Gerechtigkeit gilt in einem demokratischen Verfassungsstaat als unbedingtes Endziel einer politischen Gemeinschaft. In diesem Jahr wird Gerechtigkeit auf Wahlplakaten ganz groß geschrieben. Denn eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung vom Frühjahr 2008 ergab, dass sich 26 % der Deutschen eher ungerecht behandelt fühlen1. Innerhalb der Studie wird auch eine kritische Einstellung zur Demokratie und ein Desinteresse für Politik besonders bei den sozial Schwächeren deutlich. Aufgabe der Politik sollte es sein, durch grundlegende Veränderungen dem Trend der Politikverdrossenheit entgegenzuwirken. Die politische Philosophie des amerikanischen Philosophen John Rawls kann bei der Lösungssuche als Grundlage fungieren, da sie Fragen nach den fundamentalen Voraussetzungen von Gerechtigkeit in einem demokratischen Verfassungsstaat behandelt. Hierzu entwickelt John Rawls eine liberale Gerechtigkeitskonzeption, mit deren Hilfe Defizite in der Sozialpolitik Deutschlands ersichtlich werden und neue Lösungswege erörtert werden können.
In seinem Aufsatz „Gerechtigkeit als Fairneß: politisch und nicht metaphysisch.“2 aus dem Jahr 1985 spezifiziert und rezensiert John Rawls seine eigene Theorie der „Gerechtigkeit als Fairneß“, die er 1971 in seinem Hauptwerk „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ ausgearbeitet hatte. In „Gerechtigkeit als Fairneß“ beschreibt er eine politische Gerechtigkeitskonzeption, die faire Grundsätze für politische, soziale und ökonomische Institutionen festlegt. Die Konzeption solle nach Rawls aus einem gemeinsamen Konsens von Weltanschauungen und religiösen und philosophischen Lehren bestehen, sodass jeder Einzelne in der politischen Gesellschaft einen Zweck sieht: Die eigenen Ziele zu verwirklichen, ohne dabei gemeinschaftliche Interessen zu missachten.
Inhaltsverzeichnis
- Gerechtigkeit gilt in einem demokratischen Verfassungsstaat als unbedingtes Endziel einer politischen Gemeinschaft.
- In seinem Aufsatz „Gerechtigkeit als Fairneß: politisch und nicht metaphysisch.“² aus dem Jahr 1985 spezifiziert und rezensiert John Rawls seine eigene Theorie der „Gerechtigkeit als Fairneß“, die er 1971 in seinem Hauptwerk „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ ausgearbeitet hatte.
- Rawls stellt sich der Problematik, eine Entwicklung von fairen Gerechtigkeitsgrundsätzen zu ermöglichen, die den Institutionen als Grundlage für faires politisches Agieren dienen können.
- In der Praxis ist diese Darstellung als Ideal für politische Parteien zu verstehen, die Gesetze stets zum Wohl jedes Einzelnen fällen sollten, ohne egoistische Zwecke zu verfolgen.
- Rawls geht davon aus, dass bei einer fairen Verhandlung im Urzustand die Parteien sich auf das Gleichheitsprinzip und das Differenzprinzip einigen würden, die er in seinen zwei Gerechtigkeitsgrundsätzen festlegt und als gültig voraussetzt.
- Durch Achtung der zwei Gerechtigkeitsgrundsätze auf staatlicher Ebene und durch das Bewusstsein der Bürger für Nutzen und Notwendigkeit von Gerechtigkeit in einem demokratischen Verfassungsstaat, wäre nach Rawls die Umsetzung einer Gerechtigkeit als Fairness grundsätzlich möglich.
- Er setzt bei jeder Person ein moralisches Vermögen voraus, sodass diese sich frei ihrer Vernunft, des Denkens und der Urteilskraft bedienen kann.
- Wenn also in Deutschland eine Person einen Mangel an Gerechtigkeit und einen Zweifel an der Demokratie äußert, dann kann es nach Rawls nicht gewährleistet sein, dass die Gerechtigkeitsgrundsätze des Landes zum Vorteil jedes Einzelnen ausgerichtet sind.
- Der Soziologe Frank Tillmann ist in seiner „Philosophie des Teilens❝7 aktuellen globalen Problemen auf den Grund gegangen und hat eine Gerechtigkeitsutopie entwickelt, die die praktische Anwendbarkeit Rawls' Gerechtigkeitskonzeption aufzeigt.
- Natürlich löst Frank Tillmann mit seiner Gerechtigkeitsutopie nicht die globale Ungleichheit der Verteilung von Grundgütern.
- Diesem Schritt ist Deutschland meiner Meinung nach schon etwas näher, denn es handelt sich um einen am Gerechtigkeitsgedanken orientierten demokratischen Verfassungsstaat.
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Gerechtigkeitskonzeption von John Rawls und ihre Relevanz für die Analyse ungerechten politischen Handelns in einem demokratischen Verfassungsstaat wie Deutschland. Die Arbeit analysiert, wie Rawls' Theorie der Gerechtigkeit als Fairness Defizite in der Sozialpolitik Deutschlands aufzeigt und neue Lösungswege erörtert werden können.
- Die Gerechtigkeitskonzeption von John Rawls
- Die Anwendung der Gerechtigkeitskonzeption auf die deutsche Sozialpolitik
- Die Bedeutung von Freiheit und Gleichheit in Rawls' Theorie
- Die Rolle des moralischen Vermögens in der Gerechtigkeitskonzeption
- Die Kritik an der Ungleichheit in der Verteilung von Grundgütern
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz von Gerechtigkeit in einem demokratischen Verfassungsstaat wie Deutschland hervorhebt und auf die aktuelle politische Situation in Deutschland eingeht. Anschließend wird die Gerechtigkeitskonzeption von John Rawls vorgestellt, die in seinem Hauptwerk „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ ausgearbeitet wurde. Die Arbeit beleuchtet die zentralen Elemente von Rawls' Theorie, wie den Urzustand, den Schleier des Nichtwissens und die beiden Gerechtigkeitsgrundsätze (Gleichheitsprinzip und Differenzprinzip). Es wird erläutert, wie diese Prinzipien in der Praxis angewendet werden können, um ein System fairer Kooperation zu gewährleisten. Der Text geht dann auf die Bedeutung des moralischen Vermögens in Rawls' Theorie ein und analysiert, wie dieses Vermögen die Person zu einem rationalen und selbstbestimmten Handeln befähigt. Schließlich wird die Kritik an der Ungleichheit in der Verteilung von Grundgütern in Deutschland diskutiert und die Gerechtigkeitsutopie von Frank Tillmann vorgestellt, die als praktische Anwendung von Rawls' Gerechtigkeitskonzeption betrachtet werden kann.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Gerechtigkeitskonzeption von John Rawls, die Anwendung der Gerechtigkeitskonzeption auf die deutsche Sozialpolitik, Freiheit und Gleichheit, das moralische Vermögen, die Ungleichheit in der Verteilung von Grundgütern, die Gerechtigkeitsutopie von Frank Tillmann und die Bedeutung von Gerechtigkeit in einem demokratischen Verfassungsstaat.
- Arbeit zitieren
- Johanna Sailer (Autor:in), 2009, John Rawls' Konzeption der Gerechtigkeit als Indikator für ungerechtes politisches Handeln in einem demokratischen Verfassungsstaat wie Deutschland , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149083