Was bedeutet es, existent zu sein? Diese Frage stellen sich Menschen überall auf der Welt. Der Sinn des Lebens ist genauso unwirklich zu durchdringen wie die Zukunft. Was wäre, wenn man nicht der wäre, der man ist, sondern in die Rolle eines anderen Wesens schlüpfte? Auch diese Vorstellung bewegt den individuellen Philosophen. Doch keiner kann diese Situation abschätzen bzw. erleben.
Franz Kafka hat in seiner „Verwandlung“ eine solche Situation geschaffen, die bildlicher gar nicht vorstellbar ist. Doch zu welchem Zweck schafft ein Dichter eine Szenerie, in der ein Mensch, in ein Tier verwandelt, versucht, seine Existenz zu sichern. Dieser Mensch, von dem die Geschichte erzählt wird, könnte jeder auf der Welt sein, denn das Tier ist nur Symbol für Veränderung. Dieser Mensch in Tiergestalt beobachtet nun seine Umwelt, um seine neue Rolle als Tier einzuordnen. Dabei muss er mit schwierigen Problemen und Konstellationen umgehen.
Die Geschichte ist eine Erzählung. Kafka bezeichnet sie selbst so. Doch beim ersten Lesen hält sich der Blick immer wieder weniger an der raren Handlung als vielmehr an den sozusagen illustrierten Stellen fest und fragt sich: „Was will mir diese Erzählung eigentlich sagen?“ Und mehr noch fragt sich der Leser, warum ihn weniger die Handlung fasziniert als vielmehr die Bilder, die dargestellt werden. Nun könnte man natürlich die Geschichte interpretieren, um eine Vorstellung zu bekommen, was Franz Kafka sagen will, und der Leser beantwortet sich unmittelbar die erste Frage. An dieser Stelle interessiert aber noch mehr, warum er gerade diese Art und Weise wählt, um seine Aussage zu verkünden. Warum erzählt er nicht eine Geschichte wie einen Actionfilm? Warum müssen es diese sprachlichen Bilder sein, warum diese Abbildungen einer Wirklichkeit in Form von bloßer Bildbeschreibung? Der aufmerksame Leser sucht auch nach einer Antwort auf die zweite Frage: Welche Funktion haben eigentlich diese Bilder und Beschreibungen in der Aussageabsicht Kafkas? Oder sind diese Bilder nur unwichtige Spielereien des Dichters oder gar nur Zufall?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erzählung und Beschreibung
- Allgemeine Grundlagen
- Erzählung und Beschreibung in Franz Kafkas Literaturverständnis
- Franz Kafka: „Die Verwandlung“
- Inhalt und Struktur der „Verwandlung“
- Die drei Konflikte des Gregor Samsa – Umstände der Verwandlung
- Konflikt 1: Gregors Stellung in der Familie Samsa
- Konflikt 2: Gregors Rolle in der Arbeitsgesellschaft
- Konflikt 3: Gregors Suche nach dem wahren Sein
- Gregor und sein Umfeld – eine Frage der Kommunikation
- Die Sprache
- Die Innenwelt und die Außenwelt
- „Die Verwandlung“ – Kafkas Kritik an der Gesellschaft
- Beschreibung in der „Verwandlung“ Franz Kafkas
- Wo setzt Kafka Beschreibung ein?
- Beschreibungsthema 1: Handelnde Personen und Charaktere
- Beschreibungsthema 2: Feindbilder
- Beschreibungsthema 3: Essen und Nahrung
- Beschreibungsthema 4: Der Käfer als Erlebender
- Beschreibungsthema 5: Die Verwandlung – Zwischen Mensch und Tier
- Warum beschreibt Kafka? – Von der Funktion der Beschreibung
- Funktion der Beschreibung handelnder Personen und Charaktere
- Funktion der Beschreibung von Feindbildern
- Funktion der Beschreibung von Essen und Nahrung
- Funktion der Beschreibung des Käfers als Erlebendem
- Funktion der Beschreibung der Verwandlung zwischen Mensch und Tier
- Beschreibungsnotwendigkeit contra Zufallsprodukt
- Wo setzt Kafka Beschreibung ein?
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Bedeutung und Funktion der literarischen Beschreibung in Franz Kafkas „Die Verwandlung“. Ziel ist es, die Rolle der Beschreibung im Kontext der Erzählung zu beleuchten und ihre Bedeutung für die Aussage des Textes zu erforschen.
- Die Bedeutung von Beschreibung in Kafkas Werk
- Die Funktion der Beschreibung in „Die Verwandlung“
- Die Rolle der Beschreibung in der Darstellung der Konflikte und der inneren und äußeren Welt Gregors Samsa
- Die Beziehung zwischen Beschreibung und Erzählung in Kafkas Literaturverständnis
- Die Frage, ob die Beschreibung in „Die Verwandlung“ ein Zufallsprodukt oder ein notwendiges Element der Aussage ist
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage nach der Funktion der Beschreibung in „Die Verwandlung“.
- Das zweite Kapitel befasst sich mit den allgemeinen Grundlagen der Erzählung und der Beschreibung. Es beleuchtet den Zusammenhang zwischen diesen beiden Elementen und zeigt auf, wie Kafka Erzählung und Beschreibung in seinem Werk verwendet.
- Das dritte Kapitel widmet sich der Analyse von Kafkas „Die Verwandlung“. Es werden der Inhalt und die Struktur der Geschichte sowie die Konflikte des Protagonisten, Gregor Samsa, erläutert. Des Weiteren wird die Rolle der Kommunikation und die Darstellung der inneren und äußeren Welt Gregors untersucht.
- Das vierte Kapitel konzentriert sich auf die Beschreibungselemente in „Die Verwandlung“. Es werden verschiedene Themenbereiche der Beschreibung analysiert und die jeweilige Funktion dieser Beschreibungen im Kontext der Aussage des Textes beleuchtet.
Schlüsselwörter
Literarische Beschreibung, Franz Kafka, „Die Verwandlung“, Erzählung, Funktion, Aussage, Metamorphose, Kommunikation, Gesellschaft, Innerer Konflikt, Äußerer Konflikt.
- Quote paper
- Björn-Christian Schüßler (Author), 2000, Beschreibung als Zufallsprodukt? Anwendung und Funktion der literarischen Beschreibung in literarischen Texten: Franz Kafka - Die Verwandlung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/14931