Sozialisationsprozesse an der Hochschule – eine exemplarische Studie


Hausarbeit, 2010

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Allgemeine Theorien zur Sozialisation
2.1 Was ist Sozialisation?
2.2 Sozialisation nach Albert Scherr

3. Das Studium - ein neuer Lebensabschnitt
3.1 Rollenwechsel – von der FSJlerin zur Studentin
3.2 Bildungsstreik – na und?

4. Zwischenbilanz – Die Hochschule als Sozialisationsfaktor?

5. Ausblicke

Literatur

1. Einleitung

In der vorliegenden Arbeit wird die Thematik der Sozialisation anhand persönlicher Erfahrungen an der Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften im Studiengang Soziale Arbeit erläutert.

Aus der Definition der Begrifflichkeiten „Sozialisation“ und „Persönlichkeit“ ergibt sich im weiteren Verlauf eine Veranschaulichung der Sichtweisen Albert Scherrs und damit einhergehend die Einführung des Begriffs der „Prägung“.

Darauf folgend wird dann die Rollentheorie exemplarisch durch meine Gewöhnung an das Leben einer Studentin untersucht. Mithilfe der Eindrücke, die ich während des Bildungsstreiks 2009 gewonnen habe, erläutere ich anschließend die Ausbildung meiner politischen Interessen.

Abgerundet wird die Arbeit durch ein Fazit zu meinem Sozialisationsstand, der durch den Beginn des Studiums entstehen konnte, und eine Perspektivenbetrachtung zu späteren Sozialisationsprozessen.

2. Allgemeine Theorien zur Sozialisation

Zu dem Thema Sozialisation existiert eine Vielzahl von verschiedenen Theorien, welche aus der Psychologie, den Erziehungswissenschaften und der Soziologie beeinflusst werden. Hier werden nur die aktuell weithin angesehenen Theorien unter den Sozialisationsforschern mit besonderer Gewichtung der soziologischen Erkenntnisse erläutert.

2.1 Was ist Sozialisation?

Mit dem Begriff der Sozialisation wird die Entwicklung des Menschen zu einem gesellschaftlich handlungsfähigen Subjekt beschrieben.[1] Das bedeutet, dass das Subjekt in die Lage versetzt werden soll, Werte und Normen umzusetzen sowie sich gemäß den gesellschaftlichen Anforderungen zu verhalten. Nach Hurrelmann geschieht die Persönlichkeitsentwicklung vor allem abhängig von „den sozialen und den dinglich-materiellen Lebensbedingungen“.[2] Der Mensch wird also durch seine Umwelt sozialisiert. Dabei darf jedoch nicht die Rolle des Individuums selbst vergessen werden. Denn Sozialisation kann nur in einem wechselseitigen Spannungsverhältnis zwischen diesem und seiner Umwelt entstehen.[3] Dieses Spannungsverhältnis entsteht vor allem in sozialen Interaktionen. Nach Weymann werden so jene Vorgänge bezeichnet, in denen Personen ihr Verhalten an der wahrscheinlichen Reaktion ihrer Mitmenschen ausrichten.[4] Da dies zeitunabhängig immer geschieht, darf auch Sozialisation nicht als ein abschließender Prozess aufgefasst werden. Vielmehr wird ein jeder sein Leben lang durch seine Teilnahme an der Gesellschaft sozialisiert.[5]

Des Weiteren kann Sozialisation in zwei Instanzen unterteilt werden: Die primäre und die sekundäre Sozialisation. Die primäre wird hauptsächlich von dem familiären Umfeld einer Person bestimmt und bezeichnet die Sozialisation im Kindesalter. Familiäre Werte gelten hier als Basis für das Individuum und werden von ihm nicht hinterfragt. In der sekundären Sozialisation schließlich tritt es in die Gesellschaft ein und lernt, gesellschaftliche Werte zu reflektieren und anzunehmen.[6] Der Übergang zwischen diesen beiden Instanzen findet in der Jugendphase eines Menschen statt und die Absolvierung dessen entscheidet über eine erfolgreiche Sozialisation.

Da der Begriff der Persönlichkeitsentwicklung bei der Untersuchung von Sozialisation elementar ist, sollte auch definiert werden, was genau der Terminus Persönlichkeit bedeutet. Wenn wir von Persönlichkeit reden, meinen wir in der Regel den, sich durch besondere Eigenschaften von anderen abgrenzenden, Charakter einer Person und ihre Fähigkeiten. Guilford spricht dabei von der „einzigartige[n] Struktur von Wesenszügen“[7] eines Individuums. Tillmann fügt der Individualität noch das soziale Verhalten in Gruppen[8] hinzu, um Persönlichkeit zu definieren. In jedem Fall ist die Persönlichkeit vom Individuum veränderbar und entwickelt sich immer weiter. Das ist Sozialisation.

2.2 Sozialisation nach Albert Scherr

Wie bereits weiter oben festgestellt, lebt Sozialisation von einer Interaktion zwischen dem zu sozialisierenden Individuum und der sozialen und materiellen Umwelt. Albert Scherr kritisiert die Sicht mancher Sozialwissenschaftler, dass sie lediglich einer Prägung unterläge. Prägung schließt eine eigenwillige Aneignung von Handlungskompetenzen grundlegend aus und meint, dass Werte und Normen unkritisch übernommen werden.[9] Scherr kritisiert daran in Anlehnung an George Herbert Mead, dass die kognitiven Fähigkeiten und Emotionen eines Einzelnen in dieser Theorie vernachlässigt würden.[10] Er gibt zu bedenken, dass ein Individuum mit unterschiedlichen, sich widersprechenden Aussagen konfrontiert werde und es diese erst zu einem eigenen Bild verarbeiten müsse.

Beispielsweise bedeutet eine Meinungsäußerung meiner Mutter über das politische Geschehen in Deutschland nicht automatisch, dass auch ich diese Meinung vertrete, sondern ich beziehe auch die Meinungen meiner Dozenten, Kommilitonen, Freunde und der Öffentlichkeit mit ein, um mir schlussendlich eine eigene individuelle Meinung zu bilden. Im Rahmen der primären Sozialisation hätte dies noch anders ausgesehen, denn als Kind habe ich meine Mutter in ihrer Funktion als Bezugsperson als Standard empfunden und ihre Werte, Normen und Meinungen bedingungslos übernommen. Dies lässt mich zu dem Schluss kommen, dass das Modell der Prägung für die primäre Sozialisationsphase durchaus anzuwenden, für die sekundäre aber nicht mehr ausreichend ist.

Scherr unterscheidet weiterhin zwischen Personalität, Individualität und Subjektivität, um die Art und Weise der eigenständigen Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Werten zu analysieren. Personalität stellt dabei die Gesamtheit der übernommenen Werte, Normen und Erwartungen dar, also den Stand der gesellschaftlichen Ansichten. Individualität ist gekennzeichnet durch die Andersartigkeit eines Menschen und hebt seine Möglichkeit der einzigartigen Auseinandersetzung mit diesen Werten hervor. Subjektivität schließlich meint das, was ein jeder mit anderen Menschen gleich hat, nämlich die Fähigkeiten zum Ausdruck durch Sprache, zur Selbstbestimmung und zu Handlungen.[11] Durch diese drei Dimensionen lässt sich das Subjekt Mensch und seine Abhängigkeit zur Gesellschaft besser verstehen.

3. Das Studium - ein neuer Lebensabschnitt

Nachdem ich mein Freiwilliges Soziales Jahr[12] in einer Wohngruppe für körperbehinderte Erwachsene in Hannover abgeschlossen hatte, war mir klar, dass ich ein Studium der Sozialen Arbeit beginnen wollte. Eine Vorstellung dessen, was mich damit erwarten würde, hatte ich allerdings nur ungefähr. Nachdem ich meinen Studienplatz in Braunschweig erhalten hatte, war dann klar, dass ich umziehen müsste. Von zu Hause ausgezogen, war ich zwar das Jahr zuvor schon, dennoch war mir etwas mulmig zumute, denn ich würde nun in eine WG ziehen und das war absolutes Neuland für mich. Mein Umfeld hatte sich also geändert und damit war an mich die Anforderung gestellt, neue Rollenerwartungen zu erfüllen.

[...]


[1] vgl. Tillmann, S. 10

[2] vgl. Hurrelmann, S. 14

[3] vgl. Zimmermann, S. 16

[4] vgl. Joas, S. 108

[5] vgl. Scherr, S. 26

[6] vgl. Reimann, S. 143

[7] vgl. Siegfried

[8] „ Zur Persönlichkeit gehört […] Individualität […] ebenso wie der Sozialcharakter […].“ Tillmann, S.12

[9] einige Vertreter dieser Theorie waren Durkheim, Berger und Luckmann

[10] vgl. Scherr, S. 25

[11] vgl. Scherr, S. 26

[12] im Folgenden nur noch FSJ

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Sozialisationsprozesse an der Hochschule – eine exemplarische Studie
Hochschule
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel
Veranstaltung
Einführung in sozialwissenschaftliche Begriffs- und Aussagesysteme
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
13
Katalognummer
V149631
ISBN (eBook)
9783640604807
ISBN (Buch)
9783640605095
Dateigröße
483 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialisationsprozesse, Hochschule, Studie
Arbeit zitieren
Kim Christin Humann (Autor:in), 2010, Sozialisationsprozesse an der Hochschule – eine exemplarische Studie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149631

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