Einkauf" verursacht Zeitaufwendungen von rund einer halben Stunde täglich bei mittleren körperlichen Beanspruchungen, bzw. Trageaufwendungen von mehr als 3 kg; bei größeren Einkäufen sind die Belastungen entsprechend höher.

Zu dieser körperlichen Belastung kommen psychische Belastungen. Einerseits durch Zeitdruck (insbes. bei den Einkäufen Berufstätiger), andererseits durch die Einkaufssituation selbst: es muß der Einkauf vorbereitet werden, es muß nach Liste bzw. Planung gekauft werden, Preise und Qualitäten müssen verglichen werden.

2.2. Bevorratung

Zeitaufwendungen für die Vorratshaltung im Haushalt werden, außer in sehr detaillierten haushaltsanalytischen Fallstudien wohl eher nicht getrennt von der Beschaffung bzw. von der Nahrungszubereitung geführt werden. Dies insbes. da die Eigenproduktion von Nahrungsmitteln in den modernen Haushalten nur marginalen Charakter hat.

Zeitaufwendungen

Sind in erster Linie von der Haushaltssituation (Nutzgarten, landwirtschaftlicher Haushalt, auf Bevorratung ausgerichteter städtischer Haushalt) abhängig. Sinnvoll ist eine Trennung der Einkaufs- und Bevorratungsaufwendungen nur bei ausgeprägter Vorratshaltung.

Personale Belastungen:

Die körperlichen Belastungen sind höher als bei der Nahrungszubereitung und beim Einkaufen; das Ernten von Gemüse und Obst ist durch Steigen, Bücken, Heben, Tragen, Sammeln in gebückter Haltung sehr beanspruchend, das Konservieren der geernteten Nahrungsmittel wesentlich anstrengender als die Nahrungszubereitung, da im Regelfall größere Mengen verarbeitet werden.

2.3. Nahrungszubereitung

Die Zubereitung von Mahlzeiten (Essenszubereitung, Kochen) umfaßt an sich alle Arbeiten zur Vorbereitung (also letztlich auch zum Bevorraten) von Einkäufen (und Bevorraten von selbstgezogenen oder vor- bzw. zubereiteten Nahrungsmitteln), also bspw. das Entnehmen aus Vorratseinrichtungen, Wegräumen von nicht benötigten Teilen, dann das Reinigen von gekauften bzw. geernteten Nahrungsmitteln (Gemüse, Obst etc). Vorbereitung, Konservierung und Bevorratung ersparen spätere Zubereitungsaufwendungen - darum lassen sich plausibel Bevorratungsaufwendungen zur Nahrungszubereitung rechnen.

Die Nahrungszubereitung im privaten Haushalt umfaßt selbstverständlich alle Kosten und Zeitaufwendungen, die in der unmittelbar genußfertigen Speise "stecken". Also auch das Anrichten der Mahlzeiten (Speisen, Getränke) bei Tisch, bspw. das "Aufdecken" von Geschirr und das Servieren der Speisen (und das Abräumen des benutzen Geschirrs vom Tisch) gehört hierher.

Mit gutem Grund (nämlich der umfassenden Erfassung der für die Nahrungszubereitung erforderlichen Arbeitsaufgaben) kann die nach dem Essen kommende Nachbereitung, also vorallem die Geschirr-Reinigung (Koch- und Speisegeschirr) und das Aufräumen der Küche und des Eßplatzes zu diesen Ernährungsaufwendungen gerechnet werden.

Traditionell wird hier jedoch differenziert. Insbesondere mag das sinnvoll sein in Hinblick bspw. auf die Erfassung von Unterschieden bei händischer oder maschineller Geschirr-Reinigung (etwa in Hinblick auf unterschiedliche arbeitsorganisationale Abläufe in den Haushalten).

Aus der Sicht der die Hausarbeit verrichtenden Person ist eine Unterscheidung jedoch auch plausibel, da das Reinigen des Geschirrs im Arbeitsablauf meist in Zusammenhang mit den Aufräumarbeiten in der Küche steht und nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Nahrungszubereitung selbst.

Insbesondere bei Haushalten mit berufstätigen Frauen wird bspw. das Frühstücksgeschirr oft erst abends, mit dem Geschirr der Abendmahlzeit, gereinigt.

Essenszeiten sind naturgemäß keine Zeitaufwendungen, die der Hauswirtschaft zurechenbar wären, sondern sie gehören zu den persönlichen Zeitverwendungen (ausserhalb der Hausarbeit), oder - wenn das haushaltsanalytisch sinnvoller ist[10] - zu gemeinsamen bzw. persönlichen Essenszeiten.

Problematisch ist jedenfalls, wenn die Nachbereitungsarbeiten des Essens, also die Geschirrreinigung und das Aufräumen der Küche, in andere Aufräumarbeiten (insbes. das tägliche Zusammenräumen von Wohn-, Schlaf- und Kinderzimmer) miteinbezogen werden, da es sich hier ja jedenfalls um zwei verschiedene Objektbereiche handelt.

Zeitaufwendungen:

Nahrungszubereitung ist nach wie vor eine Domäne der Frauen in den Haushalten. In 90 % der Fälle kochen in Österreich Frauen, in 4 % wird von Männern, in 4 % von bezahlten Dritten (Haushaltshilfen) und in 2 % von Verwandten gekocht. Mehrheitlich wird heute einmal am Tag "warm" gegessen. Der tägliche Zeitaufwand beträgt für die Nahrungszubereitung insgesamt rd 90 Minuten pro Tag – ist aber sehr stark von den beruflich bedingten Gewohnheiten abhängig.

[...]


[1] Im wirtschaftlichen Sinn produktiv ist all jene Arbeit, deren Ergebnisse die Haushaltsmitglieder benötigen, da ein Bedarf danach vorhanden ist, die aber prinzipiell auch von einer bezahlten dritten Person erbracht werden könnten. Vgl. dazu auch Barbara Seel: Hausarbeit und Wertschöpfung, in:
Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik Vol 205/2, Stuttgart 1988.

[2] Vgl. REFA Methodenlehre des Arbeitsstudiums (Bände 1-6), München 1978.

[3] Vgl. dazu Karl Kollmann: Arbeit in privaten Haushalten, in: SWS-Rundschau 2/1990, Wien 1990.

[4] Im wesentlichen sind es vier Gründe, die ein Interesse an der Verteilung und am Aufwand für Hausarbeit kenntlich machen:

1. Die individuelle Lebensplanung, insbes. für haushaltliche Beratungszwecke.
2. Das grundsätzliche Interesse an Lebenssituationen, dies insbes. aus Forschungsabsichten heraus.
3. Rechtsansprüche etwa aus einem Schadenersatztatbestand, wenn z.B. eine Person, die im Haushalt tätig ist, verletzt wird und dadurch diese Tätigkeit nicht mehr, oder zeitweise nicht ausführen kann; Rechtsansprüche gegenüber einem Sozialversicherungsträger, bspw. aus Gründen der Hilflosigkeit der betroffenen Person.
4. Planungsmöglichkeiten und Bedarfserhebungen für Sozialhilfeeinrichtungen, die Hilfen bspw. für die Pflege zuhause anbieten.

[5] Bspw. Deutsche Gesellschaft für Hauswirtschaft e.V. (Hrsg): Deist, Böhner: Arbeitsbewertung in der Hauswirtschaft, München 1977.

[6] Der Zeitbedarf für die Tätigkeiten im Bereich der

Hauswirtschaft kann auf unterschiedliche Weise ermittelt werden.

a) Durch Selbsteinschätzung des Haushaltes

a) aufgrund von ex-post Zeitschätzungen,
b) aufgrund von Arbeitsaufzeichnungen,

- diese Verfahren liefern nur statistisch brauchbare Werte,

für den Einzelfall sind sie durch ihren subjektiven Charakter

nicht gut geeignet (zwischen objektiv notwendigem Aufwand und

subjektiv {durch persönliche Vorliebe etc.} geleistetem

Aufwand ist dabei schwer zu unterscheiden).

b) Durch die Anwendung von Arbeitsstudium-Methoden im Haushalt

(REFA-Technik) auf den konkreten Haushalt.

c) Durch Bewertung der Arbeitszeitaufwendungen aufgrund

gesammelter, objektiver Datensätze und

einer Bewertung (das ist also: Berücksichtigung) der

konkreten Haushaltssituation.

Dies kann nun

ca) durch Vergleich mit empirischen Daten aus

Zeitbudgeterhebungen einerseits,

cb) durch Bewertung aus entsprechend geordneten, in

erster Linie auf Haushaltsverhältnisse bezogenen

haushaltsarbeitswissenschaftlichen Datensätzen

andererseits,

geschehen.

[7] In der Sozialdemographie werden insbesondere die Verfahren der retrospektiven Einschätzung (aktivitätsorientierte Verfahren) und des retrospektiv geführten Tagebuches in verschiedenen Formen angewandt, in den Haushaltswissenschaften insbes. die der Ex-post Einschätzung und der Zeitaufschreibung (aktuelles Tagebuch, bspw. geführt zu gewissen Zeiten); vgl. Dieter Schäfer: Haushaltsproduktion in gesamtwirtschaftlicher Betrachtung, in: Wirtschaft und Statistik, 5/1988 .

Zur genaueren Bewertung von Arbeitszeitbedarfen vgl.: Karl Kollmann: Leitlinien für die Bewertung des Arbeitszeitbedarfs in Haushalten, Arbeitspapiere Haushalts- und Ernährungswissenschaften, Wien 1990.

[8] hier und im Folgenden, falls nicht anderes angegeben:

Daten für Österreich nach: Karl Kollmann: Wie wirtschaften Haushalte?, in SWS Rundschau 1/1989, Wien 1989

Daten für die BRD nach: Ulrich Lakemann: Veränderungen der Haushaltsproduktion seit 1950, in: Hauswirtschaft und Wissenschaft, 3/1989, Baltmannsweiler 1989.

[9] Vgl. zum Einkaufsverhalten auch:

Kurt Vollmann: Einkaufsgewohnheiten der Haushalte, in: Statistische Nachrichten 10/1985, Wien 1985,

Norbert Pühringer: Kenntnis, Verständnis und Nutzung der Warenkennzeichnung, unveröffentlichte Diplomarabeit WU-Wien, Wien 1990.

Im Rahmen einer empirischen Erhebung zur Nutzung der Warenkennzeichnung wurde hier auch das Einkaufsverhalten untersucht.

[10] eine Unterscheidung kann bspw. in familiensoziologischer

Hinsicht interessant sein, da Haushalte ja unterschiedliche

"Essenskulturen" haben und entwickeln (können).

Ende der Leseprobe aus 52 Seiten

Details

Titel
Hausarbeit - Umfang und Anforderungen
Hochschule
Wirtschaftsuniversität Wien  (Institut für Technologie und nachhaltiges Produktmanagment)
Autor
Jahr
2010
Seiten
52
Katalognummer
V148990
ISBN (eBook)
9783640593545
ISBN (Buch)
9783640593675
Dateigröße
821 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Grundlagen zur Arbeitswissenschaft von Hausarbeit
Schlagworte
Haushaltsökonomie, Arbeitswissenschaft, Wirtschaftslehre des Haushalts
Arbeit zitieren
Prof. Dr. Karl Kollmann (Autor:in), 2010, Hausarbeit - Umfang und Anforderungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/148990

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