Die komischen Elemente im Lustspiel „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“ von Andreas Gryphius


Seminararbeit, 2009

14 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die komischen Elemente in „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“

3 Schluss

4 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Andreas Greif wurde am 2. Oktober 1616 als jüngster Sohn von Paulus und Anna Greif in Glogau geboren. Sein Vater starb schon früh, sein Stiefvater Michael Eder wurde vertrieben und kurz darauf verstarb auch seine Mutter. Außerdem lebte Gryphius, der sich als Künstlernamen diesen lateinischen Namen gab, in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, was seine Kindheit nicht leichter machte. Nachdem er seinem Ziehvater gefolgt war, besuchte Gryphius ein Gymnasium in Görlitz und studierte bald am Akademischen Gymnasium Danzig. Später arbeitete er als Hauslehrer. Er beherrschte elf Sprachen und war Mitglied der 1617 gegründeten Fruchtbringenden Gesellschaft.

Andreas Gryphius war Lutheraner und trat für seinen Glauben ein, was auch ein Motiv des Weltbildes im 17. Jahrhundert ist.

Wichtige Tendenzen in Gryphius´ Leben waren das Moment der Bildung, sein religiöses, evangelisch-christliches Weltverständnis, seine Arbeit in mehreren Berufen – Gryphius war Hauslehrer, Leiter von Kollegs, Landessyndikus von Glogau sowie Rechtsberater – und die Kriegserfahrung.

Gryphius Leben war geprägt von den Leiden und Erfahrungen seiner Zeit. Diese Erfahrungen der Unruhe, Einsamkeit, Zerrissenheit und des moralischen Verfalls während der Kriegsjahre thematisierte er in seinen Gedichten und Tragödien.[1]

Weniger bedeutend in Bezug auf die Wirkungsgeschichte sind die Komödien von Andreas Gryphius, welche von der italienischen Commedia dell´arte beeinflusst wurden.[2] Das bekannteste, „meistgespielte[n] [und] vermutlich erste[n]“[3] Lustspiel Gryphius´ ist „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“, das 1658 erstmals gedruckt wurde. Die genaue Entstehungszeit ist weitestgehend unbekannt. Bei dieser Komödie ist außerdem nicht hundertprozentig sicher, ob Gryphius der tatsächliche Verfasser ist, da diese mit dem Synonym „Philip – Gregorio Riesentod“ unterschrieben wurde. Man geht jedoch davon aus, dass dies das Pseudonym von Andreas Gryphius sei.

Das Lustspiel hat zum Ziel, das ungebildete Bürgertum zu verspotten und Maulhelden bloßzustellen. In „Absurda Comica“ ist der Titelheld Peter Squentz ein solcher Maulheld und bringt viele Begriffe durcheinander, die er verwendet, um gebildet zu erscheinen. Herr Squentz möchte mit einer Gruppe Handwerker eine Tragödie für den König vorspielen.

Thematisiert werden soll die Sage „Piramus und Thisbe“ auf den Ovidschen Metamorphosen.

Diese Tragödie entwickelt sich aber letztendlich durch die Fehler der Handwerker zu einem lächerlichen Spiel. „Nur für diese so genannten Säue werden sie am Ende entlohnt“[4] Das Schimpfspiel „Absurda Comica“ ist damit ein „Spiel im Spiel“. Diese Handwerksepisode in Verbindung zum Piramus-und-Thisbe-Stoff kam über englische Komödianten nach Europa, wo er oft verwendet und auch umgewandelt wurde. In Gryphius’ Lustspiel wird diese Episode sogar zu einem selbständigen Stück ausgebaut, welche im letzten von drei Akten thematisiert wird. Dieses „Spiel im Spiel“ ist im Gegensatz zum restlichen Werk, welches in Prosa gehalten ist, im Knittelvers geschrieben, welcher damals von Poeten verspottet wurde.

Bei der Komik geht es um die Verletzung der als gottgegeben verstandenen Ordnung der Welt und die Normverstöße gegen die Ordnung, welche durch ein Missverhältnis zwischen Sein und Schein entstehen. Der ungebildete Bürger strebt nach einem höheren sozialen Stand und Anerkennung für Fertigkeiten, die er nicht besitzt. Doch wo genau liegt die Komik in Gryphius´ Lustspiel „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“? Was sind komische Elemente? Diese Fragen versuche ich in meiner Hausarbeit zu klären.[5]

2 Die komischen Elemente in „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“

Die Komik und das Komische bezeichnen menschliche Verhaltensweisen, die Erheiterung hervorrufen oder hervorrufen wollen. Diese Erheiterung entsteht, indem entgegen aller Erwartungen gehandelt wird.[6]

Gryphius´ schreibt sein Schimpfspiel „Absurda Comica“ wider der Erwartungen der Zeit, in der durch Martin Opitz´ „Buch von der Deutschen Poeterey“ von 1624 festgelegt wurde, wie die deutsche Literatur klingen solle. In diesem Buch legte Opitz beispielsweise fest, dass der Wortakzent und der Versakzent zusammen passen müssten, was nur mit dem Alexandriner zu bewältigen wäre. Andreas Gryphius nutzte also entgegen dieser Festlegungen im dritten Akt, dem Akt der Handwerker, den Knittelvers mit unreinen Reimen und unregelmäßigem Vierheber, so zum Beispiel im dritten Aufzug, Peter Squentz: „…Bestellet sie zu einem Brunnen/ Bey dem Mondschein/ nicht bey der Sonnen…“[7] Die Reime der Handwerker im „Spiel im Spiel“ steht damit im „Missverhältnis zu den Erfordernissen der Kunstdichtung und wirken dadurch komisch“.[8]

Es wird also deutlich, dass etwas nur dann komisch sein kann, wenn im Hintergrund dessen eine Norm existiert. Eine weitere Norm, die durch Opitz aufgestellt wurde besagt, dass keine Personen von hohem Stand in einer Komödie auftauchen sollten, da diese aufgrund der Fallhöhe besser in Tragödien agieren sollten. Diese Regel durchbricht Gryphius indem er Personen eines hohen Standes in sein Schimpfspiel integriert, welche das Publikum darstellen, vor denen später die Tragödie „Piramus und Thisbe“ durch die Handwerker aufgeführt werden soll. Allzu drastisch ist dieser Regelverstoß jedoch nicht, da Hof und Handwerker klar voneinander getrennt sind. Die Komik entsteht also auch durch die „Konfrontation zweier Personengruppen und zweier ästhetischer Normen“.[9] Jedoch wird der tragische Stoff der Sage von Piramus und Thisbe von den Handwerkern und Peter Squentz zu einer Komödie umfunktioniert, was jedoch nicht von denjenigen gewollt war. Einen kleinen Beitrag zur Komik des eigentlich tragischen Stoffes liefert hier die Figurenkomik. In Komödien werden

ungebildete Bürger verspottet, die mit Fähigkeiten und Bildung protzen, die sie nicht besitzen.

Diese Personen wissen alles besser und sind geprägt von Habgier und Geltungsbedürfnis. welches sich bei den Handwerkern zeigt, da sie trotz des schlechten Schauspiels ein Entgelt erwarten.[10] Die Figurenkomik wird also durch eine Figur ausgelöst, deren Charakter entweder von den geltenden Normen der Gesellschaft abweicht oder eine falsche Selbsteinschätzung hat.[11] Auch der Niveauunterschied zwischen den geistig überlegenen Zuschauern und den Handwerkern verstärkt die komische Situation.[12]

[...]


[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Gryphius

[2] http://www.uni-duisburg-essen.de/einladung/Vorlesungen/lyrik/gryphius.htm

[3] Weltgeschick und Lebenszeit, S. 69

[4] Weltgeschick und Lebenszeit, S. 69

[5] Ecker, Hans Peter

[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Komik

[7] Andreas Gryphius Dramen, S. 598

[8] Sein Leben und Werk, S. 104

[9] Andreas Gryphius Dramen, S. 1149

[10] Sein Leben und Werk, S. 104f.

[11] Form und Funktion des Komischen

[12] Sein Leben und Werk, S. 105

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Die komischen Elemente im Lustspiel „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“ von Andreas Gryphius
Hochschule
Universität Erfurt
Note
2,7
Autor
Jahr
2009
Seiten
14
Katalognummer
V149053
ISBN (eBook)
9783640595617
ISBN (Buch)
9783640595297
Dateigröße
453 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Elemente, Lustspiel, Comica, Herr, Peter, Squentz“, Andreas, Gryphius
Arbeit zitieren
Sarah Nitschke (Autor:in), 2009, Die komischen Elemente im Lustspiel „Absurda Comica oder Herr Peter Squentz“ von Andreas Gryphius, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149053

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