Das Gesundheitskonzept von A. Antonovsky

Anwendbarkeit der Salutogenese bei Krebserkrankungen


Seminararbeit, 2010

17 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Rückblick in ein vergangenes Jahrhundert

2 Das Konzept der Salutogenese
2.1 Entstehung und Grundlagen des Konzeptes
2.2 Das Kohärenzgefühl
2.3 Das Gesundheits- Krankheits- Kontinuum
2.4 Stressoren, Spannungszustände & generalisierte Widerstandsressourcen

3 Anwendbarkeit der Salutogenese bei Krebserkrankungen
3.1 salutogenetische Behandlungspfade in der Psychoonkologie
3.2 Möglichkeiten zur Stärkung des Kohärenzgefühls

4 Kritische Würdigung der Salutogenese
4.1 Stärken
4.2 Schwächen

5 Fazit und Ausblick

6 Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Rückblick in ein vergangenes Jahrhundert

Von Beginn an hätten die Mediziner, sich eigentlich nur eine Frage stellen müssen: „Was hält gesund?“ und nicht „Was macht krank?“. Ein Rückblick in das vergangene Jahrhundert lässt vielleicht erahnen, warum Mediziner sich vorrangig der Krankheit zugewandt haben und nicht der Gesundheit. Der autonome Mensch betrat die Arena und wollte durch Erfahrungen die Natur beherrschen. Die Klink entstand und der klinische Blick richtete sich auf den kranken Körper und reduzierte seine pathologischen Erscheinungen auf chemische Prozesse. Die Ansicht das der Körper ein Teil der Natur ist und nicht von dieser getrennt betrachtet werden kann verschwand aus den Köpfen der Menschen, welche im 16. Jahrhundert lebten. Zur endgültigen naturwissenschaftlichen Ausrichtung kam es im 19. Jahrhundert, in diesem gelangten auch die Ärzte zu ihrer Monopolstellung. Bis heute hat das vorherrschende naturwissenschaftliche Paradigma der Medizin Gültigkeit. Charakterisiert wird es in einer Konzeption des Körpers als Organismus, dessen Funktionen ihrem Wesen nach durch physikalische und chemische Prozesse bestimmt werden. Mit naturwissenschaftlichen Analysemethoden können die Prozesse untersucht werden und in ihrem kausalen Zusammenhang beschrieben werden. Krankheit drückt sich in Symptomen aus, deren Ursachen im Körpergeschehen mit geeigneten Diagnosemethoden als morphologisches Substrat objektiv zu messen und nachzuweisen sind. Verfestigt wurde die damalige Ansicht durch die erfolgreiche Bekämpfung von Infektionskrankheiten (Faltermaier 1994, S. 14f). Seit dem sind zwei Jahrhunderte vergangen und es kam zu einem Umdenken. Im vergangenen Jahrhundert, 1986 verlangte schon die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein Umdenken, sie wollte weg von der „klassischen- alten“ Denkweise und hin zu einer „modernen Auffassung“, zu einer Gesundheitsförderung für alle. Ein Ziel der Ottawa- Charta von 1986 war es den Menschen zu lebenslangen Lernen zu befähigen und ihn dabei zu unterstützen, mit den verschiedenen Phasen seines Lebens umgehen zu können, sowie mit eventuellen chronischen Erkrankungen oder Behinderungen (WHO, Ottawa-Charta, 1986). Eine Krebserkrankung ist ein traumatisches Ereignis im Leben eines Menschen und erschüttert diesen, egal ob die Krankheit im Kindesalter auftritt oder im fortgeschrittenen Erwachsenenalter. Keine Fachrichtung lässt so viel Raum für Spekulationen wie die Onkologie. Denn die genau Ursache einer Krebserkrankung ist bis heute nicht geklärt, bis lang sind nur prädisponierende Faktoren bekannt. Vor diesem Hintergrund stellte sich mir die Frage, ob es denn ein alternatives Konzept gibt, statt dem rein pathologischen, welches Möglichkeiten schafft, besser mit der Diagnose Krebs umzugehen. Aaron Antonovsky schuf ein Gesundheitskonzept welches sich der Frage zu wandte, warum Menschen gesund bleiben und Einige schwere Erkrankungen besser bewältigen und durchstehen als Andere. In der nachfolgenden Hausarbeit wird Antonovskys Konzept vorgestellt, im Anschluss wird Bezug auf die Anwendbarkeit bei Krebserkrankungen genommen und den Abschluss bildet die kritische Würdigung mit Stärken und Schwächen der Salutogenese.

2 Das Konzept der Salutogenese

Antonovskys Konzept der Salutogenese wurde in den 70er Jahren entwickelt, Entstehung und Grundlagen des Konzeptes werden zu erst vorgestellt. Im folgenden wird Bezug auf die Hauptelemente des Konzeptes genommen. Abgehandelt wird das Kohärenzgefühl mit den drei Komponenten Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit. Die Themen Gesundheits- Krankheits- Kontinuum, sowie Stressoren, Spannungszustände und generalisierte Widerstandsressourcen komplimentieren das Kapitel.

2.1 Entstehung und Grundlagen des Konzeptes

Die Salutogenese ist in der Gesundheitswissenschaft eines der bedeutsamsten Gesundheitskonzepte und eines der Konzepte, welche im Laufe der Zeit viele Anhänger gefunden hat. Begründer dieses renommierten Gesundheitskonzeptes ist der israelisch- amerikanische Medizinsoziologe Aaron Antonovsky. Geboren wurde er 1923 in den USA, wo er auch anfing das College zu besuchen, welches er aber nicht beenden konnte, weil er der US- Armee beitreten musste. Bis 1960 lebt er in den USA und erwarb 1952 in der Abteilung für Soziologie der Yale-Universität seinen M.A. und 1955 einen Ph.D., geprägt waren diese Abschlüsse eher durch eine zufällige Begegnung mit der Medizinsoziologie und der Stressforschung. Antonovsky und seine Ehefrau Helen verließen 1960 ihre gemeinsame Heimat, um nach Israel auszuwandern. In Israel befasste Antonovsky sich mit verschiedenen Projekten (Franke 1997, S. 13). In den 70-er Jahren während eines dieser Projekte stieß Antonovsky auf eine Gruppe von Überlebenden des Holocausts. Diese Gruppe, überlebender Frauen, wies einen angemessenen Gesundheitszustand auf, obwohl sie Höllenqualen durch litten haben müssen. Antonovsky war fasziniert und beeindruckt von dieser Gruppe Frauen, und nahm es zum Anlass umzudenken. Er forschte und entwickelte und schuf sein Gesundheitskonzept, das Konzept der Salutogenese (Rückert et al. 2006, S. 63). 1979 veröffentlichte er sein salutogenetisches Konzept in seinem ersten Buch "Health, Stress and Coping" welches in Amerika erschienen ist, 1987 folgte sein zweites Werk "Unraveling the mystery of health". Es hat lange Zeit gedauert, bis man auch in Deutschland seinem Werk Aufmerksamkeit geschenkt hat. 1994 starb Antonovsky in Israel und erst 3 Jahre später, 1997 verfasste Alexa Franke die erste deutsche Übersetzung seines Konzeptes. Dabei stellte sie fest das sich Antonovsky Gesundheitskonzept, als Kernkonzept verstehen lässt. Zu dieser Annahme kam sie, weil viele Gedanken nicht zu Ende gedacht worden sind und ebenfalls weißt das Konzept Widersprüche auf (Franke 1997 S. 11). Trotz dieser Widersprüche fand das Konzept auch in Deutschland viele Anhänger, begründet könnte dies in Antonovskys Ausgangspunkt sein. Ausgehend von der traditionell-medizinisch pathologischen Sichtweise wird versucht zu erklären, warum Menschen krank werden. Gefragt wird vorrangig nach der Ursache, der aufgetretenen Krankheit. Traditionell gesehen ist Beginn jeder Forschung der Ausbruch einer Krankheit. Antonovsky widersetzte sich dieser traditionellen Sichtweise und näherte sich dem Thema auf eine andere Weise. Er untersuchte das Phänomen, dass Menschen trotz der Konfrontation mit einer Vielzahl von Gesundheitsrisiken und gesundheitsbelastenden Gegebenheiten gesund bleiben und nicht erkranken. Sein Ausgangspunkt war somit die Gesundheit eines Menschen (Rückert et al. 2006, S. 63). Salutogenese ist nach Antonovskys Auffassung aber nicht das Gegenteil von Pathogenese. Sondern versteht er unter salutogenetischer Orientierung ein fundamentales Postulat, dass Heterostase, Altern und fortschreitende Entropie als Kerncharakteristika aller lebender Organismen beschreibt (Antonovsky 1997, S. 29). Heterostase bezeichnet bei Antonovsky einen Grundzustand des Menschen, ausgehend davon das Krankheit nicht durch eine Störung der Homöostase hervor gerufen wird, sondern das die Krankheit ein notwendiger Zustand bei der Anpassung an neue Stressoren im Sinne einer Heterostase ist. Wörtlich genommen, ist die Heterostase als eine Störung der Homöostase aufzufassen. Entropie hingegen bezeichnet die Tendenz, sich auf einen Zustand immer größerer Unordnung hinzubewegen, dies findet statt wenn Stressoren bzw. nicht bewältigbare Stresssituationen überhand nehmen. Das Gegenteil von Entropie ist negative Entropie, dies ist die Fähigkeit eines Systems zur Ordnung. (Bengel 2001, S. 34). Auf Stressoren wird später im Text vertieft eingegangen. Festzuhalten ist bis dahin, dass der lebende Organismus, sprich der Mensch, sich in seinem Leben stets zwischen Krankheit und Gesundheit bewegt.

2.2 Das Kohärenzgefühl

Als Alexa Franke 1997 Antonovskys Hauptwerk übersetze, war sie bemüht Antonovskys Stil möglichst original ins Deutsche zu übersetzen. Gerade das Kernstück des Konzeptes wurde ins Deutsche mit unterschiedlichen Worten übersetzt, beispielsweise heißt es Kohärenzsinn, -erleben, -empfinden oder auch Kohärenzgefühl. Eine einheitliche Übersetzung existiert bis heute noch nicht. Franke entschied sich den sense of coherence mit dem Kohärenzgefühl zu übersetzen, in der vorliegenden Hausarbeit wurde Frankes Übersetzung beibehalten (Franke 1997, S. 12). Antonovsky versteht unter dem Kohärenzgefühl eine Art Grundeinstellung des Menschen. Wenn äußere Bedingungen vergleichbar sind, hängt seiner Meinung nach, Gesundheit bzw. die Fähigkeit schnell zu gesunden von dieser Grundeinstellung, sprich dem Kohärenzgefühl des Einzelnen ab (Bengel 2001, S. 28). Für ihn ist das Kohärenzgefühl entscheidend dafür, welche Position der Mensch auf seinem entwickelten Gesundheits- Krankheits- Kontinuum einnimmt. Auf dieser wird im weiterführenden Text noch ausführlich eingegangen. Hier nur kurz erwähnt, es gibt einen gesunden Pol sowie einen kranken, der Mensch bewegt sich im Laufe seines Lebens immer irgendwo dazwischen (Antonovsky 1997, S. 33). Antonovsky versteht das Kohärenzgefühl als „Hauptressource“ des Menschen und untergliedert dies in drei Komponenten:

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Details

Titel
Das Gesundheitskonzept von A. Antonovsky
Untertitel
Anwendbarkeit der Salutogenese bei Krebserkrankungen
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Note
2,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
17
Katalognummer
V149175
ISBN (eBook)
9783640609215
ISBN (Buch)
9783640609604
Dateigröße
443 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Gesundheitskonzept, Antonovsky, Anwendbarkeit, Salutogenese, Krebserkrankungen
Arbeit zitieren
Janine Schluzy (Autor:in), 2010, Das Gesundheitskonzept von A. Antonovsky, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149175

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