Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit dem Phänomen des Zufalls in den ersten beiden Kriminalerzählungen Dürrenmatts „Der Richter und sein Henker“ (1952) und „Der Verdacht. Ein Kriminalroman“ (1953), sowie mit dem vierten Roman „Das Versprechen. Requiem auf den Kriminalroman“ (1958). Die der Arbeit zu Grunde liegende These ist, dass dem literarischen Zufall eine Sonderstellung im Werk des Autors zukommt, sowohl als Kompositionsprinzip sowie als Ereignis und als Bestandteil der Gedankenwelt der Figuren.
Aus rein pragmatischer Sicht war es nicht möglich eine ausführliche Behandlung aller vier Erzählungen im Rahmen des der Arbeit vorgegeben Umfang zu gewährleisten. Um andererseits nicht auf der Oberfläche verhaften zu bleiben, musste eine Erzählung ausgeklammert werden. Dass dabei die Wahl auf die genannten Erzählungen, unter Ausschluss des dritten Romans „Die Panne“, fiel, lässt sich damit begründen, dass die drei Erzählungen als Kriminaltrilogie über die ausschlaggebende Rolle des Zufalls in der Welt und dem menschlichen Leben eine Einheit bilden, während „Die Panne“ außen vor bleibt.
So bilden zunächst der „Der Richter und sein Henker“ und „Der Verdacht“ eine Einheit, da sie als Fortsetzungsromane unmittelbar hintereinander geschrieben wurden. Protagonist beider Romane ist der Kommissar Bärlach und auch temporal, im Hinblick auf die erzählte Zeit, stellt die Erzählung „Der Verdacht“ eine Kontinuität zu vorhergegangen her. Durch zwei konträr zueinander angelegte Antagonisten Bärlachs akzentuiert Dürrenmatt eine jeweils andere Zufallsproblematik, die den komplementären Charakter der beiden Erzählungen ausmacht.
„Das Versprechen“ bildet den Schlussstein bei der Auseinandersetzung des Autors mit der Gattung der Kriminalerzählung mittels des Zufalls. Noch stärker als in den vorangegangenen Erzählungen, wird der Zufall hier zur strukturbestimmenden Kategorie. Hartmut Kircher, der an dieser Stelle stellvertretend für die in der Forschung vorherrschende Meinung herangezogen werden soll, geht davon aus, dass die ersten beiden Romane den letzten vorbereiten. „Der Zufall stellt eine Art zyklischer Verbindung zwischen den drei Texten her.“ Dieser These schließt sich die vorliegende Arbeit an.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Theoretische Überlegungen – Der literarische Zufall
- Der Zufall im Werk Friedrich Dürrenmatts
- Typologisierungsversuch des Zufalls in den Kriminalerzählungen Dürrenmatts
- ,,Der Richter und sein Henker“
- Die zweite Vorgeschichte – Die „Wette“, ein „Spiel“
- Die erste Vorgeschichte – Ein „Alltagsverbrechen“
- Bärlach. Der,,unerbittliche Schachspieler“
- Das „Spiel\" findet sein Ende – „Dann waren Sie der Richter und ich der Henker“
- Abschließende Gedanken und Ausblicke
- ,,Der Verdacht“ – wie Hans Bärlach vom Zufall verlassen wird.
- Drei Vorgeschichten.
- Die Detektion - „Das Mögliche und das Wahrscheinliche sind nicht dasselbe.“
- „Zweiter Teil“ – Ankunft in der Kälte „Sonnensteins“
- Die Überwältigungsgeschichte
- Abschließende Gedanken und Ausblicke
- ,,Das Versprechen“
- Der Fall Gritli Moser – „Die Gerechtigkeit hat gesiegt“
- Matthäi nimmt die Detektion auf
- Wahnsinn als System: Raubfische fängt man mit etwas „Lebendigem“
- Abschließende Gedanken und Ausblicke
- Nachwort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht das Phänomen des Zufalls in den ersten beiden Kriminalerzählungen Dürrenmatts, „Der Richter und sein Henker“ und „Der Verdacht“, sowie in seinem vierten Roman „Das Versprechen“. Die zentrale These der Arbeit ist, dass dem literarischen Zufall eine besondere Bedeutung im Werk Dürrenmatts zukommt – sowohl als Kompositionsprinzip, als auch als Ereignis und Bestandteil der Gedankenwelt der Figuren.
- Die Rolle des Zufalls in Dürrenmatts Kriminalerzählungen
- Typologisierung des Zufalls in den Kriminalerzählungen
- Zufall als Kompositionsprinzip
- Zufall als Ereignis in der erzählten Welt
- Zufall in der Gedankenwelt der Figuren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer theoretischen Einführung in die Rolle des Zufalls im Werk Dürrenmatts, gefolgt von einer Typologisierung des Zufalls in seinen Kriminalerzählungen. Die folgenden Kapitel analysieren jeweils eine der drei ausgewählten Erzählungen. Dabei werden die verschiedenen Aspekte des Zufalls in der jeweiligen Geschichte untersucht, wie z.B. die Rolle des Zufalls in der Handlung, in der Figurenzeichnung und in der Gedankenwelt der Figuren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Zufalls in Dürrenmatts Kriminalerzählungen. Die zentralen Themen sind: literarischer Zufall, Typologisierung des Zufalls, Kompositionsprinzip, Ereignis, Gedankenwelt der Figuren, Kriminalerzählung, Kriminalroman, Friedrich Dürrenmatt.
- Quote paper
- Magistra Artium Catrin Altzschner (Author), 2009, Der Zufall in den Kriminalerzählungen Dürrenmatts, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/149638