Wir leben in einer sich schnell und stetig wandelnden sozialen Welt, deren
Wahrnehmung für den Einzelnen individuell und subjektiv ist. Die Welt, die den
einzelnen Menschen umgibt und prägt, wird durch die wechselseitige Kommunikation
und Interaktion mit anderen Menschen bedingt. Jedes Individuum nimmt Situationen,
Momente und Handlungen aus den unterschiedlichsten Perspektiven wahr, wobei die
Wahrnehmung von Situationen und den Handlungen aller beteiligten Personen
primär von dem jeweiligen individuellen Standpunkt aus erfolgt. Zudem erfährt sich
das Individuum während der Interaktion und Kommunikation als solches indirekt
selbst und das auch durch Reaktionen auf eigene Handlungen von dem Standpunkt
anderer Individuen aus. In der Regel gehören die Interaktionspartner entweder der
gleichen sozialen Gruppe an oder vertreten den generalisierten Standpunkt der
gesamten Gruppe, die für die jeweilige Person von Relevanz ist. Die soziale
Bedeutung, die einer Person zugeschrieben wird, ist situationsbedingt von Person zu
Person in den sozialen Gruppierungen unterschiedlich. Abhängig von den
eingenommenen Positionen, Funktionen und Abhängigkeitsverhältnissen spalten
sich Individuen für den jeweiligen Bekanntenkreis beziehungsweise für die jeweiligen
Konstellation der Interaktionspartner in unterschiedliche Formen der eigenen Identität
auf. Insofern wird zum Beispiel mit dem einen über Politik diskutiert, mit dem anderen
über alltägliche Gegebenheiten und mit anderen wiederum über ganz private
Angelegenheiten. Während dieser kommunikativen Interaktion versuchen die
beteiligten Personen sich gemäß der Erwartungen, Einstellungen und der Nähe zu
der anderen Person von der besten Seite zu zeigen. Handlungen und
Verhaltensweisen werden somit danach ausgerichtet, wie nah oder distanziert eine
Person zu seinem Interaktionspartner steht, welche Bedeutung dieser für ihn
einnimmt, ob das Verhältnis privater oder beruflich-öffentlicher Natur ist etc.. Die
unterschiedlichen Varianten der Identitäten einer Person entstehen in diesem Sinne
aus den verschiedenen sozialen Reaktionen der Interaktionspartner heraus. Durch
die Erfahrungen, die im Verlauf der sozialen Prozesse gemacht werden, kann
während unterschiedlichen Interaktionen eine jeweils entsprechende, bewusste
elementare Identität entwickelt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Theoretischer Hintergrund
- 1.1. Symbolischen Interaktionismus
- 1.2. Drei Prämissen und zwei Paradigmen
- II. Konstitution der sozialen Identität nach George H. Mead
- 2.1. Symbole, Rollen und Kommunikation
- 2.2. Selbstbewusstsein, Identitätsbewusstsein und Identität
- 2.3. Entwicklung des Selbstbewusstseins und der Identität
- 2.4. ME, (my)Self and I
- Schlußbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, wie sich die Identität von Individuen in der Gesellschaft konstituiert. Sie greift dabei auf die sozialpsychologische Perspektive von George H. Mead zurück, die im Symbolischen Interaktionismus ihren Ausdruck findet. Die Arbeit beleuchtet die Rolle der Kommunikation und der symbolischen Interaktion für die Entwicklung des Selbstbewusstseins und der Identität.
- Der Symbolische Interaktionismus als theoretischer Rahmen
- Die Bedeutung von Symbolen, Rollen und Kommunikation für die Identitätsbildung
- Die Entwicklung des Selbstbewusstseins und der Identität nach Mead
- Das Konzept des ME, (my)Self and I
- Die Rolle der Gesellschaft in der Konstitution der Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz der Fragestellung. Sie führt in die sozialpsychologische Perspektive von George H. Mead ein und skizziert die zentralen Aspekte des Symbolischen Interaktionismus. Kapitel I behandelt den Symbolischen Interaktionismus als theoretischen Hintergrund. Es werden die drei Prämissen und die zwei Paradigmen des Symbolischen Interaktionismus nach Herbert Blumer vorgestellt. Kapitel II analysiert die Konstitution der sozialen Identität nach George H. Mead. Es werden die Bedeutung von Symbolen, Rollen und Kommunikation für die Identitätsbildung sowie die Entwicklung des Selbstbewusstseins und der Identität im Kontext der sozialen Interaktion dargestellt. Des Weiteren wird das Konzept des ME, (my)Self and I erläutert. Die Schlußbetrachtung fasst die zentralen Ergebnisse der Arbeit zusammen und stellt einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen dar.
Schlüsselwörter
Symbolischer Interaktionismus, George H. Mead, Identität, Selbstbewusstsein, Kommunikation, Symbole, Rollen, Gesellschaft, soziale Interaktion.
- Arbeit zitieren
- Andrea Roy (Autor:in), 2010, Sozialpsychologie und Symbolischer Interaktionismus: G. H. Mead, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149501