„Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien.“ (Luhmann, S. 5)
Die Diskussion über den klassischen Wahrheitsgehalt der Inhalte der Massenmedien, sozusagen ihrer Realität, betrifft „nicht die Operationsweise der Massenmedien, sondern nur ihre Selbstbeschreibung, das Fehlen einer zureichenden Reflektionstheorie.“ (Luhmann, S. 10) Wie kann man objektiv entscheiden, was real ist und was nicht, wenn man ständig vom Medium selbst beeinflusst und informiert wird? Die Reaktionen des Zuschauers bezüglich dieses spezifischen Mediums werden sozusagen vom Medium selbst verschoben und beeinflusst. Es konstruiert folglich eine eigene Realität, die flexibel auf sämtliche Irritationen der Gesellschaft reagieren kann, da sie mit ihr in Form einer rekursiven Schleife verbunden ist.
In der folgenden Arbeit wird die Frage nach dem klassischen Wahrheitsgehalt der Massenmedien konsequent ausgeklammert. Es geht vielmehr um den eigentlichen operativen Konstruktivismus von Realität durch das Systems der Massenmedien und die Prozesse, die dabei ablaufen. Über die Annahme, die Massenmedien seien eines der Funktionssysteme der modernen Gesellschaft integriert Luhmann das Funktionsweise der Massenmedien in seine allgemeine Systemtheorie der modernen Gesellschaft.
„Systemtheorie betreibt Luhmann immer als Theorie sozialer Systeme“ (Kaesler S. 209) .
In seinem Essay „Die Realität der Massenmedien“ (1996) zerlegt Luhmann die Funktionsweise der Massenmedien in seine kleinsten Bestandteile und setzt sie dann auf der Basis seiner funktional-strukturellen Analyse als soziales System, mit seiner Wechselwirkung auf die Gesellschaft, wieder zusammen. Schwerpunkt der folgenden Arbeit ist folge dessen die Beschreibung der Realität der massenmedialen Realitätskonstruktion.
„[Es] geht […] nicht mehr um die alte ontologische Dualität von Sein und Schein, […] Sondern es geht um ein Realitätsverständnis, das Realität als eine Zwei-Seiten-Form des „Was“ und „Wie“ annimmt – des, was beobachtet wird, und des, wie es beobachtet wird. Und das entspricht genau der Beobachtung von Kommunikation […].“ (Luhmann, S. 59)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition des Begriffes „Massenmedien“ nach Luhmann
- Massenmedien als Soziales System
- Von der Allgemeinen Systemtheorie zum Sozialen System
- Sinn
- Kommunikation und Operation
- Autopoiesis
- Beobachtung
- Funktionsweise des Systems der Massenmedien
- Entstehung des Systems Massenmedien
- Systemgedächtnis
- Themen
- Programmbereiche
- Nachrichten/Berichte
- Nachrichten
- Berichte
- Werbung
- Unterhaltung
- Nachrichten/Berichte
- Massenmedien in der gesellschaftlichen Funktion
- Öffentlichkeit und gesellschaftliche Akzeptanz
- Hintergrundwissen
- Selbstbeobachtung
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Massenmedien aus der Perspektive der Systemtheorie Niklas Luhmanns. Ziel ist es, die Funktionsweise der Massenmedien als soziales System zu beschreiben und ihre Rolle in der modernen Gesellschaft zu beleuchten. Dabei wird auf Luhmanns Konzepte wie Autopoiesis, Beobachtung und Kommunikation zurückgegriffen.
- Die Definition von Massenmedien nach Luhmann
- Massenmedien als autopoietisches System
- Die Rolle der Kommunikation und Beobachtung in den Massenmedien
- Die Funktionsweise und Programmbereiche der Massenmedien
- Die gesellschaftliche Funktion der Massenmedien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht Niklas Luhmanns Theorie der Massenmedien und deren Anwendung auf die Funktionsweise und gesellschaftliche Bedeutung dieser in der modernen Gesellschaft. Der Fokus liegt auf der funktional-strukturellen Allgemeinen Systemtheorie Luhmanns und deren Relevanz für das Verständnis des Systems Massenmedien, wobei Fragen der Wahrhaftigkeit oder Manipulation von Inhalten nicht im Vordergrund stehen. Stattdessen wird Realität als Zwei-Seiten-Form von "Was" und "Wie" der Beobachtung betrachtet.
Definition des Begriffes „Massenmedien“ nach Luhmann: Luhmann definiert Massenmedien als Einrichtungen, die technische Mittel der Vervielfältigung für die Verbreitung von Kommunikation nutzen. Im Gegensatz zu früheren Formen der Informationsverbreitung, wie etwa manuellen Abschriften, betont Luhmann die maschinelle Herstellung des Kommunikationsträgers als entscheidendes Merkmal. Diese Definition grenzt Massenmedien klar von anderen Kommunikationsformen ab und legt den Fokus auf die technischen Möglichkeiten der Massenproduktion und -verbreitung von Informationen.
Massenmedien als Soziales System: Dieses Kapitel erörtert die Anwendung der Allgemeinen Systemtheorie auf das soziale System der Massenmedien. Es werden zentrale Konzepte wie Sinn, Kommunikation, Autopoiesis und Beobachtung erläutert und auf die spezifischen Charakteristika des Systems Massenmedien angewendet. Luhmanns Systemtheorie dient als analytisches Gerüst zur Untersuchung der Eigenlogik und der Interaktion des Systems Massenmedien mit seiner Umwelt.
Funktionsweise des Systems der Massenmedien: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung, das Systemgedächtnis und die Themenwahl der Massenmedien. Die verschiedenen Programmbereiche wie Nachrichten, Berichte, Werbung und Unterhaltung werden im Detail analysiert und ihre Funktion innerhalb des Systems erörtert. Die Kapitel analysiert wie das System durch die Selektion und Präsentation von Themen die gesellschaftliche Realität konstruiert.
Massenmedien in der gesellschaftlichen Funktion: Der letzte analysierte Abschnitt behandelt die Rolle der Massenmedien in der Gesellschaft, insbesondere im Hinblick auf Öffentlichkeit, gesellschaftliche Akzeptanz, Hintergrundwissen und Selbstbeobachtung. Es wird der Einfluss der Massenmedien auf die gesellschaftliche Meinungsbildung und die Konstruktion von Realität beleuchtet. Der Zusammenhang zwischen Medien und gesellschaftlicher Funktion wird im Detail betrachtet.
Schlüsselwörter
Niklas Luhmann, Systemtheorie, Massenmedien, Soziales System, Autopoiesis, Kommunikation, Beobachtung, Gesellschaft, Funktion, Realität, Medienwirklichkeit, Programmbereiche, Öffentlichkeit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Systemtheorie der Massenmedien nach Luhmann
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Massenmedien aus der Perspektive der Systemtheorie von Niklas Luhmann. Sie beschreibt die Funktionsweise der Massenmedien als soziales System und beleuchtet deren Rolle in der modernen Gesellschaft. Der Fokus liegt auf Luhmanns Konzepten wie Autopoiesis, Beobachtung und Kommunikation.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Luhmanns Definition von Massenmedien, Massenmedien als autopoietisches System, die Rolle von Kommunikation und Beobachtung in den Massenmedien, die Funktionsweise und Programmbereiche (Nachrichten, Berichte, Werbung, Unterhaltung) der Massenmedien und deren gesellschaftliche Funktion (Öffentlichkeit, gesellschaftliche Akzeptanz, Hintergrundwissen, Selbstbeobachtung).
Wie definiert Luhmann Massenmedien?
Luhmann definiert Massenmedien als Einrichtungen, die technische Mittel der Vervielfältigung für die Verbreitung von Kommunikation nutzen. Das entscheidende Merkmal ist die maschinelle Herstellung des Kommunikationsträgers, wodurch sie sich von früheren Kommunikationsformen abgrenzen.
Wie werden Massenmedien als soziales System betrachtet?
Die Arbeit wendet die Allgemeine Systemtheorie Luhmanns auf das System der Massenmedien an. Zentrale Konzepte wie Sinn, Kommunikation, Autopoiesis und Beobachtung werden erläutert und auf die spezifischen Charakteristika der Massenmedien angewendet. Die Systemtheorie dient als analytisches Werkzeug zum Verständnis der Eigenlogik und Interaktion des Systems mit seiner Umwelt.
Welche Programmbereiche der Massenmedien werden untersucht?
Die Arbeit analysiert verschiedene Programmbereiche: Nachrichten, Berichte, Werbung und Unterhaltung. Es wird deren Funktion innerhalb des Systems und die Rolle bei der Konstruktion gesellschaftlicher Realität untersucht.
Welche gesellschaftliche Funktion haben Massenmedien laut dieser Arbeit?
Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Massenmedien in der Gesellschaft, insbesondere bezüglich Öffentlichkeit, gesellschaftlicher Akzeptanz, Hintergrundwissen und Selbstbeobachtung. Der Einfluss auf die gesellschaftliche Meinungsbildung und die Konstruktion von Realität wird untersucht.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für die Arbeit?
Schlüsselbegriffe sind: Niklas Luhmann, Systemtheorie, Massenmedien, Soziales System, Autopoiesis, Kommunikation, Beobachtung, Gesellschaft, Funktion, Realität, Medienwirklichkeit, Programmbereiche, Öffentlichkeit.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit umfasst Kapitel zur Einleitung, Definition von Massenmedien nach Luhmann, Massenmedien als soziales System, Funktionsweise des Systems der Massenmedien, Massenmedien in der gesellschaftlichen Funktion und abschließend eine Zusammenfassung und einen Ausblick.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel ist es, die Funktionsweise der Massenmedien als soziales System zu beschreiben und ihre Rolle in der modernen Gesellschaft aus systemtheoretischer Perspektive zu beleuchten.
- Arbeit zitieren
- Oliver Schill (Autor:in), 2003, Die Realität der Massenmedien als Soziales System nach Niklas Luhmann, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14900