Die Untersuchung analysiert die Hauptprotagonisten von Patrick Süskinds "Das Parfum" und Robert Schneiders "Schlafes Bruder" unter dem Aspekt der Apotheose – der Erhebung eines Menschen zu einem Gott oder Halbgott. Jean-Baptiste Grenouille und Johannes Elias Alder, ausgestattet mit übernatürlichen Talenten, durchlaufen einzigartige Entwicklungsprozesse, die durch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten und suboptimalen Erziehungsumwelten geprägt sind.
Im Mittelpunkt der Analyse stehen entwicklungs-, konstitutions- und persönlichkeitspsychologische Theorien, die die defizitären Umwelten und deren Auswirkungen auf die Identitätsbildung der beiden Protagonisten beleuchten. Mit Bezug auf die humanistische Persönlichkeitstheorie von Carl R. Rogers wird die Diskrepanz zwischen dem Real-Selbst und dem Ideal-Selbst der Figuren untersucht.
Die zentralen Forschungsfragen lauten: Welche Faktoren behindern die Bildung eines gesunden Selbstkonzepts bei Grenouille und Elias? Wie äußert sich ein gestörtes Selbstbild in spezifischen Episoden der Romane? Welche Strategien entwickeln die Protagonisten, um ihr Real-Selbst an das Ideal-Selbst anzunähern? Inwiefern dienen ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten als Mittel zur Überkompensation frühkindlicher Defizite?
Die Arbeit bietet eine neue Perspektive auf die Werke Süskinds und Schneiders, indem sie eine fundierte psychologische Analyse mit literaturwissenschaftlichen Methoden verbindet. Sie schließt eine Forschungslücke und eröffnet neue Interpretationsansätze für die postmodernen Werke "Das Parfum" und "Schlafes Bruder".
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wissenschaftliche Relevanz der zu behandelnden Thematik
- Forschungsfragen, -stand und Zielsetzung
- Das Psychogramm Grenouilles
- Entwicklungspsychologische Defizite
- Die biologische Mutter
- Die Ammen
- Psychosozialer Umgang beim Gerber Grimal
- Persönlichkeitspsychologische Defizite
- Plomb-du-Cantal-Episode
- Aufenthalt bei Marquis de la Taillade-Espinasse
- Das Bacchanal und der Tod: Beurteilung der Ideal-Selbst-Approximation
- Das Psychogramm Elias'
- Entwicklungspsychologische Defizite
- Die biologische Familie
- Wertekanon der Dorfgesellschaft
- Persönlichkeitspsychologische Defizite
- Die Liebe zu Elsbeth
- Die homoerotische Beziehung zu Peter
- Das Orgelfest und der Tod: Beurteilung der Ideal-Selbst-Approximation
- Zusammenfassung der Analyseergebnisse und deren grafische Darstellung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Bachelorarbeit untersucht die postmoderne Apotheose des Menschen, die sich in Patrick Süskinds „Das Parfum“ (1985) und Robert Schneiders „Schlafes Bruder“ (1992) manifestiert. Die beiden Protagonisten, Grenouille und Elias, zeichnen sich durch übernatürliche Talente aus, die jedoch aus einer defizitären und entwicklungsbehindernden Umwelt resultieren. Die Arbeit analysiert die Entwicklungspsychologischen und Persönlichkeitspsychologischen Defizite beider Figuren und setzt diese in Bezug zu ihrem Streben nach Selbstaktualisierung und der Erreichung eines Ideal-Selbsts.
- Entwicklungspsychologische Defizite und ihre Auswirkungen auf die Identitätsbildung
- Persönlichkeitspsychologische Defizite und die Rolle der Umwelt
- Die Suche nach Selbstaktualisierung und das Streben nach dem Ideal-Selbst
- Der Einfluss der frühkindlichen Sozialfaktoren auf die Persönlichkeitsentwicklung
- Die Interpretation der Apotheose im Kontext der postmodernen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die wissenschaftliche Relevanz der Thematik und die Forschungsfragen sowie -stand und Zielsetzung beleuchtet. Anschließend werden die beiden Protagonisten, Grenouille und Elias, im Detail analysiert. Die Analyse konzentriert sich auf die Entwicklungspsychologischen und Persönlichkeitspsychologischen Defizite beider Figuren, die aus ihren frühkindlichen Erfahrungen resultieren. So wird beispielsweise untersucht, wie Grenouilles fehlender Eigengeruch seine Identitätsbildung beeinflusst und welche Rolle die Umwelt bei der Entwicklung von Elias' musikalischem Talent spielt. Das dritte Kapitel widmet sich der Untersuchung der jeweiligen „Apotheosen“ von Grenouille und Elias, wobei analysiert wird, wie beide Figuren versuchen, ihre Ideal-Selbst-Approximation zu erreichen und welche Folgen dies für sie haben.
Schlüsselwörter
Postmoderne Apotheose, Entwicklungspsychologie, Persönlichkeitspsychologie, Identitätsentwicklung, Ideal-Selbst, Real-Selbst, Frühkindliche Sozialfaktoren, Defizite, Grenouille, Elias, Das Parfum, Schlafes Bruder.
- Quote paper
- Marco Garbely (Author), 2018, Überkompensationen entwicklungs- und persönlichkeitspsychologischer Defizite mittels Genialität in "Das Parfum" (1985) und "Schlafes Bruder" (1992). Postmoderne Apotheosen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1491486